Die Wahrheit verkündigen,
den Glauben verteidigen

Predigten des H.H. Prof. Dr. Georg May

Glaubenswahrheit.org  
20. März 2011

Wiedergeburt im Sakrament der Taufe

Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.

Geliebte im Herrn!

Als ich vor geraumer Zeit in einer Klinik war, fragte ich eine der Angestellten, ob sie getauft sei. Sie antwortete: „Nein.“ Sie war eine von den vielen, von den Millionen Ungetauften, die in den neuen Bundesländern heute leben. Wie hat sich das Bild gewandelt! Als wir Kinder waren, gab es so gut wie keine Ungetauften in Deutschland. Jedermann wußte: Man wird ein Christ, indem man getauft wird. Und jedermann legte Wert darauf, ein Christ zu sein. Aber das Bild hat sich gewaltig gewandelt. Wir haben Menschen, viele Menschen, Millionen Menschen in unserem Vaterland, die nicht getauft sind. Und doch ist die Taufe das wichtigste und notwendigste und erste Sakrament.

Die Taufe ist das Sakrament, das durch Abwaschung mit Wasser unter Anrufung der Dreifaltigkeit die übernatürliche Wiedergeburt, Heiligung und Vergebung aller Sünden bewirkt. Wir sagen: Das Sakrament bewirkt es, und das ist ja nicht falsch. Nur müssen wir immer gleich dazusagen. Es ist Gott, der durch das Sakrament und durch den Spender des Sakramentes wirkt. Das Wasser, die Worte, der Mensch vermögen eine übernatürliche Heiligung nicht herbeizubringen, aber Gott vermag durch diese Werkzeuge, durch diese irdischen Werkzeuge die Wiedergeburt zu bewirken.

Wie jedes Sakrament hat die Taufe drei Bestandteile, nämlich einmal ein äußeres Zeichen, eine innere Gnade und die Einsetzung durch Christus. Das äußere Zeichen des Taufsakramentes sind Wasser und Worte, das Taufwasser, das über den Täufling geschüttet wird, und die Worte, die über ihn gesprochen werden. Das äußere Zeichen. Aber die Zeichen im Christentum bewirken, was sie verheißen. Wenn also das Taufwasser über den Täufling rinnt, dann wird ihm die Gnade Gottes geschenkt. Er wird neu geschaffen, er wird neu geboren, nicht in einer natürlichen Weise, sondern in einer übernatürlichen Weise. „Gott hat uns gerettet durch das Bad der Wiedergeburt und der Erneuerung im Heiligen Geiste.“ So schreibt der Apostel Paulus an seinen Schüler Titus.

Das dritte Element ist die Einsetzung durch Christus. Der Zeitpunkt der Einsetzung ist uns nicht bekannt. Wir wissen nicht, an welchem Tage Jesus gesagt hat: „Wer zu mir gehören will, muss getauft werden.“ Aber dass er diese Taufe wünscht, dass er sie befiehlt, das ist gewiß. Das ergibt sich aus mehreren Elementen. Einmal hat Jesus selbst getauft. Sie werden vielleicht erstaunt sein, wenn ich das sage, aber das steht im Johannesevangelium: „Jesus kam mit seinen Jüngern in die Landschaft Judäa. Dort hielt er sich mit ihnen auf und taufte.“ Jawohl, unser Herr hat selbst getauft. In diesem Zusammenhang muss auch die Einsetzung des Taufsakramentes geschehen sein. Den Taufbefehl kennen wir alle, den er nach der Auferstehung den Jüngern gegeben hat: „Macht alle Menschen zu meinen Schülern, taufet sie im Namen des dreifaltigen Gottes!“

Heute wird versucht, das Taufsakrament zu entschärfen. Das geschieht, indem man auf die Religionsgeschichte verweist. Auch in anderen, von Menschen erfundenen Religionen wird Wasser verwendet, um zu einer Entsühnung, zu einer Reinigung zu kommen. Es gab die Proselytentaufe bei den Juden, es gab die Johannestaufe, die der Täufer gespendet hat. Und Sie alle haben schon die Bilder gesehen, wie im Ganges in Indien die Leute sich waschen, sich gleichsam taufen lassen. Das alles vermag das Taufsakrament des Christentums nicht zu erschüttern. Dass auch andere Religionen eine Abwaschung mit Wasser vornehmen, ist ein Zeichen dafür, dass alle den Druck der Sünde verspüren, dass sie alle davon überzeugt sind, es bedarf einer Reinigung. Und sie verwenden dazu die Mittel, die ihnen zur Verfügung stehen, menschliche Mittel, nicht von Gott gegebene Mittel. Aber diese Mittel stehen im Vorhof der christlichen Taufe. Alles, was an anderen Religionen existiert, konvergiert auf die christliche Religion. Was die anderen Religionen zu bewirken begehren, das ist im Christentum erfüllt. Die Evangelisten berichten übereinstimmend, dass der auferstandene Herr den Aposteln befohlen hat, in alle Welt zu gehen, die Heilsbotschaft zu verkünden und den gläubig Gewordenen die Taufe zu spenden. In lapidarer Kürze steht im Markusevangelium: „Wer glaubt und sich taufen läßt, wird gerettet werden. Wer nicht glaubt – und infolgedessen auch nicht getauft wird –, wird verdammt werden.“ Getreu dem Befehl des Herrn sind die Apostel aufgebrochen und haben die Menschen bekehrt, haben ihnen den Glauben vermittelt und haben den gläubig Gewordenen die Taufe gespendet. Denn Glaube und Taufe gehören zusammen. Es kann nur getauft werden, wer im Glauben steht.

Das erste Zeugnis für die Taufspendung ist das Pfingstfest. Da trat Petrus auf, hielt eine begeisterte und begeisternde Rede an die Massen, die sich um ihn drängten. Die Zuhörer waren ergriffen, und sie fragten: Was sollen wir denn tun? Petrus antwortete: „Bekehret auch und laßt euch taufen im Namen Jesu Christi zur Vergebung eurer Sünden!“ Die sein Wort annahmen, empfingen die Taufe, und es wurden an jenem Tage dreitausend Personen der Kirche zugeführt. Ähnlich ging es zu bei der Taufe des äthiopischen Kämmerers, der nach Jerusalem gekommen war, Gott anzubeten. Ein Mann aus Abessinien, aus Äthiopien, ein führender Mann, Kämmerer, das heißt, er war über die Schätze der Königin Kandake gesetzt. Und er las – er konnte lesen – im Buch des Propheten Isaias. Da kam der Diakon Philippus hinzu und fragte ihn: „Verstehst du denn, was du liest?“ „Nein“, sagte er, „wie soll ich es verstehen, wenn es mir niemand erklärt?“ Da setzte sich Philippus neben ihn auf den Wagen und erklärte ihm die Heilige Schrift. Er wies nach, dass das Lamm, das geschlachtet wird, niemand anderes ist als Jesus Christus von Nazareth. Er ist das Lamm, das zur Schlachtbank geführt wird. Und der Kämmerer ließ sich überzeugen. Er glaubte. Und sie kamen vorbei an einem Bach. Da sagte der Kämmerer: „Sieh, hier ist Wasser. Was hindert, dass ich getauft werde?“ Philippus antwortete: „Wenn du von ganzem Herzen glaubst, kann es geschehen. Und da bekannte der Kämmerer: „Ich glaube, dass Jesus der Sohn Gottes ist.“ Sie stiegen herab, und er wurde getauft. Das ist das älteste Glaubensbekenntnis, das wir kennen: Ich glaube, dass Jesus der Sohn Gottes ist. Es hat sich natürlich im Laufe der Zeit angereichert. Das war auch notwendig, denn es traten Irrlehrer auf. Dagegen mußten die Glaubenswahrheiten entfaltet werden. Aber das Urbekenntnis bleibt: Ich glaube, dass Jesus der Sohn Gottes ist.

Später, im 2. und 3. Jahrhundert, ging man dazu über, eine längere Vorbereitungszeit für die Taufe anzusetzen, zwei bis drei Jahre. Die Taufbewerber nannte man Katechumenen, das heißt also Personen, die hören, nämlich hören auf die Botschaft des Evangeliums. Die Katechumenen wurden unterrichtet in den christlichen Heilswahrheiten, und sie wurden belehrt über das christliche Leben. Sie wurden auch eingeführt in das christliche Leben. Und nach zwei bis drei Jahren Vorbereitung wurden sie der Taufe zugeführt. Am Anfang nur an zwei Tagen im Jahr, nämlich Ostern und Pfingsten. Später kamen andere Tauftermine hinzu. Zunächst taufte man in fließendem Wasser, an Bächen, in Teichen, an Quellen, im Meere. Später errichtete man eigene Taufkapellen und Taufkirchen. Sie waren häufig Johannes dem Täufer geweiht. Die Taufe wurde auf drei verschiedene Arten gespendet, nämlich durch Untertauchen, und das ist eigentlich die symbolkräftigste Weise der Taufe, denn der alte Mensch sollte ja begraben werden, und der neue Mensch sollte auferstehen. Aber es waren auch zwei andere Weisen üblich, nämlich das Übergießen und das Besprengen. In jedem Falle war es notwendig, dass das Wasser über den Täufling floß. Es muss nämlich eine Waschung, eine Abwaschung geschehen, damit das Zeichen vollständig gesetzt wird. Da können Sie auch verstehen, meine lieben Freunde, daß das, was manche nichtkatholische Religionsdiener tun, keine gültige Taufe ist. Sie tauchen den Daumen in Wasser, machen ein Kreuzzeichen auf der Stirn des Täuflings. Das ist keine gültige Taufe. Das Wasser muss fließen.

Die Taufe wurde bald mit sinnreichen Handlungen umgeben, die das entfaltet haben, was in der Taufe beschlossen ist, also etwa die Absage an den Satan. Wer sich taufen läßt, der will ja zu Christus gehören, also muss er dem Widerchristus absagen. Und so kam die Absage an den Satan dazu: „Widersagst du dem Satan?“ „Ich widersage.“ Es kamen Beschwörungen dazu. Der Teufel wurde ausgewiesen, es wurde ihm der Befehl erteilt, von dem Täufling zu lassen. Auch das eine Ausfaltung des Inhaltes der Taufe. Es kam dann hinzu das Gaubensbekenntnis, das sich immer mehr anreicherte. Wir sprechen vom Apostolischen Glaubensbekenntnis, weil es eben bis in die Zeiten der Apostel zurückreicht. Es ist die gemeinsame Grundlage aller anderen Glaubensbekenntnisse. Es wurden darin folgende Wahrheiten bekannt: der Glaube an Gott, den Vater, der Glaube an Christus, seinen Sohn, der Glaube an den Heiligen Geist, der Glaube an die heilige Kirche und der Glaube an die Vergebung der Sünden und die Auferstehung des Fleisches. Das ist das Urbekenntnis. Aber es hat im Laufe der Zeit nicht ausgereicht. Es wurden dann immer neue Ergänzungen eingefügt, so vom Konzil von Konstantinopel 381, weil Irrlehrer aufstanden, und da mußte man sich ihrer erwehren. Das konnte man nur, indem man das Glaubensbekenntnis durch die umstrittenen Wahrheiten erweiterte. Diese Erweiterung ist bis heute erfolgt. Unter dem letzten Pontifikat, unter Papst Johannes Paul II., wurde ein neues, ein vollkommenes, ein vollständigeres Glaubensbekenntnis uns geschenkt, das eben alle die Wahrheiten ausspricht, die heute von den Irrlehrern aus den eigenen Reihen bezweifelt werden.

Die Taufe wurde als Erleuchtung bezeichnet, weil das Licht der Wahrheit dem Täufling übergeben wurde. Sie wurde auch als Besiegelung bezeichnet, weil derjenige, der getauft wurde, Christus zugehört. Er ist Christus verbunden wie mit einem Siegel. Und sie wurde natürlich auch als Wiedergeburt bezeichnet, Wiedergeburt zum ewigen Leben.

Frühzeitig hat man Taufpaten ausgewählt, Sponsores heißen sie. Sie kennen das Wort Sponsoren heute von reichen Leuten, die Geld geben für kulturelle Veranstaltungen. Das ist etwas anderes als das „Sponsor“ im Taufgeschehen. Er ist der Bürge, d.h. er bürgt für den Täufling. Er bürgt dafür, dass der Täufling seine Verpflichtungen erfüllen wird. Der Bürge verspricht für fremde Schuld aufzukommen. Der Taufpate übernimmt die Pflicht, nach Kräften dafür zusorgen, dass der Täufling an der Taufe, der Taufgnade, am Taufgelöbnis festhält und den Verpflichtungen des Glaubens Genüge tut.

Frühzeitig wurden auch christliche Taufnamen üblich. Man hat die Namen von Martyrern den Täuflingen gegeben. Später kamen Namen von anderen Heiligen dazu. In manchen Ländern ist es sogar üblich, Täuflingen den Namen Jesus zu geben. In Spanien gibt es viele Männer, die tragen den Namen Jesus. Das haben wir nicht gewagt im anderen Teil Europas. Aber wir geben den Täuflingen Namen, die ihnen Patrone, also Fürbitter, und Vorbild sein sollen, Patrone und Vorbild.

Getauft werden soll jeder Mensch. „Macht alle Welt zu meinen Schülern!“ Alle Menschen sind berufen, die Taufe zu empfangen. Es ist ganz falsch, wenn man heute die Meinung hört, man solle die Buddhisten bei ihrem Buddhismus lassen und die Hinduisten bei ihrem Hinduismus. Nein, das ist nicht der Wille Jesu. Der Herr will, dass alle zur Wahrheit kommen und seine Schüler werden und durch die Taufe für das ewige Leben wiedergeboren werden. Jeder Mensch kann die Taufe empfangen, jeder Mensch soll sie empfangen. In dem kirchlichen Gesetzbuch, das 1983 abgeschafft wurde, war genau vorgeschrieben, was zu geschehen hat, wenn ein Geburtsvorgang sich verzögert und man fürchten muss, dass die Geburt nicht gelingt. Da durfte man nämlich, ja da mußte man das Kind, das aus dem Mutterleib hervorkam, taufen, eventuell sogar im Mutterleib. So ernst hat man das Taufgeschehen, die Taufwirkung genommen. Im neuen Gesetzbuch fehlt diese Angabe. Aber gültig ist sie nach wie vor. Sie zeigt den Ernst, den die Kirche auf die Spendung des Taufsakramentes verwendet. Auch Fehlgeburten, auch Frühgeburten sind zu taufen. Wenn immer man sicher sein kann, dass es sich um ein menschliches Wesen handelt, ist die Taufe zu spenden.

Frühzeitig wurden auch Kinder getauft. Die Kindertaufe ist für den Protestantismus ein Problem, denn er findet angeblich die Kindertaufe nicht in der Heiligen Schrift bezeugt. Deswegen gibt es im Protestantismus einflußreiche Theologen, welche die Kindertaufe ablehnen. Und es gibt ohne Zweifel Pastoren, welche die Kinder nicht taufen, vor allem in Schweden. Die Kindertaufe, meine lieben Freunde, ist so alt wie das Taufsakrament. Im Neuen Testament wird sie bezeugt in der Apostelgeschichte. Paulus kam nach Thyatira, eine Stadt in Kleinasien. Er predigte das Evangelium. Es bekehrte sich die Purpurhändlerin Lydia. Sie ließ sich taufen „und mit ihr das ganze Haus“. Mit ihr das ganze Haus, d.h. wer immer zu ihr gehörte, ihre Angehörigen, ihre Bediensteten, ihre Kinder, sie wurden alle getauft. Dasselbe ist geschehen wenig später. Paulus war im Gefängnis. Da kam ein Erdbeben und der Gefängniswärter fürchtete, dass er aus dem Gefängnis entkommen könnte. Aber „Nein, nein, wir sind noch hier“, sagte Paulus. Der Gefängniswärter sah darin ein Wunder. Er wurde gläubig. Er wurde getauft „und mit all den Seinigen“. Mit all den Seinigen. Das ist das Zeugnis für die Kindertaufe in der Heiligen Schrift.

Getauft zu sein, meine lieben Freunde, ist eine unbeschreibliche Würde, eine hohe Auszeichnung, ein wahres Glück. Wer getauft ist, gehört zu Christus, ist ihm verähnlicht, wird in seinen Leib, die Kirche, eingegliedert. Wer getauft ist, lebt in der Gnade, ist eine Wohnung des Heiligen Geistes. Wer getauft ist, befindet sich auf dem Weg des Heiles. Er besitzt die Anwartschaft auf die ewige Seligkeit. Deswegen erinnern wir uns gern an unseren Tauftag. Danken wir für das Geschenk der Taufe! Erneuern wir unser Taufgelöbnis! Leben wir würdig unserer Taufe! Früher haben wir das schöne Lied gesungen – und wir können es auch heute noch singen –: „Fest soll mein Taufbund immer stehen. Ich will die Kirche hören. Sie soll mich allzeit gläubig sehen und folgsam ihren Lehren. Dank sei dem Herrn, der mich aus Gnad’ in seine Kirch’ berufen hat. Nie will ich von ihr weichen!“

Amen.

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