Die Wahrheit verkündigen,
den Glauben verteidigen

Predigten des H.H. Prof. Dr. Georg May

Glaubenswahrheit.org  

Predigtreihe: Jesus, unser Gott und Heiland (Teil 12)

14. Juli 1991

Aussagen der Zeitgenossen Jesu zu seiner Identität

Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.

Geliebte im Herrn!

[Der Anfang der Predigt fehlt]

Wenn also derjenige, der diese Taten vollbringt, sich mit den Voraussagen deckt, dann kann es nur der Messias sein. Das zweite Mal provoziert Jesus selber eine Erklärung über seine Würde. Er kommt in die Gegend von Cäsarea Philippi – das ist da, wo heute der Libanon ist. Da fragt er seine Jünger: „Für wen halten die Leute den Menschensohn?“ Nun kommen die verschiedensten Antworten: „Die einen für Johannes des Täufer, andere für Elias, wieder andere für Jeremias oder irgend einen der Propheten.“ Und dann die Frage des Herrn: „Ihr aber“, die ihr mit mir und vom Volke unterschieden seid, „ihr aber, für wen haltet ihr mich?“ Da gibt Petrus, der Sprecher seiner Jünger, die Antwort: „Du bist der Christus! Du bist der Messias!“ Der Herr selbst hat diese Aussage herbeigeführt, um die Jünger zu einer klaren Stellungnahme zu bewegen. Und als sie erfolgt war, als sie ergangen war, da hat er seinerseits den Schleier von der Zukunft gelüftet und gesagt: „Und du, der du das bekannt hast, du bist Fels, Felsenmann, und auf diesen Felsen will ich meine Kirche bauen, und die Pforten der Hölle werden sie nicht überwältigen. Dir will ich die Schlüssel des Himmelreiches geben.“ Schlüsselträger ist nicht der Pförtner, sondern der Hausverwalter. „Dir will ich die Schlüssel des Himmelreiches geben. Alles, was du auf Erden binden wirst, das wird auch im Himmel gebunden sein, und alles, was du auf Erden lösen wirst, das wird auch im Himmel gelöst sein.“

Das dritte Ereignis bei dem sich Jesus als der Messias bekennt, ist der feierlichste, aber auch der schrecklichste Augenblick seines Lebens, nämlich als er zum Tode verurteilt wurde. Da geht der Hohepriester Kaiphas auf ihn zu und sagt: „Bist du der Christus“ – nämlich der Messias –, „der Sohn des Hochgelobten?“ Die höchste Autorität im Judentum fragt ihn. Es ist ein entscheidener Augenblick. Jetzt muß sich zeigen, ob dieser Prozeß mit seiner Verurteilung endigt oder mit seinem Freispruch. „Bist du der Christus, der Sohn des Hochgelobten?“ Und da antwortet Jesus: „Ich bin es!“ Und nicht nur das. „Ihr werdet den Menschensohn sitzen sehen zur Rechten Gottes und kommen mit den Wolken des Himmels.“ Da zerriß der Hohepriester seine Kleider; denn das war für ihn unerträglich, daß dieser Jesus von Nazareth der Messias, der Gottgesandte, der Gesalbte, der Sohn des Hochgelobten sein sollte.

Jesus hat freilich eine gewisse Reserve beobachtet, eine gewisse Zurückhaltung gezeigt in der Selbstbezeichnung als Messias. Warum? Weil er nicht den falschen Vorstellungen vom Messias Nahrung geben wollte, die im Volke umliefen. Die meisten Israeliten zur Zeit Jesu dachten, der Messias kommt auf einem weißen Roß, und dann jagt er das Schwein aus dem Lande – das sind die Römer, sie wurden als „das Schwein“ bezeichnet, weil sie Schweinefleisch aßen –, und richtet die Herrschaft Israels wieder auf, ein neues Königtum. Von dieser Messiasvorstellung wollte Jesus nichts wissen. Das war nicht die seine. Er ist ein Messias im religiösen Sinne. Er ist ein Messias anderer Art, als die Massen ihn ersehnten. Und deswegen weist er jede Politisierung seiner Sendung ab. Da kommt einer zu ihm und sagt: „Herr, sage meinem Bruder, er soll das Erbe mit mir teilen!“ „Mensch“, entgegnet ihm Jesus, wer hat mich zum Erbteiler über euch gesetzt?“ Das sind Dinge, die gehen ihn nichts an. Und als das Volk ihn zum König machen will bei der Brotvermehrung, da flieht er vor ihnen, da geht er in die Einsamkeit. Er will kein Brotkönig sein, der irdische Dinge betreibt, sondern ein himmlischer König, ein König der Wahrheit. So hat also Jesus sehr wohl sich als den Messias verstanden, aber in einem anderen Sinne, als die Massen ihn erwarteten. Er hat die Messiaswürde für sich in Anspruch genommen. Er hat es zugelassen, daß das Volk beim Einzug in Jerusalem rief: „Hosanna dem Sohne Davids!“ Das heißt, dem Messias. Er hat die Kranken geheilt, die ihn anriefen als Sohn Davids. Er kam nach Jericho; da sitzt vor dem Stadttor der Bartimäus, ein blinder Bettler. „Jesus, Sohn Davids, erbarme dich meiner!“ schreit er. Die Jünger wollen ihn zum Schweigen bringen, aber er schreit noch lauter: „Jesus, Sohn Davids, erbarme dich meiner!“ Und Jesus geht hin und heilt ihn. Er ist also der Sohn Davids, als der er hier angerufen wird.

Die Dämonen kennen ihn natürlich auch. Als er nach Gerasa kam, da begegnete ihm dieser Besessene, der in den Gräbern hauste und sich mit Steinen schlug. Er rief, als er Jesus sah: „Was habe ich mit dir zu schaffen, Jesus, du Sohn Gottes, des Allerhöchsten?“ Die Dämonen kennen ihn, denn sie wissen mit der höheren Erkenntnis, die sie besitzen, daß er gekommen ist, sie zu verderben, und das versetzt sie in panische Angst. Jesus war der Messias, aber er war kein Brotmessias, er war kein irdischer König, er war kein sozialer Reformator, sondern er war derjenige, der das Gottesreich bringt und der deswegen selbst seine Jünger in die Schranken weisen muß, wenn sie einer falschen Messiasauffassung huldigen. Die beiden Söhne des Zebedäus, Jakobus und Johannes, kommen eines Tages zu ihm und sagen: „Herr, wir möchten in deinem Reiche rechts und links von deinem Throne sitzen.“ Das sind ehrgeizige Leute, dazu noch mit einer falschen Messiasauffassung. Sie denken sich, Jesus wird ein irdisches Reich errichten, und dann werden sie seine nächsten Minister. Diese Messiasauffassung weist Jesus zurück. Er fragt sie: „Könnt ihr den Kelch trinken, den ich trinken werde?“ Das ist seine Frage, ob sie nämlich den Kelch des Leidens, den Kelch der Bitternis, den Kelch der Verlassenheit trinken können. „Könnt ihr den Kelch trinken?“

So also, meine lieben Freunde, steht es um die Messianität Jesu. Jesus war der Messias. Wenn ihm die Jünger diesen Namen gegeben haben, dann haben sie etwas getan, was in seinem Wesen angelegt war. Sie haben ihn nicht künstlich hochstilisiert, sondern sie haben aus seiner Wirklichkeit die Bezeichnung geschöpft, die ihm zukam. Und wir wollen uns diesem gläubigen Bekenntnis anschließen. Wir wollen, wenn wir auf Jesus zu sprechen kommen, mit Petrus sagen: „Wir wissen, wer du bist. Du bist der Heilige Gottes, du bist der Christus, du bist der Messias, du bist der Sohn des Hochgelobten.“

Amen.

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