Die Wahrheit verkündigen,
den Glauben verteidigen

Predigten des H.H. Prof. Dr. Georg May

Glaubenswahrheit.org  
27. November 2022

Der Herr wird kommen

Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.

Geliebte im Herrn!

Das Evangelium des ersten Sonntags im Advent stellt uns vor den Menschensohn, der auf den Wolken des Himmels in großer Macht und Herrlichkeit kommen wird, zu richten die Lebenden und die Toten, zum Jüngsten, d.h. zum Letzten Gericht. Wenn in der Öffentlichkeit der Welt alle vor Christus erscheinen werden. Seine Apostel, Martyrer und Bekenner. Seine Widersacher, Feinde und Verfolger. Die Männer und Frauen der Kirche: Päpste, Bischöfe und Priester. Die Lehrer der Kirche und die Irrlehrer. Der Limburger Bischof Bätzing. In einem Nu wird das ganze Leben der Menschen durchleuchtet, ohne Täuschung und ohne Auslassung, in reiner Wahrheit und Wirklichkeit. Und das geschieht nicht im Verborgenen, sondern vor aller Welt. „Was ihr ins Ohr geflüstert habt, das wird man ausrufen von den Dächern.“ Dann ergeht das Urteil des göttlichen Richters; in Gerechtigkeit und Unbestechlichkeit, ohne die Notwendigkeit oder die Möglichkeit der Berufung; es ist endgültig und zeitlos gültig. Die Vorstellung des Jüngsten Gerichtes soll uns innerlich für die anhebende Adventszeit bereiten. Sie soll uns daran erinnern, dass das Kind in der Krippe der Weltenrichter ist. Sie soll uns ermahnen, neben den Dank für seine Ankunft als Erretter die heilige Furcht vor seinem Kommen als Richter zu stellen. Die Sehnsucht nach seiner Erlösung mit dem Ernst seines Gerichtes zu verbinden. Dann fordert er Rechenschaft für unser Tun und Lassen.

Was verlangt Gott von uns? Erstens. Das Eingangslied der heutigen heiligen Messe sagt es uns: Zuerst: „Zu dir erhebe ich meine Seele.“ Erhebung der Seele ist Anbetung Gottes. Anbetung Gottes ist Dank und Anerkennung seiner Majestät, Anbetung Gottes ist Gehorsam und Unterwerfung unter seine Macht. Gott ist der Herr, wir sind seine Mägde und Knechte. Von ihm empfangen wir die Weisungen für unser Wollen und Handeln. Nicht vom „Spiegel“ oder „Stern“ und schon gar nicht vom Fernsehen. Aber auch nicht von Theologen, die Irriges lehren. Es gibt keine autonome Moral, die sich der Mensch selbst gibt. Alles Sollen, die gesamte Sittenordnung stammt von Gott. „Ich bin der Herr dein Gott. Du sollst keine anderen Götter haben. Du sollst dir kein geschnitztes, aber auch kein ausgedachtes Bild machen.“ Gott ist der Schöpfer des Alls, das Weltall untersteht seinem Willen, Berge und Flüsse unterliegen seiner Macht. Seine Schöpfung hat wesenhafte Strukturen, die für jeden Menschen, aber auch für jedes Parlament und jede Regierung verpflichtend sind. Das muss sich zeigen in unserem privaten Leben und in der Öffentlichkeit. Keine Regierung und kein Parlament ist befugt, das gottgeschaffene Naturrecht zu missachten. Gesetze und Verordnungen, die gegen Gottes Gebot verstoßen, sind unbeachtlich. Sogenannte Ehen zwischen gleichgeschlechtlichen Personen sind ein Greuel vor Gott. Die unselige Bundesregierung, der wir zur Zeit ausgeliefert sind, schreitet weiter auf der Bahn des Aufstandes gegen Gottes Schöpfungsordnung. Sie plant ein neues Transsexuellengesetz. Jeder Mensch in Deutschland soll sein Geschlecht selbst festlegen und ändern können. Wie lange wird sich Gott derartige Verirrungen noch gefallen lassen?

Was verlangt Gott von uns? Zweitens: „Zeige mir deine Wege, und deine Pfade weise mich.“ Die Wege, die Gott weist, sind häufig andere, als wir uns wünschen und suchen. Der Herr hat das erschreckende Wort gesprochen: „Gehet ein durch die enge Pforte, denn weit ist die Pforte und breit die Straße, die ins Verderben führt, und viele sind es, die darauf wandeln. Wie eng ist die Pforte und wie schmal der Weg, der ins Leben führt, und wenige gibt es, die ihn finden.“ Gehören wir zu den vielen, die ins Verderben laufen, oder zu den wenigen, die zum Leben unterwegs sind? Haben wir den Mut, die beschwerlichen Pfade Gottes zu wandeln!

Was verlangt Gott von uns? Drittens: „Lasset uns ablegen die Werke der Finsternis.“ Mit der Finsternis ist die Gottesferne, die Gottlosigkeit, die sittliche Entartung, die Sittenlosigkeit gemeint. Der Apostel zählt einige Werke der Finsternis auf: Schwelgereien und Trinkgelage, Unzucht und Ausschweifung, Zank und Eifersucht. Man könnte noch viele andere nennen. Die Kirche kennt sieben Hauptsünden: Stolz, Zorn, Geiz, Neid, Unkeuschheit, Unmäßigkeit, Trägheit. Und sie fügt hinzu: Wenn wir im Geiste leben, so lasst uns auch im Geiste wandeln und die Früchte des Geistes bringen.

Was verlangt Gott von uns? Viertens: „Brüder, die Stunde ist da, vom Schlafe aufzustehen!“ Mit Schlaf meint der Apostel nicht die verdiente Ruhe der Nacht. Das Wort ist bildlich, in übertragenem Sinne zu verstehen. Schlaf ist die Gottvergessenheit, der irdische Sinn, die Gleichgültigkeit gegenüber dem Willen und den Zielen Gottes; Schlaf ist die Feigheit zum Bekenntnis, die Anpassung an die im argen liegende Welt; Schlaf ist die Menschenfurcht und die Flucht vor dem Kreuz; Schlaf ist die Schwerhörigkeit gegenüber den Gnadenimpulsen Gottes, gegen seine Angebote der inneren und äußeren Gnade, gegen seine Einsprechungen und Aufrufe. Damit soll Schluss sein. Die Stunde ist da. Die Stunde der Gnade. Der Herr steht vor der Tür unserer Seele und pocht an. Das Kind der Weihnacht, das eine Herberge sucht! Das Kind, das einmal unser Richter sein wird! Die Stunde der Gnade geht vorüber. Die Stunde des Gerichtes kommt gewiss. Gott helfe uns, dass wir jetzt die Ankunft des Krippenkindes so begehen, dass wir die Ankunft des Weltenrichters nicht zu fürchten brauchen.

Was verlangt Gott von uns? Fünftens: dass wir die Sehnsucht nach seinem Kommen in uns erwecken und nähren. „Biete auf deine Macht, o Herr, und komm, wir bitten dich“, heißt es im Kirchengebet der heutigen heiligen Messe. Was ist mit dem Kommen gemeint? Damit ist einmal das Eingreifen des Herrn in unsere menschliche Geschichte gemeint. Wir wissen um die Not, in der zahllose Menschen sind, die in Armut und Hunger, in Elend, Kälte und Blöße ihr Leben fristen. Möge Gott in seiner Weisheit und Macht ihnen ein erträgliches Leben verschaffen. Möge er die Kräfte der Natur lenken, dass die Felder Frucht tragen und die Wälder ihre Funktion erfüllen. Möge Gott den Völkern und den Regierenden Gedanken und Entschlüsse des Friedens eingeben! Damit das Morden und Zerstören endlich ein Ende findet. Die Bitte um das Kommen des Herrn richtet sich auch auf unsere arme Kirche, die aus tausend Wunden blutet. Seit Jahrzehnten vollzieht sich der Abbau, die Minderung, die Schmälerung unserer Kirche, betrieben von den eigenen Leuten. Aus der Stadt auf dem Berge ist eine trübe Funzel geworden. Statt die Menschheit in ihrem Hause zu versammeln, fliehen Hunderttausende aus unserem Abendmahlssaal. Die, welche die Zerstörung der Kirche betreiben, sind die innerlich abgefallenen Theologen, sind die innerlich abgefallenen Bischöfe. Die Gläubigen schauen aus nach Rom, hoffen, dass der Heilige Vater dem begeisterten Selbstmord der Kirche Einhalt gebietet. Was tut der Universalbischof der Kirche? Der Papst wendet viel Mühe darauf, die Messe zu unterdrücken, die alle Priester der Kirche über tausend Jahre gefeiert haben, die unsere Eltern und Großeltern geliebt haben, die Papst Benedikt XVI. von neuem allgemein zugänglich gemacht hat. Aber er unternimmt nichts gegen Bischöfe und Theologen, die den Glauben der Kirche untergraben, die Gottes Gebote verzerren und die Kirchenglieder in den Abfall treiben. Wann wird er endlich erkennen, was sein Amt von ihm verlangt? Wie lange wird Gott noch zuschauen, wie der Nachfolger des Petrus und Statthalter Christi vergisst, was Gott von ihm erwartet? Schließlich richtet sich die Bitte um das Kommen des Herrn auf seine Wiederkunft zum Weltgericht, auf die Auferweckung der Toten und die Herstellung des Reiches Gottes. Täglich flehen wir zu Gott: Dein Reich komme. Wir ersehnen den Anbruch jenes Tages, an dem es nichts Verfluchtes mehr geben wird, an dem Nacht nicht mehr sein wird, an dem Gott alles neu machen wird, an dem die heilige Stadt, das neue Jerusalem vom Himmel herabsteigen wird. Ach, was wird das sein an jenem Ende ohne Ende! Maranatha! Komm, Herr Jesus!

Amen.

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