Die Wahrheit verkündigen,
den Glauben verteidigen

Predigten des H.H. Prof. Dr. Georg May

Glaubenswahrheit.org  
14. Februar 1999

Die Frage des Zeitpunktes der Wiederkunft Christi

Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.

Geliebte im Herrn!

Vor einiger Zeit fand an der Universität Mainz eine Diskussion zwischen Theologieprofessoren statt. Der eine Professor vertrat die Meinung, Jesus habe sich über seine eigene Wiederkunft getäuscht. Der andere, ein gläubiger Priester, versuchte ihm diese falsche Meinung zu widerlegen. Darauf entgegnete der andere: „Willst du Jesus reinwaschen?“ Nach der Meinung dieses Theologieprofessors hätte es also Jesus nötig, reingewaschen zu werden. Es geht nämlich um den Termin seiner Wiederkunft.

Das Neue Testament gibt kein Datum an, wann Jesus kommt; es läßt offen, wann die Wiederkunft Christi eintritt. Ja, Jesus erklärt sogar nach dem Markusevangelium: „Den Tag und die Stunde wissen weder die Engel im Himmel noch der Sohn, sondern nur der Vater.“ Die Wiederkunft Christi ist also verborgen. Sie geschieht plötzlich und unversehens. Es wird zu ständiger Wachsamkeit aufgefordert, weil sie eben jederzeit eintreten kann. Daher finden sich in den Briefen der Apostel so viele Aufrufe, wachsam und nüchtern zu sein, nicht zu schlummern und zu träumen. „Der Tag hat sich genaht“, schreibt der Apostel Paulus. Das heißt, es ist Tag, aber der Tag ist noch durchwirkt von der Nacht, weil das Böse noch herrscht. Deswegen muß man wach sein und darf nicht schlummern. Es geht dem Menschen so wie jemandem, der in der Frühe aufwacht, und da er noch nichts hört, meint er, es sei noch nicht Zeit zum Aufstehen. Er wendet sich auf die andere Seite und schlummert noch einmal ein. Da ist er in der großen Gefahr, den entscheidenden Zeitpunkt zu verpassen.

Im Gleichnis von den Knechten macht der Herr deutlich, wie wichtig es ist, wachsam und harrend auf den Herrn zu sein. Der Herr ist zu einer Hochzeit verreist, und die Knechte wissen nicht, wann er zurückkommt. Aber sie müssen ständig bereit sein, damit sie ihm, wenn er kommt, die Dienste leisten können, auf die er Anspruch hat. In der Gemeinde von Sardes in Kleinasien herrschte religiöser Leerlauf. Sie hatten den Schein, daß sie noch leben, geistlich leben, aber in Wirklichkeit waren sie schon tot. Warum? Weil sie nicht mehr in der Spannung auf die Wiederkunft des Herrn lebten. „Dem Engel der Gemeinde von Sardes schreibe: Also spricht der Herr der sieben Geister Gottes und der sieben Sterne: Ich kenne deine Werke; dem Namen nach lebst du, doch du bist tot. Wach auf, stärke den Rest, der am Absterben ist. Ich finde deine Werke nicht vollgültig vor meinem Gott. Also gedenke, wie du belehrt worden bist und es annahmst. Bewahre es und bekehre dich! Wachst du aber nicht auf, so komme ich wie ein Dieb über dich.“ Der Dieb kommt so, daß man ihn nicht erwartet und daß man von seinem Kommen überrascht wird. Deswegen das häufige Beispiel vom Dieb. Ja, die Ankunft des Herrn ist so überraschend, daß derjenige, der sich entkleidet hat, um sich niederzulegen zum Schlaf, unbekleidet dastehen wird ob der Plötzlichkeit des Erscheinens des Herrn. „Siehe, ich komme wie ein Dieb“, heißt es in der Apokalypse. „Selig, wer wacht und seine Kleider hütet, damit er nicht nackt umhergehen muß und seine Schande sichtbar wird.“

Nun gibt es die These des radikalen Eschatologismus. Sie ist aufgebracht worden – wie immer – von liberalen protestantischen Theologen; ich nenne etwa Johannes Weiß oder Albert Schweitzer. Diese These besagt folgendes. Jesus hat die Meinung gehabt, die Herrschaft Gottes werde noch zu seinen Lebzeiten hereinbrechen. Und als er ihr Kommen unmittelbar bevorstehen sah, schickte er seine Jünger aus in die Städte und Dörfer von Israel, um die Menschen auf den Einbruch der Gottesherrschaft vorzubereiten. Aber er hat sich getäuscht; die Gottesherrschaft kam nicht zu seinen Lebzeiten. Er habe dann angenommen, sie werde hereinbrechen, sobald er gestorben sei, er werde also bald nach dem Tode wiederkommen in Macht und Herrlichkeit. Aber auch darin hat er sich getäuscht. Die Jünger haben zunächst die Meinung gehabt, Jesus werde unmittelbar nach seiner Auferstehung wiederkehren, seine Parusie werde sich sogleich vollziehen. Als sie erkannten, daß das eine Täuschung war, haben sie sich eingerichtet in Lehre, Kult und Verwaltung auf ein längeres Verweilen.

Meinen Sie nicht, meine lieben Freunde, diese These sei für Sie nicht wichtig! Das sind die Meinungen, die Ihre Kinder heute in dem Religionsunterricht unterbreitet bekommen. Diese These ist im katholischen Bereich auf breiter Basis übernommen worden und stellt eine ungeheure Gefahr dar. Wir wollen sie auf ihre Stichhaltigkeit prüfen. Zunächst mag es scheinen, als ob es Aussprüche im Evangelium gäbe, welche der These vom radikalen Eschatologismus recht geben. Ich zitiere einige Worte aus dem Matthäusevangelium. Da heißt es in Mt 10,23: „Wenn man euch verfolgt in dieser Stadt, fliehet in eine andere. Wahrlich, ich sage euch: Ihr werdet noch nicht fertig sein mit den Städten Israels, bis der Menschensohn kommt.“ Im 16. Kapitel heißt es: „Was kann der Mensch wohl geben als Entgelt für seine Seele! Denn der Menschensohn wird in der Herrlichkeit seines Vaters mit seinen Engeln kommen und dann einem jeden vergelten nach seinen Werken. Wahrlich, ich sage euch: Einige von denen, die hier stehen, werden den Tod nicht kosten, bis sie den Menschensohn in seinem Reiche kommen sehen.“ Eine weitere Stelle ist in einem Gleichnis enthalten. „Vom Feigenbaum lernet das Gleichnis: Wenn seine Zweige zart werden und die Blätter hervorsprossen, wißt ihr, daß der Sommer nahe ist. So sollt auch ihr, wenn ihr dies alles seht, merken, daß es vor der Tür steht. Wahrlich, ich sage euch: Dieses Geschlecht wird nicht vergehen, bis dies alles geschieht.“ Und eine letzte Stelle im Angesichte des Hohen Rates; da sagt Jesus: „Von nun an werdet ihr den Menschensohn zur Rechten der Macht sitzen und auf den Wolken des Himmels kommen sehen.“ Das sind Texte, auf die sich die radikalen Eschatologisten berufen, um zu sagen: Jawohl, Jesus hat mit seinem augenblicklichen Kommen entweder noch in dieser Zeit oder gleich nach seinem Tode gerechnet.

Man müßte dieser These recht geben, wenn es nicht andere Worte gäbe, die genau das Gegenteil aussagen. In den Gleichnissen hebt der Herr immer wieder hervor, daß das Gottesreich langsam wächst. Er vergleicht es mit dem Sauerteig, und der Sauerteig braucht natürlich seine Zeit, bis er das Mehl durchsäuert hat. Er vergleicht es mit dem Wachsen von Unkraut und Weizen, und Unkraut und Weizen benötigen ebenfalls eine Spanne Zeit, um zu wachsen. Er vergleicht es mit dem Senfkörnlein. Das Senfkörnlein ist ein winzig kleines Körnlein, aber wenn es Zeit hat zum Wachsen, dann wird es zu einem großen Baum. Diese Gleichnisse legen nahe, daß der Herr mit einem langsamen und auch lange dauernden Wachsen des Gottesreiches rechnet. Der Herr kann auch deswegen nicht gemeint haben, die Parusie träte sofort ein, weil er vom Eintritt der Heiden in das Gottesreich spricht. Das braucht seine Zeit. Es muß ja zuerst einmal den Heiden das Evangelium verkündet werden, und sie müssen es annehmen, und danach erst können sie in das Gottesreich eintreten. Wie kann er dann angenommen haben, die Parusie trete augenblicklich ein? Die radikalen Eschatologisten suchen sich dieser Argumentation zu entziehen, indem sie die zuletzt genannten Texte abwerten. Das ist kein legitimes Verfahren. Diese Texte sind genauso gesichert wie die zuerst genannten. Wer die einen gegen die anderen ausspielt, der treibt ein unredliches Spiel. Nein, es ist nichts mit dieser Entgegensetzung der einen und der anderen Texte. Man muß sie zusammen nehmen und alle zur Geltung kommen lassen.

Das ist auch möglich. Im Buch des Neuen Testamentes herrscht die prophetische Redeweise vor. Die prophetische Redeweise ist dadurch gekennzeichnet, daß sie Ereignisse, die weit voneinander entfernt sind, zusammen sieht, daß sie sie eng zusammenstellt. Man kann es in etwa vergleichen mit einem Mann, der auf der Spitze eines Berges in den Alpen steht. Dieser Mann sieht, wenn er sich umschaut, einen Gipfel nach dem anderen aufragen bis in die Weite des Horizontes. Die Täler dazwischen sieht er nicht, sie entgehen seinem Blick. Er schaut nur auf die Spitzen der Berge, die aus den Massiven herausragen. Ähnlich-unähnlich ist es mit der prophetischen Sicht. Sie stellt die Ereignisse hintereinander, ohne die Zwischenräume zu berücksichtigen, die zwischen den einzelnen Ereignissen liegen; das können Tage, Jahre, Jahrhunderte und Jahrtausende sein. Ein Beispiel dafür ist die große Gerichtsrede, wo der Herr die Zerstörung Jerusalems durch die Römer und das Ende der Welt zusammenfaßt. Da ist es manchmal schwierig, in diesem Kapitel bei Matthäus herauszufinden, welche Sätze gelten nun für die Zerstörung Jerusalems und welche anderen zielen auf die endgültige Katastrophe des Kosmos und die Neugestaltung der Welt? Dennoch gibt es zwei wesentliche Unterschiede zwischen den beiden Ereignissen, nämlich: Wenn die Zerstörung Jerusalems eintritt, können die Menschen fliehen; wenn dagegen das Ende der Welt kommt, ist jede Fluchtmöglichkeit ausgeschlossen; es ist kein Ort mehr da, um zu fliehen. Und, auch das muß man sagen: Die Zerstörung Jerusalems ist ein örtlich begrenztes Ereignis, während das Weltende eine kosmische Katastrophe ist. Das zeigt, daß die Zerstörung Jerusalems und das Ende der Welt nicht zusammenfallen. Sie werden lediglich perspektivisch gesehen. Die Zerstörung Jerusalems ist gewissermaßen transparent, durchsichtig für das Ende der Welt. Aber beides sind zwei ganz verschiedene Ereignisse.

Jetzt erhebt sich die Frage: Wie haben denn die Apostel über die sogenannte Naherwartung gedacht? Da sagen die radikalen Eschatologisten: Nun, sie haben die Lehre vertreten, Jesus komme sogleich. Er werde alsbald vom Himmel in seiner Parusie erscheinen. Sie stützen sich dabei vor allem auf Texte des Apostels Paulus. Es ist gar keine Frage, daß beim Apostel Paulus die Naherwartung eine große Rolle spielt. Paulus rechnet mit dem Wiederkommen des Herrn, weil er weiß, der Herr ist treu seinen Verheißungen. Er sagt zum Beispiel im 1. Korintherbrief den Christen in Korinth: „Die Zeit drängt. Hinfort gilt es, daß die, welche Frauen haben, leben, als hätten sie keine, und die, welche weinen, als weinten sie nicht, die, welche sich freuen, als freuten sie sich nicht, die, welche kaufen, als besäßen sie nicht und die, welche diese Welt genießen, als genössen sie dieselbe nicht. Denn die Gestalt dieser Welt vergeht.“ Er mahnt also, sich so zu verhalten, daß man an die Vergänglichkeit der Welt denkt, und die Vergänglichkeit ist eben geknüpft an das Wiederkommen Christi. Er bringt das Ende. Ebenfalls im 1. Korintherbrief muß sich Paulus mit der Meinung befassen, daß das Leben im Jenseits, also im Himmel nur die Fortsetzung des irdischen Lebens ist. Nein, sagt er, das jenseitige Leben ist vom diesseitigen total geschieden, auch wenn es dazu in Kontinuität steht. Man muß verwandelt werden, damit man am jenseitigen Leben teilnehmen kann. Und dabei spricht er: „Plötzlich, in einem Augenblick, auf den Schall der letzten Posaune, diese wird ertönen, und die Toten werden unverweslich auferstehen, und wir werden verwandelt werden.“ Hier gewinnt man den Eindruck, daß Paulus rechnet, die Wiederkunft des Herrn noch selbst zu erleben. Wir werden verwandelt werden, d.h. wir, die wir noch nicht entschlafen sind. Die Toten werden auferweckt, jawohl, aber wir, die wir eben bei diesem Ereignis noch nicht gestorben sind, werden bei der Wiederkunft des Herrn nur verwandelt werden, werden also nicht auch durch den Tod hindurchgehen müssen. So scheint es. Es ist aber auch eine andere Deutung möglich, nämlich daß Paulus mit dem „wir“ die Christen insgesamt meint, daß er also nicht die jetzt lebende Generation ins Auge faßt, sondern alle Christen, die je leben werden, und so kann man ja sprechen.

Ganz instruktiv sind die Ausführungen des Apostels Paulus in den beiden Briefen an die Thessalonicher. In Thessalonich, also der heutigen Stadt Saloniki in Griechenland, waren die Menschen besorgt um die Verstorbenen. Sie meinten, die Verstorbenen seien benachteiligt gegenüber ihnen, den Lebenden, wenn der Herr wiederkommt. Diese Meinung, erklärt Paulus, ist unrichtig. „Das sagen wir euch als ein Wort des Herrn: Wir, die wir noch leben und übrig bleiben bis zur Ankunft des Herrn, wir werden den Entschlafenen nichts voraushaben, denn der Herr selber wird, wenn der Befehlsruf ergeht, vom Himmel herabsteigen, und die Toten, die in Christus ruhen, werden zuerst auferstehen, dann werden wir, die wir noch leben und übrig sind, zugleich mit ihnen entrückt werden, dem Herrn entgegen; und dann werden wir immerdar beim Herrn sein.“ Auch hier scheint es, daß Paulus damit rechnet, er werde die Wiederkunft des Herrn noch erleben. Wir, die noch leben und übrig sind, werden zugleich (mit den Auferweckten) entrückt werden, dem Herrn entgegen. Allerdings ist es auch hier nicht unmöglich, anzunehmen, daß Paulus meint: alle Christen, daß er also das „wir“ als Zusammenfassung dafür gebraucht, daß die Christen eine Einheit bilden und eine Generation – welche, bleibt offen – diese Geschehnisse erleben wird.

Nun hatten sich in Thessalonich manche Leute einem Mißverständnis ausgeliefert. Sie meinten, der Herr komme alsbald. Sie gaben ihren bürgerlichen Beruf auf, sie verfielen dem Müßiggang, eben in der Erwartung, der Herr stehe vor der Tür. Da greift Paulus mit Schärfe ein, um diesem Irrtum zu begegnen. „Wegen der Ankunft unseres Herrn und unserer Vereinigung mit ihm bitten wir euch: Laßt euch nicht die Besonnenheit rauben und aus der Fassung bringen! Laßt euch von niemandem in irgendeiner Weise täuschen! Zuvor muß der Abfall kommen und der Mensch der Sünde geoffenbart werden, der Sohn des Verderbens, der Widersacher, der sich erhebt über alles, was Gott und Heiligtum heißt, der sich selbst in den Tempel Gottes setzt und sich für Gott ausgibt.“ Also, sagt Paulus, die Wiederkunft des Herrn steht deswegen nicht unmittelbar bevor, weil die Vorzeichen noch nicht eingetreten sind. Es gibt solche Vorzeichen, nämlich den großen Abfall, das Auftreten des Antichristen. Solange das nicht geschehen ist, kommt der Herr nicht. Er fügt diesen Vorzeichen im Römerbrief noch ein Weiteres hinzu, nämlich die Bekehrung Israels. Erst muß sich das Judentum bekehren; erst dann ist mit der Ankunft des Herrn zu rechnen. Freilich muß man zugeben, sosehr Paulus auf die Wiederkunft des Herrn gerechnet hat, sosehr er gehofft hat, daß noch zu seinen Lebzeiten der Herr kommt: Er hat niemals ausgeschlossen, daß er vorher sterben müsse. Schon im 2. Korintherbrief ist die Rede davon, daß er nicht entkleidet werden möchte, d.h. daß er nicht den Leib verlieren möchte, bevor der Herr kommt. Er möchte gleich verwandelt werden, nicht erst sterben und dann auferweckt werden. Und ganz deutlich wird er im Philpperbrief. Da, wo er älter geworden ist, ist er der Meinung, daß er selbst die Ankunft des Herrn nicht mehr erleben wird. „Ich habe die Erwartung und Hoffnung, daß ich in keinem Stücke werde zuschanden werden, sondern daß in allem Freimut, wie immer, so auch jetzt, Christus in meinem Leibe verherrlicht werden wird, so auch jetzt, sei es durch Leben, sei es durch den Tod. Denn für mich ist das Leben Christus und das Sterben Gewinn. Wenn das Leben im Fleische für mein Wirken fruchtbar ist, so weiß ich auch nicht, was ich wählen soll. Es zieht mich nach beiden Seiten hin. Ich habe das Verlangen, aufgelöst zu werden und mit Christus zu sein, was um vieles besser wäre. Im Fleische zu bleiben ist aber notwendig euretwegen.“ Hier ist offensichtlich, daß Paulus ahnt, er werde die Wiederkunft Christi selbst nicht mehr erleben. Er hat nie mit Bestimmtheit gelehrt, daß die Wiederkunft Christi zu seinen Lebzeiten eintritt. Er hat auf sie gehofft, und im Philipperbrief, im Jahre 63 etwa geschrieben, ist er der Meinung, daß dieses Ereignis zu seinen Lebzeiten nicht mehr eintreten werde, was nichts daran ändert, daß er an der Hoffnung auf die Parusie festhält. Selbstverständlich kommt sie, auch wenn er dann nicht mehr am Leben sein sollte.

So wie Paulus haben auch die übrigen Apostel gelehrt. Johannes sagt: „Es ist letzte Stunde“, das heißt eben, es ist die Epoche angebrochen, hinter der keine mehr kommt. Freilich, wie lange sie dauert, das ist auch Johannes nicht gewiß. Und Jakobus mahnt zur Geduld unter Hinwies auf die Ankunft Christi. Petrus ruft zu Wachsamkeit und Gebet auf, weil der Herr nahe ist. In der Apokalypse ist immer wieder die Rede: Der Herr ist nahe. Das sind Aufrufe zur Wachsamkeit. Der Herr kommt, aber es gibt eben verschiedene Phasen und Formen des Kommens. Der Herr ist in gewisser Weise auch gekommen, als Jerusalem zerstört wurde, denn da sind die Verheißungen, die er gemacht hat, in Erfüllung gegangen. Auch das ist eine Form seines Kommens. Der Herr ist ebenfalls gekommen, als er siegreich aus dem Grabe erstand, denn diese wunderbare Erweckung vom Tode ist ein bestimmtes Kommen Jesu, ein Kommen zu den Jüngern, denen er verheißen hat, daß er nach seinem Tode wieder zu ihm zurückkehren werde. Freilich sind das nur Vorentwürfe des letzten Kommens. Es gibt eine endgültige Wiederkunft Christi vor aller Welt, am Ende der Tage, und weil sie jederzeit eintreten kann, deswegen ist sie immer nahe. Weder Jesus hat sich getäuscht, noch die Apostel haben sich getäuscht, als sie der Wiederkunft des Herrn harrten. Sie haben sich parusiegemäß verhalten. Sie haben sich so betragen, wie sich Christen betragen müssen, welche die Hoffnung auf die Wiederkunft des Herrn ernstnehmen. Und das ist unsere Aufgabe, meine lieben Freunde, jederzeit mit dem Kommen des Herrn zu rechnen. Er kommt unversehens und plötzlich. Seine Ankunft ist nahe bevorstehend, denn ich wiederhole noch einmal: Was jederzeit eintreten kann, das ist immer nahe.

Amen.

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