Die Wahrheit verkündigen,
den Glauben verteidigen

Predigten des H.H. Prof. Dr. Georg May

Glaubenswahrheit.org  
27. Oktober 2019

Die kirchliche Lehre zum Frauenpriestertum

Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.

Geliebte, zum Königsfest unseres Herrn Versammelte!

Wir haben am vergangenen Sonntag versucht, die Lehre der Kirche über den Empfänger des geweihten Amtes zu erklären. Wohl das eingängigste Argument lautet so: Die sakramentalen Zeichen repräsentieren das, was sie bezeichnen, durch die natürliche Ähnlichkeit. Das Wasser ist Mittel der Reinigung. So ist es geeignet, die übernatürliche Reinigung, also die Befreiung von den Sünden, in der Taufe darzustellen. Brot und Wein dienen dem Menschen als Speise und Trank. So sind sie geeignet, die Ernährung des geistlichen Lebens in der Eucharistie darzustellen. Die Ähnlichkeit des natürlichen Elementes mit der übernatürlichen Wirklichkeit macht es geeignet, für das Sakrament verwendet zu werden. Ähnlich ist es bei der Priesterweihe. Es muss eine natürliche Ähnlichkeit zwischen Christus und seinem Diener bestehen. Diese liegt vor – und nur vor! –, wenn die Stelle Christi von einem Manne vertreten wird, denn Christus war ein Mann.

Häufig wird von Befürwortern des Frauenpriestertums auf die Verhältnisse im Protestantismus verwiesen. Dort werden Frauen zu Pfarrern und Bischöfen befördert. Die Zulassung von Frauen zum seelsorglichen Dienst in den protestantischen Religionsverbänden ist kein Problem, denn diese lehnen das Weihesakrament ab. Es gibt im Protestantismus kein Amts- und Weihepriestertum. Der protestantische Seelsorger ist nichts anderes als ein getauftes Gemeindemitglied, dem ein von der Gemeinde geschaffenes Amt im Rahmen eines religiösen Ritus übertragen wird. Man darf sich durch die Worte nicht täuschen lassen. Im Protestantismus wird auch davon geredet, es werde jemand ordiniert. Die sog. Ordination ist kein sakramentales Geschehen, ist keine sakramentale Weihe. Denn noch einmal: Im Protestantismus gibt es kein Weihesakrament, sondern nur eine Beauftragung und Einführung zu einem Dienst in der Gemeinde. Dieser Dienst ist eine bloße Funktion ohne existentielle dauernde und seinsmäßige Prägung. Der evangelische Pfarrer ist nicht Christus angenähert wie der katholische Priester. Der wesentliche Unterschied zwischen katholischem Priestertum und protestantischem Religionsdienst zeigt sich auch in den unterschiedlichen Lebensverhältnissen. Die protestantischen Funktionäre heiraten, anders der katholische Priester. Er, der Christus abbildet, tut dies durch den Verzicht auf die Frau. Auch das ist eine Abbildung Christi: der Zölibat, den Jesus vorgelebt hat, und den wir in seiner Nachfolge übernehmen, freiwillig und ohne Zwang. Der Protestantismus braucht keinen Zölibat, denn seine Religionsdiener sind keine Christus im Sein und in der Vollmacht abbildenden Priester. Der Protestantismus ist eine Religion, die es den Menschen leicht machen will. Die verheirateten kirchlichen Funktionäre im Protestantismus können sich trennen, wenn sie wollen, und eine weitere Verbindung eingehen. Im Protestantismus gibt es viele geschiedene und wiederverheiratete Pfarrer. Im Protestantismus können kirchliche Funktionäre auch gleichgeschlechtliche Personen heiraten. Der Protestantismus gibt die ausgeübte Homosexualität frei. Es existieren nicht wenige schwule und lesbische Pastoren. Ja, noch mehr. Im Protestantismus können auch geschlechtsveränderte Personen kirchliche Ämter übernehmen. In der bayerischen evangelischen Kirche trug sich folgender Fall zu: Eine Frau spürte das Verlangen, ein Mann zu werden. Sie beantragte und erreichte rechtlich den Übergang vom Frauentum zum Mannestum. Dieser Mann trat in den Dienst der protestantischen Landeskirche und wurde Pfarrer in einer bayerischen Gemeinde. Er ist verlobt mit einer Frau.

Unsere Kirche ist bei der Begründung des Vorbehaltes der Weihe für Angehörige des männlichen Geschlechtes nicht auf Überlegungen von Theologen angewiesen. Sie besitzt den Beistand des gottgesetzten Lehramtes. Das kirchliche Lehramt ist wachsam und eindeutig. Die höchste kirchliche Autorität hat wiederholt erklärt: Die Kirche hält sich aus Treue zum Vorbild ihres Herrn nicht dazu berechtigt, Frauen zur Priesterweihe zuzulassen. Das ist eine eindeutige Zurückweisung der Forderung. Als die Frage der Frauenweihe bei den Anglikanern aufkam, war Papst Paul VI. sogleich zur Stelle und darauf bedacht, in Treue zu seinem Amt die apostolische Überlieferung zu schützen. Er erklärte am 18. April 1975: „Die Haltung unseres Herrn können wir nicht ändern, und sie ist verbindlich.“ Am 30. November 1975 schrieb er dem Oberbischof der Anglikaner, es sei unzulässig, Frauen zum Priestertum zu weihen, und dies aus wirklich fundamentalen Gründen. Selbstverständlich ist eine solche Weihe ungültig, aber es wird versucht. Das lebendige Lehramt der Kirche halte beharrlich daran fest, so fuhr der Papst fort, dass der Ausschluss der Frauen vom Priesteramt in Übereinstimmung stehe mit Gottes Plan, also im Willen Gottes begründet ist. Das Organ des Papstes zum Schutz des Glaubens ist die Glaubenskongregation. Sie erließ auf Weisung von Papst Paul VI. am 15. Oktober 1976 eine Erklärung zur Frage der Zulassung von Frauen zum Priesteramt. Der Papst approbierte und bestätigte diese Erklärung. Darin heißt es: „Es ist unmöglich, Frauen zu Priestern zu weihen. Die Kirche hält sich aus Treue zum Vorbild des Herrn nicht dazu berechtigt, die Frauen zur Priesterweihe zuzulassen.“ Der Nachfolger Pauls VI., Johannes Paul II., erließ am 22. Mai 1994 ein apostolisches Schreiben über die den Männern vorbehaltene Priesterweihe. Er nennt den Ausschluss der Frauen vom Weiheamt eine göttliche Verfügung. Sie erfolge gemäß dem ewigen Plan Gottes. Die Vorgehensweise Christi bei der Erwählung des Zwölferkreises sei feststehende Norm. Der Papst erklärte, kraft seines Amtes die Brüder zu stärken, dass die Kirche keinerlei Vollmacht hat, Frauen die Priesterweihe zu spenden und dass sich alle Gläubigen der Kirche endgültig an diese Entscheidung zu halten haben. Die Glaubenskongregation erklärte am 28. Oktober 1995, dass diese Lehre Johannes Pauls II. zum Glaubensgut gehöre und endgültige Zustimmung verdiene. Sie sei vom ordentlichen und allgemeinen Lehramt unfehlbar! vorgelegt worden. Diese Erklärung wurde vom Papst bestätigt und ihre Veröffentlichung angeordnet. Eine Lehre, meine lieben Freunde, die in der Schrift gründet und ständig in der Überlieferung der Kirche bewahrt wurde, die vom ordentlichen und allgemeinen Lehramt verkündet wird, als endgültig zu haltende Lehre zum Glaubensgut gehört und endgültige Zustimmung fordert, eine solche Lehre ist unfehlbar. Der Nachfolger Johannes Pauls II. bestätigte seine Lehre. Am 5. April 2012 erinnerte Papst Benedikt XVI. daran, dass die Kirche in Bezug auf die Frauenordination keine Vollmacht vom Herrn erhalten habe. Dessen Nachfolger, Papst Franziskus, erklärte am 24. November 2013: „Das den Männern vorbehaltene Priestertum als Zeichen Christi, des Bräutigams, der sich in der Eucharistie hingibt, ist eine Frage, die nicht zur Diskussion steht.“ Was nicht zur Diskussion steht, ist endgültig und unwiderruflich. Auf dem Rückflug von Schweden am 1. November 2016 sagte Franziskus: „Hinsichtlich der Weihe von Frauen in der katholischen Kirche hat der heilige Johannes Paul II. das letzte klare Wort gesprochen, und das bleibt.“ Der Satz: Die Priesterweihe kann gültig nur einem Manne gespendet werden, ist ein Dogma katholischen Glaubens. Jedes Dogma trifft eine positive Aussage. Diese lautet beim Sakrament der Weihe: Es ist dem männlichen Geschlecht vorbehalten. Als Konsequenz aus diesem Dogma ergibt sich die Weiheunfähigkeit des weiblichen Geschlechtes. Die Unmöglichkeit der Weihespendung an Frauen ist eine zwingende Folgerung aus dem Vorbehalt derselben für die Männer. Sie hat darum Anteil an der dogmatischen Höchstbewertung des Vorbehaltes.

Der Papst ist der Inhaber der höchsten Lehrgewalt in der Kirche. Auch die Bischöfe haben Teil am Lehramt, aber in Unterordnung unter den Bischof der Universalkirche, den Papst. Es hat den Anschein, dass manche Bischöfe nicht mehr hinter der vom Papst erneut vorgetragenen Lehre der Kirche stehen. Der Osnabrücker Bischof Bode hielt eine Veränderung der kirchlichen Lehre bezüglich der Frauenweihe für möglich. Ja, was ist das für ein Bischof! Können wir uns auf die Bischöfe noch verlassen? Auf viele nicht mehr! Andere Bischöfe teilen seine Ansicht oder stehen ihr nahe. Die dissentierenden Bischöfe gefährden nicht das Dogma, aber sie bewirken Unruhe und Aufregung in der Kirche. Sie betreiben die Geschäfte des Satans, der auf die Spaltung der Kirche aus ist. Der Inhaber des Primats, der Heilige Vater, hat eindeutig gesprochen, nicht einmal, sondern wiederholt und endgültig. Kirchliche Lehre und Praxis können nicht durch sich ständig verändernde Gesellschaftstheorien bestimmt werden. Der Grund der Existenz der Kirche und die Basis ihres Selbstverständnisses ist es, Überbringer einer Tradition zu sein, die auf göttlicher Offenbarung beruht. Ort des Glaubens ist das Gedächtnis der Kirche. Ihre Lehre besteht die Zeit hindurch, niemals die Wahrheit umschmelzend in der Zeit. Das entscheidende Motiv, das die Kirche beseelt, ausschließlich Männer zum Priestertum zu weihen, besteht darin, dass sie treu bleiben will dem Typus des Weihepriestertums, der von Jesus Christus gewollt und von den Aposteln bewahrt worden ist.

Die Forderung der Frauenweihe wird vorgebracht mit dem vagen Hinweis auf Fortbildung der Lehre. Die Kirche kennt den Begriff der Dogmenentwicklung. In der Erkenntnis und im Verständnis der in sich unwandelbaren Offenbarung ist eine Entwicklung möglich, aber nur in der Erkenntnis und im Verständnis. Es muss ein Fortschritt im Glauben sein, nicht eine Veränderung. Zum Fortschritt gehört, dass etwas in sich selbst zunimmt; zur Veränderung, dass etwas aus dem einen sich in das andere verwandelt. Heute das Gegenteil vom dem lehren, was gestern gelehrt wurde, ist keine Fortbildung, sondern die Aufhebung der bisherigen Lehre, ist ein Bruch. Eine legitime Entwicklung widerspricht nicht der vorhergehenden Lehre, sie wächst aus ihr heraus. Eine Entwicklung der Glaubenssätze, die von einem Sinn zu einem anderen übergeht, der abweicht von dem Sinn, den die Kirche einst gemeint hat, wäre eine Verirrung. Das Erste Vatikanische Konzil lehrte: „Wer sagt, es sei möglich, dass man den von der Kirche vorgelegten Glaubenssätzen gelegentlich einen anderen Sinn beilegen müsse als den, welchen die Kirche verstanden hat und versteht, der sei ausgeschlossen.“ Genau das tut die Behauptung von der Zulässigkeit der Frauenweihe. Die Frauenweihe hat die Lehre der gesamten Kirche seit zweitausend Jahren gegen sich.

Wenn man fragt, warum die Kirche einige im Neuen Testament enthaltene Vorschriften aufgeben konnte und weshalb das nicht mit dem Ausschluss der Frau von der Weihe geschehen kann, dann lautet die Antwort: Die Kirche ist es, die entscheidet zwischen dem, was geändert werden kann, und dem, was nicht geändert werden darf. Das ist ja gerade die Auszeichnung der kirchlichen Autorität, dass sie unfehlbar erkennt, was geändert werden darf und was nicht geändert werden kann. Was die Kirche kann oder nicht kann, das kann nur sie selbst entscheiden. Und sie erklärt durch ihr höchstes Lehramt: Nach dem Willen Gottes ist das Priesteramt Angehörigen des männlichen Geschlechtes vorbehalten. Ihre Haltung ist nicht Archaismus, sondern Treue. Die Norm wird befolgt, weil sie sich auf das Beispiel Christi stützt und als übereinstimmend mit dem Plan Gottes für seine Kirche angesehen wird. Das Verhalten Christi und seiner Apostel ist normativ. Damit ist die Sache entschieden. Wem die angegebenen Gründe nicht genügen, dem ist nicht zu helfen. Man kann fast zu jedem Beweis sagen: Er überzeugt mich nicht. Wer sich nicht überzeugen lassen will, der kann auch nicht überzeugt werden. Überzeugt werden ist auch immer eine Sache des Willens. Die Kirche würde Unruhe, Aufregung und womöglich Spaltung vermeiden, wenn sich alle ihre Glieder an ihre verbindlich festgestellte Lehre halten wollten. Die Aufstellung und die Abwehr unsinniger Forderungen verbrauchen Kraft und Zeit, die für die Verbreitung des Evangeliums und für das Leben nach dem Evangelium dringend benötigt werden. Wann, meine lieben Freunde, wann wird endlich wieder Einheit und Geschlossenheit im Glauben alle Glieder der Kirche erfüllen?

                                                                                                  

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