Die Wahrheit verkündigen,
den Glauben verteidigen

Predigten des H.H. Prof. Dr. Georg May

Glaubenswahrheit.org  
6. April 2008

Wie Schafe, die keinen Hirten haben

Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.

Geliebte im Herrn!

„Wir waren einst wie Schafe, die keinen Hirten haben“, schreibt Petrus den Empfängern seines Briefes. Er spielt damit an auf die Verlorenheit der Menschen in der vorschriftlichen Zeit. Hier gibt er ihnen knapp und eindringlich eine Diagnose ihrer vorschriftlichen Vergangenheit. Wie Schafe, die keinen Hirten haben. In der Taufe und in der Bekehrung wurde dieser Zustand überwunden. Da haben sie den guten Hirten Jesus gefunden, den wahren Hirten ihrer Seelen, die Gemeinschaft der Heiligen und die Geborgenheit in der Liebe Gottes. Aber gilt dieses Wort nicht auch für die nachchristliche Zeit, für diejenigen, die das Christentum abgeworfen haben und deswegen wiederum sind wie Schafe, die keinen Hirten haben? Ist es nicht so, dass – vorchristlich oder nachchristlich – fern von Christus die Menschen richtungslos, haltlos und heimatlos sind?

Die Richtungslosigkeit unserer Zeit ist offensichtlich. Viele Philosophien und Heilslehren kommen und gehen; sie versprechen Befreiung des Menschen, Erlösung und Fortschritt. Die Sinne werden vernebelt und verwirrt; falsche Propheten buhlen lautstark um die Gunst der Massen. Die gesunde Lehre aber, das Wort Gottes, ist vielen fremd geworden. Hoffnungslos verwirrt stehen viele Menschen unserer Zeit vor dem Warenhaus der Meinungen und Ideen, der angeblichen Weisheiten und Torheiten, ausgeliefert dem Wirbelwind der Tagesmode. Da gibt es einen so genannten Wunderheiler, Reinhard Bonke. Er zieht durch die Lande, ja durch die Erdteile und behauptet, in den letzten 7 Jahren 44 Millionen Menschen bekehrt zu haben. Bis 2010 will er noch einmal weitere 56 Millionen Menschen bekehren. Und die Menschen laufen ihm nach, neulich in Stuttgart Tausende.

Eine merkwürdige Anziehung hat in den letzten Jahren der Dalai Lama, also der oberste Vertreter des tibetischen Buddhismus, gefunden. Er gibt sich als eine Reinkarnation Bodhisattvas aus. Die Lehre des Lamaismus, meine lieben Freunde, ist eine gigantische Verirrung. Der Lamaismus vertritt eine Vielgottlehre, einen Polytheismus. Manche Forscher sagen, man nehme dort 2 Millionen Götter an. Er verspricht Erlösung durch magische Praktiken. Durch Versenkung und Abschaltung und durch den Vollzug von bestimmten Ritualen könne man absolute Befreiung erhalten, würden alle Gegensätze in einer Vereinigung aufgehoben. Eine gigantische Verirrung. Wir wissen doch: In keinem anderen Namen ist Heil gegeben, in dem die Menschen selig werden können, als in dem Namen Jesu. Aber wir leben in einer Zeit der Auswahl. Die Menschen suchen sich aus den verschiedenen Heilslehren, Philosophien und Religionen das für sie (angeblich) Passende aus und lassen das andere beiseite. Was gefällt, wird angenommen, was missfällt wird fallengelassen.

Es gibt auch andere, die in ihrer Richtungslosigkeit zur vollendeten Skepsis gekommen sind. Sie geben das Suchen überhaupt auf, sie meinen, die Wahrheit sei unerkennbar, man müsse sich mit vorläufigen Meinungen bescheiden. Das erinnert an den deutschen Dichter Heinrich Heine. Er stand einmal in Antwerpen vor dem herrlichen gotischen Dom, und angesichts dieses Domes sagte Heinrich Heine: „Die Menschen, die dieses Dom gebaut haben, hatten Dogmen. Wir haben nur Meinungen. Mit Meinungen baut man keine Dome.“

Wahrhaftig, die Richtungslosigkeit ist den Menschen eigen, die fern von Christus sind. Unser Glaube gibt uns Richtung. Wir wissen, woher wir kommen, und wir wissen, wohin wir gehen. Wir wissen auch, an wen wir uns zu halten haben. Die Wahrheit ist uns geschenkt, und uns ist die Pflicht auferlegt, diese Wahrheit zu bezeugen. Wir wollen ,meine lieben Freunde, an der Wahrheit nicht irre werden. Wir wollen nicht gleichgültig sein gegen die Wahrheit, und wir wollen uns auch nicht trennen von der Wahrheit.

Wer richtungslos ist, ist auch gewöhnlich haltlos. Ich sage nicht, dass alle Atheisten sittlich verderbt sind. Nein, aber in der Regel führt die Gottlosigkeit auch zur sittlichen Haltlosigkeit. Ein Beispiel aus der jüngsten Zeit: Eine Budenheimer Dame erklärte mir, dass ihr Schwiegervater sie zur Unzucht verführen wolle, und sie fügte hinzu: „Ohne Gott und ohne Gebot.“ Richtungslos im Geistigen, das ist auch in der Regel dann richtungslos und haltlos im Sittlichen. Das entspricht einander. Eine sittliche Ordnung, die allgemein anerkannt ist und für alle verpflichtend ist, gibt es praktisch nicht mehr. Unser Volk ist auch in grundwesentlichen Werten nicht mehr eines Sinnes. Denken Sie nur an die Weltanschauung der meisten Grünen. Man beobachtet einige Konventionen, man hält bestimmte Anstandsregeln ein, aber Gut und Böse, Recht und Unrecht, Ordnung und Unordnung sind keine festen Größen mehr. Die meisten Menschen wissen nicht mehr um den letzten und absoluten Maßstab der Sittlichkeit, nämlich um den heiligen Willen Gottes.

Und wie es immer ist, die schlimmsten Verirrungen zeigen sich auf dem Gebiete der geschlechtlichen Sittlichkeit. Lebenspartnerschaften zwischen Homosexuellen werden dem heiligen Bund der Ehe gleichgestellt. In München wurde eine Wohngemeinschaft für lesbische Seniorinnen geschaffen, und in diesem Jahre soll noch eine solche für homosexuelle Senioren dazukommen. Die Unzucht verbreitet sich immer weiter. Im Jahre 2007 zahlten die etwa 500 Prostituierten in Köln 877.000 Euro an das Finanzamt. In Afrika, südlich der Sahara, sind 28 Millionen Menschen aidskrank. Und der Staat Israel finanziert jeder weiblichen Soldatin während des zweijährigen Wehrdienstes zwei Abtreibungen. In Italien werden jährlich 300 Pornofilme gedreht, und 400.000 Porno-DVDs verkauft; über 400 Lokalsender strahlen nachts Pornoprogramme aus. Und was tun die Herren und Damen in Brüssel und in Straßburg? Sie denken darüber nach, die Abtreibung zu entkriminalisieren, d.h. die Abtreibung soll völlig freigegeben, aus den Strafgesetzbüchern herausgenommen werden. Das ist das Europa, von dem wir nichts wissen wollen! Von diesem Europa nehmen wir Abschied! Britische Stammzellenforscher haben Stammzellen eines Menschen und einer Kuh verbunden – eines Menschen und einer Kuh! – und ein solches Embryo erzeugt.

Gottlos, das heißt auch in der Regel sittenlos. Die Tafeln der beiden Gesetze gelten für die Menschen nicht mehr, und die größte Not liegt nicht darin, dass sie die Tafeln vergessen haben, sondern dass sie, wenn sie in den Schlamm gefallen sind, sich nicht mehr heraushelfen lassen. Es ist so schwer, sie von ihrem Unrecht zu überzeugen. Es ist so schwer, ihnen klar zu machen, dass Gott fordernd und verpflichtend vor ihnen steht. Sie müssen lernen, dass die Forderungen Gottes unabdingbar sind und dass die Forderungen Gottes unverfügbar sind für den Menschen. Daran hat er nichts zu deuteln, er hat sie zu erfüllen. Gottes Gesetz ist heilig und unantastbar. Der Mensch muss sich ihm beugen, er darf nicht daran rütteln. Wahrhaftig, der richtungslose Mensch ist in der Regel auch haltlos. Unsere Religion gibt uns Halt. Die Gebote Gottes sind der Wegweiser zum Heil. Einen anderen gibt es nicht.

Und schließlich sind diese Verirrten auch noch heimatlos. Die verirrten Schafe haben keine Heimat mehr, denn sie haben die Erde von der Sonne Gott losgekettet. Schuld und Irrtum führen den Menschen immer in die Isolierung und Einsamkeit. Das getäuschte und belastete Gewissen wird auf sich selbst zurückgeworfen. Die neurotischen Erkrankungen nehmen zu. Schuld und Unrecht werden nicht mehr bewältigt, weil eine gesunde, tragende Gemeinschaft fehlt, weil hervorragende Beispiele von Menschen ihnen abgehen. Es leuchtet ihnen nicht mehr das Licht einer unfehlbaren Wahrheit. Jeder ist mit seiner Schuld allein. Diese Verlorenheit, diese Heimatlosigkeit der gottlosen Menschen findet ihren Ausdruck in der Dichtung. Ich habe, meine lieben Freunde, aus den letzten Tagen folgende Bemerkungen zu diesem Zustand gesammelt. Vor wenigen Tagen ist der jüdische Dichter George Tabori gestorben. Dieser Dichter hat Stücke geschrieben, und in einem dieser Stücke heißt es: „Gott ist tot. Ich wusste gar nicht, dass der krank war. Heute sterben eben Leute, die früher nicht gestorben wären.“ So schreibt der jüdische Dichter George Tabori. Und der bekannte Liedermacher und Sänger Wolf Biermann tönt: „Die alten Götter, ja gerade die, die liegen auf dem Schrott. Na endlich auf dem Schrott. Mit neuen Göttern kommt uns nicht. Wir brauchen keinen Gott, auch keinen kleinen Gott.“ So singt Wolf Biermann. Und das Bundesfamilienministerium musste sich beschäftigen mit dem Buche „Wo, bitte, geht’s zu Gott?, fragte das kleine Ferkel“. Ein Buch für alle, die sich nichts vormachen lassen. Autor: Michael Schmidt-Salomon. In diesem abscheulichen Produkt werden die Religionen nach Strich und Faden madig gemacht. Es gibt die drei monotheistischen Religionen der Lächerlichkeit preis. In Mannheim, im Mannheimer Nationaltheater, das einmal eine Berühmtheit im deutschen Theaterwald war, wird das Theaterstück „Jetzt und in Ewigkeit“ aufgeführt. In diesem Stück wird die Weihnachtsgeschichte widerwärtig persifliert, wird der Papst in unverschämter Weise angegriffen, wird das Priestertum geschmäht. Nach diesem Stück dient die Religion nur als Deckmantel für private Abgründe. Alle beruflichen Beziehungen beruhen auf sexueller oder monitärer Abhängigkeit.

Das, meine lieben Freunde, ist eine kleine Auswahl aus der Zerrissenheit der Dichtung, die heute auf unser Volk losgelassen wird. Christa Meves hat einmal die Frage gestellt: „Wieviel Verführung verträgt ein Volk?“ Ich bin überzeugt, dass dieses Maß längst überschritten ist. Unser Volk wird durch diese Verführung buchstäblich zugrunde gerichtet.

„Wir waren einst wie Schafe, die keinen Hirten haben.“ So schrieb Petrus den Christen in bezug auf ihre vorchristliche Vergangenheit. Aber das Wort gilt auch heute in der Zeit des Nachchristentums, in einer Zeit, wo das Christentum für Millionen und Abermillionen seine bindende Kraft verloren hat. Wenn es eine Wende geben soll, dann kann sie nur dadurch erfolgen, dass unser Volk zum Christentum zurückfindet, dass er dort wieder die Richtung findet, wo sie allein zu finden ist, dass es dort wieder den Halt sucht, wo er allein vorhanden ist, und dass es dort seine Heimat gewinnt, wo allein eine Heimat zu finden ist, nämlich am Herzen Jesu.

Amen.

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