Die Wahrheit verkündigen,
den Glauben verteidigen

Predigten des H.H. Prof. Dr. Georg May

Glaubenswahrheit.org  
20. Mai 1990

Die Heilswirklichkeit des eucharistischen Sakramentes

Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.

Geliebte im Herrn!

Das äußere Zeichen des eucharistischen Opfersakramentes besteht aus einem Ding und aus einem Wort. Das Ding sind Brot und Wein, das Wort sind die Sätze, mit denen unser Herr und Heiland dieses heilbringende Sakrament eingesetzt hat. Das äußere Zeichen bei den Sakramenten wirkt das, was es bezeichnet. Es ist kein totes Zeichen, kein Wegweiser am Straßenrand, der ja den Weg nicht geht, den er weist, sondern es ist ein Zeichen, das das hervorbringt, was es bezeichnet. Wir haben daher die Aufgabe, uns am heutigen Sonntag mit der Heilswirklichkeit des eucharistischen Opfersakramentes zu befassen.

Das Konzil von Trient hat gegen die Glaubensneuerer des 16. Jahrhunderts die katholische Lehre vom Inhalt des eucharistischen Opfersakramentes in klassiche, nicht zu überbietende Worte gefaßt. „Im eucharistischen Opfersakrament“, sagt das Konzil von Trient, „ist Christus mit seiner Menschheit und Gottheit, mit Fleisch und Blut, mit Leib und Seele enthalten, wahrhaft, wirklich und wesentlich.“ Auch, so fährt das Konzil fort, wenn wir diese Daseinsweise kaum mit Worten beschreiben können, so ist sie dennoch wahr, weil unser Herr und Heiland es so gesagt hat. Das Konzil von Trient unterscheidet die Substanzgegenwart von der Aktgegenwart Christi. Die Substanzgegenwart besagt, daß im eucharistischen Opfersakrament Leib und Blut des Herrn, natürlich lebendig und vergeistigt, enthalten sind. Die Aktgegenwart besagt, daß das Geschehen des Opfertodes Christi in irgendeiner Weise, die wir noch zu erklären haben werden, in diesem Sakrament lebendig wird. Es gibt eine Substanzgegenwart und es gibt eine Aktgegenwart. Die Substanzgegenwart trägt die Aktgegenwart des Kreuzesopfers, die Aktgegenwart erfüllt die Substanzgegenwart des Leibes und Blutes Christi.

Diese Wirklichkeit, wie sie uns das Konzil von Trient gelehrt hat, ist im Neuen Testament in eindeutiger Weise ausgesagt. Unser Herr und Heiland hat das eucharistische Opfersakrament verheißen und eingesetzt. Die Verheißung ist im 6. Kapitel des Johannesevangeliums enthalten. Dieses gewichtige Kapitel besteht aus folgenden Bestandteilen. Zuerst kommen zwei Wunder, nämlich die Brotvermehrung und der Wandel Jesu über den See. Danach spricht Christus von sich als dem wahren Lebensbrot. Anschließend belehrt er die Zuhörer über sein Fleisch und Bluat als die wahre Himmelsspeise, und zum Schluß setzt er sich mit Einwänden, die gegen seine Worte vorgebracht werden, auseinander. Dieser Aufbau des Textes ist selbstverständlich geplant. Der Evangelist Johannes stellt deswegen die beiden Wunder der Brotvermehrung und des Seewandels an den Anfang, weil sie zeigen: Der, welcher den Jüngern unerhörte Eröffnungen macht, ist der Herr der Natur. Er ist erhaben über die Gesetze, die sonst für Menschen gelten. Er ist der Urheber und der Gewaltträger im Reiche der Schöpfung. Wer mit wenigen Broten eine unübersehbare Menge sättigen kann, wer über die Wellen des Sees schreiten kann, ohne zu versinken, dem kann man auch zutrauen, daß er das vermag, was er in den folgenden Worten seinen Jüngern und dem Volke verheißen hat.

Die Brotvermehrung hatte bei der Masse der Juden große Erwartungen geweckt. Jetzt ist der Messias da, so meinten sie. der Prophet, der in die Welt kommen soll, jetzt wird alles gut, jetzt wird der Römer aus dem Lande getrieben. Aber Jesus muß diese irdisch-politische Messiashoffnung enttäuschen. Nicht das vergängliche Brot, das er bei dieser Gelegenheit gegeben hat, ist es, was er seinen Zuhörern, was er der Menschheit zu geben bereit ist, sondern ein unvergängliches Brot, ein Himmelsbrot. Dieses Himmelsbrot ist nichts anderes als Jesus Christus selber. Er spricht von sich selbst als dem Himmelsbrot. Wie ist das zu verstehen? Nun, das ist so zu begreifen, daß er damit erklären will: Wie man irdisch-natürlich Brot zu sich nimmt und dadurch lebt, so nimmt man geistig und geistlich die Wahrheit, die Christus ist, an – im Glauben – und lebt dadurch geistlich-übernatürlich. Also er schildert sich an erster Stelle als die Wahrheit, die das Leben bringt. Diese Wahrheit eignet man sich an durch den Glauben; und nur wer glaubt, hat das ewige Leben. Nur wer glaubt, wird – wie Christus – vom Vater in die Seligkeit des Himmels emporgeführt. „Das ist das Werk Gottes, daß ihr an den glaubt, den er gesandt hat.“

Aber dabei bleibt Jesus nicht stehen. Neben diesem Himmelsbrot, das er selber ist, spricht er noch von einem Himmelsbrot, das er gibt, das man wirklich mit dem Munde aufnimmt, ißt und trinkt. Und das ist der zweite Teil seiner Rede. „Das Brot, das ich geben werde, ist mein Fleisch für das Leben der Welt. Wenn ihr das Fleisch des Menschensohnes nicht esset und sein Blut nicht trinket, habt ihr kein Leben in euch.“ Diese Worte sind nicht mehr auf Christus, auf seine Verkündigung, auf seine Wahrheit zu deuten. Diese Worte sind nicht mehr so zu verstehen, daß man sich das Himmelsbrot allein durch den Glauben aneignet, sondern diese Worte sind so gemeint, wie sie die katholische Kirche seit zweitausend Jahren versteht, daß man nämlich Christi Leib und Blut aufnehmen – natürlich auch im Glauben aufnehmen –, aber auch real und körperlich aufnehmen muß, um das ewige Leben zu besitzen.

Diese Botschaft war für die Zuhörer Jesu unerhört, unbegreiflich, unfaßlich, ja sogar unerträglich. Und deswegen sprachen viele von seinen Jüngern, die das hörten: „Diese Rede ist hart. Wer kann sie hören?“ Und viele wandelten nicht mehr mit ihm. Das ist der große Abfall von Kapharnaum. Sie hatten Ärgernis genommen an dem, was wir als den Inhalt des eucharistischen Opfersakramentes  ansehen müssen. Und dieses Ärgernis – so werden wir noch sehen – haben auch viele andere genommen, und dann haben sie sich ein bequemes Evangelium geschaffen, das den menschlichen Verstand befriedigt und das ihren Sinnen behagt. Aber der Herr nimmt nichts zurück. Er beruhigt die Jünger nicht, indem er sagt, es ist gar nicht so gemeint. Nein, er verstärkt seine Aussage. Als nämlich die Worte: „Das Brot, das ich geben werde, ist mein Fleisch für das Leben der Welt“ einen Streit auslösten unter den Juden, so daß sie sprachen: „Wie kann uns dieser sein Fleisch zu essen geben?“ Das ist doch unerhört, das ist doch unmöglich, da sagte er ihnen: „Wenn ihr das Fleisch des Menschensohnes nicht esset und sein Blut nicht trinket, so habt ihr kein Leben in euch.“ Er setzt also zu dem Genuß des Fleisches den Genuß des Blutes hinzu, was für die Juden besonders ärgerniserregend war, weil ihnen der Genuß von Blut verboten war im Gesetz des Moses.

Und noch ein weiterer Beweis dafür, wie der Herr es gemeint hat: An dieser Stelle steht im griechischen Text das Wort trogein. Es bedeutet „kauen“. Hier ist nun kein Zweifel mehr möglich, daß das Essen nicht etwa bildlich gemeint ist, sondern wirklich. Wenn ihr das Fleisch des Menschensohnes nicht kaut! Kauen kann nur von einem leiblichen Essen verstanden werden.

Der Herr hat also das Ärgernis, das seine Worte hervorriefen, nicht durch umbiegende, entleerende Interpretation beseitigt, wie das die Irrlehrer aller Zeiten taten, sondern er hat es erklärt, indem er hinzufügt: Nicht das rohe, blutige Fleisch, das sonst auf den Märkten zu haben ist, ist gemeint, wenn ich vom Essen meines Fleisches spreche, sondern mein verklärter. durchgeistigter Leib; der Geist ist es, der lebendig macht, das Fleisch nützt nichts! Die Worte, die ich zu euch geredet habe, sind Geist und Leben. Er will damit sagen: Nicht der irdische Leib, der am Kreuze hängen und ins Grab gesenkt werden wird, nicht der ist es, den ihr essen sollt, sondern der verklärte, der vom Geist durchleuchtete, der wunderbar veränderte und verwandelte Leib, der ist es, den ihr essen sollt.

Das ist die Verheißung des eucharistischen Opfersakramentes in Kapharnaum gewesen. Was der Herr verheißen hat, das hat er auch erfüllt. Beim letzten Abendmahl nahm er Brot und Wein in seine heiligen und ehrwürdigen Hände, teilte sie aus und sagte den Jüngern: „Das ist mein Leib. Das ist mein Blut.“ Also das, was er hier in den Händen hält, das, was er den Jüngern übergibt, das ist sein Leib, das ist sein Blut. Er hat nicht gesagt: Das bedeutet meinen Leib, oder: Das ist ein Sinnbild meines Leibes, der dann am Kreuze zerrissen wird, wo sich Leib und Blut trennen. Nein, das hier, was in meinen Händen ruht, was ich euch übergebe, was ihr essen sollt, das ist mein Leib, das ist mein Blut.

Der Herr hat auch in Gleichnissen und Sinnbildern geredet. Aber dann ist es klar, daß er so sprechen will. Wenn er sagt: Ich bin die Tür, dann weiß jedermann, daß das nicht eine Öffnung ist, die zu einem Hause führt. Oder wenn er sagt: Ich bin der Weinstock, dann weiß man, daß das nicht wörtlich gemeint ist. Der Weinstock wächst ja auf dem Weinberg. Aber hier, beim letzten Abendmahl, ist kein sinnbildliches Verstehen vom Herrn angezielt und deswegen auch nicht möglich. In der Stunde des Abschieds, in der Stunde des Todes spricht man klar und deutlich. Der Herr, der zu Männern spricht, die aus dem Handwerkerstande stammen und für das Reale aufgeschlossen sind, die hyperbolische und symbolische Gedanken nur schwer zu fassen imstande sind, spricht er so an, wie sie es verstehen, indem er eben das Verständnis seiner Worte buchstäblich erfaßt wissen will, wie er es selbst gemeint hat.

Der Herr konnte nicht die Kirche der kommenden Zeit mit einem Mißverständnis belasten. Er konnte sie nicht in Unklarheit darüber lassen, was er meinte. Er mußte deutlich sprechen, wenn er nicht eine totale Verwirrung seiner Gemeinde heraufführen sollte. Und er hat eindeutig gesprochen, allerdings nur für den, der Ohren hat, zu hören, und der ein Herz hat, zu verstehen, und der Christus ernst nimmt. Wer ihn nicht ernst nimmt, wer ihn in einen Sozialarbeiter verwandelt, wer von ihm als einem bloßen Bußproheten spricht, der hat natürlich kein Verständnis für das Geheimnis des eucharistischen Opfersakramentes, der muß seine Wirklichkeit aushöhlen, der muß die Gedanken des Herrn zurückschneiden auf ein Verständnis, wie es dem dünkelhaften, in sich verfangenen Menschen möglich ist. Daß dieses Verständnis – „Das ist mein Leib. Das ist mein Blut“ – vom Herrn beabsichtigt war und von seinen Jüngern aufgenommen wurde, ergibt sich aus dem 1. Korintherbrief des Apostels Paulus. An drei Beispielen will ich Ihnen zeigen, wie in diesem Brief das katholische Verständnis der Eucharistie mit Sicherheit enthalten ist. An einer ersten Stelle erinnert der Apostel Paulus an die Wüstengeneration, die mit dem wunderbar aus dem Felsen geschlagenen Wasser und mit dem vom Himmel fallenden Manna genährt wurde. Weil Christus schon damals bei ihnen war, sagt er: „Sie tranken aus dem geistigen Fels, der sie begleitete. Dieser Fels war Christus. Alle aßen dieselbe geistliche Speise, alle tranken denselben geistlichen Trank. Trotzdem hatte Gott an der Mehrzahl aus ihnen kein Wohlgefallen.“ Warum erzählt der Apostel Paulus den Korinthern diese Geschichte? Deswegen, weil sie ebenfalls eine geistliche Speise und einen geistlichen Trank zu sich nehmen; weil sie Christus im eucharistischen Opfersakrament empfangen. Er will sie warnen. Die Wüstengeneration hat ein Sinnbild Christi genossen und ist zugrunde gegangen, erklärt Paulus den Christen in Korinth. Auch ihr könnt zugrunde gehen, wenn ihr nämlich diese Speise und diesen Trank nicht in der rechten Weise zu euch nehmt. Es soll ihnen eine Warnung sein; deswegen erzählt der Apostel diese Geschichte.

An einer zweiten Stelle spricht er davon, daß man sich durch den Genuß von Götzenopferfleisch mit den Dämonen verbindet. Er warnt davor, denn man kann nicht gleichzeitig am Tische des Herrn teilnehmen und am Tische der Dämonen. Das ist unverträglich. „Haben nicht die, welche die Götzenopfer essen, teil am Altare?“ Jawohl, so ist es! Und jetzt kommt die Anwendung auf das Opfer der Christen: Wer am Altare Christi teilnimmt, der hat teil am Leibe und Blute Christi. „Der geweihte Kelch, den wir trinken, ist er nicht die Gemeinschaft des Blutes Christi? Und das Brot, das wir brechen, ist es nicht die Gemeinschaft des Leibes Christi?“ Er sagt bezeichnenderweise nicht „Gemeinschaft mit Christus“, die man sich ja irgendwie vorstellen kann, auch geistig. Nein, er sagt „Gemeinschaft des Blutes Christi, Gemeinschaft des Leibes Christi“, weil hier der lebendige Christus dargebracht und genossen wird.

Und schließlich noch ein dritter Hinweis im 11. Kapitel des 1. Korintherbriefes. Da muß sich Paulus gegen gewisse Praktiken, die eingerissen sind beim eucharistischen Opfersakrament, wenden. Da ist der eine betrunken, der andere hungert. Es geht ungeordnet zu bei der Eucharistiefeier in Korinth. Das ist unerträglich. „Das heißt doch nicht“, sagt Paulus, „des Herrn Abendmahl halten. Wenn ihr das nämlich tut, was der Herr euch aufgetragen hat, verkündet ihr den Tod des Herrn.“ Und wer hier bei diesem Essen und Trinken sich ungehörig beträgt, der empfängt den Leib und das Blut des Herrn unwürdig, der ist schuldig des Leibes und des Blutes des Herrn. Die unwürdige Kommunion, die der Apostel hier also anprangert, ist ein Hinweis darauf, daß hier wahrhaftig Leib und Blut des Herrn zugegen sind. Es macht sich schuldig des Leibes und Blutes des Herrn, wer unwürdig das Brot ist oder den Kelch des Herrn trinkt.

Das ist der Beweis dafür, meine lieben Freunde, daß die Urkirche die Worte des Herrn so verstanden hat, wie sie die katholische Kirche immer ihre Gläubigen zu verstehen gelehrt hat. Wenn Sie das vorkonziliare katholische Schott-Meßbuch in die Hand nehmen, da finden Sie im Anhang Gebete zur heiligen Kommunion, die ich Ihnen sehr angelegentlich empfehle. In diesen Gebeten ist eigentlich der Traditionsbeweis dafür enthalten, daß die katholische Kirche mit ihrer Eucharistielehre das wiedergibt, was alle Generationen geglaubt haben. Ich will Ihnen ein paar dieser Zitate vortragen. Der heilige Ignatius von Antiochien, der im Jahre 107, also sehr früh nach dem Heimgang des Herrn, gestorben ist, schreibt: „Ich habe keine Freude an vergänglicher Speise. Jenes Gottesbrot begehre ich, das das Fleisch Jesu Christi ist. Und als Trank begehre ich sein Blut, welches unvergängliche Liebe ist.“ Der heilige Cyprian, dieser Martyrer in Afrika, im Jahre 258 zu Tode gebracht, schreibt: „Wir sprechen 'Unser Brot', weil Christus unser Brot ist, da wir seinen Leib empfangen.“ Der heilige Cyrill von Jerusalem, Bischof von Jerusalem, im Jahre 386 gestorben: „Laßt uns dieses Sakrament jederzeit empfangen in der vollen Überzeugung, daß es Christi Leib und Blut ist! Denn unter der Gestalt des Brotes wird dir der Leib gegeben, und unter der Gestalt des Weines wird dir das Blut dargeboten.“ Der heilige Chrysostomus, Bischof von Konstantinopel, heute Istanbul, gestorben im Jahre 407: „Wie viele sagen heute: Ich möchte so gerne Christi Gestalt, sein Aussehen, sein Gewand betrachten. Siehe, du schaust ihn, ihn selbst berührst du, ihn selbst issest du. Du wünschest sein Gewand zu sehen. Er aber gewährt dir nicht nur zu sehen, nein, du darfst essen, berühren, ihn selbst in dich aufnehmen.“

Um nun noch einen Lehrer aus unseren Breiten zu zitieren, den heiligen Abt Paschasius Radbertus, der im Jahre 865 gestorben ist: „Niemand möge Anstoß nehmen an diesem Leibe und Blute Christi, nämlich daran, daß im Sakramente wahres Fleisch und wahres Blut vorhanden sind; denn der Schöpfer hat es so gewollt. Und da er es so gewollt hat, wenngleich unter den Gestalten des Brotes und des Weines, muß man glauben, daß es durchaus so ist, und daß nach der Konsekration nichts anderes als Christi Fleisch und Blut zugegen ist.“

Das also, meine lieben Freunde, ist der Inhalt des eucharistischen Opfersakramentes. Und wegen dieses Inhaltes beugen wir die Knie. Und wegen dieses Inhaltes suchen wir mit größtmöglichster Reinheit dieses Sakrament zu empfangen. Und wegen dieses Inhaltes tragen wir ihn hinaus auf die Straßen am Fronleichnamsfeste, und alle Knie sollen sich beugen, weil Christus zugegen ist in Wahrheit und Wirklichkeit.

Freilich, die Neuerer des 16. Jahrhunderts haben die katholische Wahrheit verstümmelt. Luther hat sich in dreifacher Weise gegen sie verfehlt. Er leugnete die Wesensverwandlung, er leugnete den Opfercharakter, und er leugnete die andauernde Gegenwart. Noch schlimmer Zwingli. Für Zwingli ist die Eucharistie eine bloße Erinnerungsfeier, so wie eben auch ein Hausvater sagt: Ich vermache euch 5000 Mark, und jedesmal an meinem Todestag kommt ihr zusammen und feiert ein fröhliches Mahl, bei dem ihr an mich denkt. Calvin hat ebenfalls die Gegenwart des Leibes und Blutes Christi geleugnet und gemeint, lediglich die Heilskraft Christi sei bei diesem Essen und Trinken anwesend. Das sind alles Erklärungen, die aus dem Rationalismus kommen. Rationalismus ist jene Irrlehre, die nichts annimmt, als was der Verstand einsehen kann. Damit degradiert man Gott. Damit setzt man Gott ab und leugnet die Wirklichkeit der Anwesenheit Gottes in unserem Heiland Jesus Christus.

Wenn Sie einmal, meine lieben Freunde, nach Ottobeuren kommen im schwäbischen Bayern, dann besuchen Sie – nicht in der Kirche, sondern in den anliegenden Gebäuden – die Bildergalerie, die da vorhanden ist! Ein Bild habe ich nie versäumt, so oft ich dahin gekommen bin, anzuschauen. Da sitzt Jesus am Abendmahlstisch, und neben ihm befinden sich die Glaubensneuerer. Jeder hat ein Spruchband mit seiner Eucharistieauffassung vor sich. Zwingli: „Das bedeutet meinen Leib.“ Calvin: „Das ist Kraft von meinem Leibe.“ Luther: „Das enthält meinen Leib.“ Jesus aber schaut wehmütig auf das Brot in seinen Händen, und bei ihm steht auf dem Spruchband: „Das ist mein Leib.“

Amen.

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