16. Juli 2023
Evolution ohne Gott?
Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.
Geliebte im Herrn!
Die Theorie der Evolution behauptet die allmähliche Höherentwicklung aller Pflanzen und Tiere sowie die Abstammung heute lebender Arten von erdgeschichtlich älteren, anderen Arten. Sie wird häufig unbedenklich mit Charles Robert Darwin in Verbindung gebracht, stammt jedoch keineswegs von ihm. Bereits anderthalbtausend Jahre vor ihm verstanden Kirchenlehrer wie Chrysostomus, Basilius und Augustinus den Schöpfungsbericht des Alten Testamentes (Gen 1 und 2) dahin, Gott habe der Erde, dem Wasser und der Luft den „Auftrag“ gegeben, Leben hervorzubringen: „Die Erde bringe lebende Wesen aller Art hervor: Vieh, Gewürm und Wild des Feldes, jedes nach seiner Art“ (Gen 1,24). Heute würden wir sagen: Der Schöpfer gab der Erde, der Materie die Information, nach seinem Willen und Plan mit-schöpferisch zu werden. So entfalteten und entwickelten sich seine Geschöpfe in einer fortgesetzten, immer noch fortdauernden Schöpfung. Die Bibel ist ein Lehrbuch der Heilsgeschichte, nicht der Erd- und Lebensgeschichte. Eine (mögliche) allmähliche Höherentwicklung der Pflanzen und Tiere im Verlauf der langen Erdgeschichte lässt sich problemlos mit unserem Glauben vereinbaren. Das gilt jedoch nicht für den Versuch Darwins, diese Evolution ausschließlich durch sinn- und planloses Zufallsgeschehen erklären zu wollen.
Darwins Theorie ist keineswegs ein wissenschaftlich gesichertes Ergebnis. Sie hat vielmehr erhebliche Schwächen. Bedeutende Gelehrte von Breslau bis Saarbrücken halten sie für irrig. Mit Hilfe von Computern lässt sich heute problemlos exakt ausrechnen, wie unwahrscheinlich das rein zufällige Zustandekommen auch nur eines einzigen funktionsfähigen Organs, etwa eines Auges, nach den Gesetzen der Mathematik wäre. Und der lebendige Organismus setzt sich ja jeweils aus einer Vielzahl solcher Organe zusammen. Das aber potenziert die erwähnte Unwahrscheinlichkeit abermals, so dass sich recht bald gar keine Zahlenbegriffe finden lassen, unter denen wir uns noch etwas vorstellen können. Damit hört die Wissenschaft auf und es beginnt die Phantasie. Die Darwinsche Zufallstheorie setzt weit mehr Glauben voraus als das, was gebildete Christen glauben. Darwin selbst gestand einmal, beim Anblick eines Auges überfalle ihn „geradezu ein Fieber“. Denn wie sollte all das, was unerlässlich erfüllt sein muss, damit ein zum Sehen taugliches Auge entsteht, durch planloses Zusammentreffen sinnloser Zufallsereignisse (Mutationen) erklärt werden können? Es gibt auf der ganzen, ca. zwei Quadratmeter messenden Fläche unserer Körperhaut nur zwei Stellen, an denen sie glasklar durchsichtig ist. Und diese Hornhäute sitzen ausgerechnet jeweils vor einer Pupille, dem Sehloch eines Auges. Ebenso „zufällig“ müsste hinter jeder Pupille eine Sammellinse so aufgehängt sein, dass sie sich unter dem Einfluss bestimmter Muskeln abflachen oder krümmen kann, je nachdem, ob der Gegenstand, den das Auge betrachtet, weiter entfernt oder nahe ist. Ganz „zufällig“ ist aber auch noch eine Blende (die Iris) exakt zwischen Pupille und Linse geschaltet, obwohl doch an falscher Stelle hinter der Linse im „Glaskörper“ weit mehr Platz dafür zur Verfügung stünde. Wiederum genau in der richtigen, der einzig passenden Entfernung zur Linse befindet sich „zufällig“ die Netzhaut mit den Lichtsinneszellen als Projektionsfläche für das Bild, das diese Linse entwirft. Wovon Darwin zu seiner Zeit freilich noch gar nichts wissen konnte: Die Nervenschaltungen in dieser Netzhaut sind viel komplizierter als selbst im modernsten Computer. Sie „verschlüsseln“ die Signale der Sinneszellen und leiten sie durch den Sehnerven in die entsprechenden Sehzentren des Gehirns. Allein das genügt bei weitem, um die absolute Aussichtslosigkeit einer reinen Zufallsentwicklung überzeugend aufzuzeigen. Ganz abgesehen davon, dass damit lediglich ein verschwindend geringer Teil des Gesamtkomplexes berücksichtigt wurde. Was sich alles an hochkomplizierten Reaktionen anschließend im Gehirn abspielt, ist immer noch weitgehend unbekannt. „Zufall – das ist ein Wort ohne Bedeutung“ (David Hume).
Der Versuch, die Höherentwicklung der Lebewesen aus einfacheren Formen allein durch sinnlose Zufallsmutationen und Selektion rein materialistisch erklären zu wollen, widerlegt sich selbst. Für den Evolutionismus ist es der „Kampf ums Dasein“, der angeblich die „Ordnung schaffende“ Macht darstellt; vermeintlich liest er im Chaos der sinnlosen Zufallsmutationen die „Tüchtigen“ aus und lässt sie überleben. Hier wird der Darwinismus zirkelschlüssig, d.h. er setzt das, was zu beweisen ist, voraus. Er behauptet, der Tüchtige überlebe im Daseinskampf. Dann stellt er fest, dass der Überlebende tüchtig sei. Die Selektion des Tüchtigsten und sein Überleben im Kampf ums Dasein ist also ein Zirkelschluss. Die Überlebenden sind die besser Angepassten, folglich haben die besser Angepassten überlebt.
Zweifellos unterliegt die gesamte Evolution den Naturgesetzen und wird von ihnen gesteuert. Aber eine aus der Materie hervorgehende, ihr innewohnende, von ihr geschaffene Naturgesetzlichkeit gibt es nicht. Viel mehr noch als die komplexesten Dinge und Organe verlangen allgemeine, sinnvolle Gesetzmäßigkeiten nach einer adäquaten Ursache für ihre Existenz. Die tiefgründige Intelligibilität der Natur konnte nicht durch die Evolution verursacht worden sein, weil sie jeder biologischen Evolution vorausgeht. Gesetze können nicht etwas verursachen und daher auch nicht an die Stelle Gottes treten. Gesetze sind keine Ursache. Vielmehr verfährt die Ursache nach Gesetzen. Gesetze gehen logisch dem ursächlichen Geschehen voraus.
Die materialistisch orientierte Biologie erkennt außer den bekannten Gesetzen der Physik und der Chemie, wie sie in der unbelebten Natur wirken, keine weiteren Ursachen auch für die Erscheinungen des Lebendigen (im Reich der Pflanzen und Tiere) an. Wie aber sollen sinnvolle Verhaltensweisen durch rein materielle Reaktionen erklärt werden können? Im Laufe der Evolutionsgeschichte sind Milliarden höchst sinnvoller, überaus intelligenter Problemlösungen, Neu- und Weiterentwicklungen von einzelnen Organen und kompletten neuen Lebewesen zustande gekommen. Die schlichte Behauptung, allein die Tatsache, dass etwas zweckmäßig nützlich, sinnvoll oder notwendig ist, habe sich mit Hilfe des Selektionsdrucks irgendwann auch tatsächlich ganz von selbst entwickelt, ist dem gesunden Menschenverstand nicht zu vermitteln. Ein blindes, geistloses, des Erkennens unfähiges Etwas ist metaphysisch unfähig, wahrzunehmen, ob irgendetwas – und was hier und jetzt konkret – sinnvoll, nützlich oder notwendig ist. Geschweige denn ist es in der Lage, eine vernünftige Lösung für das entsprechende Problem zu finden und dann in vielen aufeinander abgestimmten Schritten die Realisierung dieser Problemlösung zu entwickeln und zu konstruieren.
Leben ist allein aus den Gesetzen der Materie, der Physik und Chemie, nicht zu verstehen oder gar zu erklären. Neben Materie und Energie spielt ein dritter, selbständiger Faktor die entscheidende Rolle: die Information. Ohne Information (Plan) bildet sich aus Materie ausschließlich unter dem Einfluss von Energie auch nicht das einfachste Lebewesen. Diese unerlässliche Information, der genaue Plan zum Selbstaufbau eines neuen Organismus ist schon im Kern einer befruchteten Eizelle vollständig enthalten (Erbsubstanz, Genom). Aus einer Art Geheimschrift oder Code aus ganz spezifischen Folgen von chemischen „Buchstaben“, Abschnitten des langen Kettenmoleküls der Erbsubstanz DNS (Desoxiribonucleinsäure), baut sich der Organismus auf. Darwin war es, der dieses Problem scheinbar löste. Durch rein zufällig in der Erbsubstanz auftretende ungerichtete, willkürliche Veränderungen – wir nennen sie heute Mutationen – und deren Behauptung im Kampf ums Dasein, wenn sie zufällig vorteilhaft für das Überleben sein sollten, habe, so sagt Darwin, eine ganz allmähliche stete Aufwärtsentwicklung stattgefunden. Mutationen dagegen, die sich als nachteilig für die Erhaltung der Art im Kampf ums Dasein und somit schädlich erweisen, werden durch die natürliche Auslese (Selektion) recht bald ausgemerzt. So führe die Evolution ständig weiter nach oben zu stets vollkommeneren Lebewesen und Verhaltensweisen. Diese Ausführungen haben einen entscheidenden Fehler. Komplexe Verhaltensweisen funktionieren erst, und bedingen damit möglicherweise einen Auslesevorteil, wenn sie fertig, also vollkommen sind. Sie summieren sich nach Darwin aber schrittweise über unvollkommene, also nicht funktionsfähige Vorstufen in langen Evolutionsräumen als einzelne Mutationsschritte. Die (angenommenen, vermuteten oder behaupteten) Zwischenstadien sind Wesen mit einer ständig wachsenden Last funktionsunfähiger, vollkommen unnützer Organe. Sie müssen deutliche Überlebensnachteile gehabt haben gegenüber ihren bisherigen Artgenossen. Sie mussten negativ auffallen. Nach Darwins eigener Lehre müssen daher alle unvollkommenen Vorstadien der unerbittlichen Selektion zum Opfer fallen. Sie hätten also nicht die geringste Chance sich jemals weiter, gar höher zu entwickeln. Es ist unvorstellbar, wie halbfertige Entwicklungsvorstufen hätten überleben können. Die Auslese lässt es zwangsläufig gar nicht erst zu einer allmählichen Summierung günstiger Merkmale kommen.
Gänzlich versagt der Darwinismus bei seiner versuchten Erklärung der Stammesentwicklung, also des angeblichen Übergangs von Fischen zu Amphibien usw. bis zum Menschen. Er erklärt ihn durch Anpassung. Die Stammesentwicklung besteht aber gar nicht in der Ausbildung von Anpassungen, sondern in der Schaffung ganz neuer Organisationstypen. So ist schon die Grundfrage im Darwinismus falsch gestellt. Die Verschiedenheiten in der Tier- und Pflanzenwelt beruhen größtenteils überhaupt nicht auf Anpassungen. Das gilt besonders für die Unterschiede der großen Gruppen des Systems voneinander, wie der Einzeller, der Würme, der Gliedertiere, der Wirbellosen, der Wirbeltiere usw. Sie sind plötzlich da, ohne Zwischenform, und wir wissen bis heute nicht, wie die Veränderung der Formen, der Bautypen zustande gekommen ist. Und gerade diese großen Gruppen deuten uns die eigentlichen fortschreitenden Stufen der Stammesentwicklung an. (Die Bildung der einzelnen Arten und Rassen innerhalb der größeren Gruppen, die manchmal mit besonderen Anpassungen in Zusammenhang stehen kann, ist gewissermaßen nur ein leichtes Gekräusel auf dem mächtigen Wogenschlag der Stammesentwicklung.) So müssen also gerade die Hauptstufen der Phylogenese durch den Darwinismus unerklärbar bleiben. Aber auch für kleinere Umbildungsschritte versagt zum mindesten häufig sein Gedankengang, da er im Widerspruch zu den Tatsachen steht. Nach darwinistischer Anschauung war die fünfzehige Urform des Pferdes ein Tier, das in sumpfigem Gelände lebte. Beim Schwinden des Sumpfes erfolgte der Übergang zum Leben in der Steppe und in Anpassung an die Erfordernisse dieser Umgebung wurde dann die einzehige Form des Pferdes herangezüchtet. Nun hat aber die Paläontologie eindeutig nachgewiesen, dass die Entwicklung des Pferdes durchaus unabhängig von der Umwelt vor sich gegangen ist. Sie hat sich überhaupt nicht durch Übergang zum Steppenleben vollzogen, sondern war schon vollendet, als das Urpferd die Steppe zu seiner Heimat machte. Dieses Beispiel zeigt das Versagen des Darwinismus auch dort, wo Anpassung scheinbar das Ausschlaggebende ist.
Es darf bei der Beurteilung des Darwinismus nicht vergessen werden, dass es unangepasste Organismen überhaupt nicht gibt. Alle Lebewesen haben in ihrer Erbsubstanz eine angeborene Gebrauchsanweisung für ihr Leben, die sie fehlerlos lenkt. Auch besteht der Unterschied der niederen und der höheren Formen nicht darin, dass letztere besser angepasst und für den Kampf ums Dasein besser gerüstet sind als erstere. Jede Amöbe ist für die ihr zukommende Umwelt ebenso vollkommen angepasst und ausgerüstet wie das Säugetier in seiner Weise für seine Umwelt und seine Lebensweise. So kann eben auch die Auslese von „verbesserten“ Anpassungen gar nicht zur Phylogenese (Stammesgeschichte) führen.
Auch von anderen Gesichtspunkten her ist die Zuchtwahl im Kampf ums Dasein als alleiniges Mittel der Stammesentwicklung unhaltbar. Vor allem wird das, was erklärt werden soll, schon als gegeben vorausgesetzt. Die „Erklärung“ ist also nur eine Scheinerklärung. Denn nur das kann ausgelesen werden, was schon vorhanden ist. Wird also eine neue Gestaltung als vorteilhaft ausgelesen, so muss sie ja schon da sein. Das Problem besteht darin, zu wissen, wodurch und woher die Neubildung überhaupt erst einmal entsteht. Dieses eigentliche Problem lässt der Darwinismus einfach beiseite. Er verwechselt Vorkommen mit Zustandekommen.
Zweitens haben kleine Abweichungen meist gar keinen Selektionswert, d.h. sie nützen weder noch schaden sie dem behaftenden Individuum. Die natürliche Zuchtwahl erklärt nur Abwandlungen bereits bestehender Organe; ihre Entstehung erklärt sie nicht. Unerklärt bleiben alle Eigentümlichkeiten, die keinen Selektionswert haben.
Drittens fehlen die vom Darwinismus vorausgesetzten Übergänge zwischen den einzelnen phylogenetischen Stufen. Die früher beliebte Ausrede, die Kenntnis der Fossilien sei eben zu lückenhaft, ist heute nicht mehr stichhaltig. Wir kennen heute alle geologischen Schichten und Fossilien. Es wurde noch nicht eine echte Zwischenform zwischen Tierstämmen gefunden.
Viertens gibt es Eigentümlichkeiten genug, die geradezu als nachteilig angesprochen werden können und doch im Laufe der Artbildung entstanden sind. Fünftens ist es ein Unding aus der Häufung kleinster Sonderabänderungen das Entstehen eines anderen Typus mit völlig anderem Bauplan erklären zu wollen.
Alle diese Einwände (und weitere) sind überflüssig, weil der Darwinismus an dem eigentlichen phylogenetischen (stammesgeschichtlichen) Problem, dem Entstehen der Organisationstypen, einfach vorbeisieht und dafür die Frage des Erhaltenbleibens unterschiebt. Dabei schreibt er dem Zufall die Hauptrolle zu. Kein Mensch denkt daran, dass durch zufälliges Zusammenwürfeln von Eigenstücken ein Automobil entstehen könne. Aber dass ein Organismus durch zufälliges Zusammentreffen von allerlei Umständen seine spezifische Ausgestaltung (gegen die ein Auto geradezu lächerlich einfach ist) erhalten habe, scheint dem Darwinisten keine unmögliche Zumutung an das Denkvermögen zu sein.
Die Deszendenzlehre war ursprünglich der Versuch, die Evolution von Pflanzen und Tieren zu erklären. Darwin tat dies rein materialistisch. Er ersetzte die Teleologie durch Kausalität. Nicht Darwin, aber seine Anhänger haben die Entwicklungstheorie zur Weltanschauung gemacht. Sie haben sie gebraucht und missbraucht, um den Schöpfergott vermeintlich überflüssig zu machen. Vor allem der Jenaer Biologe Ernst Haeckel benutzte die darwinistische Entwicklungslehre zum Kampf gegen den Glauben an einen persönlichen Gott. Er hat zahlreiche Gefolgsleute gefunden bis zum heutigen Tag wie beispielsweise den Verhaltensforscher Konrad Lorenz und den Zoologen Ernst Mayr. Wir Gläubigen brauchen uns davon nicht beunruhigen zu lassen. Was an der Evolutionstheorie berechtigt ist, stößt sich in keiner Weise mit dem Glauben an den Schöpfergott. Unser Gott ist groß, allmächtig und allwissend. Dass er einen Prozess des Voranschreitens in seine Schöpfung eingebaut hat, wie heute allgemein angenommen wird, verrät seine unendliche Überlegenheit über alles menschliche Denken und Schaffen.
Amen.