Die Wahrheit verkündigen,
den Glauben verteidigen

Predigten des H.H. Prof. Dr. Georg May

Glaubenswahrheit.org  
28. Dezember 2003

Weihnachten, Entscheidung für oder wider Christus

Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.

Geliebte im Herrn!

Die Texte der heutigen heiligen Messe enthalten einen Überblick über das ganze Erlösungswerk. Beim Einzug, im Introitus, heißt es: „Tiefes Schweigen hielt alles umfangen. Die Nacht stand in der Mitte des Laufes. Da kam aus dem Himmel vom Königsthrone herab, o Herr, dein allmächtiges Wort.“ Hier wird also der Anfang des Erlösungswerkes beschrieben, die Menschwerdung. Der Zweck des Erlösungswerkes wird in der Epistel angegeben aus dem Briefe des Apostels Paulus an die Galater: „Als die Fülle der Zeit kam, sandte Gott seinen Sohn, geboren aus einer Frau und dem Gesetz untertan, um die zu erlösen, die unter dem Gesetze standen, damit wir an Kindes Statt angenommen würden.“ Er ist ein Mensch geworden, um ein Werk zu vollbringen; er ist ein Mensch geworden, um uns zu erlösen von unseren Sünden und uns zu Gotteskindern zu machen.

Aber Weihnachten ist erst der Beginn des Erlösungswerkes. Ihm steht ein schweres, ein hartes Leben bevor, und dieses Leben endet an einem Kreuze. Hinter dem Krippenkind taucht also der Schmerzensmann auf, und in prophetischer Weise kündet das Simeon, als das Elternpaar Jesus zur Beschneidung in den Tempel bringt: „Siehe, dieser ist gesetzt zum Falle und zur Auferstehung vieler in Israel und zu einem Zeichen, dem widersprochen wird. Und auch deine Seele – zu Maria gewandt – wird ein Schwert durchdringen, auf daß die Gedanken vieler Herzen offenbar werden.“ Zum Schmerzensmann tritt die Schmerzensmutter. Das gehört zusammen. Weihnachten ist kein Idyll, Weihnachten ist der Beginn des schwersten Lebens, das je auf dieser Erde gelebt wurde. Wir können den Inhalt dieser Texte in drei Sätzen zusammenfassen, nämlich

1. es wird ein notwendiger Kampf sein,

2. es wird eine zwingende Entscheidung gefällt werden müssen und

3. es wird ein ungleiches Schicksal bereitet werden.

Ein notwendiger Kampf. Von Kampf wollen die meisten Menschen nichts wissen; sie wollen Ruhe haben. Es ist mir immer aufgefallen, daß der westdeutsche Katholizismus jeder Militanz bar ist. Militanz heißt Kampfbereitschaft, und das gehört zum Christen, denn der Herr sagt nicht nur: „Friede den Menschen auf Erden“, sondern auch: „Ich bin nicht gekommen, den Frieden zu bringen, sondern das Schwert.“ Es hebt also ein Kampf an, wenn Jesus in diese Erde eintritt. Fremde Könige huldigen ihm, aber der eigene König, Herodes,  wird zum Massenmörder. In seinem tätigen Leben hat er glühende Anhänger gefunden, aber ebenso erbitterten Haß. Seine Kirche besteht seit 2000 Jahren, und es hat, wie wir wissen, in ihr treue, opferbereite Christen gegeben in großer Zahl, in unabsehbarer Zahl. Aber ebenso ist dieser Kirche auch immer der Haß, die Verfolgung und die Schmähung entgegengetreten. Es ist auch heute so. Ich habe gestern die Rede gelesen, die der Bischof von Sibirien, Werth, ein Rußlanddeutscher, am 28. August dieses Jahres gehalten hat. In dieser Rede sagte er: „Wenn bei uns in Rußland Priester ausgewiesen werden, wenn andere nicht hereingelassen werden, wenn der Bau von Kirchen verhindert wird, dann stecken immer die russischen Orthodoxen dahinter.“ Das ist offenbar der Ökumenismus, von dem Wojtyla dauernd spricht. Es ist ein Kampf, und es bleibt ein Kampf, ein notwendiger Kampf, denn die Wahrheit erringt man nur durch viele Kämpfe, der Irrtum kostet nichts.

In diesem Kampf gibt es keine Neutralität. Es muß immer eine zwingende Entscheidung fallen. Neutral sein kann man bei manchen irdischen Geschehnissen, aber nicht, wenn der Gottkönig auf dieser Erde erscheint. Er fordert, er erzwingt ein Entscheidung: Entweder für ihn oder wider ihn. „Wer nicht mit mir sammelt, der zerstreut. Wer nicht für mich ist, der ist wider mich.“ Man muß sich angesichts dieses auf Erden erschienenen Herrn entscheiden. Auch das ist etwas, was die meisten Menschen nicht wollen; sie möchten abwarten. Wer zum Schluß dann der Sieger ist, auf dessen Seite möchten sie treten. Sie möchten sich dem Kampfe und der Entscheidung entziehen; sie wollen neutral sein, wie man sagt. Diese Neutralität gibt es nicht. Die Entscheidung für oder wider Christus ist zwingend. Das Licht kam in die Welt und hat die große Scheidung vorbereitet. Wer das Licht aufnimmt, der tritt in die Heilsgemeinschaft Christi und seiner Anhänger ein. Wer das Licht ablehnt, der verzichtet darauf, in die Heilsgemeinscjhaft aufgenommen zu werden.

Wer glaubt, wird gerettet werden; wer nicht glaubt, wird verdammt werden. Die beiden Möglichkeiten gibt es nur angesichts des Christus. Entweder glauben oder nicht glauben. Nicht halb glauben und nicht viertel glauben und nicht einen dürftigen Glauben verkündigen, wie das Heiner Geißler tut mit seinem Geschwätz, sondern den ganzen, den vollen, den ungebrochenen, den ganz im göttlichen Bereich angesiedelten Glauben, den muß man bekennen. Das ist die zwingende Entscheidung, die von uns verlangt wird.

Nach dieser Entscheidung kommt dann die Schicksalsstunde. Ein ungleiches Schicksal wird den Menschen bereitet. „Gesetzt zum Fall und zur Auferstehung vieler.“ Dieses „und“ ist nämlich ein „oder“: Entweder Fall oder Auferstehung. Zu Fall kommen alle jene, die Christus ablehnen, die sich von Christus distanzieren, die Christus verhöhnen und verspotten, und wäre es auch nur in seinen Anhängern und Dienern. Der Fall, der hier angesprochen wird, ist nichts anderes als der Verlust der Seligkeit. Es ist jener Fall, von dem der Herr beim Gerichte sagen wird: „Weichet, ihr Verfluchten!“ Und die Auferstehung ist die Rettung, die endgültige Rettung im Gerichte: „Kommt, ihr Gesegneten meines Vaters, nehmt in Besitz das Reich, das euch bereitet ward von Anbeginn der Welt.“

Wir,  meine lieben Freunde, wollen zu denen gehören, denen Christus nicht zum Fall, sondern zur Auferstehung gereicht. Wir wollen den Kampf auf uns nehmen, solange ein Atemzug in uns ist. Wir wollen uns nicht drücken; und wir wollen eine Entscheidung fällen, wollen nicht passiv, neutral beiseite stehen, eine Nische suchen, wie das die meisten Menschen tun, eine Nische, wo sie gedeckt und geborgen sind. Nein! Entscheiden muß man sich. Und dann dürfen wir auch hoffen, wenn wir den Kampf geführt und die Entscheidung gefällt haben, daß es für uns eine Auferstehung, eine Auferstehung zum ewigen Leben geben wird.

Amen.

 

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