Die Wahrheit verkündigen,
den Glauben verteidigen

Predigten des H.H. Prof. Dr. Georg May

Glaubenswahrheit.org  
25. November 2012

Die Kirche der Dogmen

Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.

Geliebte im Herrn!

Alle Feinde unserer heiligen Kirche ziehen zu Felde gegen den Glauben an Dogmen. Sie sagen: Dogmen sind Hemmnisse der Freiheit. Dogmen hindern das Denken. Darum weg mit den Dogmen. Was versteht man unter einem Dogma? Ein Dogma ist eine in der Offenbarung enthaltene Wahrheit, die von der Kirche zu glauben vorgelegt wird. Diese Definition des Dogmas hat das I. Vatikanische Konzil gegeben. „Mit göttlichem und katholischem Glauben ist all das zu glauben, was im geschriebenen oder überlieferten Wort Gottes enthalten ist  und von der Kirche entweder in feierlichem Lehrentscheid oder durch die gewöhnliche allgemeine Lehrverkündigung als von Gott geoffenbart zu glauben vorgelegt wird.“ Das Dogma wird also durch zwei Wesenselemente bestimmt. Erstens: Es ist von Gott geoffenbart. Es ist uns von Gott mitgeteilt in seiner Heilsveranstaltung, sei es im Alten Bund durch die Propheten, sei es im Neuen Bund durch den letzten und größten der Propheten, Jesus Christus. Diese Mitteilung kann ausdrücklich oder einschlußweise erfolgen. Ausdrücklich ist etwas geoffenbart, wenn es deutlich ausgesprochen ist, wenn es also so gesagt ist, dass sein Sinn offen zutage liegt. Eingeschlossen ist es geoffenbart, wenn sein Sinn entfaltet werden muss, wenn das Dogma in ein Gefüge von Äußerungen eingehüllt ist, aus dem man es dann herauslesen kann und muss. Aber jedes Dogma ist entweder in der Heiligen Schrift oder in der Überlieferung enthalten. Es ist zweitens eine Offenbarungswahrheit, die vom kirchlichen Lehramt verkündet und zur Annahme vorgelegt wird. Es gibt zwei Weisen, wie man ein Dogma erkennen kann. Einmal durch einen Kathedralentscheid des Papstes. Wenn der Papst ausdrücklich erklärt, dass er kraft seiner Stellung als Oberhaupt der Kirche endgültig und letztgültig eine Wahrheit vorlegt, dann ist das ein Dogma. Das hat Pius XII. am 1. November 1950 getan, als er das Dogma von der leiblichen Aufnahme Mariens in den Himmel verkündete. Ein Dogma kann aber auch durch ein allgemeines Konzil vorgelegt werden. Und  das I. Vatikanische Konzil hat zwei solcher Dogmen definiert. Erstens: Dass der Heilige Vater der Universalbischof der  Kirche ist. Er ist neben jedem Bischof auch noch Bischof, und so  ist er universal allgemeiner Bischof der gesamten Kirche. Zweitens: Der Heilige Vater ist, wenn er in seiner höchsten Lehrfunktion spricht, unfehlbar. Diese Weise, Dogmen zu erkennen, ist nicht schwer. Das letzte Konzil, das II. Vatikanische Konzil, hat kein einziges Dogma verkündet, kein einziges Dogma.

Dogmen können aber auch durch die allgemeine Lehre der Kirche entstehen und vorgelegt werden. Die tägliche Lehrverkündigung vollzieht sich in den Ansprachen und Enzykliken des Papstes. Sie vollzieht sich in den Hirtenbriefen und Predigten der Bischöfe – hoffentlich! Sie vollzieht sich in der Lehrverkündigung der Priester durch Predigt und durch Religionsunterricht. Der Charakter eines Dogmas ist also nicht abhängig von der feierlichen Verkündigung. Auch die gewöhnliche Lehrverkündigung besitzt dogmenbildende Kraft, wenn sie Wahrheiten der Offenbarung allgemein und verbindlich vorträgt. Dogmen, meine lieben Freunde, sind so alt wie die Kirche. Der Satz: „Jesus ist der Christus“, also der Messias, das ist ein Dogma. Der Satz: „Jesus ist der Gottessohn“, das ist ein Dogma. Die Kirche ist zuständig, Dogmen vorzulegen, denn sie ist ja die von Gott ermächtigte Trägerin und Bürgin der göttlichen Wahrheit. Und sie ist dafür verantwortlich, dass diese Wahrheit zu den Menschen kommt. Sie vollzieht diese Verantwortung, indem sie Dogmen vorlegt. Freilich nicht aus eigener Kraft, sondern in der Macht des Heiligen Geistes. Der Heilige Geist ist, nachdem er die Heilige Schrift geschaffen hat, nicht in Urlaub gegangen. Der Heilige Geist trägt die gesamte Kirchengeschichte und erhält die Kirche in der Wahrheit. Der Heilige Geist hält an dem fest, was er in der Heiligen Schrift geoffenbart hat. Er ist nicht mit sich selbst uneins, er steht zu dem, was in der Heiligen Schrift geoffenbart ist, in den Dogmen. Die Dogmen sind gewissermaßen die Heilige Schrift in einer veränderten Formulierung. Alle Glieder der Kirche sind gehalten, die Wahrheit der Offenbarung zu bewahren. Alle sind verantwortlich, aber einige sind in besonderer Weise verantwortlich. Wir nennen sie die Träger des kirchlichen Lehramtes: die Bischöfe, mit dem Papst an der Spitze. Sie haben die heilige Verpflichtung, die Offenbarung zu bewahren und zu verkündigen und vorzulegen.

Aus dem Wesen des Dogmas ergeben sich die Eigenschaften. Ein Dogma hat immer seinen Ursprung in Gott. Das Dogma ist nicht, wie der Protestantismus lehrt, die sprachliche Fassung von inneren Erlebnissen des Menschen. Nein, das Dogma enthält vielmehr die durch unmittelbare Einwirkung Gottes den Menschen zuteil gewordene göttliche Selbstmitteilung. Das Dogma ist die Offenbarung in einer zeitgebundenen Form. Die Offenbarung, die im Alten Bunde und im Neuen Bunde geschehen ist, hat ja in sich eine Fülle von Wahrheiten. Aber die Kirche konnte sich nie beruhigen, diese Wahrheiten einfach, wie sie in der Bibel stehen, weiterzutragen. Warum nicht? Weil Irrlehrer auftraten. Bisher sind fast alle Dogmen dadurch entstanden, dass die Kirche Stellung nehmen musste gegen Irrlehrer. Sie musste die in der Heiligen Schrift enthaltene Wahrheit begrifflich fassen, und das ist in den Dogmen geschehen. Zu Dogmen werden die Wahrheiten der Heiligen Schrift, wenn die Kirche sie in einer neuen Sprachform vorlegt. Dieselbe Wahrheit wird in einer veränderten Sprache den Christen vorgelegt. Das ist gewissermaßen eine Weiterführung der Menschwerdung Gottes. Auch Gott ist ja in einem menschlichen Leibe erschienen. Letztlich wird der Sprachleib der Dogmen vom Heiligen Geist geschaffen. Er verhütet, dass die Kirche Dogmen verkündet, die nicht der Wahrheit entsprechen. Er wirkt mit, dass der Wahrheit ein ihr gemäßer Ausdruck gegeben wird. Die Dogmen sind die Weise, wie die Kirche Zeugnis ablegt vom Glauben. Sie sind ein Bekenntnis der kirchlichen Gemeinschaft zum Glauben. In den Dogmen spricht sich nach der Stiftung Christi der Glaube des Volkes Gottes in entscheidender und verbindlicher Weise aus. Deswegen ist das Dogma ein Glaubensgesetz. In ihm wird der Glaube gesetzt, weil er von der Kirche kraft ihrer hoheitlichen Macht vorgelegt wird.

Die Dogmen sind unwandelbar. Sie sind nicht bloß Symbole oder Bilder oder Hinweise auf irgendwelche religiöse Gefühle, die durch andere ersetzt werden können. Nein, die Dogmen sind Ausdruck der geheimnisvollen Wirklichkeit Gottes. Natürlich bleiben alle menschlichen Äußerungen, auch die der Heiligen Schrift, hinter der Wirklichkeit Gottes zurück. Wir sprechen  in einer ähnlich-unähnlichen Weise von Gott, also in einer analogen Weise. Aber das hindert nicht, dass die Weise, wie wir von Gott sprechen, richtig ist. Sie erschöpft Gott nicht, sie fasst ihn nicht, aber sie sagt Wahres aus. Der Sinn des Dogmas, wie es die Kirche verkündet, ist bestimmt und unabänderlich. Was die Kirche einmal als wahr erkannt hat, das bleibt immer wahr und kann niemals aufgegeben werden. Die jeweilige geschichtliche Formulierung ist gültiger Ausdruck der überzeitlichen Wahrheit. An sich könnten die Dogmen auch in einer anderen Sprache ausgedrückt werden. Aber das ist gefährlich. Und das ist schwer. In den meisten Fällen ist es unmöglich. Es ist in den allermeisten Fällen ausgeschlossen, dass die Kirche die Worte, die sie bei Dogmatisierungen  gebraucht, durch andere ersetzt. Man hat das ja versucht. Die Kirche bezeichnet in ihrem Dogma den Vorgang in der Heiligen Messe als Transsubstantiation, Wesensverwandlung. Das heißt, das Brot wird von Christus angenommen und in seinen heiligen, verklärten Leib übergeführt, und dasselbe geschieht mit dem Wein, er  wird in sein heiliges, verklärtes Blut übergeführt. Jetzt sind holländische Theologen darangegangen und haben den Begriff „Transsubstantiation“ zu ersetzen versucht. Sie sprachen von einer Transfinalisation oder einer Transsignifikation, das heißt, das Brot bleibt Brot, aber es bekommt eine andere Bedeutung. Sie machen das deutlich an einem Stück Tuch. Ein rotes Tuch ist zunächst einmal eine Textilie. Aber wenn man es  an eine Fahnenstange anbringt, dann wird es zu einer Fahne. Aus diesem Beispiel mögen Sie erkennen, welche Verirrung, welche Verirrung diese Theologen vorgenommen haben. Sie haben das Geheimnis zerstört, sie haben das Dogma verfälscht. Der Heilige Vater, Paul VI., hat eine eigene Enzyklika gegen diese Verfälschung geschrieben.

Man kann die Dogmen einteilen in Zentraldogmen und Einzeldogmen. Es ist klar, dass es wichtigere und weniger wichtiger Dogmen gibt. Was zum Geheimnis Christi und Gottes gehört, das ist eben entscheidend. Dass Christus das Sühneopfer geleistet hat, ist selbstverständlich wichtiger als daß man durch Ablass Nachlass zeitlicher Sündenstrafen gewinnen kann. Aber eines ist so wahr wie das andere. Die Hierarchie der Wahrheiten, von der man heute so gern spricht, diese Hierarchie der Wahrheiten ändert nichts daran, dass alle Dogmen geoffenbart und mit festem Glauben anzunehmen sind.

Eine andere Unterscheidung ist die zwischen Glaubens- und Sittenlehre-Dogmen. Ein Glaubensdogma ist zum Beispiel, dass Gott in drei Personen existiert. Aber die Kirche verkündet unfehlbar nicht nur die Wahrheit in Sachen des Glaubens, sondern auch in Sachen der Sittenlehre, also der Gebote und der Verbote. Und so gibt es auch moralische Dogmen. Moralische Dogmen sind geoffenbarte Wahrheiten der Sittenlehre, die von der Kirche, vom Lehramt der Kirche, endgültig vorgelegt werden. Also beispielsweise das Gebot der Nächstenliebe ist ein Dogma, ein moralisches Dogma. Oder das Verbot geschlechtlicher Betätigung außerhalb der Ehe ist ein Dogma.

Die Dogmen wollen nicht nur unsere Erkenntnis bereichern, sondern sie wollen auch unseren Heilsvollzug lenken. Wir sollen uns die Wahrheit, die in den Dogmen enthalten ist, aneignen und nach ihr leben. Wir werden also in den Dogmen angerufen, uns an Gott anheim zu geben. Die Dogmen sind ja nichts anderes als die Selbstmitteilung Gottes in einer bestimmten Sprache. Sie sind Ausdruck der Heilsgedanken und des Heilshandelns Gottes. Wer die Dogmen annimmt, wirkt auch damit sein Heil. Sie sind Begegnungen mit Gott. Wenn wir das Glaubensbekenntnis sprechen mit den darin enthaltenen Dogmen, dann bekennen wir uns zu dem sich offenbarenden Gott.

Nun aber, meine lieben Freunde, muss ich auf den Ansturm gegen die Dogmen zu sprechen kommen. Wir lieben unsere evangelischen Brüder. Sie sind ja getauft und haben aus ihrer Trennung von der katholischen Kirche gewisse Wahrheiten mitgenommen. Darum sind sie uns wert und lieb. Aber um der Wahrheit willen muss gesagt werden: Der Protestantismus lehnt Begriff und Sache der Dogmen im katholischen Sinne ab. Im Protestantismus sind Dogmen kirchlich festgelegte Lehren oder Lehrsätze, die durch obrigkeitlichen Befehl für die Geistlichen zur Lehrverpflichtung erhoben werden. Also Dogmen sind Ergebnisse menschlichen Nachdenkens, besitzen lediglich zeitbedingte Geltung, können geändert, aufgegeben, ins Gegenteil verkehrt werden. Der berühmte evangelische Theologe Baur erklärt: „Dogmen sind zeitbedingte Ausdrucksformen des christlichen Bewusstseins.“ Zeitbedingte Ausdrucksformen des christlichen Bewußtseins, also eines seelischen Vorganges, nicht einer von aussen kommenden Offenbarung. Der Protestantismus sieht weder die Tradition noch das Dogma als verpflichtende Norm an. Christlicher Glaube ist nach evangelischer Auffassung nicht Glaube an Dogmen, sondern Glaube an biblische Lehren. Aber das wird auch wieder abgeschwächt, denn die Bibel, so sagt man, die Bibel ist keine Lehrnorm, sie ist keine gesetzliche Lehrnorm. Jeder Christi ist berechtigt, aus der Bibel herauszulesen, was ihm eingegeben wird. Und er kann morgen etwas anderes herauslesen als heute. Niemand kann zu einer bestimmten Auslegung verpflichtet werden. Jede Auslegung ist überholbar. Eine verbindliche Auslegung kann es im Protestantismus nicht geben, weil es kein Lehramt gibt. Die Ablehnung der Dogmen geschieht bald in milderer, bald in schärferer Form. Ich zitiere hier nur den berühmten evangelischen Theologen Adolf von Harnack Er findet in den Dogmen eine Entstellung des Evangeliums. Er sieht es als Aufgabe der Theologie an, die Kirche von den Dogmen zu befreien. Ich habe mich nicht versprochen. Dogmen sind nach diesem Theologen eine Entstellung des Evangeliums, und Aufgabe ist es, die Kirche von den Dogmen zu befreien. Und das ist ja auch im Protestantismus in erheblichem Maße geschehen. Die altkirchliche Christologie und Trinitätslehre wird als sachlich fragwürdig und begrifflich unbiblisch eingeschätzt. Es fallen also die Gottheit Christi und der Dreieinige Gott dahin. Es gab, das muss ich leider sagen, es gab und  gibt wohl auch heute Protestanten und protestantische Pfarrer, die das Apostolische Glaubensbekenntnis, also eine frühe Zusammenfassung von Dogmen, ablehnen, und sich weigern, es bei der Spendung der Taufe zu verwenden. Nun haben auch die protestantischen Religionsverbände Lehrformeln und Glaubensbekenntnisse aufgestellt: Augsburger Bekenntnis, Konkordienformel, und wie sie alle heißen. Ich kenne sie. Von diesen Bekenntnissen aber gilt zweierlei. Erstens:  Die Bekenntnisse sind stets der Heiligen Schrift untergeordnet, das heißt dem, was der Einzelne aus der Bibel herausliest. Zweitens: Die protestantischen Bekenntnisse sind keine für alle Zeiten verbindliche Lehr- und Glaubensnormen. Es kann im Protestantismus keine Lehrgesetzlichkeit geben, denn die protestantische Lehre ist überhaupt nicht abgeschlossen. Sie läuft immer weiter, sie ist in ständigem Werden. Ein führender Protestant erklärte, dass seiner Kirche, der evangelischen Kirche, jetzt die Erkenntnis aufgegangen sei, dass homosexuelle Betätigung erlaubt sei. Das sind Tatsachen, meine lieben Freunde.

Trotz der Ablehnung der Dogmen gibt es auch im Protestantismus Sätze, die nicht bezweifelt werden. Zum Beispiel ist die Behauptung, es gebe keine Dogmen, auch ein e Aet Dogma. Das ist ein Pseudodogma, das man aufgestellt hat. Wer behauptet, es gibt kein Dogmen, der stellt damit auch ein Dogma auf, für sich selbst.  Von Luther stammen mehrere solcher Pseudodogmen, zum Beispiel das Dogma von der Unausweichlichkeit geschlechtlicher Betätigung für einen jeden Menschen. Das ist ein negatives Dogma. Jeder Mensch muss sich geschlechtlich betätigen. So wie er essen und trinken muss, so mußte er auch auf diesem Felde tätig sein. Ein anders Pseudodogma lautet: Jede Ehe kann getrennt werden. Es gibt keine Ehe im Protestantismus, die nicht aufgelöst werden könnte. Von Luther stammt das weitere Pseudodogma: Es gibt kein Priestertum. Es gibt nur von der Gemeinde aufgestellte Diener des Wortes. Und diese Bestellung ist natürlich kein Sakrament und kann jederzeit zurückgenommen werden, wie es ja bei dem Bundespräsidenten Gauck der Fall ist. Der Protestantismus hat auch noch ein anderes Dogma aufgestellt, nämlich: Ein evangelischer Theologe besitzt eine große Freiheit, eine große Lehrfreiheit. Er kann in seiner Lehre grundsätzlich in jede Richtung gehen, nur in eine nicht, nach Rom. Aus diesem Tatbestand ergibt sich nach meiner Überzeugung, dass Lehrgespräche zwischen Katholiken und Protestanten sinnlos sind.  Der Protestant kann niemals auf ein bestimmtes Bekenntnis festgelegt werden. Er kann sich jederzeit einer  Festlegung entziehen. Wozu dann solche Gespräche?

Alle Abfallbewegungen von der Kirche haben gegen Dogmen protestiert und auf Dogmenfreiheit bestanden, haben aber wiederum auch ihre Pseudodogmen geschaffen. So lautet zum Beispiel ein Dogma der abständigen Katholiken: Die Kirche darf uns nicht in unseren Vergnügungen stören, vor allem nicht in den sexuellen. Das ist auch ein Dogma, aber ein falsches. Die Ökumeniker verkünden heute das Dogma: „Mehr ist, was uns eint, als was uns trennt.“  Mehr ist, was uns eint, als was uns trennt. Dieser Satz hat den Nachteil, dass er falsch ist. Das Gegenteil ist wahr. Es gibt fast keinen Gegenstand, wo katholische Lehre und protestantische Meinung übereinstimmen. Der Philosoph Ludwig Feuerbach, dem in Nürnberg ein Denkmal gewidmet ist, hat das Dogma aufgestellt: „Der Mensch schuf Gott nach seinem Bild.“ Der Mensch schuf Gott nach seinem Bilde, das heißt, die Menschen haben die Götter hervorgebracht. Das mag zutreffen für die Mythologie der Römer und der Griechen. Aber es trifft nicht zu für die Offenbarung Gottes in Christus Jesus. Sie ist total verschieden von dem, was ein Mensch sich ausdenken kann. Die Gottlosen der Sowjetunion begrüßten sich zeitweilig mit dem Gruß: „Es gibt keinen Gott.“ Und die Antwort lautete: „Es hat noch nie einen gegeben.“ Das war ein kommunistisches "Dogma". Berthold Brecht hat auch ein Pseudodogma aufgestellt, und das lautet: „Erst kommt das Fressen, dann kommt die Moral.“ Das ist das Dogma von Berthold Brecht. Erst kommt das Fressen, dann kommt die Moral. Dieser falsche Satz übersieht, dass auch die Nahrungsaufnahme dem Sittengesetz untersteht. Im täglichen Leben kann man erfahren, welche Maximen Menschen bestimmen. Zum Beispiel: „Jeder ist sich selbst der Nächste.“ Das ist natürlich die Verkehrung des christlichen Liebesgebotes. Jeder ist sich selbst der Nächste. Oder: „Wie du mir, so ich dir.“ Das ist wiederum ein Anschlag gegen das Gebot des Herrn: „Wer dich auf die linke Wange schlägt, dem halte auch die rechte hin.“ Nein nicht, wie du mir so ich dir, sondern: wenn dein Bruder hungert, wenn dein Feind hungert, dann gib ihm zu essen. Ein anderes Pseudo-Dogma, das mir schon gelegentlich vorgehalten worden ist, lautet: „Man muß mit der Zeit gehen.“ O meine Freunde! Mit der Zeit gehen. Wenn die Braunen an der Regierung sind, dann sich zu den Braunen schlagen. Wenn die Roten die Macht haben, dann sich zu den Roten halten. Wenn die Grünen den Staat bestimmen, dann die grüne Ideologie übernehmen. Nein – nicht mit der Zeit muss man gehen, sondern mit dem Licht, das Christus angezündet hat. Die Sozialisten stellten das Pseudodogma auf: „Religion ist Privatsache.“ Meine lieben Freunde! Wenn Religion Privatsache ist, dann ist die Kehrseite dieses Satzes: Die Ausschaltung der Religion ist öffentliche Sache. Das heißt, die Gesellschaft und der Staat bekennen sich zur Religionslosigkeit. Das ist die Kehrseite dieses Satzes: Religion ist Privatsache.

Nein, meine lieben Freunde, halten wir uns an die Dogmen unseren heiligen Kirche. Sie machen uns frei vom Irrtum und frei von der Diktatur des Zeitgeistes. Sie binden uns an den ewigen Gott und sein irdisches Organ, unsere heilige Kirche. Die Dogmen bergen Gottes Wahrheit. Die Dogmen schützen Gottes Wahrheit. Die Dogmen vermitteln Gottes Wahrheit. Ein undogmatisches Christentum hat es nie gegeben. Das Christentum steht und fällt mit den Dogmen. Als der Dichter Heinrich Heine einmal vor dem Dom von Antwerpen stand, da sagte er: „Die Menschen, die diesen Dom gebaut haben, hatten Dogmen. Wir haben nur Meinungen. Mit Meinungen baut man keine Dome.“

Amen.

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