Die Wahrheit verkündigen,
den Glauben verteidigen

Predigten des H.H. Prof. Dr. Georg May

Glaubenswahrheit.org  
30. März 1997

Das Grab ist leer

Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.

Geliebte, in heiliger Osterfreude Versammelte!

„Dies ist die größte Woche in der Geschichte der Welt seit der Schöpfung“, sagte der amerikanische Präsident Nixon, als die Astronauten von ihrem Flug zum Mond zurückkehrten. Nixon hatte sich vergaloppiert. Der größte Tag in der Geschichte der Welt ist nicht die Rückkehr der Astronauten, sondern der größte Tag ist der Tag der Auferstehung Jesu von den Toten. Eine Umfrage unter den Christen der heutigen Zeit hat ergeben, daß in Deutschland noch matte 18 Prozent an die Auferstehung Christi von den Toten glauben. 18 von 100! Die Auferstehung hat für diese Menschen immer noch nicht stattgefunden. Das ist die Wirkung der vom Unglauben betriebenen Erschütterung des Glaubens an die Auferstehung Jesu. Der Gottesleugner David Friedrich Strauß erklärte im vorigen Jahrhundert: „Der Mittelpunkt des Mittelpunktes des Christentums, das eigentliche Herz des Christentums ist die Auferstehung Jesu von den Toten. Wer dieses Herz trifft, trifft das Christentum in der Mitte, nicht nur die Auferstehung.“ Strauß hat richtig gesehen. Wer die Auferstehung Jesu erledigt, der erledigt damit das Christentum. Und es ist eigentlich nur eine Halbheit, daß Theologen, die nicht mehr an die Auferstehung Jesu glauben, sich noch als Christen zu bezeichnen wagen.

Es ist nun eigenartig, meine lieben Freunde, daß die Texte der Evangelien, die in der Osternacht und am Ostertag verlesen werden. vor allem von dem leeren Grab sprechen. Sie berichten von den Ereignissen, wie Frauen – und bald auch Männer – zum Grabe Jesu eilten und das Grab leer fanden. Das leere Grab muß also eine Bedeutung für den Osterglauben haben. Es kann nicht – wie wiederum ungläubige Theologen sagen – völlig gleichgültig sein, ob das Grab besetzt oder ob es leer war. Nein, es muß offenbar leer gewesen sein, wenn der Osterglaube Bestand haben will. Kein Grab ist je so gut bewacht worden wie das Grab unseres Herrn und Heilandes. Die Gegner Jesu haben sich gemerkt, daß er seine Auferstehung angekündigt hatte, und so haben sie dafür gesorgt, daß eine Wache vor das Grab gestellt wurde. Ein Siegel wurde über den Stein gelegt. Das Grab ist aber trotz der Wache und trotz des Siegels leer geworden. Darin sind sich Freund wie Feind einig. Es gibt keinen ernstzunehmenden Gelehrten, der nicht behauptet: Das Grab war leer. Nur die Deutung des leeren Grabes ist verschieden; aber die Tatsache des leeren Grabes ist unbestreitbar. Sie ist auch von den erbittertsten Gegnern Jesu, nämlich von den zeitgenössischen Juden, nicht geleugnet worden. Damit ist aber schon eine Hypothese erledigt, die die Auferstehung Jesu als eine Einbildung der Jünger ausgeben will. Die Jünger seien in hochgradiger Erregung gewesen, in nervlicher Erschütterung, sagt man, und so hätten sie sich die Auferstehung Jesu eingebildet. Sie sind aber mit dieser Einbildung nicht allein geblieben, sondern sie sind vor das Volk und vor den Hohen Rat hingetreten. Diese Einbildung hätte nun sehr leicht erledigt werden können, wenn das Grab nicht leer gewesen wäre. Denn dann hätte man ja das Grab öffnen und den Leichnam Jesu vorweisen können, und dann wäre eben diese Einbildung widerlegt worden. Denn was sie sich einbildeten, das hätte sich als trügerisch herausgestellt. Die Einbildung allein konnte das Grab nicht leer machen.

Der Unglaube gibt jedoch keine Ruhe und sagt: Die Jünger haben die Auferstehung Jesu erfunden, um zu sagen: Die Sache Jesu geht weiter. Das ist die mythologische Hypothese. Hält sie der Nachprüfung stand? Es ist doch offenkundig: Die Sache Jesu war am Karfreitag erledigt. Petrus hatte den Herrn verleugnet, die Jünger waren geflohen, das Grab hatte sich hinter dem Leichnam Jesu geschlossen. Das war ein Fiasko, wie es schlimmer nicht sein konnte. Die Sache Jesu war am Ende; sie ging nicht weiter, und sie wäre niemals weitergegangen, wenn sich nicht etwas ereignet hätte, was aus dem Toten im Grabe einen Lebendigen gemacht hätte. Der Tote war nicht mehr auffindbar; das Grab war leer. Das haben Freunde und Feinde eingeräumt. Es mußte ihn also jemand weggenommen haben. Haben es die Feinde getan? So töricht waren sie nicht, ihr wichtigstes Zeugnis gegen den Auferstehungsglauben zu entfernen. Gerade das Verbleiben im Grabe war ja für die Gegner Jesu das gewichtigste Argument gegen die Auferstehungspredigt der Apostel. Sie mußten also das größte Gewicht darauf legen, diesen Leichnam zu behalten. Sie konnten ihn also nicht entfernen, denn dann hätten sie sich ihrer besten Waffe gegen die Auferstehungspredigt Jesu entschlagen. Haben es dann die Freunde Jesu getan? Das ist die Behauptung der Juden. Sie haben die Soldaten mit Geld bestochen, zu sagen: Ja, wir haben geschlafen in der Nacht, und dann sind die Jünger gekommen und haben den Leichnam Jesu entfernt. Diese Erklärung scheitert an mehreren Tatsachen. Meine lieben Christen, die Soldaten können geschlafen haben wie die Murmeltiere, das Wegwälzen des Steines mußte sie aufwecken. Es ist auch merkwürdig, daß alle geschlafen haben sollen. Schlafen bei der Wache ist ein Wachvergehen, und auf Wachvergehen standen schwere Strafen. Außerdem, wenn sie geschlafen haben, wie konnten sie sehen, daß der Leichnam Jesu gestohlen wurde? Wenn sie aber nicht geschlafen haben, wie konnten sie dann zulassen, daß er entfernt wurde? Es zeigt sich: Wer dem Glauben entfliehen will, der endet in der Lächerlichkeit. „Schlafende Zeugen ruft ihr an“, so meint der heilige Augustinus. „O, ihr selber habt geschlafen, als ihr solche Argumente vorführtet!“ Außerdem, wozu hätten die Jünger den Leichnam Jesu entfernen sollen? Was hätten sie mit ihm anfangen sollen? Die Apostel und die Jünger Jesu haben sich von dem Weitergehen der Sache Jesu keinen Gewinn versprechen können. Wenn man betrügt, dann in der Absicht, Gewinn zu machen. Welchen Gewinn hätten die Apostel gehabt, wenn sie den Leichnam Jesu entfernt hätten? Keinen außer Verfolgung, Not und Tod. Sie sind nach der Auferstehung Jesu mutig geworden. Durch einen Diebstahl wird man nicht mutig und durch einen Betrug auch nicht. Also diese Erklärung, die Diebstahlhypothese, die seit zweitausend Jahren über den Erdball geistert, diese Diebstahlhypothese ist in sich hinfällig.

Das Grab ist leer. Er ist nicht entfernt worden, also muß er sich selber entfernt haben. Und da gibt es wieder zwei Möglichkeiten. Entweder er war nicht tot, oder er ist wieder lebendig geworden. Er war nicht tot, sagt die Scheintodhypothese. Jesus sei gar nicht am Kreuze gestorben, er sei nur bewußtlos gewesen, und im Grabe sei er wieder zu sich gekommen und habe das Grab dann verlassen. Meine lieben Freunde, diese Scheintodhypothese ist voll von Unwahrscheinlichkeiten, ja von Unmöglichkeiten. Ein Mann, der das mitgemacht hat, was unser Herr und Heiland erduldet hat, die Geißeln, die Schläge, dem Blutverlust, die Martern der Annagelung, ein solcher Mensch kann nicht überleben. Und wir haben ja auch den Beweis des Totenscheines. Es haben Männer und Frauen ihm den Totenschein ausgestellt. An erster Stelle Johannes, der unter dem Kreuze stand. Er ist nicht eher weggegangen, als bevor der Herr verblichen war. Und die Frauen, die bei ihm waren, sie haben den sterbenden Herrn nicht verlassen, bis er die letzten Seufzer getan hatte. Aber auch andere bezeugen den wahrhaftigen Tod Jesu. Der Hauptmann, er wurde eigens von Pilatus gerufen, um zu bezeugen, daß Jesus gestorben war, denn ein frommer Mann hatte sich den Leichnam Jesu ausgebeten; da mußte er tot sein. Die Soldaten, die Jesus bewachten, waren auch an seinem Tod interessiert. Sie wollten nach Hause, damit der Dienst zu Ende ist. So haben sie den beiden Verbrechern die Gebeine zerschlagen. Jesus aber, der schon tot war, wurde nicht der Beinzertrümmerung unterworfen, sondern ein Soldat stieß die Lanze in seine Seite, und zwar in die linke Seite, nicht – wie auf Kreuzabbildungen zu sehen ist – in die rechte, sondern in die linke Seite, wo das Herz ist. Er stieß in das Herz hinein, und ein durchstoßenes Herz ist ein zu Tode getroffenes Herz. Schließlich haben auch die Juden selbst bezeugt, daß Jesus tot war. Als sie die Wache erbaten bei Pilatus, da sagten sie: „Als dieser Betrüger noch lebte...“. Er lebte also nicht mehr, als sie jetzt zu Pilatus gingen.

Die Scheintodhypothese ist lächerlich und hinfällig. Wer eine solche Hypothese aufstellt, müßte nachweisen, daß Jesus anderswo, zu anderer Zeit und auf andere Weise gestorben ist. Dafür gibt es nicht den geringsten Hinweis. Wenn also Jesus tot war und dennoch das Grab verlassen hat, dann ist nur eine einzige Erklärung möglich: Er ist wieder lebendig geworden. Der Vater im Himmel hat seinen Sohn vom Tode erweckt. Aber um zu dieser Gewißheit zu kommen, genügte nicht die Besichtigung des leeren Grabes; es mußten hinzukommen die Erscheinungen, über die wir morgen sprechen werden.

Amen.

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