Die Wahrheit verkündigen,
den Glauben verteidigen

Predigten des H.H. Prof. Dr. Georg May

Glaubenswahrheit.org  
8. Juli 2001

Das Firmsakrament

Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.

Geliebte im Herrn!

In der Erzdiözese Salzburg hat sich vor kurzem etwas Aufsehenerregendes zugetragen. Der Erzbischof Georg Eder erschien in einer Pfarrei, um Jugendlichen das Sakrament der Firmung zu spenden. In dem Gespräch, das er vor der Sakramentenspendung mit den Jugendlichen führte, erkannte er, daß sie an der Firmung gar nicht interessiert seien. Sie waren weder vorbereitet, noch brannten sie darauf, das Sakrament zu empfangen. Daraufhin ließ der Erzbischof die Firmung ausfallen. Er sagte, er wolle das Sakrament nicht verschleudern. Das ist ein erstmaliger und einmaliger Vorgang, der wie ein Blitz die Situation in unserem Land, in unserer Jugend erhellt. Bischof Eder ist auch der erste und einzige Bischof, der ein öffentliches Schuldbekenntnis für die Bischöfe abgelegt hat, der erklärt hat: „Wir Bischöfe haben versagt.“ Das sei ihm hoch angerechnet!

Wenn die Lage so ist, dann ist es angezeigt, uns über das Sakrament der Firmung Gedanken zu machen. Wir hatten an den vergangenen Sonntagen das grundlegende Sakrament der Taufe miteinander bedacht. Nun ist es unsere Aufgabe, das zweite Initiationssakrament, die Firmung, in unsere Überlegungen einzubeziehen. Initiation heißt Einweihung, Einführung. Taufe und Firmung, ja in gewissem Sinne auch die Eucharistie sind die sogenannten Initiationssakramente. Sie führen ein in das Christentum.

Wir haben heute drei Gegenstände zu betrachten, nämlich 1. die Existenz des Firmsakramentes, 2. das äußere Zeichen und 3. Spender und Empfänger.

Die erste Überlegung gilt der Existenz des Firmsakramentes, denn nicht alle Christen wissen um dieses Sakrament. Der Protestantismus kennt kein Firmsakrament. Die sogenannte Konfirmation ist nichts anderes als der Abschluß der katechetischen Unterweisung mit der Erteilung des Abendmahlsrechtes. Aber eine Sakramentenspendung im Sinne der Firmung ist die Konfirmation nicht. Dagegen hat die Kirche in ihrem Lehramt feierlich und wiederholt erklärt: „Die Firmung ist ein von Christus eingesetztes Sakrament, das von der Taufe verschieden ist.“

Als die Armenier im Jahre 1439 ein leider nur kurzes Bündnis mit der katholischen Kirche schlossen, da haben sie auch Lehrbestimmungen über die Firmung angenommen. Darin heißt es: „Das zweite Sakrament ist die Firmung. Die Materie ist das Salböl; es ist vom Bischof geweiht. Die Form ist: ,Ich zeichne dich mit dem Zeichen des Kreuzes und stärke dich mit dem Salböl des Heiles im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.‘“ Und gegen die Neuerer des 16. Jahrhunderts hat das Konzil von Trient das Sakrament der Firmung einleuchtend erklärt:

„Wer sagt, die Firmung sei eine leere Zeremonie und nicht ein wahres und eigentliches Sakrament, oder sie sei nichts anderes als eine Art Katechese, in der die Heranwachsenden vor der Kirche von ihrem Glauben Rechenschaft geben, der sei ausgeschlossen.“

„Wer sagt, diejenigen täten ein Unrecht wider den Heiligen Geist, die dem heiligen Salböl der Firmung eine bestimmte Kraft zuschrieben, der sei ausgeschlossen.“

Mit großem Ernst hat das Konzil von Trient den Sakramentscharakter der Firmung gegen die Glaubensneuerer verteidigt. Es bewegte sich dabei auf dem festen Boden der Heiligen Schrift. Die Heilige Schrift bezeugt eindeutig, daß die Firmung ein eigenes, von der Taufe verschiedenes Sakrament ist. Wir haben zwei große Berichte über die Spendung der Firmung in der Apostelgeschichte. In Samaria hatten Menschen den christlichen Glauben angenommen und waren getauft worden. Als die Kunde davon nach Jerusalem drang, da schickten die Apostel Petrus und Johannes dorthin, und, so heißt es: „Sie legten denen, die getauft waren, die Hände auf, und sie empfingen den Heiligen Geist. Denn er war noch nicht über einen von ihnen gekommen; sie waren nur getauft auf den Namen des Herrn Jesus.“ Da legten sie ihnen die Hände auf, und sie empfingen den Heiligen Geist. Ähnlich war es in Ephesus. Paulus kam auf seiner Reise in diese Stadt, und da traf er eine Reihe von Jüngern, es waren zwölf Männer. Er fragte sie: „Habt ihr den Heiligen Geist empfangen?“ Da antworteten sie: „Wir haben gar nicht gehört, daß es einen Heiligen Geist gibt.“ „Ja“, sagte Paulus, „welche Taufe habt ihr denn empfangen?“ „Die Taufe des Johannes.“ „Das war eine Bußtaufe; die konnte den Heiligen Geist nicht vermitteln.“ Er ließ sie taufen, und dann legte er ihnen die Hände auf, und sie empfingen den Heiligen Geist. Sie wurden mit Sprachengaben erfüllt, die Freude des Geistes kehrte in ihr Herz ein.

Diese Texte zeigen zweierlei. Einmal, daß auch die Taufe den Heiligen Geist vermittelt. Ja, der Geist ist die Kraft, der die Sünde, die Erbsünde, die persönliche Sünde im Getauften überwindet. Also muß er auch in der Taufe vermittelt werden. Aber es fehlt den Getauften noch etwas. Sie besitzen das Angeld des Geistes, aber sie besitzen noch nicht die Geistesfülle. Es fehlt ihnen noch die Mächtigkeit des Geistes, und sie wird ihnen durch die Firmung vermittelt. Durch die Firmung empfangen sie stärkere Glaubenskraft, empfangen sie tieferes Glaubensverständnis, werden sie befestigt im Zeugnis für den Glauben.

Auch die Kirchenväter lehren eindeutig, daß die Firmung ein von der Taufe verschiedenes Sakrament ist. Ich nenne nur einen, den großen abendländischen Kirchenvater Ambrosius, der einmal schreibt: „Auf die Taufe folgt die geistige Siegelung; denn nach der Taufe muß noch die Vollendung kommen. Dann wird auf die Anrufung des Priesters der Heilige Geist ausgegossen.“

Die Firmung ist ein echtes, von Christus eingesetztes Sakrament. Die Apostel hätten nicht auf den Gedanken kommen können, daß sie ein Sakrament schaffen, denn die Verbindung von äußerem Zeichen und innerer Gnade ist göttliches Werk. Das kann kein Mensch, das kann keine Kirche. Das kann nur Gott. Und die Selbstverständlichkeit, mit der sie das Sakrament spenden, zeigt, daß es nur von Christus herkommen kann. Die Apostel sind Verwalter der Geheimnisse Gottes, aber nicht Erfinder. Sie vollstrecken das, was sie überkommen haben, aber sie schaffen es nicht. So ist also die Existenz des Firmsakramentes als eines von Christus eingesetzten Heilszeichens gesichert.

2. Die Materie und die Form, also das äußere Zeichen des Sakramentes. Ein Sakrament besteht ja aus einem äußeren Zeichen, innerer Gnade und Einsetzung durch Christus. Das äußere Zeichen wiederum ist zusammengesetzt aus Materie und Form. Die Materie ist etwas Dinghaftes, und die Form ist etwas Worthaftes. So ist es auch beim Firmsakrament. Die Materie des Firmsakramentes ist die Handauflegung, die Bezeichnung mit dem Kreuz und die Salbung. Handauflegung, Bezeichnung mit dem Kreuz und Salbung. Die verschiedenen Elemente dieser Materie haben im Laufe der Zeit eine Entwicklung durchgemacht, und so ist das Sakrament auch verschieden bezeichnet worden: Handauflegung, Salbung, Besiegelung. Das sind die Bezeichnungen für die Firmung. Sie alle sagen etwas Wichtiges aus, und sie alle zusammen ergeben den vollen Inhalt des Sakramentes. Die Firmung wird heute so gespendet, daß Handauflegung, Bezeichnung mit dem Kreuz und Salbung in einem geschehen. Der Bischof legt nämlich die Hand auf das Haupt des Firmlings, taucht den Daumen in das Chrisam, in das heilige Öl, und bezeichnet damit auf der Stirn des Firmlings ein Kreuzzeichen. Das ist die Materie des Firmsakramentes. Dazu tritt das Wort als die Form des Firmsakramentes. Die Älteren von uns sind mit einer Formel gefirmt worden, die heute nicht mehr in Übung steht. Als wir gefirmt wurden, also vor 50, 60, vielleicht auch vor noch mehr Jahren, da sprach der Bischof die Worte: „Ich bezeichne dich mit dem Zeichen des Kreuzes und stärke dich mit dem Chrisam des Heiles im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.“ In dieser Formel war der Inhalt des Firmsakramentes angegeben: Kreuzbezeichnung und Salbung als Vermittlung des Heiligen Geistes. Papst Paul VI. hat eine veränderte Formel eingeführt. Sie lautet: „Sei besiegelt mit der Gabe Gottes, dem Heiligen Geist.“ Sei besiegelt mit der Gabe Gottes, dem Heiligen Geist. Diese Formel ist uralt, sie gab es schon vor tausend Jahren. Paul VI. hat sie nur wieder zum Leben erweckt. Sei besiegelt durch die Gabe Gottes, den Heiligen Geist. Sie ist genauso wirkkräftig wie die Formel, mit der wir gefirmt worden sind. Sie vermittelt den Heiligen Geist in der gleichen Weise. Sei besiegelt durch die Gabe Gottes, den Heiligen Geist. Materie und Form bilden zusammen das äußere Zeichen.

3. Spender und Empfänger des Firmsakramentes. Die meisten von uns sind durch den Bischof gefirmt worden. Weil es in Deutschland sehr große Diözesen gibt, die Hunderttausende und manchmal Millionen von Gläubigen umfassen, haben die Diözesanbischöfe häufig Weihbischöfe an ihrer Seite gehabt und haben sie heute noch. Häufig werden Firmungen durch Weihbischöfe vorgenommen, aber es ist selbstverständlich völlig gleichgültig, ob es ein Diözesanbischof ist oder ein Weihbischof. Sie alle vermitteln gültig die Gabe des Heiligen Geistes. Und daß es der Bischof vorzugsweise tun muß, weil er der ordentliche Spender der Firmung ist, das sehen wir ja aus den biblischen Begebenheiten. Es wurden die Bischöfe Petrus und Johannes nach Samaria gesandt, um die Firmung zu spenden. Und Paulus war ebenfalls Bischof, als er in Ephesus den zwölf Männern die Firmung spendete. Der Bischof ist der ordentliche Spender der Firmung.

Aber es kann auch der Priester ermächtigt werden, das Firmsakrament zu spenden. Das ist im kirchlichen Gesetzbuch festgelegt. Jeder Priester spendet die Firmung gültig und erlaubt in Todesgefahr. Niemand soll abscheiden, der nicht gestärkt ist mit der Gabe Gottes, dem Heiligen Geist. Deswegen hat in Todesgefahr jeder Priester, nicht nur der Pfarrer, die Vollmacht, das Firmsakrament zu spenden. Auch bei einer anderen Gelegenheit darf der Priester firmen, nämlich wenn er Erwachsene in die Kirche aufnimmt. Wenn also Personen ab dem 7. Lebensjahr getauft werden, dann darf sie der Priester, der sie tauft, gleichzeitig auch firmen. Dasselbe gilt, wenn evangelische Christen zum katholischen Glauben übertreten. Sie werden dann auch durch den Priester, der den Übertritt vornimmt, gefirmt. Darüber hinaus gibt es, weil man die Häufigkeit der Firmgelegenheit vermehren wollte, die Übung, daß bestimmte Priester, Domkapitulare, Ordinariatsräte mit der Firmvollmacht ausgestattet werden, so daß sie in die Gemeinden gehen können und dort das Firmsakrament spenden dürfen. Das hat eine große Ausweitung der Möglichkeit, das Firmsakrament zu empfangen, mit sich gebracht, aber es ist doch etwas ganz anderes, wenn der Bischof als der Vorsteher der Diözese in der Gemeinde erscheint und dort das Firmsakrament spendet.

Ich erinnere mich, als ich ein Student war in München, nahm ich an einer Firmung teil, die der damalige Erzbischof und Kardinal Faulhaber hielt. Er war ein Mann von 82 Jahren. Auf seinen Hirtenstab gestützt, stand er vor dem Altar und hielt eine druckreife Firmrede, kein Wort zu viel und keines zu wenig. Es war ergreifend, dieser Firmfeier mit dem ehrwürdigen Erzbischof beizuwohnen. Deswegen, meine ich, wäre die Kirche gut beraten, wenn sie das allzu häufige Aussenden von Priestern mit der Firmvollmacht wieder abstellte und die Bischöfe mit diesem wichtigen Akt betrauen würde.

Wir haben miteinander bedacht, meine lieben Freunde, Existenz, äußeres Zeichen und Spendung und Empfänger des Firmsakramentes. Den Empfänger müssen wir jetzt noch etwas näher ins Auge fassen. Nämlich es kann nur gefirmt werden, wer getauft ist. Die Taufe ist nun einmal die Pforte in die sakramentale Welt. Die Firmung kann nur einmal empfangen werden, weil sie ein unauslöschliches Zeichen einprägt. Wer einmal gefirmt ist, ist für immer gefirmt. Auf das Firmsakrament soll man sich vorbereiten, anders als diese Jugendlichen in der Erzdiözese Salzburg. Die Vorbereitung soll zu einer innigeren Verbindung mit Jesus, zu einer echten Sehnsucht nach dem Heiligen Geist führen. Wer die Firmung empfängt, muß im Stande der Gnade sein, d. h. es ist ihm dringend anzuraten, das Bußsakrament zu empfangen. Er soll sich auch durch Gebet auf dieses heilige Sakrament vorbereiten, denn das müssen Sie sich merken, meine lieben Christen, für immer und alle Zeiten: Die Sakramente wirken nach der Maßgabe der Disposition. Die Sakramente wirken so viel, wie wir sie wirken lassen. Es kommt auf die Vorbereitung, auf die Zurüstung, auf die Sehnsucht, auf die Empfangsbereitschaft des Empfängers an. Dann wirken die Sakramente alles, was in ihnen enthalten ist.

Wir leben in einer Zeit, in der diplomatische Tricks und politische Mätzchen nicht mehr tragen, in einer Zeit, wo nur noch die Kraft des Geistes die Christenheit lebendig machen und lebendig erhalten kann. In dieser Zeit ist alles, was mit dem Heiligen Geist zusammenhängt, von ganz besonderem Gewicht, und dazu zählt eben das Geistsakrament, das Sakrament der Geistesfülle, die heilige Firmung. Wir sollten uns an sie erinnern, wir sollten ihren Kraftimpuls in uns lebendig erhalten, wir sollten alle, auf die wir einwirken können, zu einem würdigen und einem glaubhaften Empfang der Firmung aneifern. Wenn Flammen aus dem Abgrund schlagen, müssen Feuer von der Höhe lodern!

Amen.

Schrift
Seitenanzeige für große Bildschirme
Anzeige: Vereinfacht / Klein
Schrift: Kleiner / Größer
Druckversion dieser Predigt