Die Wahrheit verkündigen,
den Glauben verteidigen

Predigten des H.H. Prof. Dr. Georg May

Glaubenswahrheit.org  
8. November 2020

Die Feinde des Kreuzes

Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.

Geliebte im Herrn!

„Viele wandeln – wie ich schon oft gesagt habe, jetzt aber unter Tränen wiederhole – als Feinde des Kreuzes Christi. Ihr Gott ist der Bauch, ihr Ruhm besteht in ihrer Schande, ihr Sinnen geht auf das Irdische, ihr Ende ist Verderben.“ Es sind aufwühlende Worte, die der heilige Paulus an die Gemeinde in Philippi schreibt. Feinde des Kreuzes Christi in einer christlichen Gemeinde! Was ist mit dem Kreuz Christi gemeint? Das Kreuz Christi ist der Inbegriff des Erlösungswerkes, das Jesus Christus in seinem Kommen und Lehren, in seinen Taten und in seinem Leiden vollbracht hat. Wer ist ein Feind des Kreuzes Christi? Wer im Reden oder Handeln das Erlösungswerk Jesu Christi verleugnet. Was kennzeichnet die Feinde Christi? Dass ihr Gott der Bauch ist. Sie setzen an die Stelle Gottes einen Götzen, Sie entthronen den König Christus. Gott ist das höchste Wesen, dem der Mensch, sein Geschöpf, Anbetung und Gehorsam schuldet. Wer Gott Anbetung und Gehorsam versagt und beides einem Geschöpf zuwendet, ist ein Götzendiener. Paulus stellt uns in der Epistel des heutigen Sonntags die Götzendiener vor. Es sind jene, deren Gott der Bauch ist. Was ist mit dem Bauch gemeint? Der Bauch gilt als Stätte der Nahrungsaufnahme und der Geschlechtlichkeit. Beides kann zum Gegenstand der Verehrung gemacht werden, der an die Stelle Gottes tritt.

Wir essen und trinken, um unser Leben zu erhalten. Die Zufuhr von Speise und Trank ist zum Leben und zur Gesunderhaltung des Körpers notwendig, daher an sich auch sittliche Pflicht. Die begleitenden Lust- und Unlustgefühle (Hunger, Wohlgeschmack, Sättigung) wirken anregend und warnend bei Erfüllung der Pflicht. Das rechte Maß bestimmt sich nach dem objektiven Bedürfnis. Dem Menschen ist die Beherrschung des Begehrens auferlegt. Das sinnlich-leibliche Leben muss sich dem Geist unterordnen. Dem widerspricht tierisches Genießen. Wer den Bauch zu seinem Gott erhebt, der macht sich zum Sklaven der Gaumenlust. Er sinnt fortwährend darauf, wie er Speise und Trank immer mehr verfeinern und abwechslungsreich gestalten kann. Er wird zum Genießer. Die ungeordnete Neigung nach Speise und Trank oder die Gaumenlust (gula) liegt zunächst im sinnlichen Begehren. Sie wird zur Unmäßigkeit, wenn sie vom Geist schuldbar zugelassen oder gewollt wird. Die Unordnung geschieht durch stoffliches Übermaß, durch unwürdige Gier und Hast und durch Verfehlung gegen Sitte und soziale Pflichten. Wenn die Unordnung gewohnheitsmäßig wird, artet sie aus zu einer Haupt- oder Quellsünde. Sie wird zur Leidenschaft, nährt andere sinnliche Lüste und gibt so zu mancherlei Sünden Anlass (Lk 21,34). Die Lust, dem Bauch zu dienen, hat auch erhebliche soziale Auswirkungen. Wer dem Bauch als seinem Gott dient, vergisst über seinem eigenen Begehren und Genießen den hungrigen Bruder und die durstige Schwester. Bei uns ist er Wohlstand zu Hause. Mehr noch: Rattenplagen brechen in unseren Städten aus, weil Tonnen von belegten Broten in den Mülleimern verschwinden. Und einige Flugstunden entfernt, gehen Millionen Menschen an Hunger zugrunde. Milliarden Euro werden für Genussmittel ausgegeben. Ein Oktoberfest in München und ein Karneval am Rhein verschlingen Summen, mit denen man in ganzen Landstrichen den Hunger stillen könnte. Der Bauchdienst wirkt sich schließlich auch negativ auf die Religiosität aus. Der Bauchdiener vergisst und verliert seinen Gott, den Schöpfer Himmels und der Erde!

Ihr Gott ist der Bauch. Das gilt auch für jene, die der Geschlechtslust verfallen sind. Alles Sinnliche muss durch den Geist beherrscht und begrenzt werden. Das Geschlechtsleben im Besonderen empfängt eine naturgesetzliche sittliche Regelung durch klare Vernunftgebote. Diese ordnen nicht nur das Grundlegende des geschlechtlichen Lebens, sondern auch wichtige Einzelheiten. Das menschliche Geschlechtsleben hat seine natürliche und gottgewollte Form ausschließlich in der gültigen Ehe zwischen einem Mann und einer Frau. Jede außereheliche Befriedigung, auch die innere geschlechtliche Lustempfindung, ist vom Sittengesetz untersagt. Die Unkeuschheit (luxuria) besteht in der sittlich ungeordneten Befriedigung der Geschlechtslust. Die Unordnung und Unsittlichkeit zeigt sich erstens in der rein sinnlichen Befriedigung des Triebes und der dadurch bewirkten Entwürdigung der Persönlichkeit; zweitens in der Vereitlung, Umgehung und Gefährdung der menschlichen Fortpflanzung; drittens in der Verletzung und Bedrohung der Ehe als des sittlich geordneten Geschlechtsbundes. Die Sünde der Unkeuschheit ist unter dem Gesichtspunkt der Selbstherrschaft besonders schimpflich, weil (und je mehr) sie die menschliche Person zum Sklaven der Fleischeslust macht. Die Sünde der Unkeuschheit ist umso schwerer, je weiter sie sich vom Zweck der Fortpflanzung entfernt, je mehr sie die menschenwürdige eheliche Fortpflanzung vereitelt oder gar jegliche Erzeugung von Nachkommenschaft unmöglich macht.

Wer den Bauch zu seinem Gott erhebt, dessen Vorstellungen sind fortwährend damit beschäftigt, wie er die Ausübung des Geschlechtstriebes immer häufiger vornehmen und immer raffinierter gestalten kann. Eine schrankenlose Phantasie und ein durchtriebenes Denken verleiten beim Menschen das geschlechtliche Triebleben zu Gelüsten und Ausschweifungen, deren das Tier nicht fähig ist. Wessen Gott der Bauch ist, der beutet seinen Geschlechtspartner aus, macht ihn zum bloßen Objekt seines Begehrens, vergisst seine Menschenwürde. Wer dem Bauch als seinem Gott dient, vernachlässigt über seinem Begehren den Hauptzweck der Geschlechtsanlage, nämlich die Weckung neuen Lebens in der gottgewollten Ehe. Wer dem Bauch als seinem Gott verfallen ist, sucht immer neue Steigerungen und Abwechslungen des geschlechtlichen Tuns. Der entfesselte Geschlechtstrieb führt zu Unbeständigkeit und Übereilung, zur Gleichgültigkeit gegen Ehre, Hab und Gut, zu Unlust und Verdrossenheit, zur Furcht vor der Ewigkeit, zum Trotz gegen alle Autorität, zur geistigen Unempfänglichkeit; ja er kann mit Verblendung, Unglauben, Irrglauben und sogar mit Hass gegen Gott enden.

Was kennzeichnet die Feinde des Kreuzes Christi? Dass ihr Sinnen nur auf das Irdische geht. Wer den Bauch zu seinem Gott macht, der verliert den Geschmack am Überirdischen, Metaphysischen, Göttlichen. Der Genießer und der Unzüchtige kleben am Boden dieser Erde. Ihr Blick geht nicht mehr zum Himmel. Sie machen es so, wie es der Prophet Isaias vor Hunderten von Jahren beschrieben hat: „Lustbarkeit und Jubel, Rindertöten und Schafeschlachten, Fleischessen und Weintrinken: Esset und trinket, denn morgen sind wir tot“ (Is 21,13). Ihre geistige Nahrung ist die Zeitung. Sie liegen vor Petroleum-Aktien und Rechenmaschinen auf den Knien. Sie leben ohne Gott in der Welt (Eph 2,12). Sie lieben die gottfremde und gottfeindliche Welt (Joh 7,7; 8,23; 16,33; 1 Kor 3,9; 5,16; Gal 6,14; Jak 1,27; 2 Petr 1,4). Sie erliegen der großen Versuchung der Menschheit: aus eigener Kraft zu schaffen, was nur mit Gott zu erreichen ist. Denn es gibt keine Gerechtigkeit ohne Gott. Der Mensch braucht Gott, um nicht zum Unmenschen zu entarten. Er braucht den Glauben, die Anbetung, das Vertrauen auf Gottes Vorsehung. Er braucht die Gebote Gottes. Wenn Gott nicht gebietet, stehen alle Gesetze zur Disposition des Menschen. Religion ist kein überflüssiges Kulturprodukt. Religion ist nicht Entfremdung von sich selbst, wie Karl Marx sagt: Religion ist die Quelle höchster Energie. Durch sie wird die materielle Wirklichkeit der Schöpfung vor Verödung und Aushöhlung bewahrt.

Was kennzeichnet die Feinde des Kreuzes? Sie rühmen sich. Sie rühmen ihre Errungenschaften und ihre Lebensweise. Sie rühmen sich, dass sie die Menschen befreit haben von den Normen, die das geschlechtliche Verhalten bestimmen. Sie propagieren das Recht auf freie Wahl der sexuellen Orientierung. Aus einem Manne kann eine Frau werden und aus einer Frau ein Mann. Sie fordern das Recht auf Abtreibung. Vor einiger Zeit haben sich sogenannte prominente Frauen zusammengetan und öffentlich bekannt, dass sie die Leibesfrucht abgetrieben haben. Sie rühmen sich dieser Tat. Die Feinde des Kreuzes Christi haben das Laster zur Tugend erklärt. Sie geben Ehemissbrauch, sexuelle Promiskuität und gleichgeschlechtliche Praktiken als Fortschritt und Befreiung aus. Es gab eine Zeit, in der sich das Laster versteckte. Diese Zeit ist seit langem vergangen. Heute brüstet es sich mit seinem Tun. Homosexuelle Politiker wie der Berliner Bürgermeister Wowereit und der Bundesgesundheitsminister Spahn outen sich in der Öffentlichkeit als ausübende Homosexuelle. Und sie fügen hinzu: „Das ist gut so.“ Der evangelische Bischof von Bayern lud die homosexuellen evangelischen Pfarrer ein, sich fröhlich mit ihrem Genossen im Pfarrhaus zu vergnügen. Der österreichische Staatspräsident rühmt sich, dass er einen Vortrag vor Homosexuellen halte. Auf allen Straßen wird heute das Lob der widernatürlichen Unzucht gesungen.

Das Urteil Gottes über die Feinde des Kreuzes ist eindeutig: Ihr Ende ist Verderben. Paulus hat es seinen Zeitgenossen wiederholt angekündigt. In seinem Brief an die Gemeinde in Galatien schreibt er: „Offenbar sind die Werke des Fleisches: Unzucht, Unlauterkeit, Götzendienst, Giftmischerei, Feindseligkeit, Mordtaten, Trunkenheit, Völlerei. Die solches tun, werden das Reich Gottes nicht erlangen“ (Gal 5,19). In seinem Schreiben an die Gemeinde in Korinth führt er aus: „Täuschet euch nicht: Weder Hurer noch Ehebrecher noch Weichlinge noch Knabenschänder werden das Reich Gottes erlangen“ (1 Kor 6,19).

Wir sagen das ohne Genugtuung, vielmehr mit tiefem Schmerz. Denn wir wollen mit Gott, dass alle Menschen selig werden und zum Heile kommen. Doch Gott ist gerecht. Der Mensch bekommt, was er verdient. Er ist gewarnt: durch die Sprache der Natur und des Gewissens, durch die Offenbarung Gottes und seiner Bevollmächtigten. Wenn er sich nicht warnen lässt, bekommt er die ganze Wucht des göttlichen Strafgerichtes zu spüren. Wer ist ein Feind des Kreuzes? Der, dessen Gott der Bauch ist und dessen Sinn auf das Irdische zielt. Wer ist ein Feind des Kreuzes? Jeder Theologe, der an den Geboten über die menschliche Geschlechtlichkeit rüttelt. Wer ist ein Feind des Kreuzes? Alle die, welche in dem Synodalen Prozess daran sind, die Lehre der Kirche zu verkehren, gleichgültig, ob sie Laien oder Bischöfe sind. Ihr Ende ist Verderben.

Amen.

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