Die Wahrheit verkündigen,
den Glauben verteidigen

Predigten des H.H. Prof. Dr. Georg May

Glaubenswahrheit.org  
5. Januar 2020

Jesus der Nazarener

Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.

Geliebte im Herrn!

Gott wusste um die Gefahr, die dem Krippenkinde von Herodes drohte. Er sorgte dafür, dass der Knabe dieser Gefahr nicht erlag. Alsbald nach der Abreise der Magier aus Bethlehem erhält Joseph die göttliche Weisung: „Steh auf, nimm das Kind und seine Mutter und flieh nach Ägypten. Bleibe dort, bis ich es dir sage; denn Herodes will das Kind töten.“ Joseph gehorcht augenblicklich dem Befehl Gottes. Er steht auf, er nimmt das Kind und seine Mutter mit sich – bei Nacht heißt es, noch in der Nacht und flieht nach Ägypten. Dieses Land war seit alter Zeit die Zufluchtsstätte für Verfolgte in Palästina. Jetzt nahm es die heilige Familie auf. Matthäus sieht in der Flucht nach Ägypten die Erfüllung eines Schriftwortes, nämlich aus dem Propheten Hoseas. Dort ist die Rede davon, dass Gott das Volk Israel aus Ägypten berufen hat. Das war ein Typus, ein Vorbild für den Davidsohn Gottes, der jetzt aus Ägypten berufen werden sollte. Die Übereinstimmung zwischen Voraussage und Erfüllung macht die Gottgewolltheit der Flucht gerade nach Ägypten offenbar. Der Hass und der Unglaube haben sich des Aufenthaltes des Messiaskindes in Ägypten bemächtigt. Seit dem Ende des 1. Jahrhunderts begegnet in der jüdischen Überlieferung die Behauptung, Jesus habe in Ägypten die Zauberei gelernt. Das steht noch heute im Babylonischen Talmud, den die Juden heilig halten. Das ist natürlich eine grobe Verleumdung. Dennoch ist sie nicht wertlos, denn sie bezeugt die Wundertätigkeit Jesu. Weil seine Gegner die Machttaten Jesu nicht leugnen konnten – sie waren offensichtlich –, haben sie sie verdächtigt, dass sie aus Zauberei entstehen. Und so sollte das Jesuskind diese Zauberei in Ägypten gelernt haben, was natürlich völliger Unfug ist.

Der göttliche Befehl zur Flucht war mit der Versicherung verbunden, dass der Messias nur eine bestimmte Zeit außerhalb Israels werde bleiben müssen, nämlich so lange die Gefahr der Verfolgung bestand, die von Herodes dem Großen ausgeht. Herodes starb kurz vor dem Osterfest im Jahre 4 vor Christus. Er wurde in Herodeion, 5 Kilometer südlich von Bethlehem begraben. Seinem Testament entsprechend teilte der Kaiser Augustus sein Land in drei Teile unter seine drei Söhne: Archelaos, Antipas und Philippus. Der Tod des Herodes veränderte die Lage; die Gefahr war vorbei. Und so erhält Joseph eine neue Weisung Gottes: „Steh auf, nimm das Kind und seine Mutter und zieh in das Land Israel; denn die dem Kinde nach dem Leben trachten, sind gestorben.“ Zwischen der Ankunft der Magier und dem Tod des Herodes liegen wenigstens mehrere Monate, vielleicht 1-2 Jahre. Entsprechend lang hat der Aufenthalt der heiligen Familie in Ägypten gedauert. Joseph gehorchte der Weisung augenblicklich. Er nahm das Kind und seine Mutter und zog in das Land Israel, d.h. nach Palästina. Nach der Rückkehr erfährt er, dass der Sohn des Herodes, Archelaos, Regent von Judäa ist. Joseph hatte ursprünglich daran gedacht, sich in Judäa niederzulassen, vielleicht in Bethlehem, wo er möglicherweise Verwandtschaft hatte. Aber von dieser ursprünglichen Absicht geht er nun ab. Warum? Er fürchtete Archelaos. Denn er war von den Söhnen des Herodes der grausamste, der gewalttätigste; vor ihm hatte er Furcht. Und deswegen erhält er eine neue göttliche Weisung und entschließt sich darauf hin, sich in Galiläa niederzulassen, und zwar in Nazareth. Das war ihm vermutlich schon durch seine Frau, die aus Nazareth stammte, vertraut. Er hat sich in Nazareth niedergelassen, aber dies ist eine Niederlassung, die auf Gottes Weisung zurückgeht. Matthäus sieht darin die Erfüllung eines Schriftwortes, in der Schrift heißt es nämlich: „Er soll Nazoräer heißen“; das ist der Name, der Jesus gegeben wurde. Sowohl bei Matthäus als auch bei Johannes heißt Jesus „Nazoräer“. Bei Markus heißt er „Nazarener“. Lukas gebraucht beide Formen: Nazoräer und Nazarener. Jesus wird mit diesen Beinamen als Mann aus Nazareth bezeichnet, denn dort ist er aufgewachsen. Den Namen Nazarener trägt Jesus auch in der jüdischen Literatur. Er ging dann auch zunächst als Schimpfname im Munde der Gegner auf Jesu Anhänger über: die Nazarener. Die aramäisch oder syrisch sprechenden Judenchristen übernahmen ihn als Selbstbezeichnung; später hat man ihn fallengelassen. Die Herkunft aus Nazareth war keine Empfehlung für Jesus, denn Nazareth war ein unbedeutendes Dorf, ja, es war sogar verachtet. Philippus traf einmal den Nathanael und sagte von ihm: „Von dem Moses im Gesetz und die Propheten geschrieben haben, den haben wir gefunden: Jesus, den Sohn des Joseph aus Nazareth.“ Da antwortete Nathanael: „Kann denn aus Nazareth etwas Gutes kommen?“ Aus Nazareth kam das Heil der Welt, der Erlöser.

Der gottgewollte Name des Nazarethkindes war Jesus. Der Engel Gabriel legte im Auftrag Gottes den Namen des zu gebärenden Jesus, des zu gebärenden Christus, des zu gebärenden Messiaskindes fest. Er sprach zu Maria: „Du wirst empfangen und einen Sohn gebären, und du wirst ihm den Namen Jesus geben.“ Das gleiche geschah Joseph. Ein Engel gab ihm ein, wie der Sohn seiner Frau Maria genannt werden sollte: „Du sollst seinen Namen Jesus nennen; denn er wird sein Volk erlösen von seinen Sünden.“ Den göttlichen Weisungen gemäß, die Joseph und Maria erhalten hatten, wurde dem Knaben bei der Beschneidung der Name Jesus gegeben. Jesus – hebräisch: Jeschua – bedeutet: Jahwe (der Gottesname) ist Heil. Dieser Name deutet also bereits die Sendung Jesu an. Er soll Israel erlösen, aber nicht, wie die herrschende Messiaserwartung annahm, von seinen politischen Feinden, sondern von seinen Sünden. Damit wird einmal die landläufige Messiasidee grundlegend korrigiert: kein politischer, ein religiöser Messias. Sodann wird dem Kinde eine Aufgabe zuerkannt, die nur Gott selbst leisten kann: das Volk von den Sünden erlösen. Im Namen ist also schon das Wesen des Heilandes angedeutet. Er ist der Erlöser, d.h. er kann als Erlöser nur Gott sein. Der Name ist für die Heilige Schrift nicht bloßes Erkennungszeichen, sondern er ist Wesensbeschreibung. Es besteht eine feste Verbindung zwischen dem Namen und dem damit Bezeichneten. Im Namen Jesu verherrlichen, anrufen, fürchten oder lästern, heißt die Person Jesu verherrlichen, anrufen, fürchten oder lästern. Wenn der Name Jesu bei Wunderwirkungen oder bei Dämonenaustreibungen genannt wird, ist nicht der bloße Name als wunderkräftig, als wirkkräftig anzusehen, sondern Jesus selbst, der Urheber, der, der diesen Namen trägt. Im Namen Jesu kann aber auch heißen: unter Bevollmächtigung Jesu oder unter Berufung auf Jesus. Hier wird auf das mit diesem Namen verbundene Heilsgeschehen verwiesen. Wer unter dem Namen Jesu handelt, der ruft die Gegenwart und die Macht des gegenwärtig Gerufenen herbei. Das geschieht bei der Taufe. Wenn wir den Namen Jesu über den Täufling sprechen, wenn wir ihn im Namen des dreifaltigen Gottes taufen, dann wird Gottes Macht mächtig über dem Knaben, über dem Mädchen. Mit dem Namen Jesu ist also die Heilswirklichkeit, die er selbst bedeutet, gemeint. Wunder werden unter Anrufung des Namens Jesu gewirkt. Wir haben es ja eben gehört: Petrus hat einen Lahmen geheilt. Man fragte ihn, in welchem Namen er das getan habe, da antwortete er: „Durch den Namen des Herrn Jesus Christus von Nazareth, den ihr gekreuzigt habt, den aber Gott von den Toten auferweckte; durch ihn steht jener lahme Mann jetzt gesund vor euch.“ Austreibungen von Dämonen, überhaupt der Kampf gegen den Satan geschehen unter Anrufung des Namens des dreifaltigen Gottes und vor allem Jesu. Die Christenheit hat gegen den Islam gekämpft, indem sie den Namen Jesu anrief; zum ersten Mal im Jahre 1456 bei Belgrad. Als Jesus von Nazareth hat der Erlöser seine irdische Laufbahn zurückgelegt. Dieser Name wird genannt an seiner Wiege und über seinem Kreuze: Jesus von Nazareth. Der Name Jesu ist seitdem ein heiliger Name. Er ist der Name der Hoheit und der Erhabenheit. Denn er ist der Name des wesenhaften Sohnes Gottes. Von ihm schreibt Paulus: „Gott hat ihn erhöht und ihm einen Namen gegeben, der über allen Namen ist, auf dass im Namen Jesu sich jedes Knie beuge im Himmel, auf der Erde und unter der Erde und jede Zunge bekenne: Jesus Christus ist der Herr in der Hoheit Gottes, des Vaters.“ Es ist eine unerträgliche Zumutung, Jesus neben Gestalten wie Buddha oder Mohammed zu stellen. Auch was da anlässlich der Amazonas-Synode in Rom geschah, steht zu der Hoheit und Erhabenheit des Gottmenschen Jesus in eklatantem Widerspruch. Was ist da geschehen? Unangebrachte Akte der Verehrung. Man hat sich niedergeworfen oder bis zur Erde verneigt vor einer unbekleideten weiblichen Statue, die weder die Muttergottes darstellt noch eine Heilige, sondern eine Göttin der Indianer, die Pachamama. Diese Veranstaltungen verletzten das 1. Gebot Gottes: Du sollst keine anderen Götter neben mir haben! Wer von Jesus redet, ohne seine Gottheit und Wesenseinheit mit dem Vater zu bekennen, der hat um ihn herum geredet. Jesus teilt seine Stellung und seine Macht mit niemandem. Der Name Jesu ist exklusiv, denn er ist der Name des Gottmenschen. Zu ihm gibt es kein Äquivalent, keine Konkurrenz. Er ist deswegen so einzigartig, weil es der Name des menschgewordenen Gottes ist. „Es ist kein anderer Name unter dem Himmel gegeben, in dem wir selig werden können.“ Für dieses Bekenntnis sind die Apostel ins Gefängnis gegangen. Der Name Jesu ist der Name unseres Retters, unseres Heilandes. Es gibt nur einen Retter, nur einen Heiland. Jesus ist der Erlöser des gesamten Menschengeschlechtes. Von ihm bekennt Paulus: „Es gefiel Gott, durch ihn alles – alles! – mit ihm zu versöhnen, alles auf Erden und alles im Himmel, indem er durch sein Blut am Kreuze Frieden stiftete.“ Die Rettung im Namen Jesu steht allen offen. „Jeder, der ihn bekennt, wird gerettet werden“, so schreibt Paulus im Römerbrief. Jesus ist der universale Retter. Da gilt also nicht die Hautfarbe oder die Herkunft, da gilt nicht Macht und Reichtum, sondern einzig und allein das Vertrauen auf Jesus von Nazareth, den Retter und Heiland. Christus ist der universale Weg zur Erlösung der Seelen. Von ihm schreibt Augustinus: „Abseits von diesem Weg – der Jesus ist – ist noch keiner je gerettet worden, wird keiner gerettet, wird nie einer gerettet werden.“ Wir sollten, meine lieben Freunde, es uns zur Gewohnheit machen, den Namen Jesu anzurufen. Es gibt so schöne Gebete, die sich an Jesus richten: „Mein Jesus, Barmherzigkeit“, „Jesus, dir leb ich! Jesus, dir sterb ich! Jesus, dein bin ich tot und lebendig!“, „Jesus, sanftmütig und demütig von Herzen, bilde mein Herz nach deinem Herzen“, „Jesus Christus, Sohn des lebendigen Gottes, erbarme dich unser“, „O Jesus, sei mir gnädig. O Jesus, sei mir barmherzig. O Jesus, erlöse mich von meinen Sünden.“

Amen.

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