Die Wahrheit verkündigen,
den Glauben verteidigen

Predigten des H.H. Prof. Dr. Georg May

Glaubenswahrheit.org  
23. November 2008

Ehe und Familie nach den Normen Gottes

Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.

Geliebte im Herrn!

Wir hatten am vergangenen Sonntag versucht, die Aufgabe der Kirche am einzelnen Menschen uns vor Augen zu führen. Wir sagten: Der Mensch ist Person, aber er soll zur Persönlichkeit werden. Und damit er das wird, soll die Kirche mit ihren Kräften mithelfen. Sie soll den Menschen formen, dass er die Anlagen, die in ihm sind, entfaltet, dass er die Talente nutzt, dass er dem Idealbild nahe kommt, das Gott von ihm trägt.

Die christliche Persönlichkeit aber bleibt nicht allein. Sie wächst durch die Ehe, durch die Familie, durch die Kinder. Sie wird zur Bauzelle der Kirche. Das soll das Thema unserer heutigen Überlegungen sein. Wir wollen fragen, wie die Kirche die Familie nach dem Willen Gottes sieht und wie Kirche und Familie zusammengehören. Ja, ist es denn notwendig, meine lieben Freunde, dass wir nach dem gottgewollten Sinn der Familie fragen? Ist das notwendig? Ist mit dem Namen Familie nicht schon vieles in uns wach, das Heimweh nach dem Elternhaus, Vater und Mutter, Heimat und Elternliebe? Quillt das nicht alles in uns auf. Gewiß. Und doch, unsere Zeit krankt vor allem an der Familie. Warum? Der Mensch von heute scheut das Opfer. Das ist seine Grundbefindlichkeit und seine Grundkrankheit: Er scheut das Opfer. Die Familie aber ist auf selbstlosen Verzicht aufgebaut, und so sucht sich der Mensch von heute der Familie zu entziehen, er sucht sie nach seinem Gutdünken umzugestalten. Ehereform heißt das Losungswort unserer Zeit, und wir wissen, wie diese Ehereform aussieht. Immer weitere Lockerung der Institution der Ehe, nichteheliches Zusammenleben, Zivilehe, Ehescheidung, homosexuelle Verbindungen, die als Ehe ausgegeben werden. Ja, Ehereform tut not, aber nach den ewigen Normen Gottes! Auf die Gedanken Gottes über der Ehe kommt es an. Danach muss alles zurückstreben, und wenn eine wirkliche, umfassende Erneuerung der Ehe zustande gebracht werden soll, dann kann es nur nach den Absichten Gottes geschehen.

Die Staaten arbeiten fortwährend Gesetzesentwürfe aus. Statistische Ämter lassen verzweiflungsdüstere Statistiken ausgehen. Die anderen christlichen Kirche schweigen, ducken sich, geben der menschlichen Schwäche nach. Die Synagoge beugt sich, die Moschee beugt sich und der Protestantismus beugt sich. Die Wogen der Leidenschaft schlagen hoch, der Irrtum herrscht. In dieser Brandung steht nur ein einziger Fels fest, der Fels unserer Kirche. Meine lieben Freunde, wenn es eines Beweises bedürfte, dass die Kirche vom Heiligen Geist geleitet ist, dann würde dieser Beweis dadurch geliefert, dass die Kirche unbeirrt zu dem Gesetz der Ehe feststeht, wie Gott es gewollt hat. Das ist für mich ein überzeugender Gottesbeweis.

 Die Familie ist erstens nach Gottes Willen ein heiliger Lebensquell. Gott will, dass die Menschen die Erde bevölkern, dass sie sie bebauen, dass sie sein Werk vollenden. Und wie Gott überhaupt Menschen heranzieht zum Ausbau der Welt, so ruft er auch zur Fortpflanzung des Geschlechtes. Er legt geheimnisvolle Kräfte in den Menschen hinein, und er treibt sie an durch gewaltige Triebe der Natur. Eltern sollen sich dem Schöpfer weihen zu heiligem Dienst. Sie sollen ihm Menschenkinder schenken, dass er sie beglücke. Sie werden also mit ihrem Leib zu einem heiligen Werkzeug, das dem freien Belieben des Menschen entzogen ist. Nur nach dem Willen und Plan des Schöpfers können und dürfen die Menschen darüber verfügen, nach dem Gesetz der Ehe. Es sei noch einmal ausdrücklich gesagt: Es gibt keine legitime geschlechtliche Betätigung außerhalb der gültigen Ehe.

Gott ist es, der den Ehevertrag schließt und die Menschen in das Heiligtum hineinführt. Und von diesem Heiligtum gilt das Wort: „Was Gott verbunden hat, das darf der Mensch nicht trennen.“ „Du sollst das Gesetz der Ehe nicht brechen“, so heißt es im Buche Exodus, im 2. Buche Moses. Die Ehe ist schon von Natur aus ein geheiligter Vertrag. Dieser heilige Charakter ergibt sich aus ihren Zwecken, nämlich Kindern das Leben zu schenken und die Gatten zusammenzuführen, und aus ihrem Ursprung, nämlich sie ist von Gott geschaffen. Sie alle wissen, was die Menschen aus diesem Heiligtum gemacht haben. Aus der Stätte des Lebens wird die Gruft des Todes. Wo quellendes Leben hervorspringen soll, da schließt sich oft das Tor hinter den Gatten: Kinderlosigkeit, Kinderarmut. 11 Prozent aller deutschen Frauen, aller jungen deutschen Frauen, wollen keine Kinder. 26 Prozent aller jungen Männer wollen keine Kinder. Was hat die großen Völker der Geschichte aus dem Geschichtsbuch gestrichen? Ihre Kriege? O nein, meine lieben Freunde. Aber in dem Augenblick, wo sie anfingen, das Kind zu fürchten, da ging es mit ihnen bergab.

Hohe Verantwortung hat, wer sich zu dem ehelichen Bunde entschließt, wer zu dem heiligen Dienst in der Schöpferwerkstatt Gottes bereit ist. Heilige Ehrfurcht muss jeden erfüllen, der in dieses Heiligtum eintritt, denn die Ehe ist der Quell des Lebens. Die Familie ist ein heiliger Lebensquell.

Sie ist zweitens eine heilige Gemeinschaft, und zwar zunächst für die Gatten. Es wird im 1. Buch der Heiligen Schrift ergreifend geschildert, wie der erste Mensch einsam war. Es fehlte ihm etwas, er suchte etwas, und er wusste nicht, was. „Es ist nicht gut“, sagt der Herr, „dass der Mensch allein sei. Laßt uns ihm eine Gehilfin machen, die ihm gleiche.“ Und da ist der erste Mensch beglückt, als er seine Frau sieht und als der Ehesegen über ihn gesprochen wird: „Wachset und mehret euch!“ Wachset selbst zuerst aneinander in gegenseitiger Hilfe. Werdet in der Gemeinschaft stark, den Lebensweg zu gehen. Einer trage des anderen Last. Es ist keine Kleinigkeit, meine lieben Freunde, allein zu stehen, aber Gott will, dass normalerweise und in aller Regel der Mensch sich zum Menschen findet, damit sie in Gemeinschaft aneinander emporwachsen, sich Stütze seien und Hilfe und in der Tugend miteinander wachsen. Der Schöpfer hat uns eben füreinander geschaffen, Mann und Frau, Wesen verschiedener Art, zusammen ergänzen sie sich, finden sie sich in Harmonie. Gesetze, selbst die bestgemeinten, bewirken wenig, wenn nicht die Menschen die Haltungen lernen, die nun einmal für das Leben notwendig sind, die vor allem für ein gedeihliches, gottgefälliges Leben notwendig sind, also die Tugenden, das sind Fertigkeiten im Guten, die wir brauchen.

Der Bundespräsident hat in diesen Tagen von den Bankiers eine dieser Tugenden eingefordert. Er sagte, die Bankiers müssten Demut lernen. O wie richtig! Aber Demut ist natürlich nur eine Tugend, die wir erlernen müssen. Verantwortung füreinander, Dienst füreinander, Zurücktreten voreinander. Wie ist das so notwendig in einer jeden Ehe! Und eine Weggemeinschaft muss es sein bis ans Ende, auf dass die Liebe lauter und reifer werde. Die Sinnlichkeit, die die Menschen oft zueinander führt, trägt eine Ehe nicht, die Stimmung, der äußere Eindruck muss weichen einer tiefen Zuneigung der Seelen, die sich gefunden haben. Das ist aber nur möglich, wenn sie wissen, dass sie unzertrennlich zueinander gehören, dass sie alles miteinander tragen müssen, auch das Kreuz ihrer Ehe. Denn Sie wissen es ja, meine lieben Freunde, jeder Mensch will auch getragen werden. Jeder Mensch hat sogar etwas Unerträgliches an sich. Das muss man in der Ehe lernen: einander tragen, einander ertragen. Aber in der Festigkeit des Ehebandes haben sie eben die Garantie, dass dieses Tragen sinnvoll ist und dass es bis zum Ende reichen wird. So ist die Treue gesichert durch die Festigkeit des Ehebandes. Die Verlockungen zur Untreue schwinden angesichts der Festigkeit des Ehebandes. Die ängstliche Besorgnis, ob der andere in der Not oder im Alter oder in der Krankheit oder im Unglück weggehen wird, diese Besorgnis weicht dann. Tür und Tor ist verschlossen, die Gatten wissen: Wir gehören zusammen bis zum letzten Atemzug.

Zu den Eltern, zu den Gatten gesellt sich das Kind, ein bleibendes Denkmal ihrer Liebe. Ihm sollen sie den Weg bahnen in der Familie, sollen es an ihre Hand nehmen und die erste Wegstrecke begleiten. Erziehung der Kinder ist naturgegeben Aufgabe der Familie. Darum lässt auch der Schöpfer das Kind so viele Jahre hilflos sein. Er zeigt damit, dass es eben angewiesen ist auf die Eltern, auf die Familie. Arme Kinder, die Vater oder Mutter nicht kennen! Sie werden einer kommunalen Pflege oder einer staatlichen Pflege ausgeliefert, aber sie haben keinen Vater und keine Mutter. Auch um des Kindes willen hat der Schöpfer das Band der Ehegatten unauflöslich geknüpft. Heilige Weggemeinschaft wird die Familie durch das Leben hin zu Gott. Es soll am Ende des Lebens einmal so sein, dass die Eltern vor Gott hintreten können und sagen: „Herr, keines von denen, die du mir gegeben hast, habe ich verloren.“ O große Verantwortung! Was aus einem Kinde wird, was aus einem Menschen wird, das entscheidet sich zum Großteil in der Kindheit, in der Jugend, und diese Verantwortung kann keine Macht der Welt den Eltern abnehmen. Denn Gott hat sie ihnen gegeben. Die Pflicht und damit das Recht der Erziehung liegt in erster Linie bei den Eltern. Und wenn sie es noch nicht können, dann müssen sie es lernen. Die Menschen bereiten sich auf alles vor, vor allem auf den Beruf. Viele Jahre gehen sie in die Schule, gehen in die Lehre. Bereiten sie sich auch vor auf die Ehe, auf die Familie, auf die Erziehung von Kindern? Rüsten sie sich selbst aus mit den Tugenden, die notwendig sind, um einem Kind das Leben zu schenken und es zu erziehen? Niemand darf die Eltern aus ihrem Erziehungsrecht verdrängen.

Und drittens ist die Familie der Lebensraum für den wachsenden Menschen. Eine Pflanze muss guten Boden haben und Platz, damit sie wachsen kann. Ein Mensch braucht auch eine solche Pflanzstätte, damit er gedeihen kann. Das ist das Elternhaus, das Heim, die Familie, dieses unfassbare Wunder von Wohlwollen, Aufmerksamkeit, Zuverlässigkeit, Schönheit, Sonnigkeit, ja auch von Zärtlichkeit, um dessentwillen wir ein lebenslanges Heimweh nach dem Vaterhaus in uns tragen. Glücklich jene Menschen, die ein solches Heim haben, die in ein solches Heim hineingeboren wurden. Glücklich jene jungen Menschen, die sagen: Am schönsten ist es bei uns zu Hause. Aber wie arm sind die jungen Menschen, wenn der Vater oder die Mutter das Haus verlassen und draußen ihr Glück suchen, ihre Freude suchen! Wenn sie nicht imstande oder nicht willens sind, das Heim zu schaffen, in dem sich alle wohlfühlen können.

Niemand, meine lieben Freunde, schätzt Ehe und Familie so hoch wie unsere Kirche. Niemand hat ihr zu allen Zeiten und vor allem in der Not so wirkungsvoll geholfen wie sie. Schon die Naturehe ist ein Heiligtum; die christliche Ehe übersteigt es noch bei weitem. Denn die christliche Ehe hat ja die Aufgabe, Bürger für das Reich Gottes hervorzubringen, Mitbürger der Heiligen, Hausgenossen Gottes. Und deswegen gehört der Mensch eben zwei Gemeinschaften an, der Familie und der Gottesgemeinschaft der Kirche. Beide gleich notwendig, beide gleich wesentlich. Als Menschenkind gehört er zur Familie, als Gotteskind gehört er zur Kirche. Durch diese gemeinsamen Aufgaben zueinander hingeordnet gehören Kirche und Familie zusammen. Aber ihre eigentliche Verbindung ist in der Sakramentalität der Ehe gegeben. Im Epheserbrief ist diese Sakramentalität vom Apostel Paulus ausgesprochen. Er sagt von der Ehe: „Sie ist ein Geheimnis, und dieses Geheimnis ist groß im Hinblick auf die Beziehung der Ehe zu Christus und seiner heiligen Kirche.“

Die Ehe ist ein Abbild der Verbindung von Christus zur Kirche. So wie Christus die Kirche liebt, so sollen die Gatten einander lieben. Wie liebt denn Christus die Kirche? Ja bis zur Hingabe des Lebens, bis zum Vergießen des Blutes, bis zum letzten Seufzer am Kreuze. So liebt Christus die Kirche. Kann man Erhabeneres, kann man Höheres über die Ehe sagen, als was hier uns gelehrt wird: die Ehe ein Abbild der Verbindung Christi mit der Kirche? Wenn die Eheleute ihren Bund schließen, wird durch diesen Bund jenes heilige Ineinander gestaltet, das Christus und die Kirche verbindet. Wir können auch noch ein anderes herrliches Bild uns vor Augen führen. Die Kirche ist ja, wiederum nach dem Zeugnis des Apostels Paulus, der Leib Christi. Und wenn immer in der Kirche neue Glieder hervorgebracht werden, dann sind das auch Zellen, neue Zellen am Leibe Christi. Durch jedes Kind, das geboren und zur Taufe geführt wird, entsteht eine neue Lebenszelle, und der Ehevertrag wird zum heilswirksamen Zeichen. Er gibt den Gatten das ständige Anrecht auf Gottes Hilfe in allen Lagen. Deswegen ist es eben nicht egal, meine lieben Freunde, ob man zusammenlebt ohne Trauschein, wie man heute sagt, oder ob man sich unter den Segen Gottes beugt, ob man die Gnadenquellen fließen lässt. Es ist nicht egal.

Gehören Ehe und Familie seinshaft zusammen, dann folgt aus dem gemeinsamen Sein auch das Wirken füreinander. Zunächst einmal: Was gibt die Kirche der Familie? In einem Elternhaus stand der schöne Spruch: „Wo Glaube, da Liebe, wo Liebe, da Friede, wo Friede, da Gott, wo Gott, keine Not.“ O wie wahr, meine Freunde! Wo Glaube, da Liebe, wo Liebe, da Friede, wo Friede, da Gott, wo Gott, keine Not. Wo der katholische Glaube in einer Ehe und Familie lebt, da weiß man um das Heiligtum der Ehe und die hohen Aufgaben. Da stehen Eltern und Kinder in heiliger Ehrfurcht voreinander, da ruht die Familie auf dem festen Grunde des Rechtes und der Gottesordnung, da ist Gehorsam eine selbstverständliche Haltung der Jugend. Und da ist die liebevolle Sorge um die Kinder selbstverständlich, eine heilige Gewissenspflicht. Ja, wo Glaube, da Liebe, wo Liebe, da Friede, wo Friede, da Gott, wo Gott, keine Not.

Und wieviel Freude trägt die Kirche in die Familie hinein! Der Tag der Trauung ist und soll ein Tag der Freude sein. Wo die rechte Vorbereitung auf diesen Tag gehalten wird, da kann er auch nur ein Tag der Freude sein. Und dann kommen die Tage froher Kindtaufen. Was ist es beglückend, ein solches Kindlein in den Armen zu tragen! Meine lieben Freunde, was ist das beglückend! Dann die herrlichen Wochen, die vorhergehen, bis die Kinder zur Ersten Heiligen Kommunion geführt werden. Und jedes Jahr wird es wieder Weihnachten und man sammelt sich um die Krippe und um den Lichterbaum. Wieviel Liebe geht doch von dieser Krippe in die Familie hinein! Und all die frohen Feste und Bräuche des Kirchenjahres. Wahrhaftig, was gibt die Kirche der Familie! Wenn das Kreuz in die Familie einzieht, da wird es im Geiste Christi getragen in Geduld. Liebe schließt sich enger zusammen. Liebe flieht nicht vor dem Kreuz. Gemeinsam trägt man das schwerste Leid. Und wenn einen die Krankheit ereilt und der Tod kommt, dann tritt der Priester in das Haus und sagt: „Friede diesem Hause!“ Christliche Familien bleiben ja über den Tod miteinander verbunden. Wir glauben an die Gemeinschaft der Heiligen. Wir wissen, dass unsere Verstorbenen leben, und wir wissen, dass sie für uns beten. Ach, was ist der Allerseelentag ein glücklicher Tag, wo wir uns an unsere lieben Verstorbenen erinnern und ihnen durch unsere Fürbitte helfen.

Was gibt aber auch die Familie der Kirche? Nun, die Familie gibt der Kirche Wachstum. Aus den Familien wächst die Kirche, wie freut sich der Pfarrer, der gute Pfarrer, wenn sich die Taufregister füllen, wenn er sieht, wie aus dem Lebenswillen opferbereiter Eltern die Gemeinden wachsen, wie dadurch sich das Reich Gottes auf der Erde ausbreitet. Als unsere heilige Kirche noch kraftvoll und lebendig war, da hat in Holland der katholische Bevölkerungsteil aus einer Minderheit sich zu einer Mehrheit erhoben. Die holländischen Familien hatten zu Beginn des 20. Jahrhunderts und noch bis in die 30er Jahre 8 bis 10 Kinder. Dann kam der große Zusammenbruch, und die Kinder blieben aus. Der Protestantismus in Holland triumphierte: Die biologische Gegenreformation ist beendet. Die biologische Gegenreformation ist beendet. Wahrhaftig, sie ist beendet.

Die Kirche weiß, dass nur aus guten Familien ganze Christen werden können. Diejenigen, auf die man sich als Priester verlassen kann, kommen in aller Regel aus intakten Familien. Nur gesunde christliche Familien können uns unsere Helfer in der Seelsorge bereitstellen. In den christlichen Familien fehlt das Familiengebet nicht, da wird die Weihe des religiösen Lebens auf den Alltag übertragen. Das gegenseitige Beisammensein eines ehrbaren Vaters, einer opferbereiten Mutter, einer reinen Jugend wirkt sich segensvoll aus. Ohne Rückhalt in der Familie gibt es keine nachhaltige Seelsorge.

Das Teuerste aber, was die gute Familie der Kirche schenkt, sind gute Priester und gute Ordensleute. Die Berufe kommen von Gott, aber Gott bedient sich der menschlichen Werkzeuge. Auch hier setzt die Gnade die Natur voraus. Der Priesterberuf will nun einmal besondere Wachstumsbedingungen.

Mein unvergesslicher Oberhirt, Ferdinand Piontek, hat einmal eine Predigt gehalten mit dem Thema: „Ihr Eltern, betet täglich: Lieber Gott, lass uns so leben, dass aus unserer Familie ein Priester hervorgehen kann.“ Lieber Gott, lass uns so leben, dass aus unserer Familie ein Priester hervorgehen kann. Nur auf dem Boden einer reinen Ehe, in einer glaubensfrohen Luft kann ein Priesterberuf gedeihen. Und was ist es Ergreifendes, wenn aus einer solchen Familie ein Priester hervorgeht! Wenn Vater und Mutter dem Altare einen Sohn schenken, dann haben sie mehr getan, als wenn sie eine Kirche gebaut hätten.

Christus will König sein in der Familie. Sein Gesetz, sein Geist, seine Liebe sollen in der Familie herrschen. Sein Gnadenleben soll sie durchfluten. Ich sehe ein trautes Familienheim. Am Ehrenplatz prangt das Bild des Heilandes, des göttlichen Herzens, das versprach, die Familien zu segnen, in denen das Bild seines Herzens aufgestellt ist. Ich sehe, wie die Kinder sich um Eltern versammeln und gemeinsam beten. „Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen.“ Ich sehe, wie wenigstens eines am Sonntag den Heiland heimträgt aus der Kirche im Herzen, in einer heiligen Kommunion. In der Tat, eine solche Familie ist ein Stück Kirche, ein lebendiges Organ am Leibe Christi. Von diesem Hause gilt das Wort der Heiligen Schrift: „Diesem Hause ist Heil widerfahren.“

Amen.

Schrift
Seitenanzeige für große Bildschirme
Anzeige: Vereinfacht / Klein
Schrift: Kleiner / Größer
Druckversion dieser Predigt