Die Wahrheit verkündigen,
den Glauben verteidigen

Predigten des H.H. Prof. Dr. Georg May

Glaubenswahrheit.org  
29. Januar 2017

Herr, rette uns!

Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.

Geliebte im Herrn!

Der See Genesareth in der Landschaft Galiläa ist nach der Stadt Zennereth am Westufer im Stamme Nephtali, auch Galiläisches Meer oder See von Tiberias benannt. Seine Tiefe beträgt bis zu 48 m, die Länge 21 km, die größte Breite 11 km, der Flächeninhalt 170 km². Im Wetter ist dieser See gefährlich. Warum? Im Westen drängen die Berge nahe an den See, nur für eine kleine Ebene raumlassend. Der schmale Ostrand erweitert sich nach Norden, da wo der Jordan einfließt in den See, und hat dort diese fruchtbare Ebene el-Batiha. Der See Genesareth war reich an Fischen. Die Fischerei erfolgte mit der Angel oder mit dem Netz. Jesus weilte oft in der Nähe des Sees; dort lag ja die Stadt Karpharnaum, der Wohnort des Petrus und des Andreas, Sitz einer römischen Garnison und Zollstätte, Mittelpunkt der öffentlichen Tätigkeit Jesu. In keiner Stadt hat er öfter gepredigt, hat er mehr Wunder gewirkt, hat er so viele Zeichen seiner Liebe gegeben wie in Karpharnaum. Dort trugen sich zu die Berufung des Levi, des Zollbeamten zum Apostel, die Entrichtung der Steuermünze, die Erweckung der Tochter des Jairus, die Heilung der blutflüssigen Frau und des Knechtes des Hauptmanns, des Gichtbrüchigen und eines Besessenen und die Berufungen von vier Aposteln. Als er nämlich am Ufer des Sees entlangging, sah er zwei Brüder Simon (später Petrus genannt) und Andreas, wie sie das Netz ins Meer warfen. Sie waren Fischer, und er sprach zu ihnen: „Kommt, ich will euch zu Menschenfischern machen.“ Als er ein wenig weiter ging, sah er zwei andere Brüder: Jakobus, den Sohn des Zebedäus, und Johannes, wie sie im Schiffe mit ihrem Vater die Netze zurechtmachten. Er rief sie, und sogleich verließen sie das Schiff, den Vater und folgten ihm nach. „Fischer“ hat der Herr zu seinen Jüngern gemacht, nicht Intellektuelle, sondern Handwerker. Der Breslauer Bischof Bertram hat einmal das bedeutsame Wort gesprochen: „Unser Beruf verlangt hartknochige Männer.“ Er wollte damit ausdrücken: Zum Priester ist nur geeignet, wer kein weicher und weichlicher Mensch ist. Der See Genesareth liegt 208 m unter dem Meeresspiegel. Weil er in einem Kessel liegt, der auf drei Seiten von steilen Wänden umgeben ist, sind Stürme auf ihm sehr gefährlich und geeignet, auch wettererprobten Fischern Angst und Schrecken einzujagen.

Nun hatte Jesus wieder einmal am See gelehrt, und wegen des Andranges, um besser verstanden zu werden, ließ er sich von einem Schiff auf den See fahren und hielt dort seine Predigt, vom Schiffe aus. Als er geendet hatte am Abend, wollte er für diesen Tag von der Volksmenge loskommen. Er gab deshalb den Befehl, auf das andere, also auf das östliche Ufer des Sees zu fahren. Die Fahrt über den See beanspruchte mehrere Stunden. Sie sollten für Jesus zugleich eine Zeit der Ruhe sein. Es war Abend, als Jesus den Befehl zum Aufbruch gab, und so muss während der Fahrt die Nacht hereingebrochen sein. Die Jünger entließen wunschgemäß das Volk und begannen mit ihm die Überfahrt. Es fuhren auch andere Boote mit, wahrscheinlich Leute, die vom anderen Ufer des Sees stammten und jetzt nach Hause kamen. Und während sie dahinfuhren, schlief Jesus ein, ermüdet, erschöpft von seiner missionarischen Tätigkeit. Das erhob sich plötzlich ein heftiger Sturmwind, die Wellen schlugen hoch, sie traten über die Bordwände des Schiffes. Das Schiff beginnt sich mit Wasser zu füllen; die Lage ist ernst. Jesus schläft, von Müdigkeit übermannt, inmitten der gefahrdrohenden Elemente. Er lag im Hinterteil des Schiffes und schlief auf einem Kissen, wie Markus in seinem Evangelium uns mitteilt. Die Jünger wissen keinen Rat mehr. In höchster Angst wecken sie ihn und sprechen: „Herr, kümmert es dich nicht, dass wir untergehen?“ Das sind vorwurfsvolle Worte. Sie sind zwar sinnlos, weil sie an einen aus dem Schlafe Aufstehenden, an einen Erwachenden gerichtet sind, aber sie sind mit ihrem wenig ehrfürchtigen Ton ein umso beredterer und psychologisch echter Ausdruck ihrer Verzweiflung; so spricht nicht fromme Legende. Jesus stand auf, schalt den Wind und sprach zum See: „Schweige! Verstumme!“ Er fuhr den Sturm und das Wasser drohend an, so wie er die Besessenen ansprach. Bei der Heilung der Besessenen, da hat er ebenso geredet, er befahl den Dämonen: „Schweiget.“ Der Wind und der See gehorchten augenblicklich seiner Befehlsgewalt. Der Sturm legt sich, das Wasser beruhigt sich, es entsteht eine völlige Stille. Die Wellen, die ja normalerweise noch lange in Bewegung bleiben, glätten sich, sofort. Die plötzlich vollständige Stille auf dem See übte auf die an der Überfahrt Beteiligten eine geradezu beklemmende Wirkung aus. Derselbe, der eben noch vor Ermüdung eingeschlafen war, erweist sich jetzt als den Herrn über die Elemente. Mit einem Machtwort gebietet er ihnen Einhalt. Und erst nach der Stillung des Sturmes wendet sich Jesus an die Jünger: „Was seid ihr furchtsam? Habt ihr noch keinen Glauben?“ Die Anrede offenbart Jesu absolute Überlegenheit in dieser Situation. Sie lässt die Beseitigung der Gefahr als eine Selbstverständlichkeit erscheinen. Die Jünger aber werden getadelt, sie haben sich feige benommen. Indem sie um ihr Leben bangten, bewiesen sie ihren Mangel an Glauben. „Habt ihr noch keinen Glauben?“ Nachdem sie so lange mit ihm zusammen sind, nachdem sie so viele Beweise seiner göttlichen Macht erfahren haben, sind ihre Augen immer noch gehalten, „sonst hättet ihr wissen müssen, dass dem nichts geschehen kann, bei dem ich bin“. Ein unerhörtes Wunder ist geschehen; es offenbart Jesu Macht über die Elemente der Natur. Die Zeugen des Geschehens werden von ehrfurchtsvoller Scheu vor ihm erfüllt. Allmählich dämmert ihnen die Erkenntnis, dass sie den Herrn der Natur in ihrer Mitte haben: „Wer ist dieser, dass Sturm und Wellen ihm gehorchen?“ Wer der Natur gebietet, der kann nur der Herr der Natur sein, der muss ihr Schöpfer sein. Nichts, meine lieben Freunde, nichts, aber auch gar nichts gibt die Berechtigung, das Geschehen im See Genesareth als legendär zu bezeichnen. Nur wer mit dem Vorurteil, das, was da berichtet wird, kann nicht geschehen, kann nicht passiert sein, nur wer mit diesen Vorurteil an den Bericht herangeht, leugnet seine Geschichtlichkeit. Unerhörte Geschehnisse haben die Jünger zum Glauben an Jesus, den Sohn Gottes, geführt. Mit erdichteten Erzählungen wäre er niemals der Sohn Gottes in ihren Augen gewesen.

Jesus hat den Sturm im See Genesareth gestillt, aber diesem Sturm sind noch viele andere in der Geschichte der Kirche gefolgt. Dreihundert Jahre lang, freilich mit Unterbrechungen, wurde das junge Christentum bekämpft und verfolgt. Die Christen mit ihrem Glauben an den einen Gott und an Christus, den Gekreuzigten, bekannten eine universale Religion, eine Religion, die den Anspruch erhob, die ganze Welt zu erobern, um alle anderen Religionen zu verdrängen. Sie verwarfen den Götterglauben und den Kaiserkult. Die göttliche Verehrung des Kaisers war aber damals so etwas wie eine römische Staatsreligion, und sie wurde zum Prüfstein für die Loyalität und den Patriotismus der Bürger. Wer diese Staatsreligion ablehnte, konnte wegen Hochverrats belangt werden. Daher wurde diese Forderung für die Christen besonders gefährlich. Sie gerieten in den Verdacht, Feinde des Kaisers und des Staates zu sein. Dazu kamen verleumderische Unterstellungen; wegen ihres bildlosen Gottesdienstes bezichtigte man die Christen des Atheismus. Ja, es wurde ihnen Menschenfresserei und Blutschande bei ihren Gottesdiensten nachgesagt. Schließlich warf man ihnen Hass gegen das Menschengeschlecht vor – odium populi, odium generis humani. Aufgrund solcher Vorstellungen kam es zu Ausbrüchen der Volkswut gegen die Christen. Manche Statthalter in den Provinzen gingen gegen die Christen vor. Seit der Mitte des 3. Jahrhunderts nahm der Staat als solcher die Verfolgung der Christen systematisch in die Hand. Die erste große systematische Verfolgung der Christen geschah unter dem Kaiser Decius 249-251. Die Christen waren überrascht. Sie waren nicht vorbereitet, und so kam es in dieser Verfolgung in den großen Städten: Alexandria, Karthago, Rom, Smyrna zu massenhaften Abfällen von Christen. Selbst manche Bischöfe fielen vom Glauben ab aus Furcht vor dem Tode. Die erbittertste Verfolgung löste freilich der Kaiser Diokletian aus. Sie begann mit der Reinigung des Heeres. Die Soldaten wurden vor die Wahl gestellt, entweder zu opfern oder, wenn sie sich weigerten, schimpflich aus dem Stande entlassen zu werden. Der volle Sturm brach 303 los. Es erschienen vier Edikte des Kaisers. Ein ganzes Bündel von Maßnahmen sollte das Christentum auslöschen. Die Kirchen wurden niedergerissen, die heiligen Bücher verbrannt, den Christen wurden die bürgerlichen Rechte entzogen, die in kaiserlichem Dienste Stehenden verloren ihre Freiheit, wurden also versklavt. Die Kleriker zuerst und danach alle Christen wurden zum Opfer verpflichtet. Gegen die unter der Folter standhaft Gebliebenen kam gewöhnlich die Todesstrafe, oft nach grausamen Martern, zur Anwendung. Es flossen Ströme von Christenblut. Die wiederholten Verfolgungen durch die Kaiser setzten die Christen in Angst und Schrecken. Oft und dringend riefen sie während mehrerer Jahrhunderte: Herr, rette uns, wir gehen zugrunde! Und siehe da, der Herr stand auf und gebot den Verfolgern Einhalt. Der Kaiser Galerius erließ im April 311 mit seinen drei Mitregenten in Sardica – das ist das heutige Sofia – ein Toleranzedikt. In diesem Toleranzedikt wird die christliche Religion und ihre Ausübung für erlaubt erklärt, und die Christen werden aufgefordert, für Kaiser und Reich zu beten. Aber damit nicht genug. Der Herr erweckte den Kaiser Konstantin. Er erließ im Jahre 313 das berühmte Mailänder Edikt. Dieses Edikt gewährte den Christen volle Religions- und Kultusfreiheit. Die konfiszierten Gebäude wurden zurückerstattet, eine epochemachende Wendung in der Geschichte bahnte sich an: Das Christentum war im Kampf mit dem Kaisertum Sieger geblieben.

Aber die Verfolgungen hörten nicht auf. Sie kamen jetzt durch die Völkerwanderung. Die Germanen, die ja ursprünglich in Skandinavien saßen: Norwegen, Schweden, Finnland, die germanischen Stämme wanderten nach Süden, nach Schlesien, nach Russland, auf den Balkan. Sie waren Heiden, und wenn sie das Christentum annahmen, dann in der arianischen Form, also in der Form, die dem Christentum des katholischen Glaubens feindselig war. Heidnische und arianische Germanen fügten den katholischen Christen Gewalt und Bedrückung zu. Sie plünderten die christlichen Kultstätten, sie rotteten christliche Gemeinden aus. Der germanische Bischof Ulfila, dem wir ja die gotische Übersetzung der Bibel verdanken, bezeichnete die katholische als schlechte und verkehrte Religion. Im Jahre 348 begann der westgotische König Athanarich eine blutige Verfolgung, im Jahre 372 folgte eine zweite. Die Westgoten unternahmen verheerende Züge durch Griechenland, Italien; 410 plünderten sie Rom unter Alarich. Dann gründeten sie ein Reich in Südfrankreich und Spanien. Die Ostgoten schlossen sich beim Ansturm der Hunnen diesen an. Später zogen sie nach Italien und gründeten dort ein Reich. Sie behielten ihren arianischen Glauben, aber waren relativ tolerant gegen die katholischen Christen. Ganz anders die Vandalen. Die Vandalen verheerten Gallien und Spanien, bis sie im Jahre 429 nach Afrika übersetzten und dort ein Reich gründeten. Die Verfolgung der katholischen Christen durch die Vandalen war besonders scharf. Sie suchten das katholische Christentum zu vernichten. Ihre Könige Geiserich und Hunerich entfachten blutige Verfolgungen. Ja, sie drangen im Jahre 455 nach Rom vor und plünderten und brandschatzten die wehrlose Stadt. Zahlreiche Bischöfe wurden vertrieben oder hingerichtet. Auch die Langobarden waren anfangs Arianer und verfuhren rücksichtslos und gewalttätig bei ihren Wanderungen mit der katholischen Kirche. 568 brachen sie in Italien ein, eroberten Aquileia und zerstörten mehrere Bistümer. In der Lombardei errichteten sie schließlich ihr Reich. In dieser Völkerwanderung, in den Nöten der Völkerwanderung riefen die Christen wie die Jünger auf dem See Genesareth: Herr, rette uns, wir gehen zugrunde! Und der Herr stand auch diesmal auf. Die beiden germanischen Volksstämme, die bis zum Ende bei ihrer Irrlehre verblieben, nämlich die Ostgoten und die Vandalen, gingen unter. Die übrigen Volksstämme bekehrten sich zum katholischen Christentum und verschmolzen mit der einheimischen Bevölkerung.

Aber wiederum begann eine weitere Verfolgung. Im 7. Jahrhundert entstand die unduldsame Religion des Islam als ein Gemisch aus Heidentum, Judentum und Christentum. Mohammed schärfte seinen Anhängern den heiligen Krieg ein, d.h. die grundsätzliche und unablässige Bekämpfung der Ungläubigen, d.h. aller Nichtmohammedaner. In einem Siegeszug ohnegleichen dehnten sie ihre Macht über Afrika und weite Teile Asiens aus. Sie errichteten mohammedanische Weltreiche; sie brachten unermessliches Leid über einst blühende christliche Länder. Wo der Islam herrschte, wurde das Christentum bedrückt oder ganz ausgelöscht. Die Muslime suchten die Bevölkerung der von ihnen eroberten Gebiete durch Drangsalierungen und Verlockungen vom christlichen Glauben abzubringen. Sie hatten manches für sich, was die Menschen anzog: eine einfache Glaubenslehre, geringe sittliche Anforderungen, Nachgiebigkeit gegenüber Begierden und Leidenschaften, Anpassungsfähigkeit bis zur Duldung heidnischer Sitten und Gebräuche; diese Dinge verschafften dem Islam leicht Eingang. Durch Bedrückung und Begünstigung ließen sich viele Christen bewegen, zum Islam überzutreten. Die standhaften Christen hatten öfter und längere Zeit hindurch schwere Verfolgung zu erleiden. Es kam zu einem massenhaften Abfall. Das Christentum ging in vielen Ländern entweder gänzlich unter oder sank zur Bedeutungslosigkeit hinab. Sie kennen alle die heiliggesprochene Schwester Teresa, eine Albanerin. Albanien war jahrhundertelang von den Muslimen besetzt. Seit dem 17. Jahrhundert begann im Küsten- und im Hügelland Albaniens eine fortschreitende massenhafte Vertürkung, d.h. der Abfall zum Islam. Die Bevölkerung suchte dadurch der erdrückenden Kopfsteuer zu entgehen. Dieser Prozess hielt bis zum Ende der türkischen Herrschaft, also bis 1912 an. Nur in den Bergen behauptete sich katholische Bevölkerung, aus der die Schwester Teresa stammt. Der Islam flößte seinen Anhängern tiefe Verachtung aller anderen Religionen ein, und deswegen sind die dem Islam verfallenen Heiden in der Regel für das Christentum verloren. Die Christen seufzten, weinten und beteten unter dem Regime der Muslime: Herr, rette uns, wir gehen zugrunde! Der Herr ist noch nicht aufgestanden und hat den Islam noch nicht in seine Schranken verwiesen. Wir harren noch auf die Bekehrung der Muslime. Bei Gott ist kein Ding unmöglich. Es gibt Nachrichten, wonach im Iran nicht wenige Menschen dem Christentum zuneigen und es im Geheimen praktizieren, in ihren Wohnungen. Evangelikale Protestanten – das sei rühmend hervorgehoben – haben erhebliche Erfolge bei der Bekehrung von Mohammedanern zu verzeichnen. Ein evangelischer Pfarrer in Berlin hat in jüngster Vergangenheit fast 1000 Mohammedaner bekehrt. Auf unserer Seite: Schweigen. Die Bischöfe haben die Mission vergessen. Die rigorose Verknüpfung dieser Religion mit der staatlichen Macht verhindert freilich bislang eine nennenswerte Zahl von Bekehrungen. Die Trennung der Religion vom Staat, wie sie der Gründer der neuen Türkei Kemal Pascha Atatürk durchgeführt hatte, diese Trennung wird von dem jetzigen Herrn Machthaber rückgängig gemacht. Er ist dabei, die Türkei zu reislamisieren. Und das ist natürlich eine große Gefahr für die Christen und vor allem für die Bekehrung der Muslime. Immerhin: Wir hoffen, dass der Herr eines Tages auch hier aufstehen wird und sprechen wird: Schweige! Verstumme! Dass eines Tages auch die Muslime sich zum Christentum bekehren werden.

Aber freilich auch wir, wir Gläubigen, haben Anlass zu rufen: Herr, rette uns, wir gehen zugrunde! Der Heilige Vater spricht viel, aber verkündet er auch die Gegenstände, die von äußerster Dringlichkeit sind: die Dogmen des Glaubens und der Sittlichkeit? Die Bischofstühle sind oder werden besetzt. Aber haben wir Bischöfe, die durch das Zeugnis ihres Lebens die Gläubigen erbauen, die Priester ermutigen, die Außenstehenden gewinnen, die Abgefallenen zurückholen? Haben wir solche Bischöfe? In den Priesterseminaren fristet eine Handvoll verlorener Kandidaten ein kümmerliches Dasein. Sie leben in scheuer Defensive, vor den neuen Maßstäben nicht bestehen zu können. Die Zahl der Gläubigen schmilzt zusammen. Nicht nur ein Rinnsal, ein Strom bricht aus unserer Kirche. Ist es zu verwundern, dass gerade die guten, eifrigen Gläubigen voll Besorgnis und voll innerer Not rufen: Herr, rette uns, wir gehen zugrunde!? Noch scheint der Herr zu schlafen. Noch gebietet er nicht dem Abbau und dem Schwund Einhalt. Noch sieht er dem Verfall und der Zerrüttung zu. Aber der Glaube sagt mir, meine lieben Freunde, und daran habe ich keinen Zweifel: Einmal wird sich der Herr erheben. Einmal wird er von dem Zustand aufstehen, den manche für einen Schlaf halten. Einmal wird er sich recken und sprechen: Jetzt ist Schluss mit lustig! Jetzt ist Zeit, zur Ernsthaftigkeit zurückzukehren! Und dann wird eine große Stille eintreten.

Amen.

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