Die Wahrheit verkündigen,
den Glauben verteidigen

Predigten des H.H. Prof. Dr. Georg May

Glaubenswahrheit.org  
Spanien
17. November 2019

Spanien II

Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.

Geliebte im Herrn!

Am vergangenen Sonntag haben wir der anarchischen Zustände gedacht, die sich in Spanien nach dem Sturz der Monarchie 1931 herausbildeten. Die linksgerichtete Regierung erweckte nach außen den Anschein, Spanien sei eine Demokratie; in Wirklichkeit herrschten Gewalt und Terror gegen alle Andersdenkenden. Mit infernalischem Hass fielen die Linken, ihre Truppen, ihre Banden über die katholische Kirche und ihre Anhänger her. Sie suchten das religiöse Leben zu ersticken, die Gottesdienststätten zu schließen oder zu zerstören und die gottgeweihten Personen zum Abfall zu bewegen oder zu liquidieren. Von den Kämpfen der damaligen Zeit will ich hier nicht sprechen. Nur ein Beispiel will ich erwähnen, um zu zeigen, mit welchem Heldenmut die nationalen und christlichen Kräfte für die gerechte Sache eintraten. In der Festung des Alcázar in Toledo waren 1300 Soldaten und 500 Zivilisten, darunter 210 Kinder, eingeschlossen. Sie wurden von den „Roten“ unaufhörlich beschossen und bombardiert. Von Bergleuten wurden unterirdische Stollen gegraben, die dann mit Dynamit gefüllt und in die Luft gesprengt wurden. Der Kommandant, Oberst Moscardo, wies alle Aufforderungen, die Waffen zu strecken, zurück. Da brachten die Belagerer seinen Sohn, den sie gefangengenommen hatten, ans Telefon und drohten, ihn zu erschießen, wenn er nicht kapitulieren würde. Der Oberst sprach durch das Telefon mit seinem Sohn und sagte zu ihm: „Nun denn, mein Sohn, empfiehl deine Seele Gott, rufe: Es lebe Christus der König! und stirb wie ein Patriot.“ Der Jüngling wurde erschossen. Die Belagerten in Alcázar haben Schreckliches erlebt. Hunger und Durst haben sie gequält. Viele waren verwundet und verletzt, getötet oder vermisst. Aber zwei Mal am Tage wurde vor dem Bilde der Unbefleckten Empfängnis der Rosenkranz gebetet. Der Glaube hielt alle aufrecht. Es gab keinen, der daran zweifelte, dass Maria helfen werde. Und sie hat geholfen; die Festung wurde entsetzt.

Die Absicht der Linken war, auch jede gegenständliche oder örtliche Erinnerung an die Religion auszurotten. So erklärt sich die Niederreißung und Brandstiftung von Kirchen und Klöstern. Die Zerstörungskolonnen hatten Befehl, zuerst den Tabernakel zu vernichten, dann den Altar, dann das Kruzifix und schließlich die übrigen Gegenstände des Kultes in der Reihenfolge ihres übernatürlichen Wertes. Bei der Mordorgie wurde ein Drittel der Kirchen in Madrid innerhalb von drei Tagen abgefackelt. Religiös und kulturell wertvolle Gotteshäuser entgingen nicht der Zerstörung. Auf Mallorca wurde das Marienheiligtum Nuestra Señora del Collo verwüstet und dann angezündet. In Guadix wurde das vielverehrte Gnadenbild der Muttergottes von zwei Gottlosen mit Äxten zerschlagen. In Saragossa befindet sich das spanische Nationalheiligtum El Pilar. Es ist der allerseligsten Jungfrau Maria geweiht. Die Linken schickten Flugzeuge, es zu zerstören. Die Bomben fielen, aber sie explodierten nicht.

Die nationalen und christlichen Kräfte errangen den Sieg, der Krieg war am 1. April 1939 beendet. Die Christen konnten sich über diesen Ausgang des Kampfes nur freuen. Alle Spanier mussten, wenn sie ehrlich waren, zugeben, dass das Land dadurch vor den größten Gefahren errettet worden war. Francos Sieg hat in Spanien eine sowjetisch gelenkte Parteienherrschaft verhindert, das Land aus internationalen Konflikten herausgehalten und seine Zugehörigkeit zum westlichen Bündnis gefördert. Im englischen Unterhaus hat Churchill Spanien gelobt und Franco gedankt, dass er sich nicht hat von den Nationalsozialisten einfangen lassen; das war am 25 Juli 1944. Franco war nun für mehrere Jahrzehnte das Staatsoberhaupt. Er hat Spanien Ruhe geschenkt, die Isolierung des Landes durchbrochen, das Land mit Umsicht in die Zukunft geführt. Er wurde und wird als Faschist verunglimpft; er ist es nie gewesen. Seine Regierung war autoritär, nicht faschistisch. Das Regime wurde im Laufe der Jahre immer gemäßigter, und der CSU-Abgeordneter Richard Jaeger, der enge Beziehungen zu Spanien hatte, hat wiederholt versichert: Spanien ist ein Rechtsstaat. Wirtschaftlich trat eine Besserung ein, der Durchschnittsspanier war erheblich besser gestellt unter Franco als während der Republik. Die soziale Versorgung der Arbeiter verbesserte sich ebenfalls erheblich. Spanien gewährte im Kriege Tausenden jüdischen Flüchtlingen Asyl. Wiederholt hat Franco beim deutschen Botschafter gegen die Verfolgung der Kirche in Deutschland protestiert.

Franco selbst war ein Vorbild an Gläubigkeit und Frömmigkeit. Jede Woche besuchte er mehrfach an Werktagen mit seiner Frau die Messe, und jede Nacht betete er um zwölf Uhr den Rosenkranz mit ihr. Er war freilich über die Zukunft Spaniens besorgt; er kannte seine Landsleute. Er wusste: Das Volk findet keinen Ausgleich und verliert das Prinzip der Ordnung. Er versuchte mit den Mitteln der Gesetzgebung und der Verwaltung, den katholischen Charakter Spaniens wiederherzustellen. Die Kirche erfuhr jede denkbare Förderung. In einem Erlass bestimmte er: Es ist notwendig, gläubig zu sein und an Gott zu glauben. Ein anderer Erlass setzte fest, dass in allen Schulen ein Marienbild vorhanden sein muss. Katholische Eltern wurden verpflichtet, ihren Kindern christliche Namen zu geben. Er schloss ein Konkordat mit dem Heiligen Stuhl, das der Kirche große Freiheit einräumte. Danach war die katholische Religion die einzige Religion des Staates, und die Kirche konnte ungehindert Schulen errichten. In allen Schulen war die Religion obligatorisches Lehrfach.

Die Kirche und ihre gläubigen Glieder bewahrten das Gedächtnis vom Leiden und Bekennen der katholischen Christen, und das vollzog sich in der Form der Seligsprechung. Papst Johannes Paul II. sprach 1987 fast 500 getötete spanische Katholiken selig. Und Papst Benedikt XVI., unser deutscher Papst, sprach 2007 498 getötete Spanier selig. Die Absicht der Seligsprechungen war keine politische. Aber die Untersuchung und die Bekanntmachung der gegen die Seligen verübten Gräueltaten war ein wahres Gericht über das republikanische Spanien. Die zu Seligen proklamierten Personen waren keineswegs Anhänger Francos oder Nationalisten; sie widmeten sich lediglich der Verkündigung des Evangeliums, der Seelsorge, dem Gebet, der Priesterausbildung und der Sorge um die Familien. Bei den Seligsprechungen wurde als Motiv ihres Todes regelmäßig angegeben: Hass gegen den Glauben.

Der Erfolg – das muss ich jetzt leider sagen – blieb allen diesen Maßnahmen und Bemühungen Francos versagt. Die katholische Wiedergeburt Spaniens trat nicht ein. Es gelang nicht, den christentums- und kirchenfeindlichen Teil der Bevölkerung für Christentum und Kirche zu gewinnen. Die atheistische und agnostische Haltung vieler Spanier blieb erhalten. Spanien ist bis heute ein tief gespaltenes Land. Man spricht von den beiden Spanien, dem katholischen und dem antikatholischen. Die Bürgerkriegsmentalität wirkt in den Köpfen vieler Spanier fort; vor allem die sozialistischen und kommunistischen Gewerkschaften sorgen dafür, dass es dabei bleibt. Die Ruhe, die bis zum Tode Francos herrschte, war der strengen polizeilichen Kontrolle des Landes zu verdanken. Als er aus dem Leben schied, bildeten sich wieder gegensätzliche Parteien. Die ins Ausland geflohenen Politiker der Linken kehrten zurück, darunter La Pasionaria, die Generalsekretärin der Kommunisten. Sie gingen daran, ihre Niederlage im Bürgerkrieg aufzuarbeiten, wie sie sagten. Sie hatten nichts vergessen und nichts dazugelernt. Die stärkste politische Kraft in Spanien ist bis heute die sozialistische Partei. Neben ihr agitieren Anarchisten und Kommunisten oder deren Nachfahren. Die Sozialisten sind bestrebt, aus parteiischen Gründen die „Zwei Spanien“ wiederzubeleben und somit an die negativen Eigenschaften der Bürger zu rühren. Mit Demonstrationen und Großkundgebungen suchen sie das spanische Volk aufzuwiegeln. Ihre Stellung zur Religion ist dieselbe wie 1936. Papst Benedikt XVI., unser deutscher Papst, hat gesagt: „Der heutige Laizismus Spaniens knüpft an den Antiklerikalismus der zweiten Republik an.“ Die Sozialisten betreiben eine regelrechte Offensive gegen die katholische Kirche. Ihr Ziel ist die Entchristlichung des Landes. Die Unkenntnis und die Verachtung der Religion werden gefördert, der Glaube wird in die Privatsphäre verdrängt, das öffentliche Zeugnis wird bekämpft. Die Verträge mit dem Apostolischen Stuhl sollen gekündigt werden. Der deutsche Kardinal Walter Kasper warf der sozialistischen Regierung vor, sie verübe mit ihrer Politik Attentate auf die Geschichte des Landes und leugne mit ihren Initiativen das historische, kulturelle und kirchliche Erbe Spaniens. Das sind genau die Vorwürfe, derentwegen die nationalen und christlichen Spanier gegen die Feinde zu Felde gezogen sind. Die sozialistische Familienpolitik unterhöhlt die Lehre der Kirche und verdirbt das Volk. Die sozialistische Regierung sorgte für die weit gespannte Möglichkeit der Abtreibung. In Spanien dürfen 16-Jährige abtreiben ohne Zustimmung ihrer Eltern. Die sozialistische Regierung legalisierte die Homosexuellenehe und sie liberalisierte das Scheidungsrecht. Die Tötung auf Verlangen steht auf der Tagesordnung, ist noch nicht Gesetz, soll aber Gesetz werden. Seit 2009 werden mehr Ehen vor dem Standesamt, also zivil, geschlossen als in der Kirche. Jedes dritte spanische Baby wird nicht getauft. Die sozialistische Regierung hat die Schleusen für sexuelle Freizügigkeit geöffnet. Sie weiß, dass der Missbrauch der Sexualität das beste Mittel ist, die Religion zu verdrängen. Die schulische Sexualaufklärung bietet Informationen zur Empfängnisverhütung bis zur Abtreibung, aber keine Erziehung. In dem neuen Schulfach „Bürgererziehung“ sollen die Kinder und Jugendlichen von katholischen Grundsätzen der Bildung und Erziehung abgebracht werden. Mit diesem Fach wollen die Sozialisten ihre parteieigene Genderideologie verankern. Der Religionsunterricht ist nur noch Wahlfach. Die sozialistische Regierung fördert alle Kräfte, die geeignet sind, der katholischen Kirche Abbruch zu tun. So wird der Islam systematisch begünstigt. Für die Muslime wurde islamischer Religionsunterricht eingerichtet. Ihnen wurde ein Sendeplatz im staatlichen Fernsehen eingeräumt. Sie erhalten jährlich – bei 700000 Leuten – dreißig Millionen Euro Förderung. Eine Ausbildungsstätte für Imame wurde geschaffen, die Spanien in ein islamisches Land verwandeln sollen.

Die Linke ist von revanchistischer Mentalität erfüllt; sie will Rache nehmen für den Bürgerkrieg, den sie verloren hat. Pensionszahlungen und Entschädigungen für die Linken werden aufgestockt. Dem Ziel, den Bürgerkrieg nachträglich zu gewinnen, dient die Exhumierung Tausender Toter, die von den nationalen Einheiten wegen ihrer Untaten erschossen wurden. Die Regierung unterstützt die Aushebung von Massengräbern und trägt damit immer neue Unruhe in das Volk. Die Exhumierungen haben das Ziel, historische Wunden aufzureißen und den Spalt zwischen den Nachkommen der „Zwei Spanien“ zu vergrößern.

Zu diesen Maßnahmen, die ich Ihnen in Kürze, nicht vollständig, aber in Kürze geschildert habe, kommt natürlich auch der unaufhörliche Niedergang unserer Kirche. Er hat Spanien erreicht. Der Nachwuchs für Priester und Ordensleute bleibt aus. Es gibt Geistliche, die Sympathien für die Linken zeigen und entsprechende Initiativen starten. Der Gottesdienstbesuch ist katastrophal zurückgegangen. Die Erziehung in den Familien fällt meistens aus. Die jungen Spanier sind stark von religiöser Gleichgültigkeit geprägt, wachsen in Unkenntnis der christlichen Tradition auf und sind den Versuchungen des moralischen Verfalls ausgesetzt. Spanien ist inzwischen weitgehend laizistisch und teilweise sogar kirchenfeindlich geworden. Kein Geringerer als Papst Johannes Paul II. beschrieb 1991 Spanien als ein neuheidnisches Land, in dem sich die Entchristlichung auf besorgniserregende Weise zeigt. Als ich vor geraumer Zeit einen spanischen Kardinal sprach und ihm meine Hoffnung ausdrückte, das katholische Spanien werde dem Rückgang der Religion Einhalt gebieten und der bedrängten Kirche zu Hilfe eilen, da schüttelte er traurig den Kopf. „Nein“, sagte er, „das heutige Spanien hat nichts mit dem Land gemein, das in einem jahrhundertelangen Kampf die Mohammedaner zurückgeworfen hat.“ Das war der Kardinal Rouco Varela. Meine lieben Freunde, das Land, das einst ein Bollwerk des katholischen Glaubens war, verdient unsere Aufmerksamkeit und unser Mitgefühl. Spanien darf nicht den Feinden Gottes und der Kirche überlassen bleiben. Spanien hat sich jahrhundertelang gegen die muslimischen Besatzer gewehrt und durch die Wiedereroberung, die „Reconquista“, den Islam aus dem Lande vertrieben. Spanien hat unserer Kirche und der Welt zahlreiche Gelehrte und Heilige geschenkt, die mit ihrer Tugend und ihrer Weisheit das christliche Volk belehrt und erleuchtet haben. Es kann uns nicht gleichgültig sein, wenn im Westen Europas ein Land entsteht, das vom Atheismus und vom Islam geprägt ist. Wir werden nicht viel mehr für Spanien tun können, als dass wir innig und dauernd und eifrig für Spanien beten. Gott segne Spanien.

Amen.

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