Die Wahrheit verkündigen,
den Glauben verteidigen

Predigten des H.H. Prof. Dr. Georg May

Glaubenswahrheit.org  
26. Mai 2016

Das heilige Gastmahl

Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.

Geliebte, zur Feier des Herrenleibes Versammelte!

„O heiliges Gastmahl, in dem Christus genossen, das Andenken seines Leidens erneuert, der Geist mit Gnade erfüllt und das Unterpfand des künftigen Lebens uns gegeben wird.“ So betet der Priester immer, wenn er die heilige Kommunion zu einem Kranken oder Sterbenden bringt. O heiliges Gastmahl, in dem Christus genossen, das Andenken seines Leidens erneuert, der Geist mit Gnade erfüllt und uns das Unterpfand der künftigen Herrlichkeit gegeben wird. In diesem Lobpreis ist der Inhalt des heutigen Festes ausgedrückt. Es ist ein unbeschreibliches Glück, meine lieben Freunde, um die katholische Eucharistielehre zu wissen. Dass es Priester gibt, die dieses heilige Sakrament uns bereiten, dass durch die Worte der Konsekration Brot und Wein in Leib und Blut unseres Herrn Jesus Christus verwandelt werden, dass er nach der Konsekration wahrhaft, wirklich und wesentlich in den Gestalten von Brot und Wein enthalten ist, mit Gottheit und Menschheit, mit Fleisch und mit Blut, mit Leib und Seele, und dass er uns einlädt, ihn aufzunehmen mit Mund und Herz. Im Ersten Weltkrieg ist der Dichter Johannes Sorge gefallen. Er hat uns ein wunderbares Gedicht über den Heiland in der Eucharistie hinterlassen:

„Gott wird klein, sinkt dir ein,

Menschenherz heißt sein Schrein.

Hier wird neu die erste Liebe

Schöpfer küsst brennender Liebe

Das Geschöpf, das er ersann,

Kindlein sein, das ihm entrann.“

Wer den menschlichen Trost verloren hat, der scheint besonders geeignet zu sein, den Trost des eucharistischen Opfersakramentes zu empfangen. Ich möchte Ihnen drei wahre Erlebnisse aus dem letzten Krieg berichten. Auf einem Hauptverbandsplatz, auf dem viele zusammengeschossene Soldaten lagen, spendete der Kriegspfarrer an die Sterbenden die Wegzehrung. In einer Ecke lag ein verwundeter Russe. Er schaute aufmerksam zu und dann sagte er: „Gib mir auch das Brot, das so ruhig macht.“ Der Kriegspfarrer wendete sich dem Russen zu und es stellte sich heraus, dass er ein Mohammedaner war. Aber er wurde noch in seiner letzten Stunde getauft und empfing „das Brot, das so ruhig macht“. Die Gefangenen in Sibirien hatten ein schreckliches Los. Unter ihnen waren auch katholische Priester. Und ein sterbender Priester gab einem Kameraden eine, eine einzige konsekrierte Hostie. Der Mann trug sie in seinem Brustbeutel auf der Brust mit sich, und vier seiner Kameraden wussten, wer unter ihnen weilte. Und mitten im Toben der Stürme Sibiriens, unter dem Schreien der Posten, unter dem Druck der Arbeit hielten sie ihre Sakramentsandacht in der sibirischen Hölle. Einen Schatten hatte allerdings ihr Glück, nämlich: Sie konnten den Herrn nicht empfangen, denn sie hatten nur eine Hostie. Ein Feldgeistlicher feierte in einem von Typhuskranken erfüllten Fabrikraum beim Stöhnen der Sterbenden das heilige Opfer. Altar war eine Munitionskiste, Kelch ein Feldbecher, Patene ein Karton, in dem Brotkrusten lagen. Ein Sanitäter spendete ein paar Tropfen Wein, Messgewand, Buch und Kerzen gab es nicht. Bei der Kommunion konnte der Priester vor Schwäche nicht mehr gehen. Da krochen die Todgeweihten auf dem Bauche heran, um den Herrn zu empfangen.

Wir sind heute eingeladen, den Herrn verehrend anzubeten, den Herrn, den wir mit Mund und Herz aufnehmen sollen. Das Konzil von Trient hat eigens entschieden: „Dadurch, dass er unsere Speise ist, hört er nicht auf, anbetungswürdig zu sein.“ Aufnahme und Anbetung gehören zusammen. Die Anbetung sichert die Hoheit der Gabe, die wir empfangen. In meiner Heimat singt das gläubige Volk:

„O Herr, ich bin nicht würdig, zu deinem Tisch zu gehen.

So mache du mich würdig, erhör mein kindlich Flehen.

O stille mein Verlangen, du süßer Seelenbräutigam,

dich würdig zu empfangen, du wahres Osterlamm.“

O dass wir doch, meine lieben Freunde, würdig werden, den Heiland in unser Herz aufzunehmen. „Gott, du hast uns in dem wunderbaren Sakrament das Andenken deines Leidens hinterlassen. Wir bitten dich: Lass uns die heiligen Geheimnisse deines Leibes und Blutes so verehren, dass wir die Frucht deines Leidens alle Zeit empfangen.“

Amen.

Schrift
Seitenanzeige für große Bildschirme
Anzeige: Vereinfacht / Klein
Schrift: Kleiner / Größer
Druckversion dieser Predigt