Die Wahrheit verkündigen,
den Glauben verteidigen

Predigten des H.H. Prof. Dr. Georg May

Glaubenswahrheit.org  

Predigtreihe: Was ist der Mensch? (Teil 13)

28. April 2002

Die Berufung in die Nachfolge des Herrn

Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.

Geliebte im Herrn!

Christus ist gekommen, um die Menschen in seine Nachfolge zu rufen. Aber nicht alle Berufungen, die er ergehen läßt, sind erfolgreich. Es gibt Menschen, die seinen Ruf aufnehmen, es gibt aber auch Menschen, die ihn überhören. So wollen wir am heutigen Tage zwei Kategorien von Menschen betrachten: diejenigen, deren Berufung erfolglos war, und jene anderen, die erfolgreich berufen wurden.

Erfolglos war die Berufung, die Jesus an sein Volk, an sein geliebtes Volk ergehen ließ. Das Volk als ganzes hat sich der Berufung des Herrn nicht geöffnet. Wir wollen fragen: Warum hat es sich der Berufung versagt? Warum ist das jüdische Volk nicht auf die Botschaft seines Messias eingegangen? Das Volk ist etwas sehr Lebendiges, etwas Wankelmütiges, etwas Unentschlossenes, leicht begeistert, aber die Begeisterung flaut auch ebenso leicht wieder ab, für alles Neue empfänglich, aber nur für kurze Zeit. Es fehlt ihm die Beständigkeit, es fehlt ihm die Sachlichkeit, es fehlt ihm die Geistigkeit und es fehlt ihm die Opferwilligkeit.

Das Volk ist nicht beständig. Es ist hin und her gezerrt zwischen den verschiedenen Ansichten und Meinungen. Wir erleben es ja bei den Wahlen, wie die Menge der Unentschlossenen, der Unentschiedenen, die nicht wissen, was sie wählen sollen, immer größer wird. Die Menschen wissen nicht, was wirklich zum Heile ist, und wenn sie dann tatsächlich das Richtige wählen, dann aus falschen Motiven. Das Volk ist nicht beständig. Das Volk ist auch nicht sachlich. Es geht ihm nicht um die Sache. Was wollten sie bei Jesus sehen: Wunder, Schauwunder, Sensationswunder, Reden, wie sie ihre Pharisäer und Schriftgelehrten nie von sich gegeben hatten. „So etwas haben wir überhaupt noch nicht gehört“, so sagten sie von ihm. Also es kam ihnen auf das Sensationelle an, auf das Prickelnde, auf das Pikante, aber nicht auf die Sache. Das Volk ist nicht geistig. Die Botschaft Jesu setzte viel Geistigkeit voraus, geistige Interessen, geistigen Schwung. Aber das Volk ist beschäftigt mit dem Nächstliegenden, mit der Sorge um das tägliche Brot, mit dem Kampf ums Dasein. Das Geistige liegt ihm fern, und deswegen hat es sich der Geistigkeit der Verkündigung Jesu nicht erschlossen. Das Volk ist nicht opferwillig. Solange Jesus es mit dem Wort und mit dem Brot speiste, da war es ihm hinterhergelaufen. Aber allmählich erkannten sie, daß die Führung sich dem Messias widersetzte, und sie waren abhängig von diesen Leuten. Sie mußten sich anpassen, und sie waren nicht willig und bereit, das Opfer zu bringen, sich gegen die starke Schicht der Bildung und der Macht durchzusetzen, bei ihrer eigenen Gewissensentscheidung zu verharren.

Und so ist es immer geblieben. Auch heute muß man vom Volke sagen: Es ist meist nicht sachlich. Es sucht das Sensationelle, das Aufregende, das Auffallende – auch im Religiösen. Auch im religiösen Bereich gibt es eine breite Schicht von Menschen, die immer das Sensationelle suchen: da eine Erscheinung und da ein Stigmatisierter, und dem laufen sie nach, und das Entscheidende, nämlich der Anschluß an Jesus, der zur Nachfolge ruft, kann darüber leicht in Vergessenheit geraten. Das Volk ist auch wenig geistig. Es sucht im Religiösen oft das Materielle, das Handfeste, das ins Auge Stechende. Die Religion Jesu ist aber geistig. Wir müssen ihn anbeten im Geist und in der Wahrheit und nicht im Kreatürlichen. Man darf sich im Religiösen nicht an das Geschöpfliche hängen. Weil da ein Seher ist oder da eine Erscheinung erfolgt, deswegen muß man nicht religiös sein, sondern weil Jesus der Offenbarer ist, deswegen müssen wir glauben. Und schließlich ist auch die Opferscheu weit verbreitet. Wenn es anfängt gefährlich zu werden, wenn die täglichen Opfer drängen, da werden die Menschen unsicher und fallen ab. Die anspruchsvolle Sittlichkeit der katholischen Kirche ist für viele ein Ärgernis. Sie geben andere Gründe vor; sie schieben die Verfehlungen von Priestern vor und das Versagen von Bischöfen, was ja alles einzuräumen ist. Aber deswegen darf man doch nicht seine Mutter, seine kranke Mutter, die Kirche, im Stich lassen! Deswegen darf man doch nicht aufgeben, was man mit Überzeugung angenommen hat! Die Berufung des Volkes war erfolglos.

Erfolglos war auch die Berufung der Führer des Volkes, also der Pharisäer, der Schriftgelehrten, der Ratsherren, der Hohenpriester und der ganzen Priesterschaft. Sie waren die führende Schicht im Volke, die Tonangebenden. Sie hatten das Volk in der Hand; die Masse mußte ihnen folgen. Wenn aber sie sich zu Jesus bekehrt hätten, wäre ihnen die Macht aus der Hand geglitten, dann hätten sie seine Maximen übernehmen müssen, dann hätten sie ihre Schulstreitigkeiten zwischen Schammai und Hillel hintansetzen müssen. Dann hätten sie sich zu seinen Füßen niedersetzen müssen und ihn anhören. Das wollten sie nicht. Ihr Egoismus, ihre Habsucht, ihre Herrschsucht verbot es ihnen, sich an Jesus zu halten und ihm zu folgen. Ihr Herz war schon ausgefüllt, ausgefüllt mit ihren Interessen und mit ihren Vorteilen. Da sieht man, wie Berufungen erfolglos sein können. Wenn ein Herz schon voll ist, voll von Leidenschaften, voll von Begierden, voll von Trieben, da kann es die Botschaft Jesu nicht aufnehmen, da kann es sich nicht zu seiner Nachfolge entschließen. Man muß Platz schaffen im Herzen, Platz schaffen für den Glauben, Platz schaffen für die Nachfolge, Platz schaffen für die Gefolgschaft Jesu.

Auch ein Einzelner wurde vergeblich berufen; es war der reiche Jüngling. Das war ein vortrefflicher Mann. Er hatte die Gebote gehalten, nicht bloß den Buchstaben, sondern auch den Geist. Er war wohlerzogen, er war kultiviert, aber er war sehr reich. Nun ist Reichtum keine Sünde, aber der Reichtum kann zur Gefahr werden. Wenn man in den Reichtum verliebt ist, wird der Reichtum zur Gefahr. Und der junge Mann liebte den Reichtum. Wenn er heute leben würde, hätte er wahrscheinlich eine Villa, eine Zweitwohnung an der Costa Brava, einen Porsche würde er fahren, und ein Motorboot läge in seinem Schuppen; vielleicht hätte er sogar ein Privatflugzeug. Das wäre heute ein reicher Jüngling. Und ähnlich müssen wir es uns bei diesem jungen Mann denken, den der Herr zur Nachfolge berief. Es war in seiner Seele eine Kleinlichkeit und eine Enge durch dieses Verhaftetsein an den Reichtum. Er liebte das kultivierte Leben, und das hatte ihm den Schwung, die Bereitschaft zur Nachfolge genommen. Der Herr versuchte es, ihn aufzurufen: „Willst du vollkommen sein, verkaufe, was du hast, gib es den Armen, und du wirst einen Schatz im Himmel haben, dann komm und folge mir nach!“ Wenn er das gekonnt hätte, wenn er dazu fähig gewesen wäre, alles auf einmal aufzugeben, dann hätte er den Schwung wiedergewonnen, den er nicht mehr hatte. Dann wäre er willig gewesen, die Nachfolge des Herrn anzutreten. Aber das war zuviel für ihn. Er war verweichlicht, er war schwach, er war weich, und dazu war er nicht fähig, alles auf einmal hinzugeben. Der Heroismus, das Wagnis, das Risiko, das lag ihm nicht. Und so war der Herr traurig, weil dieser Jüngling ihm nicht folgte. Er war traurig, weil er die Tragik dieses Menschen sah, dessen Leben ein Torso bleiben würde, weil er den großen Schwung nicht gewonnen hat, den ihm der Herr angesonnen hatte, als er ihn aufforderte, alles hinweg zu geben. Das Volk, die Führer des Volkes, der reiche Jüngling wurden erfolglos berufen.

Aber es gibt auch eine Reihe erfolgreicher Berufungen. Da gibt es zwei Gruppen von Menschen, die sich sehr unterscheiden. Die ersten, das sind jene, die sofort dem Ruf des Herrn folgen, unbedenklich auf seine Forderung eingehen, ihm nachzufolgen, alles daransetzen, um in seiner Nachfolge das Reich Gottes zu erwerben. Da stand Johannes der Täufer am Jordan, und neben ihm waren seine Schüler. Jesus ging vorüber und weckte das Interesse seiner Jünger, und zwei von ihnen, Johannes und Andreas, folgten Jesus. Sie waren schüchtern, sie waren unsicher, sie waren scheu. Sie wollten ihn ansprechen, und Jesus ahnte das. Er wandte sich um: Was wollt ihr? Was sucht ihr? Dann fragten sie: „Meister, wo wohnst du?“ Das ist auch schon etwas wert, wenn man das weiß, nicht wahr? Meister, wo wohnst du? „Kommt und seht!“ Und sie kamen und sahen, und sie blieben den ganzen Tag bei ihm. Als Johannes das in seinem Evangelium niederschrieb, da wußte er noch genau die Stunde. Es war um die zehnte Stunde, eine unvergeßliche Stunde, die größte Stunde seines Lebens, als er den Messias gefunden hatte. Das waren empfängliche Seelen, bereit, das Große anzuerkennen, wo sie es finden.

Ähnlich war es beim nächsten Jüngerpaar, nämlich bei Philippus und Nathanael. Philippus war ein reiner, unbefangener, mit einer empfänglichen Seele ausgestatteter Mann, eine anima candida, eine reine Seele, und als der Herr sagte: „Komm, folge mir!“, da war er kurzentschlossen und folgte ihm. Aber sein Freund Nathanael war von anderem Holz geschnitzt. Er war mißtrauisch, vorsichtig, kritisch, und als ihm Philippus sagte: „Wir haben den Messias gefunden“, da fragte er: „Woher kommt denn der?“ „Aus Nazareth.“ „Ja, kann denn aus Nazareth etwas Gutes kommen?“ sagt Nathanael. „Komm und sieh!“ Philippus läßt sich nicht auf Argumentationen ein, sondern er sagt: Komm und sieh! Wir wollen einmal zum Messias gehen. Und als Nathanael zu Jesus kommt, spricht ihn Jesus an: „Ein wahrer Israelit, an dem kein Falsch ist.“ Da ist Nathanael pikiert, er läßt sich gar nicht durch eine solche Rede einfangen. „Woher kennst du mich?“ „Ehe dich Philippus rief unter dem Feigenbaum, habe ich dich gesehen. Ein wahrer Israelit, an dem kein Falsch ist.“ Als Jesus ihm das sagt, daß er ihn gesehen hat unter dem Feigenbaum, da ist Nathanael verblüfft und gewonnen. „Rabbi, du bist der Sohn Gottes, du bist der König von Israel.“ Auch er einer mit einem großen Schwung in der Seele, der gewiß erst der Überwindung des Mißtrauens bedarf. Aber dann, wenn dieses Mißtrauen überwunden ist, dann schließt er sich ihm an, und so wird er zu einem der großen Apostel, zu einem der großen Pioniere des Gottesreiches, zu einem tauglichen Werkzeug für das Reich Gottes. Das waren empfängliche Seelen, die Jesus zur Nachfolge berief.

Aber es gab auch andere. Eine Gruppe von Menschen kam aus einem tiefen Leid, aus einer tiefen Enttäuschung, aus einer großen Sünde zu ihm. Da war der Levi. Levi war ein Zöllner, und die Zöllner waren in Israel verachtet. Warum? Sie hatten den Zoll gepachtet und mußten eine Menge Geld an die Behörde abliefern. Um das Geld hereinzubekommen, neigten sie dazu, zu betrügen. Die Karawanen, die bei ihnen vorbeizogen, mußten Zoll zahlen, und sie nahmen mehr, als ihnen gebührte. Das war öffentlich bekannt. Außerdem arbeiteten sie mit der Besatzungsmacht zusammen, und deswegen galten sie als räudige Glieder des Volkes Israel. Sie hatten die Verachtung der Juden, aber auch das Mißtrauen der Römer zu ertragen. Und so war Levi eine gedrückte Seele. Er saß in seinem Häuschen und hatte doch eine große Sehnsucht nach dem Göttlichen, nach dem Geistigen, auch nach dem Reiche Gottes. Als Jesus vorüber kam, schaute er hinaus. Und was er nicht für möglich gehalten hätte, woran er nie gedacht hätte, was ihm als ausgeschlossen erschienen wäre, das geschah. Jesus rief zu ihm: „Komm auch du mit und folge mir nach!“ Und er verließ seine Zollstätte, seine Rechnungen, seinen Geldsack und folgte Jesus nach. Er war eben einer wie dieser Zöllner, von dem Jesus berichtet, daß er beim Tempelbesuch die Augen nicht zum Himmel zu erheben wagte, sondern nur an seine Brust klopfte und sagte: „Herr, sei mir Sünder gnädig!“ Er rechnete nicht damit, daß das Reich Gottes zu ihm käme und daß er in das Reich Gottes aufgenommen würde, aber eine Sehnsucht, die war in ihm geblieben. Und diese Sehnsucht hat ihn geeignet gemacht für die Nachfolge Jesu.

Ähnlich war es bei dem anderen Zöllner, bei Zachäus. Auch er gehörte zu der verachteten, gedrückten Kaste der Zöllner. Er war ein kleines Männchen. Als Jesus nach Jericho kam, hätte er ihn gern gesehen, aber die Menschenmenge ließ ihn nicht vor. Was machte er? Er stieg auf einen Baum, auf einen Maulbeerfeigenbaum, um Jesus zu sehen. Nur sehen wollte er ihn, nicht sich ihm anschließen; dafür hielt er sich für unwürdig. Aber sehen, das wollte er. Und da kam Jesus vorbei und blieb nun ausgerechnet unter diesem Baum stehen. Dem Zachäus wird das Herz gestockt haben. Wird der Herr jetzt sagen: Du Wucherer, du alter Ausbeuter des Volkes, du gehörst nicht zum Reiche Gottes? Wird er das sagen? Nein, der Herr sagt zu ihm: „Zachäus, steige eilends herab, ich muß heute in deinem Hause weilen.“ Der Herr kennt ihn, der Herr ruft ihn, der Herr lädt sich bei ihm ein. Was er sich niemals hätte träumen lassen, das ist geschehen, weil er eine empfängliche Seele hatte, weil die Sehnsucht nach dem Reiche Gottes in ihm lebendig war. So wurde er berufen, und so folgte er der Berufung.

Da war noch ein anderer Mann, das ist der Schächer am Kreuze, ein Verbrecher. Wer weiß, wie sein Leben verlaufen ist. Schon als Knabe hat er wahrscheinlich durch Verführung das Böse gelernt, gewitzigt, mit allen Wassern gewaschen, wie solche Verbrecherjungen sind. Vielleicht war sein Vater ein übler Mensch, seine Mutter ebenso; keine Liebe, keine Heimat, keine Zärtlichkeit, vielleicht hat er nichts zu essen gehabt. So ist er unter die Räder gekommen. Und allmählich wurden die Verbrechen immer größer, bis er gefaßt und zum Tode verurteilt wurde. Aber in seiner Seele war etwas Göttliches geblieben. Es war nicht alles verschüttet durch seine verbrecherische Vergangenheit. In seiner Seele war etwas Göttliches, ein Ideal geblieben, ein Gerechtigkeitssinn. Als der Mitschächer den Herrn lästert, da sagt er zu ihm: „Fürchtest auch du Gott nicht, da du doch die gleiche Strafe erleidest, wir aber mit Recht, denn wir empfangen, was wir verdient haben. Dieser aber hat nichts Böses getan.“ Da sieht man, in der Seele dieses Verbrechers ist noch ein Ideal, ist noch eine Sehnsucht nach Heiligkeit, nach Gerechtigkeit geblieben. Er selbst empfindet sein Schicksal als gerecht, aber der neben ihm, der so still ist, von dem weiß er, und er ist ein Menschenkenner, von dem weiß er: Der hat nichts Böses getan. Und es empört ihn, daß sein Mitschächer ihn lästert. Er nimmt den Herrn in Schutz vor seinem am Kreuze hängenden Kollegen. Dann wendet er sich an den Herrn: „Herr“, sagt er, „gedenke meiner, wenn du in deine Königsherrlichkeit kommst!“ Er weiß, er kommt nicht in das Reich Gottes, er wird in der Hölle begraben, aber es soll einer, der in der Seligkeit ist, einmal an ihn denken. Ein Gedenken will er nur. Er will nichts anderes als das Gedenken eines guten Menschen. Ein Herz soll einmal seiner gedenken. Vielleicht hat er versucht, aus seinem Verbrecherleben herauszukommen. Aber es hat ihm niemand den Weg gezeigt. Niemand ist ihm gut gewesen. Aber eine Sehnsucht nach dem Heiligen, nach dem Guten, nach dem Gerechten ist in ihm geblieben, und so bittet er den in der Mitte Hängenden, er solle an ihn denken. Wenn der Herr an einen Menschen denkt, dann ist das eine Rettung, dann ist das eine Seligkeit, dann ist das ein Himmel. „Heute noch wirst du mit mir im Paradiese sein!“ So ist dieser rechte Schächer berufen und gerettet worden.

Schließlich war da ein Mädchen, Maria Magdalena. Sie war eine leidenschaftliche Person. Leidenschaften sind nichts Schlechtes, sie müssen nur in die rechte Richtung gelenkt werden. Aber Maria Magdalena war von dem gegenwärtigen Zustand nicht befriedigt, sie war nicht gesättigt, sie war unerfüllt, und sie suchte nach einer Sättigung, nach dem Rausch, nach dem Wunder – bis sie auf Jesus traf. Da hatte sie gefunden, was sie suchte. Sie war nahe daran gewesen, in der Gosse zu landen, aber als sie Jesus gefunden hatte, da hing sie ihm an mit der ganzen Kraft ihrer Seele. So unbedingt, wie sie daran war, im Bösen zu werden, so unbedingt war sie nun im Guten. Sie folgte dem Herrn nach und diente ihm bis unter dem Kreuze.

Da sehen wir, meine lieben Freunde, was notwendig ist, damit Berufungen erfolgreich sind. Es muß in den Menschen ein großer Druck vorhanden sein, ein Leidensdruck, ein Druck der Enttäuschungen, der Bitterkeiten. Menschen, die viel mitgemacht haben, die viel durchgemacht haben, sind besonders geeignet, von Jesus berufen zu werden. Und wenn sie von ihm berufen sind, dann fliegt ihre Seele zu ihm. Sie können nicht genug tun, um ihm zu dienen, sie verbluten für ihn, sie verdursten in jedem Falle. Zuerst verdursten sie, weil die das Ideal nicht haben, dann verdursten sie, weil sie dem Ideal nicht genug tun können. Aber getrost! Der Herr sagt: „Selig sind sie, sie werden gesättigt werden!“

Amen.

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