Die Wahrheit verkündigen,
den Glauben verteidigen

Predigten des H.H. Prof. Dr. Georg May

Glaubenswahrheit.org  

Predigtreihe: Über die Letzten Dinge (Teil 15)

6. Juni 1999

Die Wirklichkeit der Hölle als Ort der Verdammnis

Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.

Geliebte im Herrn!

Im August 1944 stand vor dem Volksgerichtshof in Berlin der katholische Berliner Rechtsanwalt Josef Wirmer. Er war beteiligt an dem Versuch, das Schreckensregime Hitlers zu beseitigen und wurde infolgedessen zum Tode verurteilt. Der Präsident des Volksgerichtshofs, der die Verhandlung leitete, konnte sich nicht enthalten, ihm höhnisch zuzurufen: „Bald kommen Sie in die Hölle.“ Der Rechtsanwalt Wirmer antwortete ihm: „Es wird mir ein Vergnügen sein, wenn Sie bald nachkommen.“ Die Äußerungen beider Männer waren nicht ernst gemeint; bei Freisler deswegen nicht, weil er ungläubig war, bei Wirmer darum nicht, weil er wußte, daß die Gesellschaft anderer Verdammter die eigenen Qualen nicht mindern kann.

Wir sind bei unseren Überlegungen über die letzten Dinge zu dem Zustand vorgestoßen, den wir die Hölle nennen. Es ist ein Glaubenssatz der Kirche: Der Mensch, der in der Todsünde aus diesem Leben scheidet, muß ewig im Zustand der Verdammnis leben. Die Kirche hat sich zu dieser Wahrheit im Laufe der Geschichte immer wieder bekannt. Schon im Athanasianischen Glaubensbekenntnis ist davon die Rede. Darin heißt es: „Bei seiner Ankunft werden alle Menschen in ihren Leibern auferstehen und Rechenschaft ablegen über ihre eigenen Handlungen, und die, welche Gutes getan haben, werden eingehen zum ewigen Leben, die aber Böses getan haben, ins ewige Feuer.“ Das IV. Laterankonzil vom Jahre 1215 hat diese Wahrheit bekräftigt. „Am Ende der Zeit wird er wiederkommen, er wird die Lebenden und die Toten richten und jedem, den Verworfenen wie den Erwählten, vergelten nach seinen Werken. Diese alle werden mit dem eigenen Leib, den sie hier tragen, auferstehen, damit die einen mit dem Teufel die ewige Strafe und die anderen mit Christus die ewige Herrlichkeit empfangen, je nach ihren guten oder schlechten Werken.“ Das Glaubensbekenntnis, das der oströmische Kaiser Michael Palaeologus ablesen mußte, als er die Wiedervereinigung der Ostchristen mit der katholischen Kirche betrieb, enthält die Aussage: „Die Seelen derer aber, die in einer Todsünde oder auch nur in der Erbsünde verschieden, steigen sofort hinab in die Hölle, empfangen aber ungleiche Strafen.“ Papst Benedikt XII. hat im Jahre 1336 die ewige Strafe deutlich ausgesprochen, als er erklärte: „Wie Gott allgemein angeordnet hat, steigen die Seelen derer, die in einer tatsächlichen schweren Sünde verschieden, sofort in die Hölle hinab, wo sie von höllischen Qualen gepeinigt werden. Aber trotzdem werden am Tage des Gerichtes alle Menschen vor dem Richterstuhle Christi in ihrem Leibe erscheinen und Rechenschaft geben über ihre eigenen Taten, damit ein jeder sein Entgelt empfange für das, was er bei Lebzeiten getan hat.“

Es hat im Laufe der Geschichte nicht an Versuchen gefehlt, die furchtbare Wahrheit von der ewigen Hölle zu entschärfen. Ein Name ist vor allem mit diesen Versuchen verbunden, nämlich der des Origenes. Origenes war der Ansicht, daß die Höllenstrafe ein Ende finde, daß die Verdammten von Stufe zu Stufe stiegen und eines Tages erlöst würden. Dagegen hat sich das Konzil von Konstantinopel gewandt und erklärt: „Wer sagt oder glaubt, die Strafe der bösen Geister und gottlosen Menschen sei nur zeitlich und werde nach bestimmter Zeit ein Ende nehmen und dann komme eine völlige Wiederherstellung der bösen Geister und gottlosen Menschen, der sei ausgeschlossen.“ Das Dogma von der Hölle kann man nur entweder annehmen oder ablehnen, ein Mittleres gibt es nicht. Es ist in der Lehrverkündigung der Kirche so fest verwurzelt wie kaum eine andere Glaubenswahrheit. Was die Kirche verkündet, das tut sie in Treue zu der Offenbarung Gottes. Bereits im Alten Testament gab es die Vorstellung von der Sheol, von der Unterwelt. Sie hatte etwa folgenden Inhalt. Die Menschen steigen alle, gute wie böse, alte wie junge, Könige wie Bettler, in die Unterwelt hinab und führen dort ein Schattendasein. Es ist eigentlich mehr ein Tod als ein Leben, was sie da führen, aber sie sind nicht völlig vernichtet, sondern sie erkennen sich sogar gegenseitig und werden auch von Zeit zu Zeit wieder einmal mit Bewußtsein erfüllt. Eine klare Vorstellung von dem qualvollen Schicksal der Gottlosen hatte die erste Zeit der alttestamentlichen Offenbarung nicht. Doch es wurde anders in den Psalmen und bei den Propheten. Da wird die Wahrheit von der ewigen Unseligkeit der Gottlosen deutlich ausgesprochen. Am Ende des Prophetenbuches von Isaias stehen die Verse: „Man wird hinausgehen, die Leichen der Männer zu schauen, die abgefallen sind von mir, denn ihr Wurm wird nicht sterben, ihr Feuer wird nicht erlöschen. Ein Abscheu werden sie sein allem Fleisch.“  Hier ist die Rede davon, daß die von Gott abgefallenen Menschen ewige Qualen erleiden müssen, und zwar hat man sie sogar lokalisiert, nämlich im Hinnom-Tale bei Jerusalem. Das wurde als der Ort der Verwerfung und des Schreckens angesehen. Denn dort hatten die Könige Achab und Manasse dem Moloch, dem Götzen Moloch, Menschenopfer dargebracht, und so nahm man an, daß das der Ort der Verdammten sei; und der Prophet sieht, wie die Leichen der Verlorenen vom Feuer verzehrt, aber nicht aufgezehrt werden, von Würmern zerfressen, aber nicht aufgefressen werden. Das ist das Feuer, das nicht stirbt, und das ist der Wurm, der nicht aufhört, zu nagen.

Ähnlich wird dann auch im Buche der Weisheit von den Verdammten gesprochen. „Er streckt sie lautlos kopfüber hin, hebt sie aus ihrem festen Grunde heraus und richtet sie übel zu bis zum letzten. Qualen werden sie leiden, und ihr Andenken wird erlöschen. Voll Reue gestehen sie sich und seufzen bei ihrer Seelenangst: Dieser ist es, den wir einstens verlachten, mit Spott überhäuften, wir Toren. Wir hielten sein Leben für Wahnsinn, sein Ende für ehrlos. Wie kommt’s nun, daß er den Kindern Gottes beigezählt ward und sein Anteil unter den Heiligen ist? Da sind wir ja doch vom Wege der Wahrheit gewichen. Uns hat nicht geleuchtet das Licht der Gerechtigkeit, uns ist nicht aufgegangen die Sonne.“

Zu völliger Klarheit erhebt sich die Wahrheit von der ewigen Hölle im Neuen Testament. Schon Johannes der Täufer warnt seine Zuhörer, sich auf ihre jüdische Abstammung zu verlassen. Er spricht von dem, der nach ihm kommt und der mit Feuer tauft. „Die Wurfschaufel hat er in seiner Hand und wird seine Tenne reinigen. Den Weizen wird er in seine Scheune sammeln, die Spreu aber in unauslöschlichem Feuer verbrennen.“ Jesus, der Sohn Gottes, hat oft und oft vom ewigen, qualvollen Zustand der Verdammten gesprochen. Um diesem Zustand zu entgehen, lohnt es sich, jedes Opfer zu bringen. „Wenn deine rechte Hand dir Ärgernis gibt, dann haue sie ab und wirf sie von dir! Es ist dir besser, daß eines deiner Glieder verloren geht, als daß dein ganzer Leib in die Hölle fahre. Wenn dein rechtes Auge dir Ärgernis gibt, so reiß es aus und wirf es von dir! Es ist dir besser, daß eines deiner Glieder verloren gehe, als daß dein ganzer Leib in die Hölle geworfen werde.“ Um der Hölle zu entgehen, muß man jedes Opfer bringen und jede Beschwerde auf sich nehmen. Aber der Weg zum Himmel ist eng, dagegen der Weg in die Verdammnis ist breit. Er ist bequem, und deswegen gehen ihn viele Menschen. Der Herr sagt von den breiten Wegen: „Gehet ein durch die enge Pforte, denn weit ist das Tor und breit der Weg, der zum Verderben führt, und viele sind es, die da hineingehen. Eng ist die Pforte und schmal der Weg, der zum Leben führt, und nur wenige sind es, die ihn finden.“ Man muß sich umkehren, um den Weg in die Seligkeit zu finden. Nicht aufsehenerregende Werke sind gefordert, sondern Bekehrung zum Herrn. „Nicht jeder, der zu mir sagt: Herr, Herr, wird in das Himmelreich eingehen, sondern wer den Willen meines Vaters im Himmel tut. Viele werden an jenem Tage zu mir sagen: Haben wir nicht in deinem Namen prophetisch geredet? Haben wir nicht in deinem Namen Teufel aufgetrieben? Haben wir nicht in deinem Namen viele Wunder gewirkt? Alsdann werde ich ihnen erklären: Niemals habe ich euch gekannt. Fort von mir, ihr Übeltäter!“ Den auf ihre religiösen Einrichtungen stolzen Juden erklärt der Herr, daß es nicht darauf ankommt, daß man sich auf vergangene Werte beruft, sondern daß man sein Leben nach Gottes Willen einrichtet; und wer das tut, der kann auf Rettung hoffen. „Viele werden vom Osten und vom Westen kommen und mit Abraham, Isaak und Jakob im Himmelreiche zu Tische sitzen. Die Kinder des Reiches aber werden hinausgeworfen in die Finsternis draußen. Da wird Heulen und Zähneknirschen sein.“

Auf Erden fürchten die Menschen viele Dinge, aber der Herr zeigt, was man eigentlich fürchten soll. „Fürchtet euch nicht vor denen“, sagt er, „die den Leib töten, aber die Seele nicht töten können. Fürchtet vielmehr den, der Leib und Seele in der Hölle zu verderben vermag! Ja, ich sage euch: Den sollt ihr fürchten!“ In dem Gleichnis vom Hochzeitsmahl erklärt der Herr, was es braucht, damit man in die Seligkeit aufgenommen wird. Man muß ein hochzeitliches Gewand anhaben; darunter ist das Gnadenkleid zu verstehen. Der König, der die Gäste geladen hat, tritt in den Festsaal; er besichtigt sie und findet einen, der kein hochzeitliches Kleid hat. Er spricht zu ihm: „Freund, wie bist du nur hereingekommen, da du kein hochzeitliches Kleid anhast?“ Dieser aber verstummt. Da spricht der König zu den Dienern: „Bindet ihm Hände und Füße und werft ihn hinaus in die Finsternis draußen; dort wird Heulen und Zähneknirschen sein. Denn viele sind berufen, wenige aber auserwählt.“

Ähnlich ist es bei dem Gleichnis von den klugen und von den törichten Jungfrauen. Alle warteten; alle hatten Lampen mit, aber die törichten hatten kein Öl in ihren Lampen. Das heißt: Sie hatten zwar die religiösen Formen, aber es fehlte ihnen an Inhalt. Und sie kamen deswegen zur Hochzeit zu spät und sagten: Herr, Herr, tu uns auf! Er aber antwortete: Wahrlich, ich sage euch, ich kenne euch nicht! Ebenso ist es in dem Gleichnis von den Talenten. Der Herr hat seinen Knechten verschiedene Schätze übergeben, damit sie damit arbeiten, aber einer von ihnen, der besonders klug und vorsichtig zu sein glaubt, arbeitet nicht damit, sondern vergräbt sein Talent. Und als der Herr dann das Talent und was er damit erwirtschaftet hat, einfordert, da hat er nichts vorzuweisen, und es ergeht über ihn das Urteil: „Den unnützen Knecht aber werft hinaus in die Finsternis draußen; da wird Heulen und Zähneknirschen sein.“

Besonders deutlich ist die Unterscheidung zwischen Guten und Bösen, zwischen Geretteten und Verlorenen in der Schilderung, die der Herr vom Weltgericht gibt, wo er die einen auf die linke Seite und die anderen auf die rechte Seite stellt, auf die linke Seite die Verlorenen, auf die rechte die Geretteten. Der Herr sagt zu den Geretteten: „Was ihr einem der Geringsten getan habt, das habt ihr mir getan.“ Dagegen sagt er zu denen auf der linken Seite: „Weichet von mir, ihr Verfluchten, in das ewige Feuer, das dem Teufel und seinen Engeln bereitet ist! Wahrlich, ich sage euch: Was ihr einem dieser Geringsten nicht getan habt, das habt ihr auch mir nicht getan. Diese werden eingehen in die ewige Pein.“

So haben auch die Apostel gelehrt. Paulus drückt in seiner Sprache die Unterscheidung zwischen Geretteten und Verlorenen aus, wenn er die einen in das Reich Gottes einweist und die anderen vom Reiche Gottes ausschließt. Er sagt: „Als Werke des Fleisches sind offenkundig Unzucht, Unkeuschheit, Wollust, Abgötterei, Zauberei, Feindschaft, Hader, Eifersucht, Zorn, Ränke, Spaltungen, Parteiungen, Haß, Mord, Trunkenheit, Schlemmerei und dergleichen. Was ich euch schon zuvor gesagt habe, das wiederhole ich: Die solches treiben, werden das Reich Gottes nicht erben.“ So im Galaterbrief. Ähnlich im Briefe an die Epheser: „Denn das merkt euch: Kein Unzüchtiger oder Unreiner oder Habsüchtiger hat Anteil am Reiche Christi und Gottes. Laßt euch nicht betrügen mit eitlen Worten, denn um solcher Dinge willen kommt der Zorn Gottes über die ungehorsamen Söhne.“

Das sind einige der vielen Äußerungen, in denen die Offenbarung auf den Ernst des Lebens und auf die Gerechtigkeit des Gerichtes am Ende dieses Lebens hinweist. Es gibt zwei Endzustände; der eine ist der Himmel, der andere ist die Hölle. So ist es in der Kirche immer verstanden worden. Die Kirchenväter haben diese Wahrheit aufgenommen und uns überliefert. Sie ist im Jahre 2000 keine andere als im Jahr 50 oder 150 nach Christus. Der heilige Ignatius, der im Jahre 107 in Rom das Martyrium erlitten hat, warnt die Epheser vor der Verführung durch die Irrlehrer: „Lasset euch nicht irreführen, Brüder! Die die Ehre seines Hauses schänden, werden das Reich Gottes nicht erben. Wenn nun Leute, die dem Fleische nach solches verübten, dem Tod verfallen sind, um wieviel mehr, wenn einer den Glauben Gottes durch schlechte Lehren schändet, für den Jesus Christus gekreuzigt worden ist! Wer sich dadurch befleckt hat, wird in das unauslöschliche Feuer wandern, ebenso der, welcher ihn hört.“ Und Polykarp, der Bischof von Smyrna, der den Feuertod um Christi willen erlitten hat, erwiderte dem Richter, der ihm mit dem Scheiterhaufen drohte: „Du drohst mir mit einem Feuer, das nur eine Stunde brennt und nach kurzem erlischt; denn du kennst nicht das Feuer des zukünftigen Gerichtes und der ewigen Strafe, die auf die Gottlosen wartet. Doch was zögerst du? Hole herbei, was dir gefällt!“

Gegen die Versuche, die Ewigkeit der Hölle abzuschwächen, hat der größte Kirchenlehrer der alten Zeit, nämlich Augustinus, entschieden Stellung genommen. Er lehnt die Auffassung, daß die Hölle ein Ende haben könnte, als schriftwidrig ab. „Nach dem Letzten Gericht haben die einen nicht mehr den Willen, die anderen nicht mehr die Fähigkeit, irgendwie zu sündigen. Die einen leben im ewigen Leben ein glückseliges Leben, die anderen bleiben unglücklich im ewigen Tode, ohne die Möglichkeit zu sterben. Für beide gibt es kein Ende mehr. Endlos wird jener ewige Tod der Verdammten sein, ihre Entfernung aus dem Leben Gottes, und darin wird die allen Verdammten gemeinsame Strafe bestehen, was auch die Menschen, geleitet von ihren menschlichen Gefühlen, über das Aufhören der Strafen oder über die Milderung oder Unterbrechung der Qualen sonst noch mutmaßen mögen.“

Wir müssen uns an Gottes Wort halten und nicht an die Empfindungen der Menschen, an die Offenbarung und nicht an Lebensgefühle, die die Schrecken, die auf den Verdammten warten, abzumildern versuchen. Der Dichter Zuckmayer, der ja an sich katholisch war, aber ein ziemlich wüstes Leben geführt hat, Sie brauchen es nur nachzulesen in seinen Lebenserinnerungen, erklärte einmal, an die Hölle glaube er nicht, höchstens für den Hitler. Das ist ein völliger Unsinn. Wir können nicht bestimmen, wer in die Hölle kommt, ob der Hitler oder noch andere. Solche Schwätzereien hätte sich Zuckmayer sparen sollen. Die Hölle ist eine Wahrheit. Jeder, der in der Todsünde aus dem Leben scheidet, wird ewig im Zustand der Verdammnis leben.

Ein Freund des Spötters Voltaire schrieb ihm eines Tages in einem Briefe, er sei jetzt von der Furcht vor der Hölle befreit. Daraufhin antwortete ihm Voltaire: „Da sind Sie glücklicher als ich. Ich bin von dieser Furcht noch nicht befreit.“

Amen.

Schrift
Seitenanzeige für große Bildschirme
Anzeige: Vereinfacht / Klein
Schrift: Kleiner / Größer
Druckversion dieser Predigt