Die Wahrheit verkündigen,
den Glauben verteidigen

Predigten des H.H. Prof. Dr. Georg May

Glaubenswahrheit.org  
14. Februar 2021

Die Liebe zu Gott

Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.

Geliebte im Herrn!

In der Lesung der heutigen heiligen Messe hat Paulus das Jubellied der Liebe angestimmt: „Wenn ich mit Menschen-, ja mit Engelszungen redete, hätte aber die Liebe nicht, so wäre ich wie ein tönendes Erz und eine klingende Schelle.“ Liebe ist im allgemeinen Hinneigung zu einem als gut erfassten Gegenstand. Sie strebt nach Vereinigung mit dem geliebten Gegenstand. Die Liebe ist entweder Liebe des bloßen Wohlgefallens oder Liebe des Begehrens oder Liebe des Wohlwollens. Der Gegenstand der wohlwollenden Liebe ist eine andere Person. Sie hat das so recht der Liebe eigentümliche Gepräge, sich selber mitzuteilen. Liebe ist die wertbejahende und wertschöpferische Urkraft des wollenden Geistes. Liebe ist die umfassende Fähigkeit, das ursprüngliche Bedürfnis, die stärkste Bildekraft in der Entfaltung der Person und der Gemeinschaften. Die menschliche Person erweitert und wandelt sich in der Liebe und durch die Liebe; sie erreicht ihre Vollständigkeit und Vollkommenheit in der Liebe. Die Liebe ist vielgestaltig und wird in unterschiedlichem Sinne verstanden. Am wichtigsten ist die Unterscheidung von natürlicher und übernatürlicher Liebe. Die übernatürliche Liebe richtet sich auf Gott und auf den Nächsten. Sie geht aus dem Willen hervor, der durch die eingegossene Tugend der Liebe gnadenhaft erhoben ist. Die natürliche Liebe und Freundschaft zwischen Menschen beruht auf der Gemeinsamkeit der Natur. Die Gottesliebe, die wahre Freundschaftsliebe zwischen Gott und dem Menschen ist, beruht auf der Gemeinsamkeit des Übernatürlichen. Im Übernatürlichen erhebt Gott den Menschen zu sich und beruft ihn zu einer gewissen Teilnahme an der göttlichen Natur, keimartig durch die heiligmachende Gnade, voll entfaltet in der Anschauung Gottes im Himmel. Nur auf Grund der Berufung zu dieser Gemeinschaft kann die übernatürliche Freundschaftsliebe zu Gott sich aufbauen. Die Liebe zu Gott ist eine göttliche Tugend, weil sie Gott selbst unmittelbar zum Gegenstand hat und alles andere (was sie außer Gott liebt) nur um Gottes willen und in Gott liebt. Gottesliebe ist die höchste und vortrefflichste der drei auf Gott bezogenen Tugenden, ohne die nichts nützt, mit der alles zum Heile dient. Die Liebe zu Gott ist heilsnotwendig. Ohne die zuständliche Gottesliebe erwirbt niemand das ewige Heil. Wer aber wahre und vollkommene Gottesliebe setzt, dem wird die Gnade der Rechtfertigung und das Anrecht auf das ewige Heil mitgeteilt.

Die Offenbarung Gottes im Alten Bund legte dem Volk Gottes die Pflicht auf, Gott zu lieben. Im Buch Deuteronomium gebietet Gott: „Höre, Israel, der Herr, unser Gott, ist allein der Herr. Du sollst den Herrn, deinen Gott lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele und mit all deiner Kraft“ (Dt 6,41). Jesus Christus schließt sich dieser Lehre nahtlos an. Ein Schriftgelehrter fragte ihn, welches das erste von allen Geboten sei. Jesus antwortete: „Das erste lautet: Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit deinem ganzen Herzen, mit deiner ganzen Seele, mit deinem ganzen Denken und mit deiner ganzen Kraft“ (Mk 12,28). Der unendliche und zugleich personale Höchstwert Gottes begründet die Pflicht der Gottesliebe.

Die Pflicht oder das Gebot der Gottesliebe fordert zunächst, durch inneren Akt der vollkommenen Liebe Gott zu lieben, jedenfalls öfters im Leben. Wer einigermaßen christlich lebt, erfüllt dieses Gebot mehr als pflichtgemäß; andere Pflichten, die ohne die Liebe unerfüllt bleiben würden (z.B. Gebet, Beicht), bestimmen ihn schon dazu. Wir sollen zuerst und vor allem Gott lieben. Was heißt das? Einen Menschen lieben, seine Eltern, seine Frau, seine Kinder oder einen Freund – darunter kann man sich etwas vorstellen. Aber Gott lieben? Die einzige seinsgerechte Antwort auf einen Wert ist die Wertschätzung, die Anerkennung, die Hochschätzung, die Liebe. Nun ist aber Gott der höchste denkbare Wert, das unendlich vollkommene Gut. Alle irdischen Güter werden von Gott in unendlicher Weise überragt. Was sie an Wert besitzen, ist nur Anteilnahme an Gottes überragendem Wert. Daher gebührt Gott die höchste, intensivste Liebe. Unmittelbarer oder innerer Beweggrund der Liebe zu Gott ist also Gott als das undendlich vollkommene Gut. „Der Grund, Gott zu lieben, ist Gott selbst“, sagt der hl. Bernhard. Gott lieben heißt: an die Stelle unseres selbstsüchtigen Ich Gott setzen; Gott zur Hauptsache unseres Lebens machen, die herzugeben wir um keinen Preis der Welt bereit sind; Gott lieben heißt: stets nach seinem Willen fragen und ihn mit ganzer Kraft zu erfüllen suchen. Eine weitere Pflicht der Gottesliebe besteht darin, dass ihr Fundament, nämlich die übernatürliche Lebensgemeinschaft mit Gott, nicht zerstört wird durch eine schwere Sünde. In diesem Sinne ist das Halten der Gebote die wichtigste Betätigung der Gottesliebe.

Der Mensch kann sich die übernatürliche Liebe zu Gott nicht selbst verschaffen; sie ist ihm unverfügbar. Er muss sie sich verleihen lassen. Und in der Tat: Die Liebe zu Gott wird als freies Geschenk Gottes in die Seele eingegossen. Gemeint ist die übernatürliche Liebe. In der Kraft Gottes vermag der Mensch auch in der Gottesliebe zu wachsen. Zwei Dinge mehren die Liebe zu Gott: die Losschälung des Herzens von den Dingen der Welt und tapferes Aushalten in Widerwärtigkeiten (Thomas v. A.). Es gibt keinen sichereren Aufstieg zur Gottesliebe als die Liebe zum Mitmenschen (Aug.). Die Liebe zu Gott kennt mehrere Stufen oder Stadien. Das erste Stadium der Gottesliebe ist das Wohlgefallen an Gott. Die Vernunft und noch mehr der Glaube lehren uns, dass Gott ein unermesslicher Abgrund jeglicher Vollkommenheit ist. Wenn die Seele ihn bedenkt, wird das Wohlgefallen Gottes in ihr angeregt. Das zweite Stadium der Gottesliebe ist das Wohlwollen gegenüber Gott. Unser Wohlwollen besteht darin, dass wir uns über seine erhabenen Vorzüge freuen und dass wir wünschen, sein Name möge immer mehr gepriesen und sein Wille immer mehr erfüllt werden. Das dritte Stadium der Gottesliebe ist die volle Hingabe an Gott. Erst die werktätige Liebe ist der untrügliche Beweis aufrichtiger Liebe. Das Wohltun gegen Gott besteht darin, dass wir nach Kräften seine äußere Ehre fördern. Wer Gott wahrhaft liebt, darf nichts Geschöpfliches ihm vorziehen oder gleichachten und nichts gegen seinen heiligen Willen gebrauchen und genießen. Im Besonderen dürfen wir keinem Geschöpf uns so zuwenden oder zugetan sein, dass wir dadurch der Freundschaft Gottes verlustig gehen. Die Liebe erhebt sich zu einer noch höheren Stufe, wenn man aus Liebe zu Gott die Widerwärtigkeiten und Betrübnisse liebt, die Gott will oder zulässt. Im Leiden zeigt sich die Liebe am selbstlosesten. Da ist nichts liebenswürdig als der Wille Gottes. Die Liebe zu Gott muss sich selbstverständlich in erster Linie Gott selbst zuwenden. Aber sie beschränkt sich nicht auf Gott. Sie zieht alles in ihren Kreis, was mit Gott durch die übernatürliche Liebe geeint ist oder die Bestimmung hat, mit ihm geeint zu werden.

Die Gottesliebe muss vollkommen sein, d.h. sie muss wohlwollende, nicht begehrende Liebe sein. Vollkommen ist die Liebe, deren innerer Beweggrund Gott und seine unendliche Liebenswürdigkeit ist. Die Liebe muss vollkommen auch ihrem Akte nach sein, das heißt sie muss nicht bloßes Mögen, sondern entschiedener Wille sein, der Gott um seiner selbst willen vor allem anderen den Vorzug gibt und ihm über alles anhängt. Diese Eigenschaft der Liebe zu Gott wird ausgedrückt durch die Worte der Heiligen Schrift, wir sollen Gott lieben „aus ganzer Seele und aus allen Kräften“. Weil Gott allen in Größe und Güte überlegen ist, muss er mehr als alles geliebt werden, soll unserer Liebe eine Verehrung für ihn bedeuten (Aug.). Die Liebe, soweit sie Gottes- und Nächstenliebe umfasst, ist von grundlegender Bedeutung für die Kirche selbst, den mystischen Leib Christi. Durch sie tut Christus, das Haupt, für die Gesamtheit des Liebesbundes genug und erwirbt für sie Güter. Theresia von Avila, die große Liebende, schreibt: „Wenn ihr mich fragt, wie man die Liebe zu Gott erwerben kann, so sage ich: Wenn sich eine Seele entschließt, für Gott zu wirken und zu leiden, und zwar sooft sich eine Gelegenheit dafür bietet“ (The.v.A.).

Nun ist Gott unsichtbar. Er kann mit dem körperlichen Auge nicht gesehen werden. Der Apostel Johannes schreibt: „Niemand hat Gott je geschaut“ (1 Joh 4,12). In seinem ersten Brief an Timotheus spricht Paulus „dem König der Weltzeiten, dem unvergänglichen, unsichtbaren, ewigen Gott“ ewige Ehre und Herrlichkeit zu. Ist es möglich, den unsichtbaren Gott zu lieben? Der Apostel Petrus sieht darin kein Problem. Er schreibt in seinem ersten Brief: „Ihr liebt Gott, obschon ihr ihn nicht gesehen habt“ (1Petr 1,8).Gott ist unsichtbar. Aber er greift in Natur und Geschichte ein und offenbart sich so der Menschheit. Der Apostel Paulus schreibt: „Das Unsichtbare an ihm ist seit Erschaffung der Welt in den erschaffenen Dingen erkennbar“ (Röm 1,20). Die natürliche Gotteserkenntnis, die von den geschaffenen Wirklichkeiten zu dem ungeschaffenen Gott aufsteigt, zeigt uns, wer und wie Gott ist. Gott ist der Unendliche. Ihm eignet die absolute Vollkommenheit, weil er in jeder nur denkbaren Hinsicht vollkommen ist. Sämtliche Möglichkeiten des Seins sind in ihm verwirklicht, und zwar in höchster Vollendung. Gott verliert dadurch, dass er den Menschen im Pilgerstand unsichtbar bleibt, nicht die Eigenschaft des (unendlich) Seienden und daher zu Liebenden. Wenn man die Heiligkeit und Erhabenheit Gottes bedenkt, seine Ewigkeit und seine Allmacht, wenn man sich erinnert an seine Güte und Barmherzigkeit, an seine Weisheit und Vorsehung, dann muss es möglich sein, ihn nicht nur zu verehren und anzubeten, sondern auch zu schätzen und zu lieben. Wir lieben auch sonst Unsichtbares. Wir lieben die Tugend. Die Tugend bezeichnet die Lebenshaltung, die das sittlich Gute erstrebt und die der Mensch in Freiheit durch permanente Übung erzeugt. Die Tugend ist unsichtbar, gehört dem Reich der Ideen an. Dennoch kann (und soll) man sie lieben. Wir wissen, was Willenskraft ist, und sehnen uns danach, aber wir sehen sie nicht. Wir lieben die Schönheit. Schönheit ist das Leuchten der Form. Es gibt ein geistiges Aufleuchten, ein schauhaftes Umfassen geistiger Gehalte. Es ist möglich, den unsichtbaren Gott zu lieben. Dazu kommt ein weiteres. Gott ist unsichtbar, aber er ist sichtbar geworden in der Menschwerdung. Gott ist unsichtbar, aber Christus ist das Bild des unsichtbaren Gottes (Kol 1,15). Von ihm schreibt der Apostel Johannes in seinem Evangelium: „Wir haben seine Herrlichkeit gesehen, voll der Gnade und Wahrheit“ (Joh 1,14). Und in seinem ersten Brief: „Was von Anfang an war, was wir gehört, was wir mit unseren Augen gesehen, was wir geschaut und was unsere Hände berührt haben von dem Worte des Lebens, das bezeugen und verkündigen wir, das ewige Leben, das beim Vater war und uns geoffenbart wurde“ (1 Joh 1,1-2). Für uns gläubige Christen ist die Menschwerdung des Logos eine unüberbietbare Einladung und Aufforderung Gott zu lieben. Wir schauen ihn in der Krippe, am See Genesareth und auf dem Berg der Verklärung. Und wen wir da sehen in seiner Liebenswürdigkeit, das ist der unendliche Gott, der sich herabgelassen hat, aus der Unsichtbarkeit herauszutreten und sichtbar zu werden. Für uns und um unseres Heiles willen ist er gekommen, um uns aus der Verlorenheit der Sünde und dem Dunkel unserer Laster zu erretten. Wer sollte ihn nicht lieb haben, der alles für uns hingegeben hat, seine Jugend, seinen guten Ruf, sein kostbares Blut? Dieser Jesus hat uns Gott, den Herrn Himmels und der Erde, als seinen und unseren Vater geoffenbart und uns beten gelehrt: Unser Vater im Himmel. Wie sollten wir den himmlischen Vater nicht lieben, ohne den kein Haar von unserem Haupte fällt?

Wesentlich und in ihrem Erlebniskern betrachtet, ist die Liebe eine Willenshaltung. So ist auch die Gottesliebe im Willen des Menschen verankert. Der Wille ist das bewusste, auf ein bestimmtes Ziel gerichtete Streben des Menschen. Davon verschieden sind Gefühle, subjektive Erregungszustände, die mehr oder weniger von Lust oder Unlust begleitet sind. Die Gottesliebe ist willensmäßige Liebe. Etwas anderes ist die gefühlsmäßige Liebe. Sie wird durch das sinnenhafte Sehen und Besitzen des geliebten Gegenstandes, der geliebten Person stark angesprochen. Die Liebe strahlt normalerweise in das Gefühlsleben aus, aber doch nicht notwendigerweise; sie ist nicht bloßes Lustgefühl. Die willentliche Höchstwertung Gottes kann bestehen, auch wenn das Gefühl anderen Wertskalen folgt. Die gefühlsmäßige Schätzung entzieht sich dem Einfluss des freien Willens.

Die Gottesliebe zeitigt Wirkungen. Durch die uns geschenkte Liebe zu Gott wird der Wille in seiner tiefsten Wurzel geheiligt und Gott zugewendet. Die Liebe zu Gott befähigt uns und macht uns geneigt, Gott als unser übernatürliches Endziel um seiner selbst willen und uns selbst und den Nächsten um Gottes willen in übernatürlicher Weise zu lieben. Die Liebe zu Gott gibt unseren Handlungen die Richtung auf Gott hin und regt die anderen Tugenden zu ihrer Betätigung an. Nichts ist gebieterischer als die Liebe. Die Bereitwilligkeit, Gottes Willen zu erfüllen, ist ein unzweideutiges Zeichen der Liebe (Thomas v. A.). In der Abschiedsstunde sagt Jesus zu seinen Jüngern: „Wenn ihr mich liebt, so haltet meine Gebote“ (Joh 14,15). „Wer meine Gebote hat und sie hält, der ist es, der mich liebt“ (Joh 14,21). „Wenn einer mich liebt, wird er mein Wort halten… Wer mich nicht liebt, der hält meine Worte nicht“ (Joh 14,23-24). Der Lieblingsjünger Johannes hat diese Lehre seines Meisters aufgegriffen. In seinem ersten Brief schreibt er: „Wer sein Wort hält, in dem ist wahrhaft die Liebe Gottes vollkommen“ (1 Joh 2,5). „Wer seine Gebote hält, der bleibt in ihm und er in ihm“ (1 Joh 3,24). Der Gehorsam, den wir Gott leisten, kommt aus der Liebe und soll aus ihr kommen. Aber er ist nicht Liebe, sondern Frucht der Liebe. Der Gehorsam, den wir Gott leisten, darf freilich kein unwilliger, verbissener Gehorsam sein, sondern ein williger, dankbarer Gehorsam. Wir schulden Gott Dank, dass wir seine Gebote kennen, dass wir wissen: Wenn wir Gott gehorchen, nimmt unser Leben einen geordneten und heilvollen Verlauf. Die Liebe kennt keine unüberwindbare Schwierigkeit, ist stark wie der Tod und triumphiert in allen Widerwärtigkeiten, Kämpfen und Versuchungen dieses Lebens. „Wir wissen, dass denen, die Gott lieben, alles mitwirkt zum Guten“ (Röm 8,28). Die Liebe hat die Martyrer hervorgebracht, die Jungfrauen gestärkt, den Bekennern Beharrlichkeit verliehen. Die Liebe gibt Kraft, die Welt zu überwinden, die Begierlichkeit des Fleisches zu bändigen, den Reizen dieses Lebens zu widerstehen.

Gott lohnt die Gottesliebe. Sein Lohn ist er selbst. Die Seele, die Gott liebt, sucht keinen anderen Lohn als den Gott ihrer Liebe. Sucht sie einen anderen, so liebt sie diesen und nicht Gott (Bernhard v. Clairvaux). Gott lohnt die ihm entgegengebrachte Liebe. Wer es wagt, die Mauern der Ichsucht zu übersteigen, wer es wagt, sich selbst an die zweite oder dritte Stelle zu setzen, der erfährt das Paradoxe der Liebe. Man wird reicher, wenn man sich verschenkt. Wer selbstsüchtig sich verschließt, wenn Hände gierig nach allem greifen, um es an sich zu reißen, der bleibt einsam und arm. Die Verbindung der Seele mit Gott durch die Liebe ist die Quelle heiliger Freude und wahren Friedens. Die gottliebende Seele freut sich über die Herrlichkeit Gottes, und es ist eine ungetrübte Freude, da Gott als das unendlich vollkommene Gut in seiner Herrlichkeit unveränderlich bleibt. Das ist jene Freude, zu welcher der Apostel uns auffordert, wenn er sagt: „Freuet euch im Herrn allezeit; abermals sage ich, freuet euch!“(Phil 4,4). Die Liebe bringt beseligenden Frieden. Indem die Liebe alles auf Gott bezieht, unsere Neigungen und Strebungen, stellt sie deren Einheit und Harmonie her. Der Friede mit Gott verschafft dem Menschen Ruhe und Gefasstheit. Wer im Frieden mit Gott ist, den kann keine äußere Anfechtung mehr in Verwirrung und Erschütterung versetzen. Ich kenne ein Lied, in dem die Liebe zu Gott besungen wird wie in keinem anderen. Ein Lied, in dem die Liebe zu Gott verknüpft ist mit dem Willen, wie es sein soll. Dieses Lied lautet:

Ich will dich lieben, meine Stärke;

ich will dich lieben, meine Zier.

Ich will dich lieben mit dem Werke

und immerwährender Begier.

Ich will dich lieben, schönstes Licht,

bis mir das Herz im Tode bricht.

Ich will dich lieben, meine Krone,

ich will dich lieben, meinen Gott.

Ich will dich lieben sonder Lohne,

auch in der allergrößten Not.

Ich will dich lieben, schönstes Licht,

bis mir das Herz im Tode bricht.

Amen.

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