Die Wahrheit verkündigen,
den Glauben verteidigen

Predigten des H.H. Prof. Dr. Georg May

Glaubenswahrheit.org  
2. November 2025

Am Anfang war der Logos

Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.

Geliebte im Herrn!

Das Fliegen der Vögel ist eine Kunst; das Starten in langen Schritten gegen den Wind, das rechte Schlagen mit den Flügeln sowie das sichere Landen mit rechtzeitigem Abbremsen. Kein Vogel muss diese Kunst lernen. Auch die Kunst des Segelflugs unter Benutzung der Aufwinde ist nicht etwa das Ergebnis von Erfahrung oder gar von Einsicht. Alles, was ein Pilot mühsam erlernen muss, ist dem Storch geschenkt. Er besitzt ein ererbtes, angeborenes technisches Programm, das bereits im Kern der Eizelle als Information verschlüsselt gespeichert ist. Der Storch gehört zu den Stummen unter den Vögeln. Singen kann er nicht. Aber er versteht es, sich durch sein Klappern mitzuteilen. Diese seine „Sprache“ braucht er nicht zu lernen. Die männlichen Störche finden, wenn sie im April nach einem fast 10000 km weiten Flug aus ihren südafrikanischen Winterquartieren zurückkehren, zielsicher ihre alten Nester. Sobald eines der erst später im Kapland aufgebrochenen Weibchen erscheint, biegt der Storchenmann seinen schlanken Hals so weit zurück, bis der Kopf mit zum Himmel gerecktem Schnabel den Rücken berührt. Dann trommelt er seinen Unterschnabel mit den scharfen Rändern weithin schallend gegen den Oberschnabel. Das Weibchen versteht diese Balzsprache wortgenau: „Hier ist ein lediger Nestbesitzer, der eine Frau sucht!“ Nimmt sie seine Werbung an, so verkündet sie das auf gleiche Weise, und die beiden bleiben für diesen Sommer ein Paar. Bei jeder Rückkehr zum Nest werden sie sich von nun an auf diese Weise lautstark begrüßen.

Frischlinge sind die Jungen einer Wildschwein-Bache. Keiner von ihnen hat das Säugen an der Milchquelle der Mutter gelernt, und wann denn auch, vor seiner Geburt gab es wahrhaftig keine Gelegenheit dazu, und sofort, nachdem er das Licht der Welt erblickt hatte, beherrscht er das richtige Saugen an der schier unerschöpflichen mütterlichen Milchquelle. Das sieht einfacher aus, als es tatsächlich ist. Zunächst einmal muss ein Platz an dem extrem langen Gesäuge der Mutter regelrecht erobert werden. Ein Mutterschwein kann bis zu zwölf Frischlinge hervorbringen. Das Wichtigste folgt dann erst noch. Durch pendelnde Bewegungen des Kopfes sucht der schnuppernde kleine Rüssel nach der Zitze. Hat er sie endlich ertastet, schließen sich die Lippen dicht darum. Auch die Kunst des rechten Saugens bedarf keines Erlernens. Das regelmäßige Senken des Mundbodens erzeugt einen Unterdruck, und schon fließt die fettreiche Milch. Allerdings können auch angeborene Bewegungen reifen. Nach kurzer Zeit melkt der Frischling mit seiner Zunge zusätzlich die Zitze, so dass der Milchstrom um so kräftiger wird. Später dann, schon beim ersten Ausflug mit der Mutter, eine Woche nach ihrer Geburt, reagieren die Kleinen auf deren warnendes Grunzen spontan richtig, als wüssten sie um Gefahren und Feinde: Sie drücken sich bewegungslos auf den Waldboden, bis Entwarnung erfolgt. So sind sie kaum zu erkennen, denn ihr Jugendfell mit seinen hellen Längsstreifen fällt auf dem durch die Schatten der noch winterkahlen Zweige ebenfalls gestreiften Erdboden überhaupt nicht auf. Als Erwachsene zeigen Wildschweine noch andere Fähigkeiten, die ihnen angeboren sind und nicht erlernt werden müssen. Das rechtzeitige Fertigen und Auspolstern einer gut versteckten Kuhle mit Moos, Farn und Blättern als „Nest“ für die Jungen. Weiter das Suhlen im kühlenden Schlamm. Das ist mehr als ein Vergnügen. Denn anschließend wird dieser am Fell haftende Schlamm an einem „Malbaum“ kunstgerecht in die Haut eingerieben. Wie eine heilende Salbe hilft er dadurch das Ungeziefer zu vertreiben. Durch das Baumharz erhärtet sich in der Schultergegend ein Schlammschild zu einem schützenden Panzer. Das alles ist sehr vernünftig; doch von dem Sinn seines Tuns hat das Tier keine Ahnung.

Kopf nach unten hat sich die Fledermaus an der glatten Felswand aufgehängt. Sie hat ihren Ruheplatz so hoch gewählt, als wüsste sie, dass ihr ein neuer Start zum Flug vom Erdboden aus nicht möglich ist; sie muss sich einfach fallen lassen, um sich rechtzeitig vor einem tödlichen Aufprall mit ausgebreiteten Flügeln abzufangen. Dieses Wissen und Können muss ihr angeboren sein; andernfalls bezahlte sie bereits den ersten Flugstart-Versuch mit ihrem Leben. Unglaublich, was das kleine Tier hierbei an Navigation leistet. In Bruchteilen von Sekunden müssen alle seine Bewegungen exakt aufeinander abgestimmt, miteinander koordiniert, die eine mit der anderen minutiös verglichen und verrechnet werden. Schließlich gleicht keine Startsituation der anderen; jede Änderung muss in einer blitzschnellen Verrechnung berücksichtigt werden. Als Nachtjäger verfügt sie über ein besonders raffiniertes Ortungssystem, dessen Präzision alle bislang von Menschen konstruierten Echolot- und Radarsysteme weit übertrifft. Im Fliegen stoßen die Tiere für uns unhörbar hohe Ultraschalltöne aus, die von allen Hindernissen, auf die sie treffen, reflektiert werden. Aus den mit den Ohren registrierten, ans Gehirn weitergeleiteten Zeitintervallen (zwischen dem Aussenden der Suchtöne und dem Eintreffen ihres Echos) berechnet dieser Mikrocomputer unvorstellbar schnell die Entfernung, beim fliegenden Insekt sogar seine Größe, Flugrichtung und Geschwindigkeit. Die nicht minder schnelle Verrechnung all dieser Daten mit Fluggeschwindigkeit und Flugrichtung der Fledermaus korrigiert deren Flugverhalten, so dass sie ihre Beute zielsicher erwischt. Dass dieser technisch vollkommene Computer ein Geschöpf des Zufalls sein könnte, ist indiskutabel. Dem Tier ist die ganze Weisheit des richtigen Gebrauchs eines Computers als ererbte Information vorgegeben, codiert schon im Kern der Eizelle, aus der es entstand.

Tiere verhalten sich in vielen Situationen so, dass selbst der intelligenteste Mensch keine klügere Lösung fände. Die Tiere wissen nicht, was sie tun, aber sie tun, indem sie ihren Instinkten folgen, stets das Richtige. Ihre unbewusst ablaufenden Reaktionen sind ohne Zweifel angeboren, ererbt, denn sie laufen bei Angehörigen derselben Art auf genau der gleichen Weise ab. Diese einander sinnvoll zugeordneten, koordinierten Bewegungsabläufe bedürfen keines Erlernens. Sie erweisen sich dadurch als angeboren im Sinne von ererbt. Man spricht hier vielfach von Instinkt. Instinkt ist sozusagen eine angeborene Gebrauchsanweisung für die Organe. Mag uns das Verhalten eines Tieres noch so einsichtig und weise erscheinen, es ist doch nicht seine Weisheit, die sich in solchem Tun offenbart. Sie ist ihm vielmehr vorgegeben in seiner Erbsubstanz. Das ganze Programm, die Information, der Plan für das so zweckmäßige Verhalten ist bereits im Ei fix und fertig gespeichert. Im Kern jeder Eizelle, aus der ein tierischer oder pflanzlicher Organismus heranreift, muss die gesamte Information bereits vorhanden sein, die den Stoff, die Materie, aus der er sich formt, in gerade diese Form bringt. Auch die entsprechenden Zeitpläne müssen dort als Information gespeichert sein; andernfalls wäre ein sinnvolles Funktionieren nicht möglich. Aber woher stammt diese Information, die Weisheit, die den vernunftlosen Wesen geschenkt ist? Heute ist auch nicht mehr der geringste Zweifel daran möglich, dass irgendwo auf dieser Welt Information nicht „von selbst“ entsteht, etwa durch irgendeine mysteriöse „Selbstorganisation“ der Materie oder aus Energie. Die Information setzt beides voraus, bedient sich der Materie ebenso wie der Energie, aber sie wird niemals allein von ihnen hervorgebracht. Materie und Energie sind bestenfalls Voraussetzungen von Information, mitnichten jedoch ihre Ursachen. So setzt die Information, die beispielsweise der Inhalt eines Buches vermittelt, die Materie des Papiers und der Druckerschwärze sowie jene Energie voraus, mit der die Lettern gesetzt, das ganze Buch gedruckt wird. Aber Papier und Druckerschwärze allein, mag ihnen auch noch so viel Energie ‒ etwa in Form von Wärme – zugeführt werden, bringen nie und nimmer ein Buch mit sinnvollem Inhalt hervor. Eben dies, sinnvoller Inhalt, eine echte Nachricht entsteht allein durch Geist. Allein der Geist ist es, der die Druckerschwärze auf dem Papier durch die richtig und sinnvoll ausgewählten Lettern in eine bestimmte Form bringt, also „informiert“. Information stammt immer und stets vom Geist und nirgendwo sonst her. Sie ist eine dritte, eigenständige Größe neben Materie und Energie. Nichts Geordnetes, nichts Organisiertes auf dieser Welt ward ohne Information, ohne Geist. Im Anfang war die Information, so würde Goethe in unserer Zeit seinen Faust den Beginn des Johannesevangeliums übersetzen lassen. Im Anfang war der Logos und nicht der Wasserstoff! Wir Christen sind die Wissenden. Wir kennen den überragenden Mathematiker, Architekten und Machthaber der Welt. Wir nennen ihn Gott.

Amen

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