Die Wahrheit verkündigen,
den Glauben verteidigen

Predigten des H.H. Prof. Dr. Georg May

Glaubenswahrheit.org  
3. Januar 2016

Der heilige Name Jesus

Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.

Geliebte im Herrn!

Für den heutigen Menschen ist der Name unbedeutend. Er ist fast wie eine Nummer, die man eben braucht, um festzustellen, um wen es sich handelt. Viele wissen gar nicht einmal um die Bedeutung ihres Namens. Und wenn wir sagen „in Gottes Namen“ oder „im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes“, dann ist das eine fast hartgewordene Formel, die wir vielfach gebrauchen, ohne sie zu bedenken. Anders ist es in der Bibel. In der Welt der Bibel bedeutet der Name einen Anruf, ja, eine Berufung. Im Namen ist Art, Auftrag und Schicksal einer Person enthalten; daher die vielen Namenerklärungen in der Heiligen Schrift. Der Stammvater der Israeliten hieß nämlich ursprünglich Abram. Als Gott ihm die Verheißung gegeben hatte, dass er Stammvater eines großen Volkes werden solle, änderte er den Namen. Er gab ihm jetzt den Namen Abraham, d.h. Vater der Menge. Als der Sohn Mariens am 8. Tage nach seiner Geburt beschnitten werden sollte, da erhielt er den Namen, der alle Hoffnung der Menschheit in sich schließt: Jesus, d.h. Gott rettet – Jahwe (das ist der Name für Gott bei den Juden) rettet. Seine Sendung als Retter, Befreier, Arzt und Heiland ist darin enthalten. So hatte ihn schon der Engel genannt, als er noch nicht im Mutterschoße empfangen war. Nun ist mit dem Namen Jesus der Name Christus verbunden. Christus ist die Übersetzung des hebräischen Wortes Messias und bedeutet der Gesalbte. Wenn also zu dem Namen Jesus der Name Christus hinzugefügt wird, was ja berechtigt ist und was wir fortwährend tun, dann bedeutet das: Dieser Jesus, den Gott schon ausgezeichnet hat als den Retter, ist nun tatsächlich der im Alten Testament verheißene, vom jüdischen Volk erwartete und schließlich gekommene Messias, der Gesalbte des Herrn. Dieser Name, meine lieben Christen, ist für uns von überragender Bedeutung. Ich möchte nicht mehr leben, wenn ich ihn nicht mehr aussprechen dürfte. Der Name Jesus Christus ist

1.      das Siegel unserer Eingliederung in ihn bei der Taufe,

2.      die Gewähr der Gegenwart seiner Macht und

3.      die Bürgschaft unserer Errettung am Jüngsten Tage.

Der Name Jesu ist erstens das Siegel unserer Eingliederung in Christus durch die Taufe. In der Taufe erhalten wir den Namen Jesu Christi, werden wir Christiani, Christen. Wir könnten auch sagen Jesuaner, aber es hat sich eingebürgert, und zwar zuerst in der Gemeinde in Anti-ochien, die Anhänger Jesu als Christianer, als Christen zu bezeichnen. Der Täufer nennt über dem Täufling den Namen des Herrn Jesus Christus, und der Täufling spricht seinerseits das Bekenntnis: Herr ist Jesus Christus, und gehört damit dem an, dessen Name er von nun an anrufen darf. Die Taufe bringt den Täufling in sakramentale Beziehung zur Person Jesu als des Menschensohnes. Er eignet ihm diesen zu, er stellt ihn unter den Schutz dieses Namens. Das ist der Sinn, meine lieben Freunde, weswegen der Name Jesus bei der Taufe über dem Täufling angerufen wird; der Täufling wird zum Eigentum Jesu gemacht. Jetzt gehört er ihm, jetzt ist er unter seinen Schutz gestellt. Auf seinen Namen getauft sein, heißt, von der Kraft seiner Gottheit erfüllt werden, heißt, geheiligt, heißt, neu geschaffen werden. Den Sklaven und Händlern von Korinth schreibt Paulus: „Ihr wurdet abgewaschen, geheiligt, gerechtfertigt im Namen unseres Herrn Jesus Christus und im Geiste unseres Gottes.“ Die an seinen Namen glauben, sind nach dem Zeugnis des Johannesevangeliums jene, denen er „Macht gibt, Kinder Gottes zu werden“. Sein heiliger Name ist angerufen über uns: „Verlass uns nicht, Herr, unser Gott“, so beten wir jetzt.

Der Name Jesu ist zweitens die Gewähr der Gegenwart seiner Wundermacht. Der Herr wird angerufen, damit er mit seiner Wundermacht eingreifen kann. In Korinth, dieser großen Hafenstadt, hatte sich ein Mitglied der Gemeinde der Blutschande schuldig gemacht, Inzest begangen, also Geschlechtsverkehr mit einer Verwandten. Dieses unerhörte Begebnis war für Paulus Anlass, die Gemeinde aufzufordern: „Versammelt euch im Namen Jesu Christi und in der Kraft Jesu Christi und übergebt diesen Mann dem Satan, damit das Fleisch zugrundegerichtet und der Geist gerettet werde.“ Das heißt, die Gemeinde soll durch Anrufung des Namens Jesu dessen Kraft wirksam machen. Der Mann soll in sich gehen, ausgesondert werden aus der Gemeinde, damit er sich bekehrt, und dann, wenn er sich bekehrt hat, kann er gerettet werden. Der Name Jesu wird in den Exorzismen verwendet. Die Exorzismen sind Befehle, im Namen Jesu einen Besessenen freizugeben. Der Satan wird aufgefordert, im Namen Jesu sich von dem Besessenen zu lösen. Und das ist geschehen. Jesus hat ja einmal zur Verbreitung seiner Sendung 70 Jünger ausgesandt, und als sie zurückkamen, da meldeten sie: „In deinem Namen sind uns die bösen Geister untertan.“ Die 70 haben erfahren, dass die Anrufung des Namens Jesu den Sieg über die bösen Geister bedeutet. Der Herr warnt allerdings vor solchen, die zwar seinen Namen im Munde führen, aber nicht die Früchte des Evangeliums bringen. Wenn diese am Tage des Gerichtes sagen werden: „Herr, haben wir nicht in deinem Namen Dämonen ausgetrieben? Haben wir nicht in deinem Namen viele Wunderwerke getan?“ dann wird er ihnen antworten: „Ich habe euch niemals gekannt. Weichet, ihr Übeltäter!“ Im Tempel zu Jerusalem bettelte ein behinderter Mensch, ein Lahmgeborener – ich weiß nicht, ob er Multiple Sklerose hatte oder vielleicht Kinderlähmung – Petrus und Johannes, die zum Gebet in den Tempel kamen, an. Petrus erklärte: „Ich bin mittellos; ich habe kein Gold und auch kein Silber. Aber was ich habe, das will ich dir geben.“ Dann fasste er den Mann an, richtete ihn auf und sprach: „Im Namen Jesu Christi: Steh auf und wandele!“ Und siehe da, der Mann stand auf und sprang im Tempel umher vor Freude. Großes Aufsehen bei den Massen, das Volk lief zusammen und sie meinten, hier seien Götter auf Erden erschienen. „Nein“, sagt Petrus, „nicht durch unsere Kraft ist das geschehen, sondern auf den Glauben an seinen Namen hat Jesus diesen Lahmgeborenen geheilt. Der Name Jesu hat seine Kraft an ihm erwiesen.“ Diese Tat kam natürlich auch dem Hohen Rat in Jerusalem zu Gehör, und seine Mitglieder waren sofort bereit, sich des Falles anzunehmen. Sie fragten den Petrus: „In welcher Kraft und in welchem Namen habt ihr das getan?“ Das gibt Petrus Gelegenheit, ein Bekenntnis zu Jesus abzulegen: „Im Namen Jesu Christi von Nazareth, den ihr gekreuzigt habt, den Gott aber von den Toten auferweckte, in diesem Namen steht dieser gesund vor euch.“ Das Wunder gibt also Petrus Gelegenheit, die Auferstehung Jesu zu bezeugen; ein Toter wirkt keine Wunder. Wenn jetzt ein solches Geschehnis unter Anrufung des Namens Jesu geschieht, dann ist klar, dieser Jesus ist wieder lebendig geworden und zeigt seine Macht. In Philippi – das ist eine Stadt in der heutigen Türkei – ging Paulus mit seiner Begleitung zum Gebet. Da begegnete ihnen eine Magd, die einen Wahrsagegeist hatte. Sie brachte ihren Herren durch ihren Wahrsagegeist vielen Gewinn ein; sie hat also ihre Gabe umgemünzt in finanzielle Bereicherung. Und sie folgte nun Paulus und seinen Begleitern und schrie: „Diese Menschen sind Diener des wahren Gottes, die euch den Heilsweg verkünden.“ Das tat sie an vielen Tagen, und das wurde Paulus allmählich lästig. Und deswegen wandte er sich um und sagte der Frau bzw. dem Geiste, der aus ihr sprach: „Ich befehle dir im Namen Jesu, von ihr auszufahren.“ Da fuhr er in derselben Stunde von ihr aus. Jesus ist der Mittler zwischen Gott und den Menschen, und der Christ wendet sich durch diesen Mittler an Gott. Deswegen, meine lieben Freunde, immer die vielen Schlussgebete in unserer heiligen Messe „durch Jesus Christus“. Die an Gott gerichteten Gebete sind Lobpreisungen im Namen Jesu Christi. „Danket Gott für alles im Namen des Herrn Jesus Christus“, schreibt Paulus an die Gemeinde in Ephesus – danket Gott für alles im Namen Jesu Christi. Und so hat es der Herr selber gesagt: „Was immer ihr bitten werdet in meinem Namen, das werde ich tun.“ „Wenn ihr mich in meinem Namen um etwas bitten werdet, werde ich es tun.“ Weil der Name des Herrn so mächtig ist, weil Gott diesen Namen so mit Kraft erfüllt hat, deswegen ist er ein Name über allen Namen. In diesem Namen muss sich jetzt ein jedes Knie beugen, im Himmel, auf der Erde und unter der Erde, und jede Zunge muss bekennen: Jesus Christus ist Herr im Namen Gottes, des Vaters.

Der Name Jesu ist schließlich drittens die Bürgschaft unserer Errettung am Jüngsten Tage. Die Kirche hat niemals aufgehört, an das Ende dieser Welt zu glauben, an die Wiederkunft Christi, an sein Gericht, an das allgemeine Gericht. Petrus hat in seiner Pfingstrede die Schrecken der letzten Tage geschildert: Angst und Entsetzen werden sich auf der Erde ausbreiten, die Menschen werden vergehen vor banger Erwartung der Dinge, die da kommen werden. Und doch gibt es eine Hoffnung. „Jeder, der den Namen des Herrn anruft, wird gerettet werden.“ Durch die Anrufung dieses Namens wird eben eine Macht in Bewegung gesetzt, und diese Macht ist die Macht Gottes. Jeder!, der ihn anruft, wird gerettet werden, d.h. der Name Jesu ist von universaler Bedeutung. In seiner Verteidigungsrede vor dem Hohen Rat, vor dem die Jünger erscheinen mussten, rief Petrus aus: „Es ist unter dem Himmel kein anderer Name gegeben, durch den wir gerettet werden als der Name Jesu Christi.“ Der Name Jesu, meine lieben Freunde, ist konkurrenzlos, mit ihm kann es kein anderer Name aufnehmen, weder Buddha noch Laotse noch Mohammed. Sie alle sind machtlos; sie vermögen nicht zu helfen. Es gibt keinen zweiten Heilsweg neben Jesus Christus. Das Christentum ist die einzige gottentstammende Religion, es ist die absolute Religion. Johannes, der Seher auf Patmos, sah das Lamm auf dem Berge Sion stehen und bei ihm 144.000 Auserwählte. „Sie trugen seinen Namen und den Namen des Vaters auf ihrer Stirn. Und sie sangen ein neues Lied vor dem Thron und vor den vier Tieren und vor den vierundzwanzig Ältesten. Niemand konnte das Lied singen als nur die hundertvierundvierzigtausend Erwählten.“ Sie sind von der Erde erkauft; sie folgen dem Lamm, wohin es geht. Warum? Sie haben seinen Namen nicht verleugnet; in ihrem Munde ward keine Lüge erfunden. Der Name Jesu, meine lieben Freunde, ist uns heilig. Es ist der Name, den Gott selbst durch den Engel dem Sohn Mariens gegeben hat. Es ist der Name, der über dem Kreuze stand, als er den Pfahl, den Marterpfahl zu unserem Heil bestiegen hat. Es ist der Name, der über uns angerufen wurde, als wir Gott zugeeignet wurden in der heiligen Taufe. Der Name Jesu soll uns im ganzen Leben begleiten. „Jesus, dir leb ich! Jesus, dir sterb ich! Jesus, dein bin ich, tot und lebendig!“, so singen wir an jedem Herz-Jesu-Freitag. In meiner Todesstunde, meine lieben Freunde, möge mir Gott die Gnade verleihen, zu sprechen: Mein Jesus, Barmherzigkeit!

Amen.

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