Die Wahrheit verkündigen,
den Glauben verteidigen

Predigten des H.H. Prof. Dr. Georg May

Glaubenswahrheit.org  
1. Januar 2009

Chrstlich leben in der alltäglichen Welt

Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.

Geliebte im Herrn!

Silvester und Neujahr sind zunächst einmal ein astronomisches Ereignis. Die Drehung der Erde um die Sonne vollendet sich in 365 Tagen, etwas mehr, so dass wir in 4 Jahren ein Schaltjahr haben. Diese Drehung hat sich jetzt wieder einmal vollendet, so dass wir bürgerlich ein neues Jahre beginnen. Kirchlich haben wir längst das neue Jahr begonnen, nämlich am 1. Adventssonntag. Das Kirchenjahr beginnt am 1. Sonntag im Advent; aber das bürgerliche Jahr fängt heute an, und das ist nicht unbeachtlich für uns. Wir wollen auch mit unseren Mitbürgern in Frieden und in Gemeinschaft leben, deswegen auch ihnen von Herzen den Segen Gottes, den Schutz Gottes und das Geleit Gottes im Neuen Jahr wünschen.

Wir sind Passagiere, Passagiere auf der Erde, die sich als Trabant um die Sonne dreht. Es ist keine Chance, dass wir aus diesem Erdball aussteigen könnten. Die Astronauten versuchen zwar fortwährend neue Wege zu finden zu den Gestirnen, die außerhalb der Erde kreisen, aber es besteht keine Aussicht, dass wir jemals auswandern könnten auf einen anderen Stern. Die Erde ist unser Schicksal, und sie bleibt unser Schicksal für die ganze Dauer unseres Lebens. Wie lange ist das? 20, 40, 60, vielleicht auch in dem einen oder anderen Fall 100 Jahre. Der große Planer und Schöpfer hat es so gefügt, dass wir Passagiere in diesem Kreis, den die Erde um die Sonne – eigentlich ist es ja eine Ellipse – vollzieht, dass wir Passagiere in diesem Kreise sind. Passagiere eines Flugzeugs müssen untereinander verträglich sein. Wenn sie sich nämlich nicht vertragen untereinander und mit den Piloten, dann kann das zu einer Katastrophe führen. So bändigen sie also ihren Egoismus und fügen sich in die Fahrt- und Sitzordnung. Auch wir Passagiere auf der Erde müssen uns zusammenfügen und müssen uns vertragen. Wie wenig das geschieht, wissen wir alle aus der Geschichte, wie die Nationen und die Stämme streiten um Ölfelder, um Erdgasfelder, um Weidegründe, um Goldvorkommen. Diese Streitereien haben mit einfachen Kampfmitteln begonnen, mit Keule und mit Speer, und sie haben zu modernen Kampfmitteln geführt, zu Raketen, zu Bomben, ja zu der schrecklichen Möglichkeit, unseren Planeten zu vernichten mit Wasserstoffbomben.

Der Herr und Schöpfer hat es deswegen angeordnet, dass wir gut zueinander sein sollen, dass wir uns vertragen sollen. Aber er hat auch die Möglichkeit, die Freiheit uns eingeräumt, böse zu sein, niederträchtig, hochmütig, anmaßend. Und wahrhaftig, es gibt genügend Bosheiten im kleinen Bereich und genügend Bosheiten im großen Bereich. Dennoch, die Guttaten müssen doch wohl größer sein als die Bosheiten, denn sonst wäre die Erde längst in ein Tohuwabohu zurückgesunken, sonst wäre längst die Erdbevölkerung ausgerottet. Sie ist aber dauernd gewachsen, und sie nimmt laufend zu, was doch ein Zeichen ist, dass die furchtbaren Möglichkeiten der Zerstörung bisher jedenfalls gebannt wurden.

Und nicht nur das. Der ewige Sohn Gottes wirkt ein auf die Erde mit seiner Macht. Er hat uns nicht allein gelassen. Er schickt uns seinen Geist, damit wir unter seiner Führung auf dieser Erde einen gedeihlichen Verlauf nehmen. Mit Feuerzungen ist er am Pfingstfesttag herabgekommen, und er hört nicht auf, die Herzen zu entflammen, dass die Menschen einander vertragen und gut zueinander sind. Wir können an dieser Stelle auch einmal von den vielen großen Hilfeleistungen sprechen, welche die Völker dieser Erde einander gewähren, vor allem die Völker des christlichen Europas. Wenn irgendwo eine Katastrophe ist, zuerst an der Stelle sind immer die europäischen Völker mit ihren Hilfslieferungen, mit ihren Menschen, die den Bedrängten zu Hilfe eilen. Ich meine, das ist ein Zeichen Gottes, daß so viel Hilfsbereitschaft immer noch unter uns ist. Es ist erstaunlich, was auch unser Vaterland immer wieder an Hilfe leistet in aller Welt, ob es im Kosovo ist oder am Hindukusch oder jetzt am Horn von Afrika, wo unsere Seeleute die Piraten, die Seeräuber, zu bekämpfen versuchen. Jedes Jahr werden aus Deutschland Milliarden Euro an Entwicklungshilfe an die Völker in Asien und Afrika entrichtet. Ärzte, Agronomen, Techniker eilen in diese Länder und suchen die Lebensverhältnisse zu bessern. An der Spitze natürlich unsere Missionare, Männer und Frauen, die den Menschen das Wertvollste bringen, was sie bringen können, nämlich die Botschaft von unserem Gott und Heiland.

Er ist erschienen, um uns das Heil zu schenken. Er ist gekommen, um die Bosheit von der Erde wegzunehmen. Wir sind nicht verlassen, denn er ist geblieben. Das ist es ja, meine lieben Freunde, er ist geblieben. Er hat sich nicht zurückgezogen; er will unter uns weilen, bei uns verharren. Und wir sollen von seiner Wärme erwärmt, von seinem Licht erleuchtet, von seiner Kraft gestärkt werden, auch im neuen Jahr. Denn wir sollen ja unser Leben so gestalten, dass wir würdig werden, in seine Gemeinschaft aufgenommen zu werden. Unsere Aufgabe auf Erden ist es doch, Gott zu dienen, Gott zu lieben, seinen Willen zu erfüllen und dadurch in den Himmel zu kommen. Das ist unsere Aufgabe auf Erden, durch die Befolgung seiner Gebote würdig zu werden, in seine Herrlichkeit aufgenommen zu werden.

Wir wissen nicht, wie lange unser Leben noch dauert. Es kann in diesem Jahre zu Ende gehen. Alle Menschen müssen sterben, unweigerlich. Und deswegen sollten wir uns drei Gedanken im neuen Jahr zueigen machen. 1. Der Gedanke an den Tod sollte uns nicht entmutigen. Wir gehören zu dem, der den Tod überwunden hat. Wir sind mit ihm in der Taufe zusammengewachsen, und er verläßt uns nicht, wenn der Körper seinen Dienst versagt. Wir gehören zu ihm im Leben und im Sterben. Im Leben versinken wir nicht, weil wir gehalten werden vom Kreuzesholz, und im Sterben gehen wir nicht unter, weil wir hineinsterben in Gott, weil wir in die Hände Gottes fallen. Und deswegen sich nicht entmutigen lassen durch den Gedanken an den Tod. Die heilige Theresia von Lisieux hat einmal das schöne Wort gesagt, als man sie fragte, ob sie sich vor dem Stern fürchte: „Nein“, sagte sie, „vor dem Sterben fürchte ich mich nicht. Zum Sterben braucht es keinen Mut, aber zum Leben braucht es Mut.“ Was ist das eine Auffassung! So wollen wir also heute beten, wie der Kardinal Newman gebetet hat: „O Herr, laß mich sterben zu der Zeit und auf die Weise, die am meisten zu deiner Ehre und am besten für mein Heil ist.“ Laß mich sterben zu der Zeit und auf die Weise, die am meisten zu deiner Ehre und am besten für mein Heil ist. 2. Der Gedanke an den Tod soll uns ermutigen. Er soll uns Mut geben zu arbeiten, tätig zu sein, die Frist zu nutzen, die uns Gott bereitet hat. Immer daran denken, dass die Zeit nicht wiederkehrt, also nützlich die Zeit verbringen, die Zeit auskaufen, wie der Apostel Paulus sagt. Das heißt, keine Zeit verlieren, keine Zeit vergeuden. Die Herrschaft über den Augenblick ist die Herrschaft über das Leben. Und sich nicht wundern, wenn unser Lebensweg über Ströme und lauernde Klippen führt. Einen anderen Weg gibt es nicht. „Du hast die Reise zu Himmel angetreten, um dort ein Reich in Empfang zu nehmen, und da fragst du, ob es auch Unannehmlichkeiten auf dieser Pilgerreise gibt. Schämst du dich nicht?“ hat einmal der heilige Johannes Chrysostomus gepredigt. Deswegen also mit Mut in das neue Jahr gehen, das Beste hoffen, aber auf das Schlimmste gefaßt sein. In allem auf den Herrn vertrauen. 3. Der Gedanke an den Tod soll uns trösten. Wir sind ja nicht Gefangene, die nach Sibirien geschleppt werden. Wir gehen heim, wir gehen zu Gott. Auf uns wartet der himmlische Vater. Sein Sohn hat uns Quartier bereitet, eine Wohnung, die dann bezogen wird, wenn der Leib des Todes zerfällt. Und so meine ich dürfen wir am 1. Tage des neuen Jahres mit dem schlesischen Dichter Joseph von Eichendorff sprechen: „Die Welt mit ihrem Glanz und Glücke will ich ein Pilger froh bereit betreten nur wie eine Brücke zu dir, Herr, überm Strom der Zeit.“

Amen.

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