Die Wahrheit verkündigen,
den Glauben verteidigen

Predigten des H.H. Prof. Dr. Georg May

Glaubenswahrheit.org  
1. Januar 2002

Jesus, Name über alle Namen

Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.

Geliebte im Herrn!

„Als das Kind sollte beschnitten werden, da ward ihm der Name Jesus gegeben.“ Jesus, hebräisch Jeshua, besagt übersetzt soviel wie „Gott hilft“. Wenn also dieses Kind den Namen „Gott hilft“ erhielt, dann sollte damit ausgedrückt werden, daß er der Heiland, der Erretter ist, denn Gott hilft eben durch ihn. Er ist der Helfer, dessen sich Gott bedient. Jesus, Jeshua, heißt der Heiland, der Erlöser, der Retter. Damit ist sein Auftrag und seine Vollmacht bezeichnet. Er hat den für ihn passenden Namen erhalten, denn seine Aufgabe war es, und seine Vollmacht war es, die zerbrochenen Herzens sind, zu heilen, die Sünder mit Gott zu versöhnen, die Verlorenen heimzurufen in die Gnade Gottes.

Der Name Jesus ist der erhabenste Name, den es überhaupt gibt. Wenn der Priester in der heiligen Messe den Namen Jesus ausspricht, dann verneigt er jedesmal das Haupt aus Ehrfurcht vor diesem Namen. Dieser Name ist ehrwürdig und erhaben deswegen, weil er von Gott gegeben wurde. Die anderen Namen werden von Menschen erfunden und heutzutage bei der Taufe auferlegt. Das sind menschenentstammte Namen. Der Name Jesus ist ein gottentstammter Name; er ist erhaben wegen seines Ursprunges aus Gott. Dieser Name ist aber auch deswegen so hoch erhaben, weil sein Träger ein Mensch war, der über alle Menschen erhaben ist; sein Träger ist der Gottmensch. Es ist nicht nur der Knabe, der in Nazareth aufwuchs, es ist der lebendige Gott, der vom Himmel herabgestiegen ist, um Mensch zu werden und das menschliche Schicksal von unten aus der Tiefe aufzuarbeiten. Jetzt ist der Weltarbeiter, der Weltkämpfer da, und deswegen ist der Name, den er trägt, so erhaben. Der Name ist erhaben wegen seines Trägers. Es ist der Logos, die zweite Person in Gott, die diesen Namen angenommen hat. Dieser Name ist anbetungswürdig. „Im Namen Jesu“, sagt der Apostel Paulus, „soll sich jedes Knie beugen im Himmel, auf der Erde und unter der Erde.“ Und damit ist der souveräne Anspruch, der die ganze Welt und die ganze Schöpfung umfassende Anspruch dieses Namensträgers bezeichnet. Jedes Knie, nicht etwa nur die Knie der Christen, die zu Jesus gefunden haben, jedes Knie soll sich beugen! Die katholische Religion ist konkurrenzlos. Es gibt keine andere gültige Religion neben dieser Religion, denn sie ist von dem gegründet, in dessen Namen sich jedes Knie beugen muß, jedes Knie!

Der Name Jesus ist erhaben über alle anderen Namen, weil in diesem Namen die Macht Gottes ausgedrückt ist. Er ist der mächtigste Name, den es auf Erden gibt. In diesem Namen ist die Allmacht Gottes bezeichnet, die in Jesus Christus war, der als kleines Kind in der Krippe lag und der die Spiralnebel lenkte. Dieser Name ist mächtig. Die Macht dieses Namens hat er in seinem irdischen Lebenswandel bewiesen, als er sich als den Herrn der Elemente offenbarte. Er hat in seinem Namen die Jünger Dämonen auszutreiben befohlen. „In meinem Namen werden sie böse Geister austreiben.“ Dieser Name ist mächtig, so mächtig, daß die Dämonen weichen. Und noch heute ist es dem Exorzisten aufgetragen, den Namen Jesu über Besessenen anzurufen, damit die Teufel Raum geben dem heiligen Namen Jesu. „In meinem Namen werden sie Schlangen aufheben, in neuen Sprachen reden; wenn sie etwas Tödliches trinken, werden sie daran nicht sterben. Sie werden Kranken die Hände auflegen und sie werden geheilt werden.“ Das ist alles eingetroffen, das hat sich zugetragen, als das Christentum seinen Anfang nahm.

Als Petrus an der Tempeltür einen Lahmgeborenen erblickte und dieser ihn um ein Almosen bat, da sagte er: „Ich habe kein Geld, ich habe weder Silber noch Gold. Aber was ich habe, das gebe ich dir: Im Namen Jesu stehe auf und wandle!“ Und der Mann stand auf und wandelte. „Er sprang umher“, heißt es in der Apostelgeschichte, „und alle, die ihn kannten, wunderten sich über das, was mit ihm geschehen war.“ Da hatte der Name Jesus seine Macht bewiesen.

Der Name Jesus ist mächtig in Not, in Unglück und in Verzweiflung. Im Namen Jesu vermögen wir die Hilfe Gottes herbeizurufen. „Wenn ihr den Vater in meinem Namen bitten werdet, dann wird er es euch geben“, sagte der Herr in seiner Abschiedsrede. Wir müssen also im Namen Jesu beten, d.h. in seiner Gesinnung, nach seinem Willen, unter Anrufung dieses Namens; dann werden wir erhört werden. Immer wenn wir in der Gesinnung Jesu beten, sind wir der Erhörung gewiß. Das ist eine ungeheure Verheißung, und manchmal nagt der Zweifel an unserem Herzen, ob sie sich an uns erfüllen werde. Sie wird sich erfüllen! Gott hat sich verbürgt, und er kann seine Bürgschaft nicht zurücknehmen. Der Name Jesus ist mächtig. Im Namen Jesu hat das christliche Heer im Jahre 1683 die türkische Armee, die vor Wien lagerte, zurückgetrieben. Die christlichen Scharen stürzten sich auf die Türken unter Anrufung der Namen „Jesus und Maria“. Und sie erfochten einen glänzenden Sieg.

Der Name Jesus ist mächtig in Unglück, Gefahren und Versuchung. Wir haben noch nicht die Kraft dieses Namens ausgeschöpft; wir haben noch nicht genügend vertraut auf diesen Namen, und deswegen hat sich seine Wundermacht an uns auch noch nicht bis zum Letzten gezeigt. Wenn wir uns nur diesen einen Vorsatz machen würden im neuen Jahre, nämlich den Namen Jesu anzurufen, nicht nur mit dem Munde, sondern aus dem Herzen kommend! Denn was nur mit dem Munde geschieht, ist äußerlich; was aus dem Herzen kommt, ist innerlich, und das Innerliche bewegt den Namen Jesu, zwingt Jesus, uns zu helfen. „Dieser Name kann nicht aus meinem Munde weichen. Dieser Name kann nicht in meinem Herzen ausgelöscht werden“, hat der heilige Ignatius von Antiochien geschrieben, als er auf dem Wege nach Rom war, um dort den wilden Tieren vorgeworfen zu werden.

So sollen auch wir den Namen Jesus anrufen in aller Not. Und wieviel Not lebt in den Menschen, innere und äußere Not! Wir wollen den Namen Jesus vertrauensvoll anrufen. Wir wollen ihn unermüdlich anrufen. Wir wollen nicht aufhören, ihn anzurufen, und wir wissen: „Wenn er zu mir ruft, dann werde ich ihn erhören. Und so sollst du mich preisen!“ So steht in einem Psalmwort. Wir wollen ihn anrufen vor jedem Werk. Es ist eine schöne Angewohnheit, meine lieben Freunde, bei unseren Aufgaben, Taten und Werken zu sagen: „Im Name Jesu!“ Das braucht nicht nach außen zu dringen, aber im Herzen, da soll diese Anrufung leben: „Im Namen Jesu!“ Wir wollen unsere Tagewerk beginnen „im Namen Jesu“. Wir wollen das neue Jahr beginnen „im Namen Jesu“. Wenn wir das tun, dann rufen wir den Segen auf uns herab, dann stellen wir unser Werk unter den Segen Gottes. Wenn wir alles im Namen Jesu beginnen, dann erfüllen wir die Weisung des Apostels Paulus: „Alles, was ihr tut in Wort oder Werk, tut alles im Namen Jesu!“ Dann sind wir auch gefeit gegen das Böse, denn wie kann ich im Namen Jesu etwas Böses tun?  Das verträgt sich nicht. Der Name Jesu verscheucht die Versuchung. Im Namen Jesu alles beginnen und alles beenden.

In einem schönen Wort des Dichters heißt es:

„In ihm sei’s begonnen,

der Monde und Sonnen

an blauen Gezelten des Himmels bewegt.

Du, Vater, du rate,

lenke du und wende,

Herr, dir in die Hände

sei Anfang und Ende,

sei alles gelegt.“

Das ist ein schönes Wort zum heutigen Fest des Namens Jesu. In die Hände Jesu wollen wir alles legen. Vor allem aber soll der Name Jesus bei uns sein in unserer Todesstunde. Wenn wir es im Laufe des Lebens geübt haben, Jesus anzurufen, zu Jesus unsere Zuflucht zu nehmen, zu Jesus Vertrauen zu haben, dann werden wir es auch in der Todesstunde vermögen. Wer in Jesus hineingelebt hat, der kann auch in Jesus hineinsterben.

Am 22. Februar 1943 tagte in München der Volksgerichtshof unter dem Vorsitz von Roland Freisler. Vor ihm standen Hans und Sophie Scholl, die beiden Studenten, die Flugblätter verfaßt hatten gegen Hitler und sein Regime. Sie wurden am 22. Februar zum Tode verurteilt und am gleichen Tage hingerichtet. Im Gerichtssaal befanden sich die Eltern der beiden Studenten, und als die Kinder hinausgeführt wurden, da rief die Mutter ihnen zu: „Jesus!“ Sie sollten mit Jesus in den Tod gehen, und wie wir alle es wissen, sind sie auch so in den Tod gegangen. Mit Jesus haben sie gelebt, und mit Jesus wollten sie sterben. Sie haben es gemacht wie der heilige Stephanus. Als er gesteinigt wurde, da rief er aus: „Herr Jesus, nimm meinen Geist auf!“ Wer so stirbt, der stirbt wohl.

Amen.

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