Die Wahrheit verkündigen,
den Glauben verteidigen

Predigten des H.H. Prof. Dr. Georg May

Glaubenswahrheit.org  
20. April 2003

Auferstehung – Triumph über den Tod

Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.

Geliebte, in heiliger Osterfreude Versammelte!

„Triumph – der Tod ist überwunden. Zum Leben der Unsterblichkeit ist selbst durchs Grab der Weg gefunden. Bekenner Jesu, singt erfreut: Alleluja! Alleluja!“ So hat der Dichter das Osterereignis in volkstümliche Verse gefaßt. „Triumph – der Tod ist überwunden. Zum Leben der Unsterblichkeit ist selbst durchs Grab der Weg gefunden. Bekenner Jesu, singt erfreut: Alleluja! Alleluja!“ Was in diesem Liede zum Ausdruck kommt, das bekennen wir jedesmal im Glaubensbekenntis, ob es sich um das apostolische oder um das nizäno-konstantinopolitanische Glaubensbekenntnis handelt. Im apostolischen Glaubensbekenntnis beten wir: „Auferstanden von den Toten“, und im nizäno-konstantinopolitanischen Glaubensbekenntnis heißt es: „Er ist auferstanden von den Toten gemäß der Schrift.“ Es ist ein Dogma des christlichen Glaubens, es ist das zentrale Dogma, es ist das Haupt- und Wesensdogma des Christentums: Christus ist auferstanden! Und damit uns gar kein Zweifel an seiner Auferstehung überfallen kann, fügt die Kirche hinzu: Er ist wahrhaft  auferstanden, d.h. nicht im Schein, nicht in der Phantasie, nicht in der Illusion, nicht in der Idee, sondern: Er ist körperlich auferstanden. So formuliert es die heutige heilige Messe im Communicantes des Kanons: Er ist auferstanden „secundum carnem“, das heißt „nach dem Fleische“.

Die Kunde von der Auferstehung kommt uns zu durch Zeugen des Auferstandenen, durch Männer und Frauen, welche den Auferstandenen gesehen haben. Das älteste literarische Zeugnis der Auferstehung findet sich im 1. Brief des Apostels Paulus an die Korinther, etwa aus dem Jahre 57 nach Christus. In diesem Briefe heißt es: „Ich habe euch vor allem vorgetragen, was ich auch selber überkommen habe, nämlich daß Christus für unsere Sünden gestorben ist gemäß der Schrift, daß er begraben worden und am dritten Tage wieder auferstanden ist gemäß der Schrift, daß er dem Kephas erschienen ist und danach den Zwölfen. Hierauf ist er mehr als fünfhundert Brüdern auf einmal erschienen, von denen die Mehrzahl noch jetzt am Leben ist, während einige entschlafen sind. Weiter ist er dem Jakobus erschienen, dann sämtlichen Aposteln. Zuletzt von allen ist er auch mir erschienen, der ich doch gleichsam eine Mißgeburt bin,denn ich bin der Geringste unter den Aposteln, nicht wert, Apostel zu heißen, weil ich die Kirche Gottes verfolgt habe.“ Paulus führt den Beweis für die Auferstehung durch die Anführung von Zeugen, von Zeugen des Auferstandenen. Er hat diese Zeugen gesprochen, er war ja in Jerusalem, wie er im Galaterbrief berichtet. Dort hat er den Kephas getroffen (den Petrus) und den Jakobus, und wahrscheinlich noch andere Jünger. Er hat sie gefragt, und sie haben ihm Auskunft gegeben. Sie haben das berichtet, was sie gesehen und gehört haben, nämlich den auferstandenen Jesus von Nazareth. Die Urgemeinde ist die Gemeinde derer, die vom Zeugnis der Apostel und der Jünger Jesu lebt. Aufgrund des Zeugnisses der Augenzeugen haben die Jünger, haben die Anhänger Jesu an die Auferstehung Jesu geglaubt. Als ein Ersatzmann für den Judas gesucht wird, da will man einen haben, der nicht nur, wie es in der Apostelgeschichte heißt, „dabei war, als Jesus bei uns ein und aus ging“, nein, es muß einer sein, der Zeuge der Auferstehung sein kann. Es genügt nicht, den irdischen Jesus gesehen zu haben, um Apostel zu werden, um den Judas zu ersetzen; es muß einer sein, „der mit uns Zeuge seiner Auferstehung werden kann“. Und das ist Matthias. Er ist unter den Jüngern, die Jesus nach seiner Auferstehung gesehen haben.

Der Glaube der Kirche ruht auf dem Zeugnis der Apostel und der Jünger Jesu. Kein Wunder, daß man versucht hat, diesen Glauben aus den Angeln zu heben. Das hat schon begonnen, als die Jünger Jesu ihn in den Erscheinungen gesehen haben, das hat nicht aufgehört bis in die jetzige Zeit. In unseren gegenwärtigen Tagen hat ein evangelischer Theologieprofessor namens Lüdemann in Göttingen die Auferstehung und das ganze Christentum als Illusion bezeichnet. Die Universität Göttingen oder besser der Kultusminister von Niedersachsen hat ihn daraufhin aus der evangelisch-theologischen Fakultät entfernt. Wir sehen, wie der Unglaube selbst Theologen ergreifen kann und sie zum Abfall von Jesus, dem auferstandenen Heiland, bringen kann. Es gibt eben Menschen, die nicht mehr bekennen: „Triumph – der Tod ist überwunden. Zum Leben der Unsterblichkeit ist selbst durchs Grab ein Weg gefunden. Bekenner Jesu, singt erfreut: Alleluja! Alleluja!“ Es gibt Theologen, Theologen, die in der Kirche bleiben, Theologen, die sich als Christen ausgeben, die weiter von der Auferstehung Christi sprechen, aber etwas ganz anderes meinen, als die Kirche immer gelehrt hat. Sie halten die Worte fest und unterlegen ihnen einen fremden Sinn. Sie stellen Hypothesen auf wie etwa die beiden folgenden: Die Rede von der Auferstehung gibt den Eindruck wieder – gibt den Eindruck wieder –, den die Jünger Jesu von ihm hatten. Den bleibenden Eindruck, den Jesus auf sie machte, faßt man in das Wort von der Auferstehung. Hier wird also die Auferstehung erklärt, obwohl der Auferstandene gar nicht vorhanden ist. Eine andere Hypothese sagt: Das Wort von der Auferstehung will den Zustand beschreiben, in dem sich Jesus befand als Lebender, nicht als Toter. Aber auch hier wird die körperliche Seite der Auferstehung glatt geleugnet. Doch von dieser körperlichen Seite hängt alles ab, hängt die Wahrheit der Auferstehung ab. Nur wenn Jesus körperlich auferstanden ist, können wir singen: „Triumph – der Tod ist überwunden. Zum Leben der Unsterblichkeit ist selbst durchs Grab der Weg gefunden. Bekenner Jesu, singt erfreut: Alleluja! Alleluja!“ Nach diesen falschen Erklärungen ist die Rede von der Auferstehung ein Produkt der Urgemeinde. Nicht weil Jesus auferstanden ist, glaubt man an die Auferstehung, sondern weil die Urgemeinde geträumt hat, Jesus sei auferstanden, deswegen redet man von der Auferstehung.

 Meine lieben Freunde, hier wird die Botschaft des Evangeliums fundamental umgeworfen. Hier geschieht die Zerstörung des Christentums in seinem Kern. Unser Glaube – noch einmal – ruht auf dem Zeugnis der Apostel und der Jünger Jesu, die den Auferstandenen gesehen und gehört haben. Nun ist es von besonderer Bedeutung, daß diese Zeugen Jesu mit der Auferstehung gar nicht gerechnet haben. Sie leisteten Widerstand, als ihnen die Kunde vom auferstandenen Jesus ans Ohr drang. Jesus hatte ihnen schon vorausgesagt, daß eine Glaubensprobe über sie kommen werde: „Simon, Simon“, sagte er zu Petrus, „der Satan hat verlangt, euch zu sieben, wie man den Weizen siebt. Ich aber habe für dich gebetet, daß dein Glaube nicht wanke.“ Diese Glaubensprobe kam nach der Auferstehung Jesu. Frauen kamen zum Grabe und berichteten, ein Engel habe ihnen gesagt, der gekreuzigte Jesus sei auferstanden. Als die Apostel diese Nachricht hörten, kamen ihnen die Worte der Frauen „wie törichtes Gerede“ vor. „Laeros“ heißt das griechische Wort. Es kam ihnen wie törichtes Gerede vor, und sie glaubten ihnen nicht. Die Jünger haben mit Zweifeln gekämpft; sie haben die Probe verlangt, daß der Auferstandene wirklich vorhanden ist; sie haben ihn herausgefordert, sich zu beweisen als der, der er sein will. Und Jesus hat ihnen diese Probe gegeben. Jesus hat ihnen bewiesen, daß er wahrhaft auferstanden ist, daß wir also mit Recht singen: „Triumph – der Tod ist überwunden. Zum Leben der Unsterblichkeit ist selbst durchs Grab der Weg gefunden. Bekenner Jesu, singt erfreut: Alleluja! Alleluja!“ Diese Probe hat Jesus mehrfach abgelegt. Er steht plötzlich unter den versammelten Jüngern. Verwirrt und erschrocken meinen sie einen Geist, d.h. ein Gespenst zu sehen. Er spricht zu ihnen: „Was seid ihr bestürzt, und warum steigen Zweifel auf in euren Herzen? Seht doch meine Hände und Füße: Ich bin es. Betastet mich und schaut mich an. Ein Geist hat nicht Fleisch und Bein, wie ihr es an mir seht.“ Und er zeigt ihnen seine Hände und Füße. Ja, warum denn die Hände und Füße? Weil darin die Wunden der Nägel zu sehen waren, weil dadurch die Identität des Auferstandenen mit dem Gekreuzigten bewiesen wird. Derselbe, der am Kreuze mit Nägeln durchbohrt wurde, steht jetzt vor ihnen, und deswegen sagt er: „Seht meine Hände und seht meine Füße!“ Da sie aber vor Freude – vor Freude! – immer noch nicht glaubten und sich verwunderten, fragte er: „Habt ihr etwas zu essen da?“ Sie reichten ihm ein Stück gebratenen Fisch und eine Honigscheibe. „Er nahm es und aß es vor ihren Augen und gab ihnen, was übrig blieb.“ Auch dieser Text ist von ungläubigen Theologen in Zweifel gezogen worden. Fisch und Honigscheibe, paßt das zusammen? Ja gewiß, ganz bestimmt. Im Altertum war man der Überzeugung, daß die Gefahren, die vom Fischessen ausgehen, überwunden werden, wenn man gleichzeitig Honig dazu nimmt. Das paßt ganz genau zu den Vorstellungen, die dieser Zeit anhafteten. Fisch und Honigscheibe hat der Auferstandene zu sich genommen.

Einer von den Zwölfen, Thomas, war nicht bei ihnen, als Jesus erschien, und er war nicht durch das Zeugnis seiner Mitapostel zum Glauben zu bringen. „Ich glaube nicht“, sagt er, „ich glaube nicht, wenn ich nicht handfeste Beweise habe.“ Und zwar welche Beweise? „Wenn ich nicht in seinen Händen das Mal der Nägel sehe und meinen Finger in das Mal der Nägel lege und meine Hand in seine Seite lege, werde ich nie und nimmer glauben.“ Thomas genügt das Zeugnis seiner Coapostel nicht. Und der Herr liefert auch ihm den Beweis seiner Auferstehung. Bei verschlossenen Türen tritt er acht Tage später bei ihnen ein und spricht „Friede“ zu ihnen. Dann sagt er dem Thomas: „Reiche deinen Finger her und sieh meine Hände! Reiche deine Hand und lege sie in meine Seite, und sei nicht ungläubig, sondern gläubig!“ Thomas macht das, was der Herr ihm rät, was der Herr ihm gestattet. Er legt seinen Finger in das Wundmal der Nägel, und er legt seine Hand in die Seite, in die von der Lanze geöffnete Seite. Und dann ist er überwältigt: „Mein Herr und mein Gott!“ Jetzt hat er den Glauben gefunden, jetzt, wo er gesehen hat. Aber dieser Glaube ist ein unvollkommener Glaube, wie der Herr ihn wissen läßt. „Weil du mich gesehen hast, bist du gläubig geworden. Selig sind, die nicht sehen und dennoch glauben.“

Diese Aufforderung gilt heute wie eh und je. Selig, die nicht sehen und dennoch glauben. Wir glauben nicht ins Dunkle hinein, wir glauben nicht ohne Grund, wir glauben nicht ohne Beweise. Aber alle Gründe, die für unseren Glauben sprechen, können niemanden zum Glauben zwingen, der nicht glauben will. Wenn er nicht von der Gnade bewegt das Zeugnis der Apostel annimmt, dann bleibt er in der Finsternis, dann bleibt er im Dunkel des Unglaubens. Auch andere haben durch die Gegenwart des Herrn den Glauben gefunden, die beiden Männer, die nach Emmaus gingen. Sie waren trostlos. Ihr Glaube war zusammengebrochen. „Wir hatten gehofft“, d.h. jetzt hoffen sie nicht mehr, „daß dieser es ist, der das israelitische Volk erlösen wird, und jetzt ist schon der dritte Tag, seitdem er hingerichtet wurde.“ Sie sind traurig und niedergeschlagen. Aber dann, als er ihnen das Brot bricht, erkennen sie den Fremdling, und nun sind sie wie verwandelt, darum stürmen sie zurück nach Jerusalem und bekennen: „Wir haben den Herrn gesehen.“ Und dort finden sie die Botschaft der Jünger: Petrus hat den Herrn gesehen. Und so vereinigen sie sich im Bekenntnis: „Triumph – der Tod ist überwunden. Zum Leben der Unsterblichkeit ist durch das Grab ein Weg gefunden. Bekenner Jesu, singt erfreut: Alleluja! Alleluja!“

Alleuja!

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