Die Wahrheit verkündigen,
den Glauben verteidigen

Predigten des H.H. Prof. Dr. Georg May

Glaubenswahrheit.org  
19. März 2017

Abendmahls- bzw. Kommuniongemeinschaft ist unmöglich

Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.

Geliebte im Herrn!

Seit vielen Jahren wird von mehreren Seiten die Gemeinschaft der Kommunion bzw. des Abendmahls zwischen den getrennten Christen gefordert. Evangelische Christen sollen zur heiligen Kommunion in der katholischen Kirche, katholische Christen sollen zum Abendmahl in den protestantischen Religionsverbänden zugelassen werden. Man wird zugeben, dass gemeinsames Essen das gemeinsame Verständnis der Nahrung voraussetzt und dass die Nahrung beiderseits bekömmlich sein muss. Ist das bei katholischer Kommunion und protestantischem Abendmahl, wechselseitig zugelassen, der Fall? Wir wollen prüfen, wie Luther über das Abendmahl und die Eucharistie dachte und welches Verständnis er seinen Anhängern vermacht hat. Luther besaß eine tiefe Abneigung gegen das Messopfer. Er sagte später, er habe im Kloster niemals gern die Messe gelesen. „Von der Zeit an (nämlich von der ersten Messe) habe ich mit großem Entsetzen Messe gelesen und danke Gott, dass er mich davon erlöst hat. Ich möchte eher ein Kuppler oder Straßenräuber gewesen sein, als Christus so lange in der Messe geopfert zu haben.“ Seit 1520 verwarf Luther das Messopfer. Sein Groll gegen die Messe ließ niemals nach; er hat ihn auch seinen Anhängern vermacht. Die evangelischen Christen lesen noch heute in ihren Bekenntnisschriften die unerbittliche Verwerfung der heiligen Messe: „Sie ist eine Abgötterei“, also eine Gotteslästerung. Für die katholischen Christen aber ist das Messopfer der Mittelpunkt und der Höhepunkt des ganzen religiösen Lebens und natürlich auch und erst recht des katholischen Gottesdienstes. Das Messopfer ist die Quelle aller Gnaden, die der Kirche und den Gläubigen zufließen. Wie soll ein gemeinsamer eucharistischer Gottesdienst zwischen Protestanten und Katholiken möglich sein, von denen die einen ihn als höchsten Vollzug ihrer Gottesverehrung begehen, die anderen ihn als Abgötterei, als Gotteslästerung verwerfen? Luther hat den Glauben geändert, er hat auch den Gottesdienst geändert. Er schuf 1523 eine eigene Form des Gottesdienstes. Darin ist alles fortgelassen, was an das Opfer Christi und an das Opfer der Kirche erinnert. Seine Messordnung ist ein Gebäude aus ruinenhaften Mauern ohne Gefüge. Luther eliminierte auch aus dem Gottesdienst die zweckfreie Verehrung Gottes. Für ihn ist der Gottesdienst hauptsächlich Erbauung und Belehrung der Gemeinde. Der Kult hat überwiegend pädagogische Bedeutung.

Luther musste das Messopfer ablehnen, weil er das Priestertum ablehnt. Das Priestertum der Papisten ist nach seiner Ansicht durch den Teufel in die Welt gekommen. Die Priesterweihe hat er bedingungslos verworfen: Es gibt keinen eigentlichen Priesterstand. Es gibt nur Träger kirchlicher Funktionen für den Dienst in der Gemeinde, im Auftrag der Gemeinde. Die Übertragung einer solchen Funktion geschieht durch die Ordination, aber das ist kein sakramentaler Akt, sondern ein rein menschliches Tun ohne metaphysische Bedeutung. Wenige Dinge seiner katholischen Vergangenheit verfolgte Luther mit so infernalischem Hass wie das Priestertum. Er forderte die Priester auf, ihre geweihten Finger mit Seife und Lauge abzureiben, um das Malzeichen des Antichristen (das ist der Papst) zu vertilgen. Der Protestantismus hat, da er des wahren Priestertums verlustig ging, das Opfer aufgeben müssen, denn Priester und Opfer gehören untrennbar zusammen. Das protestantische Religionsgefüge ist priesterlos und opferlos. Befähigt zur Abhaltung des Abendmahls sind alle getauften Protestanten; jeder kann Abendmahl halten, unterschiedslos, jeder kann die Einsetzungsworte sprechen. Für das sakramentale Priestertum besteht kein Bedürfnis. Man darf fragen: Wie sollen Protestanten, die kein Priestertum anerkennen, und Katholiken, für die es keine Eucharistiefeier ohne geweihten Priester gibt, wie sollen sie sowohl am protestantischem Abendmahl als auch am Messopfer teilnehmen können, wo doch das eine das andere ausschließt?

Luther lehrte ursprünglich die substantielle Gegenwart des Leibes und Blutes Christi in, mit und unter dem unverwandelten Brot und Wein, doch nur für den Augenblick der sakramentalen Handlung. Gegenwart Christi ja, aber nur im Moment des Empfanges und ohne Verwandlung der Gaben. Dem Protestantismus ist seit seiner Geburt das Gesetz der Spaltung angeboren. Und das zeigt sich schon im Beginn der sog. Reformation, und zwar am deutlichsten in der Lehre vom Abendmahl. Die Schweizer Reformatoren, also Zwingli und Calvin, bestritten die reale Gegenwart des Leibes und Blutes Christi im Abendmahl. Sie verstehen die Einsetzungsworte rein bildlich, also was Jesus da sagte, erinnert symbolhaft wie ein Bild an sein Kreuzesgeschehen, an seinen Tod. Und diese Meinung hat sich auch weithin auf die lutherischen Protestanten ausgedehnt. Nur wenige teilen noch Luthers Ansicht von der Gegenwart Christi im Abendmahl. Und da erhebt sich wiederum die Frage: Wie sollen Protestanten und Katholiken gemeinsam Kommunion halten, von denen die einen die Knie beugen vor dem gegenwärtigen Herrn, den der Priester aus dem Tabernakel holt, während die anderen erleben, wie der protestantische Pfarrer die nicht verzehrten Hostien in eine Schuhschachtel packt und den Wein in den Ausguss schüttet? So ist es; ich habe es beobachtet.

Die Weise, wie die Gegenwart Christi im Sakrament des Altares zustande kommt, ist nach der sicheren Lehre der Kirche die Verwandlung von Brot und Wein in Leib und Blut Christi. Das ist keine Meinung, das ist eine untrügliche Lehre. Das Vierte Laterankonzil, 1215 unter Papst Innozenz III., hat diese Lehre feierlich als Glaubenssatz der Kirche vorgeschrieben. Luther verwarf die Transsubstantiation, die Wesensverwandlung, in allen Schriften. Schon in der Schrift an den Adel und in der Schrift von der Babylonischen Gefangenschaft er den genannten Begriff verworfen. Brot und Wein, so sagt er, sind unverwandelt und bleiben unverändert. Die Lehre von der Wandlung passte nicht in sein Konzept. Er sah – und zwar richtig – die Transsubstantiation verknüpft mit dem Weihesakrament, also mit dem Priester als dem bevollmächtigten Vollzieher der Wandlung. Nun verfolgte er aber das Priestertum mit leidenschaftlichem Hasse. So meinte er, mit der Preisgabe der Transsubstantiation auch das Priestertum tödlich getroffen zu haben. Die Leugnung der Wandlung in der heiligen Messe hatte ihre Folgen. Leib und Blut Christi sind nach Luther nur während des Genusses im Brot und Wein gegenwärtig, d.h. er bestritt die dauerhafte Gegenwart Christi mit dem Brot außerhalb des Gebrauches. Das Abendmahl sei nur bei der Feier des Genusses Sakrament, außerhalb dagegen sei es nichts. Diese Ansicht hatte Folgen: Die Aufbewahrung des Sakramentes hörte auf, das Sakrament wurde nicht mehr im Speisekelch geborgen für spätere Kommunionen, Tabernakel und Sakramentshäuschen wurden überflüssig, die Gotteshäuser wurden ihres göttlichen Gastes beraubt. Die Anbetung des Herrn, der sich in der Transsubstantiation gegenwärtig gesetzt hat, hörte auf, der geweihten Hostie kommt keine Anbetung zu. 1523 wurde in Wittenberg das Fronleichnamsfest nicht mehr begangen. Unser Glaube dagegen versichert uns: Seit der Menschwerdung ist in Christus die Gottheit und die Menschheit unzertrennlich verbunden. So ist auch in der Eucharistie die Gottheit Christi mit dem sakramentalen Leib Christi ebenso verbunden, wie sie es in der Krippe und am Kreuze war. Es ist deswegen selbstverständlich, dass wir den Herrn anbeten. Und da erhebt sich wiederum die Frage: Können Menschen, die total verschieden über die Gegenwart Christi im Altarsakrament und über die Dauer der Gegenwart denken, können sie sich im eucharistischen Kult zusammenfinden?

Ein publikumswirksamer Einfall Luthers war die Einführung der Kommunion unter beiden Gestalten. Tatsächlich erzielte er damit bei manchen und eine Zeit lang Erfolg und Anhang. Er erklärte die Entziehung des Laienkelches für sündhaft, das hätten die Priester aus Tücke und List gemacht, um sich vom Volke abzugrenzen. Der Laienkelch wurde so zum Symbol seines Kampfes gegen die Priesterkirche. Von der Kommunion unter beiden Gestalten erwartete er die Abkehr von der Messe. Wenn aber das Sakrament unter beiden Gestalten empfangen wird, sagte er, dann wird die Messe nicht mehr lange stehen. Er täuschte sich, und zwar in doppelter Hinsicht. Einmal behauptete sich die Kommunion unter einer Gestalt, und zum anderen legten die meisten Protestanten keinen Wert auf den Empfang des Abendmahls unter beiden Gestalten. Die Kommunion unter einer Gestalt ist sachlich und theologisch gut begründet. Es existiert kein göttliches Gebot, die Eucharistie unter beiden Gestalten zu empfangen. Von Anfang an haben Christen in gewissen Fällen nur unter einer Gestalt kommuniziert, bspw. wenn sie außerhalb der Kirche in ihren Häusern oder in Gefängnissen die Kommunion empfingen. Daraus geht hervor, dass sie die Kommunion unter einer Gestalt für vollständig und ausreichend erachteten. Das konnten sie tun, weil sie über die Eucharistie katholisch dachten. Seit dem 12. Jahrhundert kam aus Gründen der Zweckmäßigkeit die Übung auf, den Kommunikanten nur den Leib Christi zu reichen. Aus welchen Gründen? Nun, zunächst einmal war es schwierig für jede Gemeinde, die kostbaren Gefäße zu beschaffen. Bei großem Volksandrang bestand die Gefahr der Verschüttung. Es war auch abzusehen, dass die Meinung, man müsse beide Gestalten empfangen, zu dem Irrglauben führte, es sei nicht unter jeder Gestalt der ganze Christus lebendig gegenwärtig, also es bestand die Gefahr des Irrglaubens. Es kam dann noch hinzu die Abneigung vieler Menschen gegen das Trinken aus einem Kelche. Man sah auch die Gefahr der Essigbildung, wenn man die Gestalt des Weines länger aufbewahrte. Dazu kam die Armut vieler Länder, wo kein Wein wächst und den man dann teuer beschaffen musste. Schließlich gab es hygienische Erwägungen. Durch Berührung können Keime von einem Menschen auf einen anderen übertragen werden, Bakterien, Viren, Pilze. Das Trinken aus dem gemeinsamen Kelch kann zu einer alimentären Infektion führen. Das sind die Gründe, weswegen die Kirche die Kommunion unter einer Gestalt beibehalten hat. Wenn das Brot durch die Transsubstantiation das lebendige Fleisch Christi geworden ist, dann muss auch unter der Hülle des Brotes das Blut wie die Seele Christi mit seiner Gottheit gegenwärtig sein, denn ein lebendiger Leib ohne Blut und ohne Seele ist undenkbar. Es ist also auch unter einer Gestalt Christus ganz gegenwärtig, und man kann unter beiden Gestalten nicht mehr empfangen als unter einer Gestalt.

Luther änderte auch den Sinn des Abendmahlempfanges. Nach ihm sind Zweck und Wirkung des Abendmahls die Belebung des Glaubens an die persönliche Sündenvergebung. Ich wiederhole: die Belebung des Glaubens an die persönliche Sündenvergebung. Also das Entscheidende bei ihm im Abendmahl ist die Sündenvergebung, die Vergebung schwerer Sünden. Ganz verschieden von der katholischen Lehre, die eben Sündenreinheit vor dem Empfang der heiligen Kommunion verlangt. Für den Empfang der Eucharistie ist nach protestantischer Ansicht nicht würdig, wer sich aufgrund seiner Beichte für würdig hält, sondern wer im Glauben sich ganz auf die Vergebung Gottes verlässt. Das ist ein total verschiedener Sinn von Abendmahl und Kommunion. Das Konzil von Trient hat die Lehre Luthers verworfen, wonach die Hauptfrucht der Eucharistie die Vergebung der Sünden sei. Wenn es im Einsetzungsbericht vom Kelche heißt: „Dies ist mein Blut des Neuen Bundes, das für viele vergossen wird zur Vergebung der Sünden“, so hatte der Einsetzer, also Christus, nicht eine Wirkung des Sakramentes, sondern eine Wirkung des Opfers vor Augen. Es heißt ja nicht, das Blut werde genossen, sondern es werde vergossen zur Vergebung der Sünden. Es ist also auf das Kreuzesgeschehen abgestellt. Wie soll die gegenseitige Zulassung von Katholiken und Protestanten zu Abendmahl und Kommunion möglich sein, wenn der Katholik nur im Bewusstsein der Freiheit von schwerer Sünde den Leib des Herrn empfangen darf, während der Protestant gerade mit schwerer Sünde beladen zum Abendmahl hinzutritt? Wie soll das zusammengehen?

Die Lehre von der Eucharistie, meine lieben Freunde, ist bei Katholiken und Protestanten wesentlich verschieden. Über diese Verschiedenheit führt keine Brücke. Wer das protestantische Abendmahl empfängt, lehnt damit Priestertum, Messopfer, Wesensverwandlung und bleibende Gegenwart Christi ab. Wer die heilige Kommunion empfängt, bekennt alle diese Wahrheiten. Es ist logisch und psychologisch unmöglich, beides zugleich anzunehmen. Die evangelischen Christen erinnern sich beim Abendmahl an Christus – und das ist auch etwas; wir wollen es nicht bestreiten. Katholische Christen aber haben Christus wirklich, wahrhaft und wesentlich gegenwärtig. Man kann nicht mit zweierlei Glauben das Gedächtnis des Herrn begehen. Man kann sich nicht mit zweierlei Glauben dem Tisch des Herrn nahen; der eine schließt den anderen aus. Wir können diejenigen, die sich mit uns des christlichen Namens rühmen, nur bedauern, dass sie des Reichtums und der Fülle der katholischen Eucharistielehre und Eucharistiefeier nicht teilhaftig sind. Welches Glück, ja meine lieben Freunde, welches Glück ist es für den katholischen Priester, in der heiligen Messe sprechen zu dürfen, in realmystischer Identität mit Christus, wie Johannes Paul II. erklärte, in realmystischer Identität mit Christus: Das ist mein Leib. Das ist mein Blut. Welches Glück, ja welches Glück ist es für jeden katholischen Gläubigen, den wahren Leib des Herrn empfangen zu dürfen, samt der Bitte des Ausspenders: „Der Leib unseres Herrn Jesus Christus bewahre deine Seele zum ewigen Leben.“ Die Lösung des Gegensatzes zwischen katholischer Lehre und protestantischer Meinung besteht nicht in der gegenseitigen Zulassung zu völlig widersprüchlichen Vorgängen, sondern in der Rückkehr der getrennten Brüder und Schwestern zur Mutterkirche, die ihre Vorfahren zu ihrem eigenen Schaden verlassen haben.

Amen.

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