Die Wahrheit verkündigen,
den Glauben verteidigen

Predigten des H.H. Prof. Dr. Georg May

Glaubenswahrheit.org  

Predigtreihe: Advent – Zeit des Kampfes gegen das Böse (Teil 4)

19. Dezember 2010

Die Sünden und ihre schlimmen Folgen

Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.

Geliebte im Herrn!

Die Sünde, die schwere Sünde zieht Strafe nach sich, die ewige Strafe für die unbereute Sünde, zeitliche Strafen für bereute Sünden. Wer in der Todsünde gefallen ist, hat das hochzeitliche Gewand, nämlich die heiligmachende Gnade, verloren, und wenn er in dieser Gesinnung, in dieser Haltung abscheidet, dann ist er verloren. Aber wer bereut, dem werden die Sünden verziehen, und wären sie rot wie Scharlach, sie werden weiß wir Schnee.

Es gibt da noch irdische Strafen. Die Heilige Schrift spricht an vielen Stellen vom „Zorn Gottes“. Damit ist seine Abweisung der Sünde gemeint. Gott ist ja kein Mensch, der zornig wird. Aber mit dem Zorn Gottes wird seine Lebendigkeit ausgedrückt und seine Abwehr des Bösen. „Gottes Zorn“, heißt es im Römerbrief des Apostels Paulus, „offenbart sich über alle Ungerechtigkeit und Gottlosigkeit der Menschen.“ An anderen Stellen ist die Rede von der „Züchtigung Gottes“. „Du züchtigst wegen der Sünde und weisest den Menschen zurecht.“ Die Heilige Schrift hebt auch hervor, dass Leid und Schmerzen über den kommen, der sündigt. „Trübsal und Bedrängnis kommen über jede Menschenseele, die Böses tut.“

Der tiefste Grund dafür, dass die Sünde Strafe nach sich zieht, liegt darin, dass man sich vom Gott der Seligkeit, abwendet. Wer nicht zum Gott der Seligkeit kommt, der ist in der Unseligkeit. Und das ist eben beim Sünder der Fall. „Der Sünder gräbt sich selbst die Grube und fällt hinein“, heißt es im Psalm 7. Und „Die Gottlosen werden von ihren eigenen Missetaten gefangen.“ An einer wichtigen Stelle im Buch der Weisheit heißt es: „Wodurch eine sündigt, damit wird er auch gestraft.“ Gott straft die Sünde. Er ist gerechter Vergelter für die Sünde. Die Menschen sollen dadurch die Unordnung erkennen, die sie mit der Sünde anrichten. Durch die Strafe erhält der Sünder, was er sich verdient hat.

Gleichzeitig aber verfolgt Gott den Zweck, durch die Strafe den Sünder zu bessern. Er soll gemahnt, er soll gewarnt werden. Die zeitliche Strafe soll ihn vom Verderben retten. Es ist nicht so, dass die Strafe der Sünde auf dem Fuße folgt. Gott hat Zeit und läßt dem Sünder Zeit, sich zu bekehren. Er belohnt lieber, als dass er straft. Nicht jeder erkennt auch, dass das Übel, das ihn trifft, aus der Sünde stammt. Die Menschen schreiben die Übel, die sie empfinden anderen Ursachen zu. Manche Ungläubige vermögen die Sünde gar nicht zu erkennen. Der Gläubige weiß die Sünde sehr wohl von anderen irdischen Folgen zu unterscheiden. Er spürt nämlich die Schuld, und die Schuld ist es, die nach Strafe ruft.

Jeder Böse schadet zuerst sich selbst. Ich werde nicht müde, meine lieben Freunde, das unsterbliche Wort des heiligen Augustinus zu zitieren: „Du hast es befohlen, o Gott, und so ist es, dass seine Strafe sich selbst wird jeder ungeordnete Geist.“ Ein Wort, über das man nicht genug nachdenken kann. „Du hast es befohlen, o Gott, und so ist es, dass seine Strafe sich selbst wird jeder ungeordnete Geist.“ Also aus der Schuld erwächst jedem Menschen die Züchtigung. Das Vergehen schlägt in Strafe um. Gott weiß die Sünde des Menschen so zu ordnen, dass gerade das, was dem Menschen Genuß ist an der Sünde, ihm als Werkzeug der Bestrafung dient.

Die sicherste irdische Strafe der Sünde, der Todsünde, ist die innere Unzufriedenheit. Der Todsünder zerstört die Ruhe und die Heiterkeit seiner Seele. Die Sünde entzieht dem Sünder den inneren Frieden. „Die Gottlosen sind wie ein tobendes Meer, das nicht still sein kann“, sagt der Prophet Isaias. Wie ein tobendes Meer, das nicht still sein kann. Das böse Gewissen sagt dem Sünder täglich: Wo ist dein Gott? Die Menschen, die in der Sünde leben, sind oft unleidlich, gereizt, verdrießlich, aufgebracht, verstimmt. Sie wissen nicht, oder sie wollen nicht wissen, woher diese Verstimmungen kommen. Sie kommen aus der Schuld. Sie sind Auswirkungen der Schuld. „Zwischen Sinnenglück und Seelenfrieden bleibt dem Menschen nur die bange Wahl“, sagt Friedrich Schiller. Zwischen Sinnenglück und Seelenfrieden bleibt dem Menschen nur die bange Wahl. Also eines von beiden kann er nur haben, entweder Sinnenglück oder Seelenfrieden.

Die Sünde fesselt auch den Menschen. Sie bindet ihn. Eine Sünde zieht häufig Sünden der gleichen Art nach sich. Die Begierde drängt auf Wiederholung, das wissen wir ja alle. Die Sünde will auch immer stärkeren Genuß haben. Sie drängt auf Steigerung. Der heilige Hieronymus sagt von der Verfehlung gegen die geschlechtliche Ordnung: „Usu crescit, numquam satiatur.“ Also die geschlechtliche Begierde wächst dadurch, dass man ihr nachgibt. Sie wird niemals satt. Usu crescit, numquam satiatur. Er hat wahrhaftig das Wesen der Sünde erkannt. Und Goethe sagt ja dasselbe im Faust: „So taumle ich von Begierde zum Genuß, und im Genuß verschmacht’ ich nach Begierde.“ „So taumle ich von Begierde zum Genuß, und im Genuß verschmacht’ ich vor Begierde.“ Denken Sie an den Fernsehmoderator Kachelmann, der jetzt vor Gericht steht. Er hatte eine ganze Anzahl von Frauen, mit denen er Unzucht trieb. Es bedurfte großer Geschicklichkeit von seiner Seite, um sie alle getrennt zu halten, dass die eine nicht von der anderen wußte. Aber jetzt treten sie alle auf vor Gericht.

Die Todsünde einer bestimmten Art hat auch häufig Todsünden einer anderen Art nach sich. Ein Ehebrecher muss notwendig lügen. Er muss ja seine Frau betrügen, und darum muss er sie belügen. Wer dem Geltungstrieb nachgibt, der verfällt leicht in Eitelkeit und Prahlerei. Er will überall im Mittelpunkt stehen; es soll sich alles um ihn drehen. Und der Haß trachtet danach, den verhaßten Menschen schlecht zu machen, ihm zu schaden. Häufig zieht der Haß das Verbrechen nach sich.

Die Todsünde bringt auch über den Sünder Elend. Das erste Beispiel sind die Stammeltern, die aus dem Paradiese vertrieben wurden wegen ihrer Sünde. Aber das beobachten wir auch heutzutage. Die Sünde hat häufig den Verlust des Vermögens oder der Ehre zur Folge. Denken Sie an den Trinker. Ich habe aus meiner Kindheit schreckliche Bilder im Gedächtnis von Trinkern, wie sie auf der Straße von Kindern verspottet wurden, wie die Frau an Schüttellähmung litt, wie der Trinker seinen Arbeitsplatz verlor, weil er nicht mehr zu halten war, wie er seine Familie ins Elend gestürzt hat mit der Trunksucht, wie sich die Angehörigen schämten um seinetwegen. Das ist mir noch als Kind in Erinnerung. Und der Spieler? Was macht der Spieler? Er vergeudet seinen Lohn, sein Vermögen, sein Einkommen. Er spielt sich in die Armut und manchmal sogar in die Verzweiflung und in den Selbstmord.

Eine häufige Folge von Sünden sind Krankheiten. Jesus sagt zu dem Mann, der 38 Jahre lang krank war und von ihm geheilt wurde: „Sündige nicht wieder, damit dir nicht etwas Ärgeres widerfahre!“ Sündige nicht wieder, damit dir nicht etwas Ärgeres widerfahre! Er sah also diese Krankheit als Folge der Sünde an. Und ich habe Ihnen schon berichtet von der Studie an der Universität Turin. Danach haben Männer mit außerehelichen Affären das höchste Risiko für bestimmte Krankheiten. Grund dafür ist der Streß des Betrügens. Vor einer Reihe von Jahren fand ein interessanter Prozeß statt. Eine Frau klagte gegen die Erben eines verstorbenen reichen Mannes. Warum klagte sie gegen die Erben? Dieser Mann hatte mit ihr oder auf demselben Schiff eine Reise unternommen. Er begehrte diese Frau. Sie weigerte sich. Er fiel ihr zu Füßen, damit sie sich ihm ergebe. Sie weigerte sich. Schließlich versprach er ihr, er wolle sich scheiden lassen und sie heiraten. Dann hat sie sich ihm hingegeben. Sie haben sich dann, weil er sein Versprechen nicht gleich einlösen konnte oder wollte, in Hotels getroffen, und das hat ihm schließlich so zugesetzt, dass er am Herzinfarkt gestorben ist. Jetzt klagte sie bei den Erben auf Schadenersatz.

Soeben ist eine Studie der Universität Wien erschienen: 50 Jahre Pille. In dieser Studie führen die drei Gelehrten aus, dass die Folgen der Einnahme der Pille eine erhöhte Anfälligkeit für Thromboembolien, Schlaganfälle und Mammakarzinome sind, sowie Verlust der Libido. Sie alle wissen, wie Alkoholmißbrauch Folgen nach sich zieht, schlimme Folgen. Die Lebenserwartung der Alkoholkranken ist um 15 Prozent gegenüber normalen Männern verringert. Und die vielen Krankheiten: Entzündung der Bauchspeicheldrüse, Fettleber, Leberzirrhose, Schrumpfung der Kleinhirnrinde, epileptische Anfälle, das alles können Folgen der Alkoholsucht sein. Und beim Nikotin ist es ja ähnlich. Jahrelanges Rauchen von 20 Zigaretten je Tag vermindert die Lebenserwartung um bis zu 12 Jahre. Und die vielen Krankheiten, die in der Folge auftreten: Entzündungen der Schleimhaut, des Kehlkopfes, der Bronchien, Lungenemphyseme, Lungenkrebs. 90 Prozent der Lungenkrebspatienten sind Raucher.

Gott kümmert sich wahrhaftig um den Einzelnen, indem er ihm zum Bewußtsein bringt, was seine Sünde nach sich zieht. Aber er regiert auch über die Völker. Er regiert, indem er segnet und straft. Er läßt die Sonne aufgehen über Gute und Böse, er läßt Regen fallen über Gerechte und Ungerechte, er läßt aber auch Tornados und Blizzards kommen über Schuldige und Unschuldige, er läßt Erdbeben und Tsunamis  Gläubige und Ungläubige treffen. Beim Propheten Amos heißt es: „Gott, der das Siebengestirn und den Orion geschaffen hat, Gott, der Herr ist sein Name, er läßt Vernichtung aufblitzen über Machthaber und Verwüstung hereinbrechen über feste Städte.“ Die Urkunde der Offenbarung, die Heilige Schrift, belehrt uns, dass Untergänge und Katastrophen Strafen Gottes seien. Gott bedient sich der Natur und der Naturkräfte, um seinen Strafanspruch durchzusetzen. Beispiele: Die Stadt Sodom wurde vernichtet wegen der sodomitischen Sünde, wegen der gleichgeschlechtlichen Unzucht. Die Stadt Jericho wurde eingenommen und dem Bann unterworfen, weil sie das Volk Gottes abgewiesen hatte. Die Stämme Juda und Benjamin wurden aus Israel weggeführt nach Babylon in die Gefangenschaft, und die Juden haben das als göttliche Strafe für ihre Sünden verstanden. Der Prophet Jeremias hat es deutlich gesagt: „Das kam von der Bosheit, die sie verübten, um mich zu kränken.“ Und der Heiland selber hat uns ja einen Hinweis gegeben. Jerusalem wurde 70 n. Chr. zerstört, bis auf die Grundmauern zerstört, „weil du die Zeit deiner Heimsuchung nicht erkannt hast.“ Das ist der Grund: „weil du die Zeit deiner Heimsuchung nicht erkannt hast.“

Gott regiert die Welt. Die Natur ist sein Werk, die Naturgesetze sind Ausdruck seines Willens. Man übertritt die Naturgesetze nicht ungestraft. Gott lenkt auch die Geschichte. In den Erfolgen und Mißerfolgen, in den Siegen und Niederlagen ist die Hand Gottes am Werk. Der gläubige Christ sieht in den Erscheinungen der Natur und in den Gerichten der Geschichte Gottes Wirken. Sie haben alle schon gehört von der Insel Martinique, einer französischen Insel im Pazifischen Ozean bei den Antillen. Die Hauptstadt heißt Saint Pierre, also heiliger Petrus. Am Karfreitag des Jahres 1902 ließen sich Teile der Bevölkerung, große Teile der Bevölkerung eine furchtbare Gotteslästerung einfallen. Sie nagelten ein Schwein an ein Kreuz und riefen aus: „Wir wollen sehen, ob dieses Schwein am Kreuz am Ostertage auferweckt wird.“ Das Schwein ist nicht auferweckt worden. Aber am 8. Mai, also nicht sehr viel nachher, am 8. Mai 1902 brach der Vulkan Mont Pelé aus und vernichtete Saint Pierre. 40.000 Menschen starben einen bitteren Tod. Manche werden sagen: Das ist ein Zufall. Der gläubige Christ sieht den Finger Gottes am Werk. Gewiß, wie haben keine absolute Sicherheit, dass bestimmte Katastrophen eine Heimsuchung Gottes sind. Wir wissen also nicht mit absoluter Sicherheit, ob eine Trockenheit oder eine Überschwemmung eine Strafe Gottes ist. Aber wir dürfen nachdenken und fragen, was die Erscheinungen der Natur uns zu sagen haben. Der Gläubige sieht eben mehr als der Ungläubige. Er sieht hinter den Katastrophen, hinter den Zusammenbrüchen in Natur und Geschichte die Heiligkeit und Gerechtigkeit Gottes am Werk. Wir beten ja nicht umsonst in der Allerheiligenlitanei: „Von Pest, Hunger und Krieg erlöse uns, o Herr.“ Von Pest, Hunger und Krieg erlöse uns, o Herr. Wir würden nicht so beten, wenn wir nicht darum wüßten, dass Pest, Hunger und Krieg der Gewalt Gottes unterstehen.

Gottes Vorsehung, Gottes Strafgerechtigkeit ist kein Automat. Es ist also nicht so, dass man eine Untat setzt, und da folgt auch schon die Strafe auf dem Fuße. Nein. Gott ist eine freie Persönlichkeit, und er entscheidet nach seinem souveränen Willen, wann und wie Sünden, Verfehlungen, Verbrechen gestraft werden. Wenn jede Sünde schon hienieden ganz offensichtlich ihre Strafe träfe, dann könnte man auf den Gedanken kommen, es würde nichts für das Jüngste Gericht aufbewahrt. Und umgekehrt: Wenn Gott sich nie gegen eine irdische Sünde strafend verhalten würde, dann würde man denken, es gäbe keine göttliche Vorsehung. Es bleibt das Wort der Schrift: „Mein ist die Rache und die Vergeltung.“ Was der Mensch sät, das wird er auch ernten. Wer auf das Fleisch sät, wird vom Fleisch Verderben ernten, wer aber auf den Geist sät, wird vom Geist ewiges Leben ernten. Gott läßt seiner nicht spotten. „Den Bösen Straf’, den Guten Lohn’ gibt der gerechte Gott oft hier auf dieser Erde schon, ganz sicher nach dem Tode.“

Amen.

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