Die Wahrheit verkündigen,
den Glauben verteidigen

Predigten des H.H. Prof. Dr. Georg May

Glaubenswahrheit.org  
5. Januar 2014

Die Familie als Keimzelle für Volk und Kirche

Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.

Geliebte im Herrn!

Familie ist die natürliche Lebensgemeinschaft von Vater, Mutter und Kindern zwecks Beschaffung des täglichen Lebensbedarfs und zur Entwicklung ihrer Liebe. Die Familie geht hervor aus der Ehe. Die Ehe ist die Verbindung eines Mannes und einer Frau zu gemeinsamer Lebensgemeinschaft und zur Erzeugung und Erziehung von Nachkommenschaft. Nichteheliche Lebensgemeinschaften sind Paare, die vor der Ehe, nach der Ehe oder statt der Ehe in einer eheähnlichen Gemeinschaft zusammenleben. Man rechnet in Deutschland etwa mit 2-3 Millionen solcher Verbindungen. Das nichteheliche Zusammenleben gilt als eine Form der freien Entfaltung der Persönlichkeit. Tatsächlich steht es im Widerspruch zum Willen Gottes. Nach Gottes willen gibt es nur eine Form des geschlechtlichen Zusammenlebens, eben die gültige Ehe. Die von manchen aufgebrachte Behauptung, am Beginn der menschlichen Entwicklung habe es ein promiskuelles Zusammenleben gegeben von Männern und Frauen, diese Behauptung wird von der Anthropologie nicht gedeckt. Die Familie ist ein gesellschaftliches Urgebilde. Sie ist eine biologische, wirtschaftliche und sittliche Einrichtung. Als elementarste Sozial-, Wirtschafts- und Fortpflanzungs- sowie Erziehungsgemeinschaft bildet die Familie die Grundzelle der menschlichen Gesellschaft. Ohne sie ist der Fortbestand der Menschheit undenkbar. Die sittliche Idee der Familie ist früher als die des Staates. Der Staat baut sich auf Familien auf. Familie ermöglicht die Erfüllung des persönlichen Lebens und zugleich die Sehnsucht nach Gemeinschaft. Die Familie überbrückt das Gegeneinander der Geschlechter und das Nacheinander der Generationen. Sie umspannt alle Bereiche des Lebens: vom biologisch-vitalen bis zum sittlich-religiösen. Die Familie soll auch ein Ort der Stille, der Ruhe, des Friedens und des Privaten sein. Das vertraute Verhältnis, das sich in solchen Wendungen ausdrückt wie: mein Mann, meine Frau, meine Kinder bedeutet nicht einen Besitztitel, sondern umschließt den persönlichen Auftrag zur Förderung des anderen. Die Familie ist außerordentlich verletzlich. Der Einzelne gefährdet die Familie durch Egoismus, durch Willkür, durch Rücksichtslosigkeit. Wer die Sinnverwirklichung der Familie ablehnt, der stört – und unter Umständen zerstört – die Familie. Eine besonders zerstörende Wirkung geht aus von der missbrauchten Sexualität. Die Familie kann auch als Ganzes ihren Sinn verlieren, nämlich durch Familienegoismus, wenn sie sich als Selbstzweck setzt. Dieser Familienegoismus richtet sich häufig – fast ausschließlich – auf die materiellen Bedingungen des Familienlebens. Dieser Familienegoismus hemmt die Entwicklung der Kinder, widerspricht der Familienliebe und stört auch die Beziehung zur Gesellschaft.

In der Familie gibt es Pflichten der Gatten, der Eltern und der Kinder. Die Gatten sind einander zu opferbereiter Liebe und zu unwandelbarer Treue verpflichtet. Zwischen ihnen besteht ein lebenslängliches Band. Heute wird von Berufenen und Unberufenen ausgeführt, die Kirche solle barmherzig sein und die Trennung der Gatten und ihre Wiederverheiratung hinnehmen. Nein, meine lieben Freunde, es ist Ausdruck der Barmherzigkeit Gottes, dass die Ehe unauflöslich ist. Genau das ist Ausdruck der Barmherzigkeit. Wir brauchen nicht barmherziger zu sein als Gott. Das ist eine falsche Barmherzigkeit, die der Herr Marx und Herr Zollitsch verkünden. Das Gelingen der Familie steht und fällt mit der Ehe des Elternpaares. So gut wie die Ehe, so gut wird auch die Familie. Misslungene Erziehung ist in den meisten Fällen die Folge misslungener Ehen.

Die Eltern haben Pflichten gegenüber ihren Kindern. Ihnen obliegen die Ernährung, der Schutz, die Erziehung und die Ertüchtigung der Kinder. Das Ziel der elterlichen Erziehung ist, die Kinder lebenstauglich und mündig zu machen. Die Eltern haben das Recht und die Pflicht, ihre Kinder zu erziehen. Die Familie ist eine unersetzbare Vorschule des Lebens. Die frühe Kindheit, sogar die früheste Kindheit, ist von schicksalhafter Bedeutung für jeden Menschen, für die seelisch geistige Entwicklung des Kindes. Was das Kind an alltäglichem Beispiel erlebt, an gutem oder schlechtem Beispiel, was es an Liebe oder Abneigung erfährt, das prägt zutiefst seinen Charakter. Wir gehen so durch das Leben, wie wir in der Kindheit geformt worden sind. Väterlichkeit und Mütterlichkeit zusammen bilden den besten Grund für die Erziehung. Eltern und Kinder bilden eine Lebensgemeinschaft. Die Eltern vermitteln als die bedeutsamsten Personen den heranwachsenden Menschen das grundlegende Verhältnis zu Gott, zur Umwelt und zur Mitwelt. Sie prägen die Erlebens- und Verhaltensweisen des heranwachsenden Menschen. Sie sind als Erste gerufen, die Fähigkeit des Kindes zu erkennen und auszubilden. Sie haben auch eine wichtige Pflicht bei der Gewissensbildung. Die Gewissensbildung fängt in der Familie an: Das tut man nicht! Das darf man nicht! Oder: Das tut man! Das darf man! Das muss man! Das sind die Regeln der Gewissensbildung. Die Eltern müssen auch den Kindern zum Hineinwachsen in den Glauben verhelfen. Die staatliche Gemeinschaft ist verpflichtet, die Erziehung der Kinder durch die Eltern zu ermöglichen, zu fördern und zu unterstützen. Sie muss sich jeder Einwirkung auf die elterliche Erziehung enthalten. Nur bei Missbrauch des Elternrechtes darf der Staat eingreifen. Im Artikel 6 unseres Grundgesetzes steht der gewichtige Satz: „Die Pflege und Erziehung der Kinder ist das natürliche Recht der Eltern und die zuvorderst ihnen obliegende Pflicht.“ In allen Religionen gilt Kinderreichtum als Segen, als Segen, der auf vielfältige Weise zu erlangen ist. In Deutschland leben 9 Millionen Elternpaare ohne Kinder – 9 Millionen Elternpaare ohne Kinder. Nur jedes 50. ungewollt kinderlos lebende Paar ist aus biologischen Gründen unfruchtbar – nur jedes 50. Elternpaar aus biologischen Gründen unfruchtbar. Seit 1990 hat sich die Geburtenrate in den neuen Bundesländern halbiert. Die Fachleute sprechen mit Recht von einer demographischen Katastrophe. Es werden nicht mehr genügend Kinder geboren, um das Volk zu erhalten, um die Wirtschaft zu beleben, um die Altersvorsorge zu gewährleisten. Geschwister, meine lieben Freunde, ihre Zahl und ihr Geschlecht, sind von grundlegender sozialpädagogischer Bedeutung. Kinder, die als Einzelkinder heranwachsen, sind von vornherein benachteiligt.

Auch Kinder haben Pflichten gegenüber ihren Eltern. Sie sind den Eltern zur Ehrfurcht, zur Liebe, zur Dankbarkeit, zum Gehorsam verpflichtet. Es ist von den Kindern zu erwarten, dass sie sich bereitwillig in das Ziel der Erziehung und in die Ordnung des Hauses einfügen. Kinder haben die Pflicht, für den Unterhalt der Eltern aufzukommen, wenn diese dazu nicht in der Lage sind. Kinder müssen auch für die Ehre ihrer Eltern eintreten, wenn diese durch Vater oder Mutter oder durch beide bedroht ist. Die Pflichten der Kinder hören nicht auf in einem bestimmten Alter – die sittlichen Pflichten –, sondern durch das ganze Leben hindurch bleiben die Kinder zur Liebe, zur Treue und zur Sorge verpflichtet.

Nun spricht man seit geraumer Zeit von einer Krise der Familie. Das gottgewollte Gefüge von Ehe und Familie ist bei zahllosen Menschen ins Wanken geraten. Sie wissen sich nicht mehr durch den Willen des Schöpfers gebunden. Beide Elternteile sind vielfach wegen außerhäuslicher Erwerbsarbeit von ihren Kindern getrennt. Ein- und Zweikindfamilien sind die Regel geworden. In wirtschaftlicher Hinsicht bedeutet das Aufziehen zweier Kinder eine Minderung des Lebensstandards um die Hälfte gegenüber einem Ehepaar, das ohne Kinder ist und als Doppelverdiener auftritt. Die wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Verhältnisse setzen eine Prämie auf Kinderlosigkeit. Häufig ist die Autorität der Eltern gemindert. Eine Flut außerfamiliärer Einflüsse dringt auf die Familie ein. Menschliche Leidenschaften untergraben das Ethos der Familie. Wir sind ein Volk von Geschiedenen, meine lieben Freunde, ein Volk von Geschiedenen. Millionen von Ehen sind zerrissen, Familien zerstört. Dazu kommt seit einiger Zeit eine neue Gefahr: die Genderideologie. Was ist das, die Genderideologie? Diese Ideologie besagt Folgendes: Der Mensch kann sein Geschlecht als Mann oder Frau frei wählen. Er kann leben, wie er will: heterosexuell, homosexuell, bisexuell oder transsexuell. Die Genderideologie verfehlt sich – wie leicht zu erkennen ist – gegen die Ordnung der Schöpfung, verstößt gegen Vorgaben der Natur, zerstört Ehe und Familie. Man hätte erwartet, dass das Christentum wie „ein Mann“ sich gegen diese irrige Auffassung zur Wehr setzt. O, weit gefehlt: Der deutsche Protestantismus weitet den Begriff von Ehe und Familie auf homosexuelle Partnerschaften aus. Auf einmal sind Lebensformen, welche die Heilige Schrift „Sünde“ nennt, Teil eines Begriffs der Familie. Das Bundesverfassungsgericht hat am 7. Mai 2013 die Gleichbehandlung von Ehepaaren und gleichgeschlechtlichen Partnerschaften geboten. Meine lieben Freunde, wie kann man gleich behandeln, was nicht gleich ist? Aus Ehe und Familie gehen Kinder hervor. Welche Kinder gehen aus homosexuellen Partnerschaften hervor? Die fortwährenden Änderungen im Familienrecht der Bundesrepublik entspringen einer individualistischen Auffassung der familiären Beziehung – fragen also zuerst nach den Rechten der Frau, des Mannes oder der Kinder. Dem gegenüber verblassen die institutionellen Elemente des Familienrechtsverhältnisses. Familie ist eben eine Institution, eine Einrichtung, die in ihren wesentlichen Merkmalen unveränderlich festliegt. Es gibt ein Menschenrecht auf Ehe und Familie. Aber die Familie ist ein überindividueller gesellschaftlicher Organismus. Sie besitzt ihren Eigenwert und ihre Eigenrechte. Aus der Familie erwächst die kommende Generation. Wer die Familie zerstört, der zerstört die Gesellschaft, der zerstört das Volk. „Im Kampf um die Familie“, sagt der zurückgetretene Papst Benedikt XVI., „im Kampf um die Familie geht es um den Menschen selbst.“ Wo Gott geleugnet wird, dort wird auch die Würde des Menschen zerstört. Wer Gott verteidigt, verteidigt auch den Menschen.

Amen.

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