Die Wahrheit verkündigen,
den Glauben verteidigen

Predigten des H.H. Prof. Dr. Georg May

Glaubenswahrheit.org  
5. Februar 2012

Mut zum Bekenntnis!

Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.

Geliebte im Herrn!

Der gläubige Christ wird oft beleidigt. Viele tun es unbewusst, aber mancher auch mit Absicht. Filmplakate werden angeschlagen, auf denen all das verherrlicht wird, was Gottes Gebot verbietet: Du sollst nicht morden, du sollst nicht ehebrechen, du sollst nicht begehren deines nächsten Frau. Die Genüsse der Fleischeslust werden hemmungslos angepriesen in den Schaufenstern; sexuelle Reize werden ausgenutzt zu Reklamezwecken und zur Geschäftemacherei. Nacktkultur und Abbau des Schamgefühls werden offen propagiert und geübt. Die Keuschheit wird öffentlich verhöhnt. Im Münchener Faschingszug wurde die „letzte“ Jungfrau Münchens ausgestellt. Der voreheliche- und der außereheliche Geschlechtsverkehr wird empfohlen und bagatellisiert. Es ist einer, der diese Exzesse eingibt und lenkt. Wir nennen ihn den Satan. Der Satan weiß, dass niemand schneller und sicherer unter seine Herrschaft zu bringen ist, als wenn er dauerhaft zur Unkeuschheit verführt wird. Von Augustinus stammt das Wort: „Die Welt wäre nicht ungläubig, wenn sie nicht unkeusch wäre.“

Der Satan führt den Krieg gegen Gott mittelbar und unmittelbar. Er sucht die Menschen in seine Fänge zu bringen, indem er sie zur Sünde verführt, aber er tritt auch an zum Kampfe gegen Glauben und Kirche. Gottes heiliger Name wird gelästert, seine Existenz wird geleugnet, sein Herrscherrecht wird mit Füßen getreten. Die Atheisten haben den Glauben abgeworfen. Aber sie lassen auch den anderen keine Ruhe. Sie wollen, dass auch sie den Glauben von sich werfen. Der gläubige Vater des Propagandaministers Joseph Goebbels im Dritten Reich schrieb seinem Sohn einen Brief, in dem er ihn darauf hinwies: „Der ungläubige Katholik, der einmal Katholik war, findet seine Ruhe nicht.“ – Genauso ist es! Der gläubige Katholik, der seinen Glauben aufgibt, findet seine Ruhe nicht. Er lässt die anderen nicht in Ruhe, die diesen Glauben noch haben.

In München wird von einem Herrgottsschnitzer, von einem Herrgottsschnitzer das Drama „Der Stellvertreter“ von Hochhuth, aufgeführt in der Volksbühne von München. In diesem Machwerk, in diesem elenden kümmerlichen Machwerk, wird der Heilige Vater verunglimpft, Pius XII. Er habe durch sein Schweigen die Judenmorde befördert, er sei schuld an den Judenmorden. Ja, wie kann man denn einen solchen Unsinn behaupten, meine lieben Freunde? Wenn der Papst das getan hätte, was man ihm ansinnt, nämlich laut und öffentlich gegen die Judenverfolgung der Nazis zu protestieren, dann hätte man ihm vorgeworfen, er sympathisiere mit den Juden, ja, er sei ein Judenknecht und die Katholiken hätten es büßen müssen. Sie wären dann in dieselbe Rolle gedrängt worden wie die Juden, nämlich als Feinde des Reiches, als Feinde Deutschlands. Jeder Historiker weiß, dass Pius XII. getan hat, was er konnte, um Juden zu retten und in Sicherheit zu bringen. Nach dem Kriegsende haben sich Juden, jawohl Juden bei ihm bedankt für das, was er für sie getan hat, aber der Schwätzer Hochhuth verunglimpft den Papst und bringt ihn auf die Bühne, aus Hass, aus Hass gegen unsere Religion.

In Hamburg geschieht Ähnliches: Im Thalia-Theater zu Hamburg wird ein Stück aufgeführt: „Gólgota Picnic“, „Gólgota Picnic“. Was wird darin gezeigt? Es wird darin die Eucharistie verunglimpft und die Kreuzigung. Es werden zwanzigtausend Hamburger-Brötchen mit Campingstühlen ausgeteilt. Der gekreuzigte Jesus wird von einer barbusigen Frau gespielt. Auf dem Kopf hat sie einen Motorradhelm und eine Dornenkrone. Das geschieht im Jahre 2012 im Thalia-Theater in Hamburg!

Die Islamisten, die Muslime, die Christen umbringen und christliche Kirchen in Brand stecken, wie zum Beispiel in Nigeria, die werden von den Theatermachern und den Zeitungsschreibern unbehelligt gelassen. Hier böte sich reiches Feld für Entrüstung und für Empörung, aber die Verfolgung der Christen lässt die Theatermacher und die Zeitungsschreiber kalt. Der Hass gegen die Religion diktiert ihr Verhalten und brütet immer neue Ungeheuerlichkeiten aus. Der Satan gibt keine Ruhe.

Wie sollen wir, meine lieben Freunde, auf solche Exzesse reagieren? Wir können unsere Organisationen verständigen: „Bund der katholischen Jugend“, „Katholische Frauenschaft“, „Katholische Arbeiterbewegung“, und man könnte denken, dass sie zu Protesten antreten. Allein kommt man sich ja schwach und verlassen vor, aber wenn Gleichgesinnte mitmachen, hat man Mut. Und es gibt Christen, es gibt auch heute katholische Christen, die sich nicht alles gefallen lassen, die nicht stumm bleiben, wenn die heiligsten Güter ihrer Religion in den Schmutz gezogen werden. Wer protestiert in Hamburg? Die Priesterbruderschaft Pius X. Die Priesterbruderschaft Pius X., sie protestiert in Hamburg mit einem Pater an der Spitze. Sie stehen vor dem Theater, haben Kerzen angezündet, beten und singen. Die Priesterbruderschaft Pius X. allein! Auf Anraten der Bruderschaft haben hunderte von Gläubigen an den Intendanten des Thalia-Theaters E-Mails geschickt, um gegen dieses Schandwerk zu protestieren. Öffentliche Proteste können notwendig sein. Wir dürfen nicht schweigen, wenn unsere heiligsten Güter in den Dreck gezogen werden.

Freilich gibt es einen Einwand dagegen: Man sagt, je mehr man protestiert, desto mehr Reklame wird für diese Dinge gemacht. Das stimmt bis zu einem gewissen Grade. Es gibt Filme oder es gab Filme, gegen die protestiert wurde und die dadurch große Gewinne einspielten. Solche Perversitäten gibt es. Das Schlimme zieht die Menschen immer mehr an als das Gute. Und doch dürfen wir nicht stillschweigen zu sittenlosen und gottlosen Unternehmungen, denn das könnte als Zustimmung, als Gleichgültigkeit ausgelegt werden. Beides dürfen wache Christen nicht tun. Wir dürfen weder zustimmen noch dürfen wir gleichgültig sein. Die Öffentlichkeit dürfen wir nicht den Gottesleugnern überlassen.

Nun haben wir ja eine kirchliche Obrigkeit. Wir haben Bischöfe. Sie sind die obersten Wächter über die Religion. Sie haben einen Öffentlichkeitsauftrag. Sie sind bestellt, die kirchlichen Belange zu wahren, für sie einzutreten. Sie sprechen für die Kirche, denn sie sind deren Repräsentanten. Sie dürfen deswegen nicht schweigen, wenn reden geboten ist. Die gläubigen Christen erwarten ein Wort ihrer Hirten, wenn ihre heiligsten Überzeugungen in den Schmutz gezogen werden.

Natürlich kann man fragen: Wann ist es die Pflicht der Bischöfe, öffentlich gegen Lästerungen und Beschimpfungen aufzutreten? Geschieht es zu oft, dann verbraucht sich ihre Autorität. Geschieht es zu selten, dann fühlen sich die Gläubigen allein gelassen. Ich verkenne nicht die schwierige Lage, in der die Bischöfe sind.

Man könnte daran denken, die Verunglimpfungen der Religion und der Kirche durch eine Strafanzeige den Gerichten zu Gehör zu bringen. Wir haben ja immer noch im Strafgesetzbuch den §166. Paragraph 166, Abs. 1 lautet: „Wer öffentlich oder durch Verbreiten von Schriften den Inhalt des religiösen oder weltanschaulichen Bekenntnisses anderer in einer Weise beschimpft, die geeignet ist, den öffentlichen Frieden zu stören, wird mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft.“ – Wer öffentlich oder durch Verbreiten von Schriften den Inhalt des religiösen oder weltanschaulichen Bekenntnisses anderer in einer Weise beschimpft, die geeignet ist, den öffentlichen Frieden zu stören, wird mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft. Paragraph 2 lautet ähnlich: „Ebenso wird bestraft, wer öffentlich oder durch Verbreiten von Schriften eine im Inland bestehende Kirche oder andere Religionsgemeinschaft oder Weltanschauungsvereinigung, ihre Einrichtungen oder ihre Gebräuche in einer Weise beschimpft, die geeignet ist, den öffentlichen Frieden zu stören.“

 Wer Jurist ist, weiß, wie schwer es ist, eine derartige Bestimmung, die mit so vielen unbestimmten Rechtsbegriffen ausgestattet ist, zu interpretieren. Was heißt „beschimpfen“? Nun, beschimpfen heißt: Beleidigen, Kränken. Was heißt „öffentlich“ beschimpfen? Wann ist die Öffentlichkeit gegeben? Da werden die Richter sehr verschiedener Meinung sein. Ist die Öffentlichkeit erst gegeben, wenn große Mengen von Leuten auftreten, oder ist die kleine Schar von 27 Leuten, die vor dem Thalia-Theater in Hamburg protestiert haben, ist das keine Öffentlichkeit? Sie dürfen ja nicht vergessen: In den Gerichten sitzen heute die 68er. Die 68er Generation ist heute ein Teil der Richterschaft. Der Paragraph 166 wird angewandt, wenn es um die Muslime geht. Die Gerichte in unserem Land reagieren sofort, wenn ein Mohammedaner beschimpft wird. Im Februar 2006 hat ein Mann Toilettenpapier mit der Schrift „Der Heilige Koran“ versehen und zum Verkauf angeboten. Er wurde zu einer Freiheitsstrafe von einem Jahr auf Bewährung verurteilt. Der Paragraph 166 wird nicht angewandt, wenn es gegen die Christen geht. Eine Hamburger Zeitung hatte den Kommunionempfang der Katholiken beschrieben mit „Oblaten kauen“, „Oblaten kauen“. „Elfjährige Kinder“, ich zitiere wörtlich, „Elfjährige Kinder begreifen, dass ihre Väter und Mütter zwar Oblaten kauen, aber nichts gegen die Atombombe tun.“ Hamburger Katholiken fühlten sich beleidigt, sie erstatteten Strafanzeige. Der Staatsanwalt stützte sich auf ein Gutachten eines Hamburger evangelischen Theologen, der den Nachweis führte, dass durch die Äußerung eine Einrichtung der katholischen Kirche böswillig verächtlich gemacht werde. So hat dieser evangelische Theologe gegutachtet. Aber die Verteidigung wartete auch mit einem Gutachten auf, ebenfalls von einem evangelischen Theologen, nämlich dem berühmten Karl Barth. Und wie hat er gegutachtet? „Verfasser und Redakteur seien lediglich einem technischen Missverständnis unterlegen, weil man Oblaten nicht kauen kann.“ Was geschah? Das zweite Gutachten gab den Ausschlag. Die Zeitung wurde freigesprochen.

Es gab eine Zeit, meine lieben Freunde, und ich habe sie ja noch erlebt, in der in Deutschland eine katholische Presse bestand. Wir hatten einmal in Deutschland 126 katholische Zeitungen: 126 katholische Zeitungen! Von ihnen ist so gut wie nichts übrig geblieben. Die einzige ist die „Tagespost“. Aber wir haben immer noch die Kirchenzeitungen. Es wäre Aufgabe der Kirchenzeitungen, gegen Schmähungen der Religion und Beschimpfungen der Kirche Stellung zu beziehen, die Leser mit Argumenten zu versehen, dass sie sich wehren können. Die Kirchenzeitungen dürfen ihre Leser nicht im Stiche lassen, wenn Religion und Sitte öffentlich beschimpft werden. Ich vermag nicht zu erkennen, dass sie dieser Aufgabe in großem Maße nachkommen. Die Kirche in Deutschland hat einen riesigen Apparat aufgebaut, der mit Kirchensteuermitteln unterhalten wird. Es gibt zahlreiche Einrichtungen der Erwachsenenbildung: Akademien, Schulungsstätten, Bildungshäuser. Es gibt viele Einrichtungen im Bereich der Medien, Bild- und Filmstellen, Mediatheken, zentrale Referate für Hörfunk und Fernsehen. Das alles ist mit hunderten von Personen bestückt. Aber eine einzige dringend notwendige Einrichtung fehlt, nämlich eine Stelle zur Abwehr der feindlichen Angriffe auf Glauben und Kirche. Es fehlt in Deutschland eine apologetische Zentrale. Sie müsste sogleich reagieren, wenn Glaube und Kirche angegriffen werden. Von den genannten Stellen spürt man und hört man kaum etwas, wenn Protest angebracht wäre. Sie sind gut bezahlt, aber vom Kampf wollen sie wenig wissen.

Alle amtlichen und halbamtlichen Stellen, meine lieben Freunde, können dem einzelnen Christen seine eigene Verantwortung nicht abnehmen. Er ist gehalten, für seinen Glauben, für seine Religion, für die Kirche einzutreten. Er ist verpflichtet, gegen Lästerungen und Schmähungen aufzutreten. Wie macht man das? Nun zunächst, in dem man Darbietungen meidet, in denen schlimme Dinge vorgetragen werden. Indem man andere abhält, in diese Veranstaltungen zu gehen. Indem man Druckerzeugnisse nicht kauft, in denen der Glaube verunglimpft wird. Ich habe nie begriffen, dass ein mir bekannter Theologieprofessor ständig den „Spiegel“ kauft. Ich habe das nie begriffen.

Entscheidend ist, dass der beleidigte Christ an jene Institutionen schreibt, von denen die Beleidigungen ausgehen. Leserbriefe, meine lieben Freunde, werden von Zeitungslesern bevorzugt zur Kenntnis genommen. Auch wenn sie andere Meldungen oder Ausführungen überschlagen: die Meinung der Leserbriefe, der Leserbriefschreiber, interessiert die Zeitungsleser. Leserbriefe haben auch eine weite Verbreitung. Sie gelangen mit der Zeitung in alle Hände, die diese Zeitung erwerben oder abonniert haben. Zu den Leserbriefen müssen Hörerbriefe kommen, an den Rundfunk und Seherbriefe, an das Fernsehen. Diese Briefe bezeugen die Wahrheit und den Mut von Hörern und Sehern. Die Verantwortlichen für die Massenmedien nehmen diese Briefe sehr ernst. Sie rechnen damit, dass auf einen Leserbriefschreiber 6000 Sympathisanten kommen: Auf einen Leserbriefschreiber 6000 Sympathisanten! Wenn Tausende von Christen sich zu Wort melden, dann können die Verantwortlichen nicht darüber hinweggehen. Das ist ein Warnruf für sie. Allerdings muss das spontan geschehen, aus eigenem Antrieb. Diese Briefe dürfen natürlich keine Beleidigungen enthalten. Schmähungen bringen uns nur in Verruf. Wir müssen auch mit dem eigenen Namen zeichnen, nicht anonym. Anonyme Briefe wandern in den Papierkorb. Es macht gar nichts, wenn es einfache Menschen sind, die diese Briefe schreiben. Auch die einfachen Menschen haben ein Nachdenken und einen Verstand. Freilich die gebildeten Christen haben eine besondere Verantwortung. Wenn ein Universitätsprofessor aus seiner Fachkenntnis einen Brief schreibt, dann wirkt das ganz anders, als wenn ein schlichter Bauer zur Feder greift. Vieles würde nicht gewagt werden, wenn sich die Christen öfter zu Worte melden würden.

Wir sollen aber auch das Gute anerkennen. Es ist wichtig, dass wir den Zeitungen, dem Rundfunk, dem Fernsehen Anerkennung zollen, wenn gute Sendungen kommen. Dass wir sie ermutigen, diese Sendungen zu wiederholen, andere hinzuzufügen. Die Theater und die Kinos und auch das Fernsehen sind ja auf den Erlös, den sie von den Abonnenten oder von den Eintrittsgeldern beziehen, angewiesen. Wenn sie sehen, dass ein Stück bei der Volksmenge ankommt, werden sie geneigt sein, ihren Spielplan, ihre Programmgestaltung, entsprechend einzurichten. Gute Vorstellungen im Kino und im Theater sollten wir besuchen und andere darauf aufmerksam machen.

Ich habe im Jahre 1948 in München folgendes erlebt: In einem Theater lief der Film an: „Das Lied von Bernadette“, also ein Film über die Geschehnisse von Lourdes. Der Erzbischof von München und Freising, der Kardinal Faulhaber, besuchte öffentlich und in Begleitung als Erster die Vorstellung und gab damit ein Signal für die Katholiken von München.

Es ist merkwürdig, dass das Böse die Menschen häufig mehr anzieht als das Gute. Das Prickelnde, das Pikante, das Niederziehende, das übt eine eigenartige Wirkung auf das Schlechte im Menschen aus. Wir neigen zum Verbotenen auch in dieser Hinsicht. Ich war als Knabe einmal Zeuge, wie meine Tante einen Theatermann aufmunterte, mehr klassische Stücke zu spielen. Was antwortete er? „Da geht kein Aas hin!“

Wir sind und bleiben, meine lieben Freunde, zu unserem Teil verantwortlich für unsere Umgebung, für die Öffentlichkeit, für das Volk. Wir müssen Bequemlichkeit, Feigheit und Menschenfurcht überwinden und uns zu Wort melden, wenn unsere heiligsten Güter geschmäht werden. Wir dürfen nicht stumme Hunde sein, die nicht bellen, wenn Gefahr droht. Wir wissen, was unser Herr gesagt und uns verheißen hat: „Wer mich vor den Menschen bekennt, den werde auch ich vor meinem Vater im Himmel bekennen!“

Amen.

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