Die Wahrheit verkündigen,
den Glauben verteidigen

Predigten des H.H. Prof. Dr. Georg May

Glaubenswahrheit.org  

Predigtreihe: Das hohe Gut des wahren Glaubens (Teil 7)

19. Dezember 2004

Die Verleugnung des Glaubens

Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.

Geliebte im Herrn!

In der Geschichte der Kirche, in der Geschichte des Glaubens der Kirchenglieder gibt es helle und dunkle Stunden. Denken wir an den ersten der Apostel. Es war eine helle Stunde, als Petrus vor Cäsarea Philippi Jesus als den Sohn Gottes bekannte. „Was sagen die Leute von mir“, so fragte Jesus seine Jünger. Die Leute hatten verschiedene Ansichten: Elias, Jeremias oder einer der Propheten. „Ihr aber, für wen haltet ihr mich?“ Da antwortete Petrus: „Du bist der Christus – das heißt der Messias –, der Sohn des lebendigen Gottes.“ Das war fürwahr eine helle Stunde. Aber in dem Leben desselben Mannes gab es auch eine dunkle, eine düstere, eine schwarze Stunde, das war im Vorhof des Hohenpriesters. Da erkannten ihn die Anwesenden als einen der Jünger Jesu, und er leugnete: „Ich kenne diesen Menschen nicht!“ Diesen Menschen, mit dem er gewandert war, der ihn berufen hatte, der ihn ausgezeichnet hatte, der ihn an die Spitze des Apostelkollegiums gestellt hatte – den kannte er nicht!

Glaubensverleugnung ist eine schreckliche Sache, meine lieben Freunde. Und Glaubensverleugnung ist leider Gottes in der Geschichte der Kirche nicht selten vorgekommen. Wir wissen, dass man den Glauben auf verschiedene Weise verleugnen kann. Die erste Weise besteht darin, dass man durch Worte, Zeichen oder Handlungen sich von Christus lossagt und sich als einen Nichtchristen bezeichnet. In der alten Zeit haben viele Christen ihr Christentum verleugnet, die meisten wohl in der Verfolgung des Kaisers Decius in den Jahren 250/251. Massen – Massen! – von Christen haben damals ihrem Glauben abgeschworen, haben den Götzen Opfer gestreut, haben sich an Weihrauchopfern beteiligt oder haben sich wenigstens Bescheinigungen, falsche Bescheinigungen besorgt, dass sie sich zum Götzendienst bekannt hätten. In den übrigen Jahrhunderten der Kirchengeschichte hat es immer wieder solche Abfälle gegeben. In Japan kann man im Museum noch heute die „Tretkreuze“ besichtigen, die damals den Christen unter die Füße gestellt wurden, damit sie darauf treten und so ihren Abfall von Christus kundtun.

Abfall gab es in der Vergangenheit, Abfall gibt es aber auch in der Gegenwart. Wie viele, meine lieben Christen, haben den Glauben verleugnet um einer Ehe willen, um der Karriere willen, um einer Stellung willen! Ich habe einmal als Knabe einem Jungen Nachhilfeunterricht gegeben. Er stammte aus einer Mischehe. 6 Kinder hatte die katholische Frau ihrem protestantischen Mann geboren, aber alle wurden der Kirche veruntreut, alle wurden der Irrlehre zugeführt. Es gab einmal einen Professor der Rechtswissenschaft namens Schulte. Solange er katholisch war, konnte er in Deutschland keine Anstellung finden. Aber als er zum Altkatholizismus abgefallen war, da wurde er in Bonn Professor. In Deutschland wird man eher etwas, wenn man den Glauben verleugnet. In Deutschland ist es besser, Protestant zu sein als Katholik, denn die Katholiken werden hintangestellt und verdächtigt, und über sie redet man alles Schlimme.

Trotz dieser Beispiele der Glaubensverleugnung gibt es auch immer wieder herrliche Vorbilder des Glaubensbekenntnisses. Die russische Kirche hat mit Unterstützung des Staates immer versucht, die Katholiken in ihrem Bereich zum Übertritt zu bewegen. Einmal kam ein solcher staatlicher Beamter in ein Dorf, ging zu dem angesehensten Bauern und forderte ihn auf, überzutreten zum russischen Glauben, zur Orthodoxie. Da kniete der Bauer nieder und erklärte: „Ich schwöre bei meinen grauen Haaren, beim Heil meiner Seele, so wahr ich hoffe, in der Stunde des Todes Christus zu sehen, dass ich nicht ein Jota von meinem Glauben aufgeben werde.“ Das war ein herrliches Beispiel der Glaubenstreue. Solche Beispiele haben wir, zumal in den Missionsländern, immer wieder erlebt. In der genannten japanischen Verfolgung befanden sich am Hofe der Königin zwei katholische Hofdamen. Die Königin liebte sie, und sie sagte: „Sie können ruhig Ihren Glauben im Herzen bewahren, nur äußerlich dürfen Sie ihn nicht kundtun.“ Da entgegnete eine der Hofdamen: „Königin, wir Christen haben nicht zwei Gesichter, eines der Lüge und eines der Wahrheit. Wenn wir unseren Glauben nicht bekennen, dann verleugnen wir ihn.“ Und so verließen sie den Hof. Man kann den Glauben verleugnen durch Worte, durch Zeichen, durch Handlungen.

Man kann ihn aber auch zweitens verleugnen, indem man am nichtkatholischen Gottesdienst teilnimmt. Im 8. Kapitel des 1. Korintherbriefes spricht der Apostel Paulus von denen, die „Götzenopferfleisch“ essen. Er sagt, an sich ist das Götzenopferfleisch Fleisch wie jedes andere, denn die Götzen gibt es ja gar nicht. Also ist es ganz gleichgültig, ob man es isst oder nicht. Aber es gibt eben Schwache, und die fühlen sich, wenn sie Götzenopferfleisch essen, wieder hingezogen zu den alten Götzen, die sie ja an sich aufgegeben haben. „Und deswegen will ich in Ewigkeit kein Götzenopferfleisch essen, wenn ich dadurch dem schwachen Bruder Anstoß gebe.“ Wir haben Briefe aus dem Wüstensand Ägyptens, in denen Einladungen in den Tempel des Serapis enthalten sind, Einladungen zum Götzenopfermahl, Einladungen, die auch an die Christen gerichtet wurden. Sie sollten dadurch eben wieder zum Heidentum zurückgewonnen werden.

Die Teilnahme an nichtkatholischen Gottesdiensten ist immer eine Gefahr. Die Kirche hat deswegen stets vor der aktiven Teilnahme an Gottesdiensten der Nichtkatholiken gewarnt. Ich lese Ihnen vor, was sie im Ökumenischen Direktorium von 1967 dazu verlautbart hat: „Die gelegentliche Anwesenheit von Katholiken beim liturgischen Gottesdienst der getrennten Christen kann aus einem gültigen Grunde erlaubt sein.“ Die gelegentliche, also die Anwesenheit, die sich aus bestimmten Gelegenheiten ergibt, zum Beispiel wegen einer öffentlichen Amtes oder eines Dienstes, den jemand ausübt, oder wegen der Verwandtschaft oder Freundschaft oder wegen seines Wunsches, seine Kenntnis zu erweitern. Gegen eine solche gelegentliche Anwesenheit ist grundsätzlich nichts einzuwenden. Aber, jetzt fährt dieses Dokument fort: „Es ist den Katholiken nicht erlaubt, sich an den gemeinsamen Antworten, Liedern und Gesten jener Glaubensgemeinschaften zu beteiligen, bei denen sie zu Gast sind, wenn sie dem katholischen Glauben widersprechen.“ Denn die Teilnahme an Gebeten und Liedern, die dem katholischen Glauben widersprechen, wäre eben ein Glaubensverrat, wäre eine Glaubensverleugnung, wäre ein Glaubensabfall. Also gelegentliche (nicht: häufige) Besuche aus gültigen Gründen sind erlaubt, aber es darf dabei nichts geschehen, was gegen den katholischen Glauben ist. Und da zitiere ich jetzt das Zweite Vatikanische Konzil, auf das man sich ja heute immer berufen muss, wenn man etwas beweisen will. Das Zweite Vatikanische Konzil sagt: „Wenn eine Gemeinschaft in gottesdienstlichen Dingen die Einheit der Kirche verletzt, oder wenn sie eine formale Bejahung einer Irrlehre, die Gefahr eines Glaubensabfalles, eines Ärgernisses oder religiöser Gleichgültigkeit in sich birgt, dann ist sie durch göttliches Gesetz verboten.“ Also nicht ein Kirchengesetz, sondern Gott selbst verbietet die Teilnahme am Gottesdienst von Nichtkatholiken, wenn sie die Einheit der Kirche verletzt, wenn sie eine Bejahung einer Irrlehre bedeutet, wenn die Gefahr des Glaubensabfalles gegeben ist, oder wenn de Gefahr eines Ärgernisse vorhanden ist, also Anreiz zur Sünde, oder die Gefahr religiöser Gleichgültigkeit. Die letzte Gefahr ist vielleicht die schlimmste, nämlich die Ansicht, dass alles eins sei und dass es nicht darauf ankomme, welchen Glauben man habe. Ganz strikt hat die Kirche im Namen Gottes verboten, dass sich Katholiken am sogenannten Abendmahl nichtkatholischer Christen beteiligen, denn die Protestanten haben die ursprüngliche und vollständige Wirklichkeit des eucharistischen Mysteriums nicht gewahrt. Sie haben keine Priester. Sie haben Religionsdiener, aber diese sind nicht geweiht, und weil sie nicht geweiht sind, können sie das eucharistische Opfer nicht vollziehen. „Deshalb,“ jetzt zitiere ich die Enzyklika des Papstes vom 17. April 2003, „müssen die katholischen Gläubigen sich von der Teilnahme an einer Kommunion fernhalten, die in ihren Feiern ausgeteilt wird, um nicht einer Zweideutigkeit über die Natur der Eucharistie Vorschub zu leisten und es demzufolge zu unterlassen, die Wahrheit klar zu bezeugen.“ Die Promiskuität, die Vermischtheit im gottesdienstlichen Tun gebiert die Gleichgültigkeit. Wir sollen uns fernhalten von nichtkatholischen Gottesdiensten, wenn immer es möglich ist, und nur wenn ernsthafte Gründe uns dazu veranlassen, dürfen wir gelegentlich daran teilnehmen. Aber es muss jede Gefahr des Ärgernisses oder der Gleichgültigkeit dabei vermieden werden.

Das ist die zweite Weise, wie man den Glauben verleugnen kann: durch Teilnahme am nichtkatholischen Gottesdienst. Im Protestantismus besteht die Ansicht, dass, wer am Abendmahl bei ihnen teilnimmt, damit seinen Übertritt bekundet. Diese Anschauung besteht im Protestantismus. Die Teilnahme am Abendmahl ist Kundgabe des Willens, sich dieser Religionsgemeinschaft anzuschließen. Da sehen wir, welche Gefahr hier lauert und welche Verirrung es ist, wenn ein Priester – ein Priester! – der Diözese Eichstätt auf dem sogenannten Ökumenischen Kirchentag in Berlin das Abendmahl empfing. Inzwischen ist er aus seinem priesterlichen Dienst ausgeschieden – nur konsequent! Der Abfall hat begonnen mit dieser unerlaubten Handlung und sich fortgesetzt in seinem weiteren Leben.

Die dritte Weise, wie man den Glauben verleugnen kann, besteht darin, dass man nicht als Christ lebt. Denn der Christ muss seinen Glauben nicht nur in der Kirche bekennen, sondern in seinem Leben. Er muss den Willen Gottes in seinem Leben tun. Denn wer, so heißt es in der Heiligen Schrift, für die Seinigen, vor allem für die Hausgenossen, nicht sorgt, der hat den Glauben verleugnet und ist schlimmer als ein Ungläubiger. Also man kann den Glauben auch verleugnen, indem man sich im Leben als ein Mensch verhält, der von Christus keine Ahnung hat. Der Christ ist verpflichtet auf den Willen Gottes, und diesen Willen Gottes muss er in seinem Leben von früh bis spät üben. Dem katholischen Christen sind auch besondere Pflichten auferlegt, die ihn als Christen treffen. Er hat die Pflicht, am Sonntag den Gottesdienst zu besuchen. Er hat die Pflicht, regelmäßig seine Sünden zu beichten. Er hat die Pflicht, die Fasten- und die Adventszeit zu beachten. Er muss die Feiertage einhalten. Ja, der katholische Christ soll sich unterscheiden; er soll nicht alles mitmachen; er soll nicht untertauchen in der Menge der Gottlosen und Gleichgültigen und Andersgläubigen; er soll sich bekennen. Noch immer, meine lieben Freunde, bieten die meisten Gaststätten am Freitag Fisch an. Warum weigern sich Christen, weigern sich katholische Christen, von diesem Angebot Gebrauch zu machen? Warum geben sie Ärgernis den Schwachen, die alles für erlaubt ansehen und auf diese Weise ihr Bekenntnis als katholischer Christ vermeiden? Nein, wir haben die Pflicht, uns als Christen zu bekennen in unserem Leben, natürlich nicht nur in den religiösen Pflichten, sondern auch in den anderen, die manchmal sehr schwer sind. Aber wir haben von Gott das Gebot, dass wir seinen Willen tun und ihn nicht verleugnen dürfen. Wir dürfen uns Gottes und Christi nicht schämen. „Wer sich meiner und meiner Worte schämt, dessen wird sich auch der Menschensohn schämen, wenn er in seiner Hoheit und in der Hoheit seiner Engel kommt.“

So wollen wir also, meine lieben Freunde, uns vor Verleugnung des Glaubens hüten. Es hat Menschen gegeben, die den Glauben verleugnet hatten, die sich aber am Ende des Lebens wieder bekehrt haben. Am 7. November 1793 erschein vor dem Konvent, also vor dem Parlament in Paris der Bischof von Paris namens Gobel – ursprünglich Göbel, er hatte seinen Namen französisiert zuGobel. Er legte seine priesterlichen Ämter ab und erklärte, dass er sich zum Kulte der Freiheit und des Gesetzes bekenne. Gobel hatte damit nach allgemeiner Ansicht nicht nur sein Priestertum verleugnet, sondern seinen Glauben aufgegeben – aus Furcht, aus Menschenfurcht, denn damals wurden viele Priester verhaftet, hingerichtet, ertränkt, in der Loire ertränkt. Gobel durfte sich seines Lebens nicht mehr lange freuen. Am 10. April des nächsten Jahres schon, 1794, wurde er verhaftet und zum Tode verurteilt wegen Atheismus. Wegen Atheismus wurde der Bischof von Paris zum Tode verurteilt. Gobel kam zu sich, er bekehrte sich, er beweinte seinen Abfall. Er richtete einen Brief an einen bekannten Priester. In diesem Briefe schrieb er: „Ich kann mündlich meine Sünden nicht bekennen, denn man läßt keinen Priester zu mir. Aber ich habe Ihnen hier schriftlich mein Sündenbekenntnis aufgezeichnet. Kommen Sie am nächsten Tage, wenn ich zur Hinrichtung geführt werde, zur Pforte des Kerkers und geben Sie mir die Lossprechung. Vergessen Sie aber nicht die Worte „ab omni vinculo exkommunicationis“. Er sollte ihn also auch lossprechen nicht nur von den Sünden, sondern auch von der Kirchenstrafe, der Exkommunikation, die er sich wegen seines Abfalls zugezogen hatte. Gobel ist gläubig und reuig gestorben.

Wenn wir sagen können: Wir haben den Glauben nicht verleugnet, dann seien wir froh und danken Gott, dass er uns bewahrt hat. Aber rüsten wir uns auch gegen weitere Versuchungen und Verfolgungen. Die Lage in Europa wird immer brenzliger. Wir haben gesehen, wie alle Staaten, alle Staaten ohne Ausnahme, auch die katholischen Länder, für die Aufnahme von Verhandlungen mit der Türkei gestimmt haben. Was kommt da auf uns zu, wenn 70 Millionen Mohammedaner in die Europäische Union drängen! Was kommt da auf uns zu?! Aber das ist den Herren Schröder und Fischer offensichtlich gleichgültig.

Wir aber, meine lieben Freunde, wollen uns rüsten, denn wir wissen nicht, was uns noch bevorsteht. Wir wollen mit Paulus sprechen können, wenn wir einmal zum Sterben kommen: „Ich habe den guten Kampf gekämpft, den Lauf vollendet, den Glauben bewahrt.“ Es soll uns dann das Wort gelten, das in der Apokalypse steht: „Du hältst fest an meinen Namen und hast den Glauben an mich nicht verleugnet.“

Amen.

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