Die Wahrheit verkündigen,
den Glauben verteidigen

Predigten des H.H. Prof. Dr. Georg May

Glaubenswahrheit.org  
7. Februar 2010

Gott leugnen – Seine Existenz beweisen

Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.

Geliebte im Herrn!

Vor einiger Zeit heiratete ein katholischer Mann eine muslimische Frau. Als das erste Kind kam, beharrte die Frau darauf: Das Kind wird muslimisch erzogen! Der katholische Mann fand nichts daran auszusetzen. „Es gibt keinen Gott“, sagte er. Wenn es keinen Gott gibt, kann man mit dem Kind offenbar machen, was man will; man kann es auch zu Allah führen, obwohl auch Allah für die Mohammedaner ein Gott ist.

Es gibt Menschen, welche die Existenz Gottes leugnen. Die Gottesleugnung der Gegenwart lebt von den Argumenten des 19. Jahrhunderts. Im 19. Jahrhundert grassierte die Gottlosigkeit, grassierte die Gottesleugnung. Ich nenne drei Namen, die maßgebend für diese Gottesleugnung sind und bis heute mit ihren Argumenten die Menschen in Verwirrung zu führen suchen. Es sind Bruno Bauer, Karl Marx und Friedrich Nietzsche. Bruno Bauer war ein evangelischer Theologe, zunächst in Berlin, dann in Bonn. Er kam durch seine verkehrten Forschungen dazu, anzunehmen, dass Christus überhaupt nicht gelebt hat. Die Evangelien sind nach ihm die Erfindung eines sogenannten Ur-Evangelisten aus dem 2. Jahrhundert. Das Christentum ist nicht in Palästina entstanden, sondern im Osten. Bruno Bauer fiel dann in den völligen Atheismus und mußte von seinem Lehrstuhl in Bonn entfernt werden. Bruno Bauer hatte einen Schüler zu seinen Füßen, er hieß Karl Marx. Von Bruno Bauer hat Karl Marx seinen Unglauben bezogen. Er selber begründete die Gottlosigkeit allerdings anders. Er sagte: Alles Geistige, alles Religiöse ist ein Überbau über den materiellen Verhältnissen, über den Produktivkräften und den Produktionsverhältnissen. Die Produktionsverhältnisse der Vergangenheit (Kapitalismus) haben den Gottesglauben hervorgetrieben, die Produktionsverhältnisse der Zukunft (der Sozialismus oder der Kommunismus), werden den Gottesglauben zum Erlöschen bringen. Er hat sich freilich, wie wir wissen, geirrt; denn obwohl in der Sowjetunion jahrzehntelang der Sozialismus, ja der Kommunismus eingeführt war, haben Millionen, Dutzende von Millionen Menschen den Glauben bewahrt und ihm zu einer Regeneration verholfen. Auch Friedrich Nietzsche kannte Bruno Bauer. Auch er hat von seiner Evangelienkritik und von seinem Unglauben genossen. Er ist vielleicht der leidenschaftlichste Gotteshasser, der leidenschaftlichste Atheist, den es je gegeben hat, gewesen. Von ihm stammt das Wort: „Ich bin Zarathustra, der Gottlose, der da spricht: Wer ist gottloser als ich, dass ich mich seiner Unterweisung freue?“ Er begrüßt triumphierend das Dahinschwinden des Gottesglaubens in der modernen Menschheit. In der Vernichtung des Gottesglaubens sieht Nietzsche die größte Tat aller Zeiten. „Gott ist tot. Wir haben ihn getötet, ihr und ich. Es gab nie eine größere Tat.“

Auch heute, meine lieben Freunde, gehen sogenannte Philosophen mit der Gottlosigkeit auf Reise. Angeblich ist Religion und Wissenschaft unvereinbar. Die Wissenschaft, so sagen sie, hat die Religion zum Erlöschen gebracht.

Blicken wir auf das Verhältnis von Vernunft und Glauben. Trifft es zu, dass der Glaube, dass die Religion auf Unwissenheit beruht? Einer von den Gottlosen sagt: „Mit dem Glauben an Gott drückt der Mensch seine Bereitschaft aus, an alles mögliche zu glauben.“ Das ist nicht wahr. Glaube und Leichtgläubigkeit sind zwei verschiedene Dinge. Der Glaube beruht auf der Vernunft. Der Glaube hat Präliminarien, das heißt: Er hat vernünftige Voraussetzungen, die den Schluß nahelegen: Also muss man glauben. Der Glaube erklärt, wie wir gleich sehen werden, die Welt, die Wirklichkeit besser als der Unglaube. Der Glaube ist, wie der Unglaube, eine Entscheidung. Genau wie der Theismus setzt der Atheismus eine Entscheidung voraus. Es ist nicht so, dass man durch die Fakten gezwungen werde, nicht zu glauben. Eher ist es so, dass die Fakten einen zwingen, zu glauben. In keinem Falle wird die Vernunft gezwungen, die Existenz Gottes zu leugnen. Der Atheismus ist die Weigerung, die Existenz Gottes zur Kenntnis zu nehmen, eine Entscheidung, eine vorgefaßte Meinung.

Die wichtigste vorgefaßte Meinung ist der Materialismus, also die Behauptung: Es existiert nur Materie, alles andere ist nicht existent, sondern nur Stoff und Kraft sind die bewegenden Kräfte in der Wirklichkeit. Was sagen wir zu dieser Behauptung, meine lieben Freunde? Gibt es nicht Geistiges auch in unserem Leben? Wir sprechen vom Sinn. Es hat etwas Sinn, oder etwas ist sinnlos. Ist der Sinn etwas Materielles? Dass ein Tun sinnvoll oder sinnlos ist, ergibt sich doch nicht aus dem Stoff, sondern aus der Überlegung, aus einem geistigen Vorgang. Der Sinn ist ein geistiges Phänomen. Er besagt nämlich das Hingerichtetsein oder das Hingeleitetwerden zu einem Ziel. Wenn das Ziel erreicht ist, ist das Zielstreben sinnvoll. Wenn es nicht erreicht werden kann, ist es sinnlos. Es ist sinnlos, mit einem Kaffeelöffel ein Meer ausschöpfen zu wollen. Dass es sinnlos ist, lehrt uns nicht die Materie, sondern der Geist.

Ebenso erwächst die Sittlichkeit nicht aus der Materie. Dass eine Handlung gut oder böse ist, hat mit Stoff nichts zu tun. Die geistige Einsicht, die Beurteilung ist es, die sagt: Diese Handlung ist gut, jene ist böse. Nicht die Materie, nicht die Stärke der Energie entscheidet, ob eine Handlung gut oder böse ist, sondern das Sittengesetz, das immateriell, das geistig ist.

Und was sollen wir sagen zu Gott? Einer dieser Atheisten definierte Gott als ein „gasförmiges Wirbeltier“, Gott als ein gasförmiges Wirbeltier! Wie kann man einen solchen Unsinn von sich geben? Das ist es ja eben, dass Gott alles Stoffliche, alles Energetische weit, weit überragt, dass er unfaßbar und ungreifbar ist für Apparate, für Mikroskope und für Teleskope. Gott ist eine Wirklichkeit jenseits jeder Materie. Es ist unmöglich, Gott mit empirischen Mitteln erkennen zu wollen. Er ist über jeden Stoff erhaben.

Der immer noch wirksamste Beweis für die Existenz Gottes wird durch Induktion geführt. Was ist Induktion? Das weiß jeder Naturwissenschaftler. Induktion ist das Ausgehen von bestimmten Fakten, die dann zu einem bestimmten Schlusse führen. Man sammelt Tatsachen und entnimmt daraus das Gesetz. Das nennt man Induktion. So sind alle physikalischen Gesetze entstanden, z.B. die Keplerschen Gesetze oder die Gravitationsgesetze; sie kommen alle durch Induktion zustande. Induktion dürfen wir aber auch für die Gottesbeweise in Anspruch nehmen. Nehmen Sie an, es wird einer durch Schiffbruch auf eine einsame Insel verschlagen. Er findet dort einen Faustkeil. Das könnte, so sagt er sich, das könnte von Menschen gestaltet sein, aber es ist auch nicht auszuschließen, dass es der Wind oder die Flut waren. Er geht weiter auf der Insel, und er findet einen Fotoapparat. Jetzt ist er sicher: Das kann nicht allein entstanden sein, das muss von jemandem erfunden, das muss von jemandem hergestellt worden sein. Die Erfahrung lehrt uns, dass alles, was existiert, eine Ursache hat. Man kann deswegen mit naturwissenschaftlichen Methoden die Existenz des Schöpfers beweisen.

Das hat im 13. Jahrhundert – im 13. Jahrhundert, meine lieben Freunde – Thomas von Aquin, der große Lehrer der Kirche, getan. Er hat die „quinque viae“, die fünf Wege aufgestellt, die zu Gott führen, die fünf Gottesbeweise, die uns sicher machen: Es existiert ein Gott. Ich will nur einen einzigen von diesen 5 Beweisen Ihnen vorführen, nämlich den Beweis aus der Bewegung. Thomas sagt: Alles was wir sehen, alle Dinge, lebende und tote, vernünftige und vernunftlose, alle Dinge sind in Bewegung, in Veränderung. Bewegen ist aber nichts anderes, als etwas aus der Möglichkeit in die Wirklichkeit überführen. Das kann aber nur durch ein anderes Wirkliches geschehen. Sich selbst kann ein Ding nicht ins Dasein rufen, das leuchtet unmittelbar ein. Es kann nicht die Ursache und die Wirkung zusammenfallen, sondern die Wirkung muss eine Ursache haben. Und so muss also, wenn man immer weiter zurückgeht, ein erster unbewegter Beweger angenommen werden. Es gibt keine regressus in infinitum, es gibt kein Zurückschreiten ins Unendliche, sondern es gibt einen Anfang, und dieser Anfang wird von uns Gott genannt. Gott, der erste, selbst unbewegte Beweger. Während alles andere kontingent ist, d.h. den Sinn und die Ursache seines Daseins nicht in sich selbst trägt, ist Gott der einzige, der nicht kontingent ist, sondern der durch sein Wesen sein Dasein in sich trägt. Sosein und Dasein in Gott fallen zusammen. Es ist undenkbar, dass er nicht sein könnte; es ist zwingend, dass er sein muss. Und deswegen kann er anderes schaffen, was kontingent ist, das also von ihm abhängt.

Heute wird die Entstehung des Weltalls mit dem Wort „Urknall“ erklärt. Urknall, meinetwegen. Man sagt – keiner war ja dabei, nicht wahr? – man sagt, es habe einen Zustand extremster Dichte und Temperatur gegeben und zugleich höchster Symmetrie, in dem die verschiedenen Zielarten und Kräfte vereinigt waren. Dieses winzige Universum habe sich explosionsartig ausgedehnt. Nacheinander seien die bekannten Kräfte und Teile entstanden. Ja aber, meine Freunde, woher kommt denn der Urknall? Woher kommt denn diese winzige Materie, die sich angeblich ausgebreitet hat? Der Urknall schreit nach einer göttlichen Erklärung. Er zwingt zur Schlußfolgerung, dass die Natur einen klar definierten Anfang hat. Man mag diesen Anfang noch so weit hinausschieben, 4 Milliarden Jahre, 12 Milliarden Jahre, meinetwegen, aber es kann die Natur sich nicht selbst geschaffen haben. Der Urknall braucht eine Ursache.

Noch eindeutiger ist es, wenn wir fragen: Wie entsteht denn das Leben? Die Atheisten sagen: Nur mit der Entwicklung ist das zu erklären. Ja, aber die Entwicklung muss einmal angestoßen werden. Wer hat denn das Gesetz der Entwicklung gegeben? Woher kommt denn dieses Gesetz, dass es eine Entwicklung gibt, eine Evolution? Der Ursprung des Lebens kann nur erklärt werden, wenn es eben eine Ursache gibt, die das Leben ins Leben gerufen hat. Die Auslese kann erst einsetzen, wenn das Leben vorhanden ist. Die Wahrscheinlichkeit, dass Leben auf der Erde entsteht, ist nicht größer, als dass ein Wirbelsturm, der über einen Schrottplatz fegt, rein zufällig eine Boeing 747 entstehen läßt. Darwin wird heute viel mißbraucht. Er war besser als sein Ruf. Er selber hat gesagt, und das ist ein Zitat, das ich von ihm jetzt anführe: „Die Annahme, dass das Auge durch die Evolution entstanden sei, erscheint, wie ich offen bekenne, im höchsten Grade absurd.“ Die Entstehung des Lebens, die Entstehung des Auges, die Entstehung der Entwicklung durch den Zufall erklären wollen, das bedeutet ebenso viel,. wie wenn man von der Explosion einer Druckerei die Entstehung eines Lexikons annehmen wollte.

Der Glaube bestätigt, was die Philosophie, was das Nachdenken uns lehrt. Die Heilige Schrift gibt auch in dieser Hinsicht uns eine unüberbietbare Weisung. Hunderte, tausende Jahre vor Christus wurde in den heiligen Büchern des Alten Testaments die Erschaffung der Welt durch Gott dargelegt. Es wurde auch erklärt, dass aus den Geschöpfen auf den Schöpfer geschlossen werden kann. Im Buche der Weisheit, das ich hier vor mir habe, heißt es: „Töricht waren alle Menschen, denen die Gotteserkenntnis fehlte. Sie hatten die Welt in ihrer Vollkommenheit vor Augen, ohne den wahrhaft Seienden erkennen zu können. Beim Anblick der Werke erkannten sie den Meister nicht, sondern hielten das Feuer, den Wind, die Luft, die Gestirne, die Flut oder die Himmelsleuchten für weltbeherrschende Götter. Wenn sie diese, entzückt über ihre Schönheit, als Götter ansahen, dann hätten sie auch erkennen sollen, wie viel besser ihr Gebieter ist. Denn der Urheber der Schönheit hat sie erschaffen. Und wenn sie über ihre Macht und ihre Kraft in Staunen gerieten, dann hätten sie auch erkennen sollen, wie viel mächtiger jener ist, der sie geschaffen hat. Denn von der Größe und Schönheit der Geschöpfe läßt sich auf ihren Schöpfer schließen.“ Ich wiederhole diesen entscheidenden Satz: „Denn von der Größe und Schönheit der Geschöpfe läßt sich auf ihren Schöpfer schließen.“ Der Apostel Paulus, der ja sein Altes Testament gut kannte, hat diese Lehre aufgenommen und den Menschen seiner Zeit vermittelt. Im Römerbrief schreibt er – ich zitiere wieder wörtlich aus dem Buch, das vor mir liegt –: „Der Zorn Gottes wird vom Himmel herab offenbart wider alle Gottlosigkeit und Ungerechtigkeit der Menschen, die die Wahrheit durch Ungerechtigkeit niederhalten. Denn was man von Gott erkennen kann, ist ihnen offenbar; Gott hat es ihnen geoffenbart. Seit Erschaffung der Welt wird seine unsichtbare Wirklichkeit an den Werken der Schöpfung mit der Vernunft wahrgenommen, seine ewige Macht und Gottheit.“ Ich wiederhole diesen entscheidenden Satz: „Seit Erschaffung der Welt wird seine unsichtbare Wirklichkeit an den Werken der Schöpfung mit der Vernunft wahrgenommen, seine ewige Macht und Gottheit.“

So ist es, meine lieben Freunde. Wir haben keinen Grund, uns des Leichtglaubens bezichtigen zu lassen. Unser Glaube beruht auf der Vernunft, unser Glaube ist mit der Vernunft vereinbar, unser Glaube wird von der Wissenschaft bestätigt. Nicht Wunschdenken hat die Überzeugung von der Existenz Gottes hervorgerufen, nicht die Produktionsverhältnisse haben diesen Glauben erzeugt, sondern Nachdenken, Prüfen und Beweisen. Ich kenne keinen Gläubigen, der, als es zum Sterben ging, seinen Glauben aufgegeben hat. Aber ich kenne manche Ungläubige, die, bevor es zum Sterben kam, den Glauben gefunden haben. Einer von ihnen ist der bekannte deutsche Dichter Heinrich Heine. Er hat ja sein Leben lang dem Spott seinen Tribut gezahlt, Spott auch über die Religion. Aber als er zum Sterben kam, da hat Heinrich Heine noch einmal ein Gedicht geschrieben, und da heißt es: „Zerschlagen ist die alte Leier am Felsen, welcher Christus heißt, die Leier, die zur bösen Feier bewegt ward von dem bösen Geist, die Leier, die zum Aufruhr klang, die Zweifel, Spott und Abfall sang. O Herr, o Herr, ich knie nieder. Vergib, vergib mir meine Lieder!“

Amen.

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