Die Wahrheit verkündigen,
den Glauben verteidigen

Predigten des H.H. Prof. Dr. Georg May

Glaubenswahrheit.org  
6. Februar 2022

Würdig werden der Verheißungen Christi

Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.

Geliebte im Herrn!

Dreimal am Tag sollen wir Gott für die Menschwerdung seines Sohnes danken. Das geschieht durch das Gebet „Der Engel des Herrn“. Darin begleiten wir die Empfängnis Mariens mit dreimaligem Ave Maria. Daran knüpfen wir die Versikel: Bitte für uns, o heilige Gottesgebärerin, auf dass wir würdig werden der Verheißungen Christi. In dem letzten Halbsatz ist von zwei Gegenständen die Rede: von den Verheißungen, die Christus gemacht hat, und von unserer Würdigkeit, ihre Erfüllung zu erfahren. Was ist eine Verheißung? Das Wort Verheißung kommt in zwei Bedeutungen vor. Es kann das Verheißungswort wie das Verheißungsgut bezeichnen. Das Verheißungswort ist die Zusage eines sich durch das Wort Gottes verwirklichenden Heils. Die Heilsgeschichte ist eine Geschichte der Verheißungen. So kommt dem Begriff Verheißung höchste theologische Bedeutung zu. Im Alten Testament war das Verheißungswort Jahwes das unerschütterliche Fundament der Existenz Israels. Über eine vorläufige, zeitliche, innerweltliche Zielsetzung hinaus waren die alttestamentlichen Verheißungen offen auf eine noch ausstehende endgültige Erfüllung. Sie ist eingetroffen in Jesus von Nazareth. Darum ist in der Versikel zum Gebet „Der Engel des Herrn“ nicht von den Verheißungen Gottes im Alten Bund, sondern von den Verheißungen Christi im Neuen Bund die Rede. Auch der Offenbarer Jesus, der Sohn des lebendigen Gottes, hat Verheißungen gegeben, und zwar sehr viele. Die Christen bauen auf sie nicht weniger als die Gläubigen des Alten Bundes auf die Verheißungen Jahwes. Sie bitten darum, dass sie der Verheißungen Christi würdig werden. Würdig werden heißt: wert sein, dass die Verheißungen Christi an uns erfüllt werden. Wie wird man würdig, d.h. wert vor Gott, dass er seine Verheißungen an uns erfüllt? Bei vielen Verheißungen hat Christus selbst angegeben, wie sich ein Christ verhalten muss, wenn er die Erfüllung seiner Verheißungen an sich erfahren will. Denken wir beispielsweise an sein Wort: „Willst du zum Leben eingehen, so halte die Gebote“ (Mt 19,17). Oder an das andere Wort: „Nicht jeder, der zu mir sagt: Herr, Herr! wird in das Himmelreich eingehen, sondern wer den Willen meines Vaters tut, der im Himmel ist“ (Mt 7,21). Und schließlich an ein drittes Wort: „Wer in Tat und Lehre sich an die Gebote Gottes hält, wird ein Großer heißen im Himmelreich“ (Mt 5,19). Es gibt Gebote, deren Beobachtung manchen Menschen besonders schwer fällt. So eines ist das Gebot der Vergebung, also der erbarmenden Nachsicht gegen einen anderen, der uns Unrecht zugefügt hat. Doch der Herr besteht unnachgiebig auf der Erfüllung dieses Gebotes. Gott hat uns die Vergebung der Sünden verheißen. Aber er hat sie davon abhängig gemacht, dass wir Vergebung üben gegen unsere Mitmenschen. „Wenn ihr den Menschen ihre Fehler vergebt, wird auch euch euer himmlischer Vater vergeben“ (Mt 6,14). Im Gebet des Herrn wird dieser Zusammenhang deutlich gemacht: „Vergib uns, o Gott, unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern.“ Durch die Beobachtung der Gebote Gottes werden wir würdig, die Erfüllung seiner Verheißungen zu erfahren.

Welches sind nun die Verheißungen Christi, deren wir würdig werden sollen? Wir wollen sie nacheinander betrachten. Wenige Wahrheiten hat Christus so oft eingeschärft wie die Pflicht zum vertrauensvollen Gebet. Wer recht betet, den erhört Gott. „Bittet, und es wird euch gegeben werden. Suchet, und ihr werdet finden. Klopfet an, und es wird euch aufgetan werden“ (Mt 7,7). Der Herr verbindet sich selbst mit dem Bittgebet. „Was ihr den Vater bitten werdet in meinem Namen, das werde ich tun… Wenn ihr um etwas bittet in meinem Namen, werde ich es tun“ (Joh 14,13f.). Zum vertrauensvollen Gebet gehört der Glaube, der Glaube an Gottes Allmacht und an Gottes Liebe. Der Herr sagt: „Alles, was ihr glaubensvoll im Gebete erfleht, das werdet ihr erhalten“ (Mt 21,22). Glauben muss man haben, wenn man erhört werden will. Glauben, wie der Vater des besessenen Knaben ihn hatte: „Herr, ich glaube, hilf meinem Unglauben.“ Den Geheilten bestätigt Christus wiederholt, dass sie den Glauben als Voraussetzung ihrer Heilung gehabt haben: „Dein Glaube hat dir geholfen.“ Wer den rechten Glauben hat, dem werden selbst Bitten, deren Erfüllung unwahrscheinlich erscheint, gewährt. „Wenn ihr einen Glauben habt wie ein Senfkorn, so werdet ihr zu diesem Berge sagen: Geh von da weg dorthin, und er wird weggehen, und nichts wird euch unmöglich sein“ (Mt 17,20).

Christus lebte ganz und vollkommen im Einklang und im Gehorsam gegen den himmlischen Vater. Er war sich gewiss und sprach es wiederholt aus: „Der Vater liebt mich.“ Nach dem Willen des Vaters ist er vom Himmel herabgestiegen und hat seinen Auftrag auf Erden erfüllt. Christus macht aber auch die Seinen der göttlichen Fürsorge gewiss. Über ihnen waltet Gottes Vorsehung. Das gilt selbst für die alltäglichen Dinge. „Fraget nicht danach, was ihr esst und was ihr trinkt, und lasst euch nicht ängstigen. Denn nach all dem trachten die Heiden der Welt. Euer Vater aber weiß, dass ihr dessen bedürft. Suchet vielmehr sein Reich, und dies wird euch dazugegeben werden“ (Lk 12,29-31). Wer um Gott besorgt ist, für den sorgt Gott. So belehrt uns der Herr: „Suchet zuerst das Reich Gottes und seine Gerechtigkeit, und dies alles wird euch dazugegeben werden“ (Mt 6,33). Heilige des starken Glaubens haben oft erfahren, dass Gott in aussichtslosen Situationen mit seiner Macht unerwartet eingreift. In der Zeit der Verfolgungen schreibt der Apostel Petrus den Christen: „Werft alle eure Sorgen auf ihn, denn er sorgt für euch“ (1 Petr 5,7). Der Herr hat ein Herz für die Bedrängten und Bedrückten dieser Erde. Er nimmt sich der Niedergeschlagenen und Verzagten an. „Kommet zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid. Ich will euch erquicken“ (Mt 11,28). Er hat einen Trost für die Trostlosen dieser Erde.

Zahlreiche Verheißungen des Herrn gelten seinen Jüngern, seinen Gläubigen, seiner Kirche. Christus ist als das Licht in die Welt gekommen. In dieser Selbstbezeichnung liegt die Verheißung: Wer zu Jesus kommt, wird erleuchtet, d.h. er findet sich zurecht in dieser Welt, weil er Gott kennt und um seinen Willen weiß. So sagt er: „Ich bin das Licht der Welt. Wer mir nachfolgt, wird nicht in der Finsternis wandeln, sondern das Licht des Lebens haben“ (Joh 8,12). Christen sind Erleuchtete, sind Lichtträger. Wer einmal in die Jüngerschaft Jesu eingetreten ist, muss in ihr verharren. Das Verweilen bei Jesus zeigt sich in mehrfacher Weise. Einmal im Festhalten an seinem Wort und an seiner Wahrheit. „Wenn ihr bleibt in meinem Worte, werdet ihr wahrhaft meine Jünger sein; ihr werdet die Wahrheit erkennen, und die Wahrheit wird euch freimachen“ (Joh 8,31f.). Sodann in der unerschütterlichen Bruderliebe. Denn das ist sein Gebot: Die Liebe üben und in der Liebe verharren. Das ist Kennzeichen der Zugehörigkeit zu Christus. „Daran werden alle erkennen, dass ihr meine Jünger seid, wenn ihr Liebe habt untereinander“ (Joh 13,35). Schließlich zeigt sich das Verweilen bei Christus im Festhalten am Herrenmahle. Dort vollzieht sich das Eingehen des Menschen in Christus. „Wer mein Fleisch isst und mein Blut trinkt, bleibt in mir und ich in ihm“ (Joh 6,56).

Untrügliches Kennzeichen der Jünger Jesu ist der Besitz des Heiligen Geistes. Er will erbetet werden. „Der Vater wird vom Himmel Heiligen Geist jenen geben, die ihn (darum) bitten“ (Lk 11,13). Das Gebet um den Heiligen Geist muss das tägliche Gebet aller zu Christus Gehörenden sein. Die Gabe des Heiligen Geistes für alle Gläubigen ist aber auch das Anliegen Christi. Der Herr tritt bei dem himmlischen Vater für uns ein, dass er uns den Heiligen Geist mitteilt, und zwar als immerwährendes Geschenk. „Wenn ihr mich liebt, werdet ihr meine Gebote halten, und ich werde den Vater bitten, und er wird euch einen anderen Helfer geben, damit er immerfort bei euch bleibe, den Geist der Wahrheit“ (Joh 14,15-17). Das Wirken des Heiligen Geistes ist die Garantie für die Unvergänglichkeit des Werkes Christi. Der Heilige Geist wird dafür sorgen, dass die Offenbarung Christi Bestand hat. „Der Helfer, der Heilige Geist, den senden wird der Vater in meinem Namen, er wird euch alles lehren und euch an alles erinnern, was ich euch gesagt habe“ (Joh 14,26). Also: kein Abbau sittlicher Normen, keine Behauptung, einige seien überholt, wie uns der Protestantismus vorspricht und die abtrünnigen Katholiken nachsprechen. Die Welt, die meisten Regierenden, fast alle Journalisten wundern sich über die katholische Kirche, weil sie an Lehren festhält, die sie längst aufgegeben haben und für welche die breite Masse kein Verständnis hat. Sie begreifen nicht, dass es Gott selbst, der Heilige Geist ist, der die Kirche heißt, am Offenbarungswort Jesu festzuhalten. Darum Mut, meine lieben Freunde. Es mögen Theologen sich dem Zeitgeist beugen, es mögen Papst und Bischöfe versagen, es mögen die Gemeinden dahinschmelzen, die Wahrheit Christi wird in dem heiligen Rest erhalten bleiben. Wenn die Welt die Zeugen Christi nicht durch Diffamierung, Zurücksetzung und Ausgrenzung zum Schweigen bringen kann, greift sie zur Gewalt. Christus sieht für die Christen düstere Zeiten voraus. Der Justizapparat wird gegen sie in Gang gesetzt. Sie werden ausgegrenzt, verdächtigt und verachtet, weil sie sich dem atheistischen und materialistischen Zeitgeist nicht beugen. Aber sie sind nicht verlassen. Der Heilige Geist steht den Jüngern Jesu in Nachstellungen und Verfolgungen bei. „Wenn man euch vor die Synagogen bringt und vor die Behörden und Machthaber, so habt nicht Sorge, wie oder womit ihr euch verteidigen oder was ihr sagen sollt. Denn der Heilige Geist wird euch in jener Stunde lehren, was ihr sagen sollt“ (Lk 12,11f.). Der Heilige Geist gibt den Seinen nicht nur Kraft und Weisheit, um sich zu verteidigen. Er geht vielmehr selbst zum Angriff über. Der Heilige Geist überführt die Welt von ihrer Schuld. „Der Geist wird der Welt den Nachweis bringen über Sünde, über Gerechtigkeit, über Gericht. Er wird euch hinführen zur vollen Wahrheit. Er wird mich (Jesus) verherrlichen“ (Joh 16,12-15). Wie erbringt der Heilige Geist diesen Nachweis? Er liefert den Nachweis, dass es eine Sünde gibt, beispielsweise durch jene, die „im Marsch für das Leben“ durch Berlin ziehen, ausgelacht und verspottet, angespuckt und verachtet. Er macht es auch deutlich, ja überdeutlich durch die Zerstörungen, die das Abgehen von den Geboten Gottes, welche die Kirche verkündet, hervorruft. Welche Verwüstungen hat die sexuelle Revolution angerichtet! Wie ist unsere Jugend vergiftet worden! Wie sind die Erwachsenen in den Hedonismus getrieben worden! Wie viele Millionen Ehebrüche geschehen jedes Jahr in Deutschland?

Der Herr lässt seine Jünger nicht kraftlos und hilflos ihren schweren Dienst verrichten. Er stattet sie mit Kräften und Fähigkeiten aus, die den Menschen deren Verbindung mit Gott und deren Ermächtigung durch Christus erweisen. „Als Zeichen werden denen, die glauben, diese folgen: In meinem Namen werden sie Dämonen austreiben, mit neuen Zungen reden, Schlangen aufheben, und wenn sie etwas Tödliches trinken, wird es ihnen nicht schaden. Kranken werden sie die Hände auflegen, und diese werden gesund werden“ (Mk 16,17f.). Wenn man mich fragt, wo und wann diese Verheißung in Erfüllung gegangen ist, dann verweise ich auf die Wunder und Machttaten von Heiligen im Leben und im Sterben. Es gibt sie; sie sind wirklich. Nur werden die erstaunlichen und nicht natürlich zu erklärenden Vorgänge meistens totgeschwiegen oder heruntergemacht. Die unerklärliche Menschen- und Seelenkenntnis des Johannes Vianney wird von zahlreichen Büßern bezeugt, die sie an sich erfahren haben. Die wunderbaren Fähigkeiten und Leistungen des heiligen Johannes Bosco sind über jeden Zweifel erhaben. Pater Pio von Pietrelcina war mit außerordentlichen Gaben ausgestattet: Heilungen, Bekehrungen, Wunder, Seelenschau. Das Leben von Helena Kowalska, später Schwester Faustyna, war voller Mystik und Wunder. Am 30. April 1952 wurde Bruder Leo Schwager von der Abtei Sankt Otmarsberg in Lourdes völlig überraschend von Multipler Sklerose geheilt.

Der Herr hat seine Kirche mit den Mitteln ausgestattet, die notwendig sind, um das irdische Leben nach Gottes Willen zu meistern und um im Gericht Gottes bestehen zu können. Es sind der Glaube und die Sakramente, die Wahrheit und die Gnade. Bei seinem Abschied von der Erde wies er die Apostel an: „Gehet hin in alle Welt und verkündet das Evangelium aller Kreatur. Wer glaubt und sich taufen lässt, wird gerettet werden“ (Mk 16,15f.). Der katholische Glaube ist aller Verfälschung und Manipulation entzogen. Er steht fest in der Brandung der Meinungen. Mögen modernistische Theologen und anpasserische Bischöfe noch so sehr bemüht sein, den Glauben einer aus den Fugen geratenen Welt anzugleichen. In dem heiligen Rest, der sich Satan nicht beugt, wird der Glaube der Kirche zu finden sein, bis der Herr wiederkommt. Die Sakramente der Kirche bleiben heilskräftig. Sie hängen nicht von menschlichem Scharfsinn und irdischer Kraft ab, sondern von der Wirkmacht Gottes. Die Christen können sich auf die Zeichen des Heils verlassen, die von gläubigen Priestern vollzogen werden. Ob die Eucharistie in römischen Katakomben oder auf den Kartoffelfeldern von Dachau gefeiert wird, der Herr setzt sich gegenwärtig, bis er sich in seiner Macht und Herrlichkeit zeigen wird.

Christus hat eine Gemeinschaft und Anstalt gegründet, die seine Wahrheit und seine Gnade durch die Zeiten tragen soll. Wir nennen sie die katholische Kirche. Die Kirche Christi ist umfassend. Sie ist über Völker und Nationen erhaben. Der Herr hat es vorhergesagt: „Viele werden von Osten und Westen kommen und sich zu Tische legen mit Abraham, Isaak und Jakob“ (Mt 8,11). Vor wenigen Sonntagen habe ich Ihnen vom Missionswerk der (nestorianischen) Kirche des Ostens in Asien erzählt. In unseren Tagen ist nach Jahrhunderten zum ersten Mal wieder ein einheimischer Sohn der Mongolen zum katholischen Priester geweiht worden. Christus hat der Kirche die Grundlagen einer Verfassung eingestiftet. Sie ist unwandelbar dieselbe. „Du bist Petrus (der Fels), und auf diesen Felsen will ich meine Kirche bauen und die Pforten der Unterwelt werden sie nicht überwältigen“ (Mt 16,18). Der Felsenmann ist kein Gummilöwe oder ein Papiertiger. Er besitzt eine Vollmacht, die ihm von Christus selbst übertragen ist. „Dir will ich die Schlüssel des Himmelreiches geben. Was du binden wirst auf Erden, das wird gebunden sein im Himmel; und was du lösen wirst auf Erden, das wird gelöst sein im Himmel“ (Mt 16,19). Ob er diese Vollmacht benutzt oder schleifen lässt, er besitzt sie und wird Gott Rechenschaft legen müssen, was er damit angefangen hat. Christus entlässt die Seinen nicht schutzlos und führerlos. Er bleibt bei ihnen. „Seht, ich bin mit euch alle Tage bis an das Ende der Welt“ (Mt 28,20). Das Schifflein der Kirche wankt und schwankt. Aber der Herr ist im Boot. Mit seiner Gnade. Seiner Kraft. Seinem Trost. „Ich lasse euch nicht als Waisen zurück. Ich komme wieder zu euch“ (Joh 14,18). Der Herr hat den Angehörigen dieser Kirche kein angenehmes Leben versprochen, sondern Ablehnung und Feindseligkeit vorhergesagt. „Ihr aber werdet gehasst sein von allen um meines Namens willen. Wer aber ausharrt bis an das Ende, der wird gerettet werden“ (Mk 13,13). Das ist wahrlich eingetroffen und erfüllt sich heute mehr und mehr. Woher der Hass? Die Kirche verkündet Lehren des Glaubens, die jenen, für die es nur die gegenwärtige, sichtbare Welt gibt, unverständlich, absurd, monströs vorkommen. Die Kirche lehrt Gebote des sittlichen Verhaltens, die jenen, die tun und lassen wollen, wie es ihnen beliebt, lästig, störend, unangenehm sind. Sie meinen, dass diese Verkündigung aufhört, wenn die Kirche verschwindet. Den Gefallen wird sie ihnen nicht tun. Die Kirche kann schrumpfen, und sie wird schrumpfen. Die Stimmung, der Trend, der Mainstream ist gegen sie. Die Kirche ist dabei, das größte katholische Land der Erde, Brasilien, zu verlieren. In Lateinamerika sind viele Millionen katholische Christen zu protestantischen Sekten übergegangen. In Mittel- und Westeuropa schmilzt die katholische Kirche dahin. Frankreich und Deutschland haben aufgehört, christliche Länder zu sein. In Spanien arbeitet die sozialistische Regierung daran, die Kirche auszulöschen. Ein Rest wird bleiben. Dieser heilige Rest ist die Kirche Christi, zahlenmäßig gering, aber Empfänger und Träger der Wahrheit und der Gnade, immer noch die Stadt auf dem Berge. Für den gläubigen Rest gelten Jesu Verheißungen: „Wer ausharrt bis zum Ende, wird gerettet werden“ (Mk 13,13). Zahlen schrecken den Herrn nicht; sie dürfen auch uns nicht verzagen lassen. Denn es gilt Christi Wort: „Fürchte dich nicht, du kleine Herde! Denn es hat eurem Vater gefallen, euch das Reich zu geben“ (Lk 12,32). Die ganze Fülle des Heils fällt jenen zu, die nicht umgefallen sind und ihre Knie vor Baal gebeugt haben.

Der Herr hat den Seinen die Zukunft eröffnet. Er wird wiederkommen, nicht mehr verborgen, sondern sichtbar. Er hat vor dem irdischen Gericht seine Wiederkunft angekündigt, und zwar als Richter der ganzen Welt. „Von nun an werdet ihr sehen den Menschensohn sitzend zur Rechten der Kraft und kommend auf den Wolken des Himmels“ (Mt 26,64). Der Herr wird kommen über alle, die ihn sahen und doch nicht sahen, die ihn hörten und doch nicht verstanden, über Spötter und Hasser, er, der Ausgestoßene, der Verkaufte, der Geschlagene, der Gekreuzigte, der Verachtete, der Totgeschwiegene. Die gläubigen Christen harren der Wiederkunft des Herrn. Ihre Augen spähen ab die grauen Horizonte nach dem ersten Dämmern seines Lichtes. Er kommt, um die Seinen zu retten. Nach der Drangsal der letzten Tage „werden sie kommen sehen den Menschensohn auf den Wolken mit großer Macht und Herrlichkeit. Und dann wird er aussenden seine Engel und zusammenführen seine Auserwählten von den vier Winden, vom Ende der Erde bis zum Ende des Himmels“ (Mk 13,26f.). Er wird kommen und die Seinen zu sich nehmen, die Verbannten, die das Tier nicht angebetet haben, die sich nicht preisgegeben haben um feilen Lohn. Das Endgericht bringt die große und endgültige Scheidung von Guten und Bösen. Dann erfüllt sich, was seit der Pfingstpredigt des Petrus immer von der Kirche verkündigt worden ist: „Jeder, der den Namen des Herrn anruft, wird gerettet werden“ (Apg 2,21).

Jesus, der Geächtete und Gekreuzigte, ist nicht im Tode verblieben. Gott hat ihn leibhaftig und in verklärter Gestalt auferweckt. Jesu Auferstehung kommt nicht nur ihm zugute. Jesu Auferstehung ist ein kosmisches Ereignis. Seine Kraft der Auferstehung wird allen zuteil, die sich gläubig zu ihm bekennen und in diesem Bekenntnis das irdische Leben beschließen. Sie werden auferstehen und mit ihm sein. Der Glaube an Christus, das menschgewordene Wort Gottes, verbürgt die Unsterblichkeit und die Auferstehung. „Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er starb; und jeder, der lebt und an mich glaubt, wird nicht sterben in Ewigkeit“ (Joh 11,25. Dann wird es sich zeigen, dass der Empfang des Herrenleibes, die heilige Kommunion, ein Heilmittel der Unsterblichkeit ist. „Ich bin das lebendige Brot, das vom Himmel herabkam. Wenn einer von diesem Brot isst, wird er leben in Ewigkeit“ (Joh 6,51). „Wer dieses Brot isst, wird leben in Ewigkeit“ (Joh 6,59). „Wer mein Fleisch isst und mein Blut trinkt, hat ewiges Leben, und ich werde ihn auferwecken am Jüngsten Tage“ (Joh 6,54). „Das ist der Wille meines Vaters, dass jeder, der den Sohn sieht und an ihn glaubt, ewiges Leben habe und ich ihn auferwecke am Jüngsten Tage“ (Joh 6,40). Die im Endgericht Geretteten werden des ewigen Lebens teilhaftig. Ewiges Leben ist immerwährendes Verbundensein mit dem lebendigen Wort Gottes, ist ewige Gemeinschaft mit Christus. Der Herr hat es verheißen: „Ich aber werde, wenn ich von der Erde erhöht bin, alle an mich ziehen“ (Joh 12,32). Dieses Wort gilt allerdings nur für jene, die zu ihm halten, ihn bekennen. „Wenn einer mir dient, der folge mir nach, und wo ich bin, wird auch mein Diener sein“ (Joh 12,26). Der Herr stellt die ewige Seligkeit unter dem Bilde eines Hauses Gottes vor. „Im Hause meines Vaters sind viele Wohnungen. Ich gehe hin, euch einen Platz zu bereiten“ (Joh 14,2). Das Himmelshaus ist geräumig. Dort ist viel Platz, herrscht keine Wohnungsnot. Dort haben die geretteten Wohnrecht in alle Ewigkeit. Die nur an die Erde denken und an die kurzen Jahre ihres Verweilens auf dieser Erde, sind die „Gelackmeierten“, wie sich August Bebel, der langjährige Führer der deutschen Sozialdemokraten, ausdrückte. Es gibt ein jenseitiges Leben. Jesus hat es verheißen. Dann erfüllen sich die Verheißungen, die unser Herr in seiner Bergpredigt gegeben hat.

Selig die Armen im Geist, denn ihrer ist das Himmelreich.

Selig die Trauernden, denn sie werden getröstet werden.

Selig die Sanftmütigen, denn sie werden das Land zu Besitz erhalten.

Selig, die hungern und dürsten nach Gerechtigkeit, denn sie werden gesättigt werden.

Selig die Barmherzigen, denn sie werden Barmherzigkeit erlangen.

Selig die Herzensreinen, denn sie werden Gott schauen.

Selig die Friedenstifter, denn sie werden Kinder Gottes genannt werden.

Selig, die Verfolgung leiden um der Gerechtigkeit willen, denn ihrer ist das Himmelreich.

Selig seid ihr, wenn sie euch schmähen und verfolgen und lügnerisch alles Böse gegen

euch reden um meinetwillen. Freuet euch und frohlocket, denn euer Lohn ist groß im

Himmel.

Christus hat seinen Jüngern und Bekennern viele Verheißungen gegeben. Die Christen wissen, was sie erwartet, wenn sie zu Jesus kommen und bei ihm bleiben. Gott war treu in den Verheißungen, die er dem Volk des Alten Bundes gegeben hat. Christus ist nicht weniger treu in den Verheißungen, die er den Christen zugesagt hat. Aber wir müssen die Voraussetzungen erbringen und die Bedingungen erfüllen, an die er seine Verheißungen geknüpft hat. Wir müssen würdig werden seiner Verheißungen. Wir müssen besorgt sein, dass wir der Erfüllung der Verheißungen Christi an uns unwürdig sein könnten. Nun ist unsere Bitte schwach; sie wird von Unwürdigen vorgetragen. Darum bitten wir unsere himmlische Mutter, für uns und mit uns zu beten: Bitte für uns, o heilige Gottesgebärerin, auf dass wir würdig werden der Verheißungen Christi.

Amen.

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