Die Wahrheit verkündigen,
den Glauben verteidigen

Predigten des H.H. Prof. Dr. Georg May

Glaubenswahrheit.org  
22. April 2018

Durch einen guten Wandel das törichte Gerede unwissender Menschen zum Schweigen bringen

Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.

Geliebte im Herrn!

Im Fernsehen erscheinen häufig Reportagen vom Leben und Glauben fremder Religionen. In aller Regel geben sie ein sympathisches Bild von diesen Religionen ab. Schwächen und Verfehlungen werden gewöhnlich ausgeblendet. Besonders auffällig ist die Gewogenheit und die Gunst, die dem Buddhismus zugewendet wird. Der atheistische Charakter dieser Religion, die Dogmenlosigkeit des Buddhismus, die Feindseligkeit gegen das Christentum, die dieser Religion eigen ist, bleiben unerwähnt. In Birma – das ja heute Myanmar heißt – leben    300 000 buddhistische Mönche. Es glaubt doch wohl niemand, dass alle zu dieser Menge Zugehörigen das wie immer geartete Ideal des buddhistischen Mönchtums verwirklichen. Doch davon hört man nichts: nichts von Verstößen gegen den Zölibat, nichts von Homosexualität, nichts von Pädophilie. Das Fernsehen weiß nur Vorteilhaftes von diesen Mönchen zu berichten. Wenn aber ein Glied eines katholischen Ordens sich in Südafrika oder in Amerika vergeht, dann steht das in allen Zeitungen. Die Kirche an den Pranger zu stellen, ihre hierarchischen Organe mitleidlos herunterzumachen, ihre Tätigkeit oder Untätigkeit zu beanstanden, Fehler von Kirchengliedern bekanntzumachen und aufzubauschen, das gehört zu den liebsten Beschäftigungen der Massenmedien. Von der Frau Julia Klöckner weiß man, dass sie in einem nichtehelichen Verhältnis lebt. Aber wie viele von den Politikern tun das, und bei denen wird es nicht berichtet. Warum wird es ausgerechnet bei Frau Klöckner erwähnt? Weil sie katholisch ist. Es ist eine offenkundige Tatsache: Bekennende katholische Christen werden schärfer beobachtet als andere Menschen. Das ist in gewisser Hinsicht verständlich, denn die gläubigen katholischen Christen sind ein Vorwurf für die Masse der Ungläubigen. Ihr tadelfreies Leben ist eine Anklage gegen sie, gegen die Abständigen und Abgefallenen. Man sucht daher, was man ihnen anhängen kann, um ihnen einen Widerspruch ihres Lebens zu ihrem Glauben vorwerfen zu können.

Die Feinde unserer Religion bemühen gern die Geschichte, um unsere Kirche ins Unrecht zu setzen. Ich führe zwei Beispiele an: Man sagt, die katholische Kirche hat bei der Lösung der sozialen Frage, also der Arbeiterfrage versagt, sie hat deswegen die Arbeiter verloren. Tatsache ist, dass von katholischer Seite zuerst und am nachhaltigsten für die Verbesserung der arbeitenden Klasse eingetreten wurde. Laien wie Adam Müller und Josef Buß, Priester wie Kolping und Cardijn, Bischöfe wie Ketteler und Päpste wie Leo XIII. begründeten die katholische Soziallehre, die für die Entproletarisierung des Proletariats Unermessliches geleistet hat. Dass sich im 19. Jahrhundert auch katholische Arbeiter vom Glauben der Kirche getrennt haben, ist der Agitation der Sozialisten zuzuschreiben. Und dennoch haben viele katholische Arbeiter ihrem Glauben die Treue gehalten: im Ruhrgebiet, im Saargebiet, in Oberschlesien. Im Jahre 1936, meine lieben Freunde, auf dem Höhepunkt des Nazitums, fanden sich auf dem Annaberg in Oberschlesien 120 000 katholische Arbeiter zu Gebet und Opfer ein. Man rühmt Bismarck, er habe die vorbildliche deutsche Sozialgesetzgebung aufgebaut. Das trifft zu. Aber man vergisst, dass dies unter Verwertung von Gedanken der katholischen Sozialreformer und unter maßgebender Mitarbeit der katholischen Partei, der Zentrumspartei, geschehen ist. Der katholische Abgeordnete Ferdinand Graf von Galen brachte 1877 den ersten nach ihm benannten sozialpolitischen Antrag im Reichstag ein. Als ich das einmal in meiner Schulzeit dem Geschichtslehrer sagte, da wurde er wilde: „Wir treiben hier deutsche Geschichte und keine konfessionelle, und wenn dir das nicht passt, musst du dir eine andere Schule suchen.“ Man rühmt die sozialen Errungenschaften der Weimarer Republik, mit Recht, aber man vergisst zu erwähnen, dass der verantwortliche Minister, der Arbeitsminister, der diesen Aufbau leitete, der katholische Priester Heinrich Brauns war, Doktor der Staatswissenschaften. Acht Jahre lang stand er dem Arbeitsministerium vor in dreizehn wechselnden Regierungen. Die Kirche, so sagt man, die Päpste haben mit dem Nationalsozialismus paktiert. Man verweist auf das Reichskonkordat, das ja zwischen Deutschland und dem Heiligen Stuhl abgeschlossen wurde, und man erinnert an die bis zum Schluss bestehenden diplomatischen Beziehungen des Deutschen Reiches mit dem Heiligen Stuhl. Die Wahrheit ist, dass kein vergleichbarer Teil der deutschen Bevölkerung in dem Ausmaße wie die katholischen Christen den Nationalsozialismus innerlich abgelehnt und dermaßen viele Nachteile und Verfolgungsmaßen erlitten hat. Die Statistik spricht eindeutig nur für unsere Kirche. Ich habe die Zeit der braunen Diktatur bewusst und wachen Geistes miterlebt. Ich kann bezeugen: Wer ein praktizierender Katholik war, der war auch ein Gegner des Regimes. Das Reichskonkordat wurde von der deutschen Regierung dem Heiligen Stuhl angeboten. Es gibt keinen vernünftigen Grund, warum man das Angebot hätte ablehnen sollen. Ein völkerrechtlicher Vertrag wie das Konkordat bot ihm eine unanfechtbare Grundlage für die Abwehr der Angriffe, die man schon damals befürchtet hat. Diplomatische Beziehungen zwischen dem allmächtigen Staat und der ohnmächtigen Kirche waren die einzige Möglichkeit, wie Papst und Bischöfe wenigstens versuchen konnten, ungerechte Maßnahmen abzuhalten oder abzumildern. Dass die hunderten verhafteten Priester in einer eigenen Baracke im Konzentrationslager Dachau gesammelt wurden, das ist diesen diplomatischen Beziehungen zu verdanken. Die Kirche wird immer beschuldigt, verdächtigt, geschmäht: in der Nazizeit, weil sie dem Regime nicht so ergeben war wie der Protestantismus mit seinem Reichsbischof, nach der Nazizeit, weil sie dem Regime angeblich nicht genug widerstanden hat. Die Feinde unserer Religion wenden alle Mittel an, um auch der gegenwärtigen Generation katholischer Christen Schwächen, Fehler, Versagen vorzuhalten – denken Sie an die Missbrauchsfälle. Da kramt man angebliche oder wirkliche Vergehen aus der Vergangenheit aus und stellt sie an den Pranger. Die, die dann verurteilt werden, können sich nicht mehr wehren, sie sind längst tot.

Nun schreibt der heilige Petrus, wie wir eben gehört haben in der Epistel: „Das ist der Wille Gottes, dass ihr durch einen guten Wandel unwissende, törichte Menschen zum Schweigen bringet.“ Diese Menschen sind töricht, weil das, was sie von sich geben, der Wirklichkeit und der Wahrheit widerspricht. Ihre Argumente sind fadenscheinig, häufig auf einem Lügengebäude aufgebaut. Petrus billigt ihnen gewissermaßen einen Entschuldigungsgrund zu: sie sind unwissend; aber wenn man nichts weiß, soll man den Schnabel halten. Den Gegnern und Widersachern unserer Kirche geht häufig die Kenntnis des Gegenstandes ab, über den sie reden; gar nicht selten ist die bewusste Verbreitung von Unwahrheiten. Was können wir katholischen Christen tun, um uns gegen das törichte Gerede unwissender Menschen zu wehren? Der Apostel Petrus gibt als Mittel an: einen guten Wandel. Durch einen guten Wandel sollen wir das törichte Gerede unwissender Menschen zum Schweigen bringen. Was ist ein guter Wandel? Er besteht darin, dass wir selbstverständlich die bürgerlichen Pflichten und Gebote beobachten und darüber hinaus die göttlichen Gebote und Verbote uns zu Eigen machen, dass wir nach ihnen leben. So hat uns ja der Herr belehrt: „Euer Licht soll vor den Menschen leuchten, damit sie eure guten Werke sehen und den Vater im Himmel preisen.“ In der katholischen Kirche gehören Glaube an die göttlichen Geheimnisse und ein sittlich einwandfreies Leben untrennbar zusammen. Der Christ ist gehalten, Gott zu dienen durch gläubige Annahme seiner Offenbarung und durch treue Erfüllung seines Willens. Zum guten Wandel gehört auch, dass wir nützliche Glieder unserer Gesellschaft sind. Wir katholische Christen müssen uns auszeichnen durch unsere Leistungsbereitschaft. Wir müssen unsere geistige und körperliche Leistungsdisposition und Leistungsfähigkeit in die konkrete Arbeitssituation einbringen. Denn Petrus fordert auf, durch einen guten Wandel das törichte Gerede unwissender Menschen zum Schweigen zu bringen. Es kann in manchen Fällen gelingen, durch einen guten Lebenswandel andere Menschen von unserer eigenen Tugend zu überzeugen. Wer wirklich guten Willens ist, kann angesichts eines einwandfreien sittlichen Lebens nicht Verdächtigungen und Schmähungen aussprechen.

Aber was ist zu tun, wenn sich die Menschen durch einen guten Wandel nicht zum Schweigen bringen lassen? Was ist zu tun, wenn sie weiter Unrichtigkeiten, Irrtümer, Lügen verbreiten? Was wir Christen in diesem Falle tun müssen, ist der Versuch der Richtigstellung, Aufklärung tut Not. Wir müssen den wahren Sachverhalt der Dinge darstellen; dazu bedarf es der Kenntnis der Materie. Wir müssen uns in die kontroversen Gegenstände einarbeiten und die vorgebrachten unrichtigen Behauptungen berichtigen. Die Wissenden und Kenntnisreichen in unserer Gemeinde müssen sich im Internet, in Briefen an die Redaktionen von Fernsehen, Funk und Presse zu Wort melden. Jeder Brief oder jeder Anruf an eine dieser Redaktionen wird von diesen so eingeschätzt, dass dahinter 6000 Sympathisanten stehen. Wenn Sie also einen Brief schreiben, können sie damit rechnen, dass in den Redaktionen 6000 andere, die dasselbe denken, vermutet werden. Jeder Christ ist durch Taufe und Firmung beauftragt, seinen Glauben zu bekennen, sei es gelegen oder ungelegen. Nachbarn, Freunden, Arbeitskollegen Rechenschaft abzulegen über die Hoffnung, die in uns lebt, ist uns auferlegt. Das überzeugende persönliche Bekenntnis ist durch nichts zu ersetzen. In den bischöflichen Ordinariaten wird viel Papier bewegt, aber es geschieht wenig, um die Ehre der katholischen Kirche zu verteidigen. Wenn es mit rechten Dingen zuginge, müssten in den Ordinariaten Personen sein, die beim ersten Angriff auf eine kirchliche Stelle sich zu Wort melden und Widerstand leisten. Aber statt dessen blasen sie in dasselbe Horn. Wir müssen unseren Einfluss in den Massenmedien verstärken, meine lieben Freunde, in den Zeitungen, in den Redaktionen von Rundfunk und Fernsehen. Man muss sich die Aufklärung etwas kosten lassen, indem man bspw. Bücher empfiehlt, erwirbt und verteilt, in denen die haltlosen Verunglimpfungen der Kirche und der Christen entlarvt und zurückgewiesen werden. Solche Bücher und Schriften existieren, aber sie kommen nicht unter die Leute, weil sie zu wenig verbreitet werden. Sie kennen alle den protestantischen Schriftsteller Rolf Hochhuth. Im Jahre 1963 veröffentlichte er das Theaterstück „Der Stellvertreter“. Es wurde in viele Sprachen übersetzt und auf vielen Bühnen aufgeführt. Darin geiferte er gegen den Papst Pius XII. Er warf ihm vor, mitschuld an der Judenverfolgung zu sein durch die Nationalsozialisten und aus egoistischen Gründen dazu geschwiegen zu haben. Diese Vorwürfe sind töricht, sind lächerlich, sind unwahr, sind unhaltbar. Und diese Unhaltbarkeit ist nachgewiesen worden. Es gibt Schriften, die das besorgt haben, aber sie blieben wirkungslos, weil sie nicht unter die Leute kamen. Die gläubigen katholischen Christen hätten viel größere Anstrengungen unternehmen müssen, um das Machwerk Hochhuths zu entlarven. Man muss sich die Aufklärung etwas kosten lassen. Ich habe ja, wie Sie wissen, 2017 das Buch geschrieben „300 Jahre gläubige und ungläubige Theologie“ mit 1100 Seiten – 49 €, das ist ein Spottpreis, aber nur deswegen, weil ich 10000 € verlorenen Zuschuss geleistet habe aus meiner Tasche – 10000 € verlorenen Zuschuss um Gottes willen, um der Sache willen, um der Kirche willen. Wir müssen uns die Aufklärung etwas kosten lassen. Wir haben als Christen und Glieder der Kirche das Recht und die Pflicht, die Ehre unserer Kirche zu schützen und zu verteidigen. Hier geschieht viel zu wenig. Ein gläubiger Autor schrieb: „Die Kirche wirkt in der Öffentlichkeit heute oft wie ein taumelnder Riese, der stumm erträgt, wenn jeder Papiertiger an ihm sein Mütchen kühlt.“ So ist es. Die Ehre als guter Ruf und praktisch würdige Behandlung in der Gesellschaft ist Gegenstand eines natürlichen subjektiven Rechtes. Die Ehre ist gleichsam die geistig soziale Atmosphäre, die der Mensch zur freien Selbstentfaltung nötig hat, aber auch die Gesellschaft, aber auch die Kirche! Der Christ hat positive Pflichten hinsichtlich der eigenen und fremden Ehre. Jeder muss den eigenen guten Ruf nach seinem wahren Werte schützen, bewahren und, wenn nötig, verteidigen, aber auch die Ehre seiner Mutter, der Kirche. „Das ist der Wille Gottes, dass ihr durch einen guten Wandel unwissende, törichte Menschen zum Schweigen bringet“, fordert der Apostel Petrus. Wir gläubigen Christen sollen uns auszeichnen durch die sittliche Qualität unserer Lebensführung. Damit gefallen wir Gott und nützen der Gesellschaft. Dadurch leisten wir einen entscheidenden Beitrag zum Erhalt unserer und unserer Kirche Ehre. Wenn wir tadellos und lauter leben, werden manche unserer Zeitgenossen ihr Urteil über die Kirche, über die Katholiken korrigieren und uns Gerechtigkeit widerfahren lassen. Sollte es aber wider Erwarten nicht gelingen, allein durch einen guten Wandel unwissende, törichte Menschen zum Schweigen zu bringen, dann dürfen und müssen wir uns der Waffen bedienen, welche die Vernunft und die Rechtsordnung uns zur Verfügung stellen. Wir müssen uns wehren. Der Apostel Petrus, der zum guten Wandel auffordert, ruft uns ebenso auf, allezeit bereit zu sein zur Abwehr und Verteidigung jedem gegenüber, der Rechenschaft über unseren Glauben und unsere Hoffnung verlangt. Wir dürfen, meine lieben Freunde, unsere Kirche nicht im Stiche lassen.

Amen.

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