Die Wahrheit verkündigen,
den Glauben verteidigen

Predigten des H.H. Prof. Dr. Georg May

Glaubenswahrheit.org  
11. Oktober 2009

Die Zerstörung des Erbes Christi

Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.

Geliebte im Herrn!

In dem Gleichnis des heutigen Evangeliums zeichnet der Herr ein Bild des Schicksals des Gottesreiches. Die Hochzeit steht für das Heilsangebot Gottes in Christus. Gott der Vater hat seinen Sohn gesandt, um alle Menschen in seinem Reiche zu sammeln und auf diese Weise zum himmlischen Hochzeitsmahle zu führen. Das Erlösungswerk ist geschehen, die gnadenvolle Vereinigung Christi mit der einzelnen Seele und die Verbindung aller mit der heiligen Kirche. Der Ruf zur Teilnahme am Hochzeitsmahle, also an dem Gnadenfeste der Menschheit, zum Eintritt in das irdische Reich Gottes erging zuerst an Israel. Das Judenvolk war ohne Zweifel das erstberufene. Einige aus diesem Volke haben die Botschaft des Herrn angenommen, sind zum Hochzeitsmahl gekommen. Die Apostel waren ja aus diesem Volke, und auch andere, Priester und Laien, haben sich Christus angeschlossen. Aber die Masse des Volkes und die Führer des Volkes haben sich ihm versagt. Sie sind nicht zum Hochzeitsmahl gekommen, und deswegen gilt für sie das Wort: „Sie waren des Mahles nicht wert.“

In der jüngsten Zeit wird, um den Juden einen Gefallen zu tun, immer wieder so getan, als ob der Alte Bund noch weiter gälte, als ob Israel nicht das verstoßene Volk sei. Die Tatsache, meine lieben Freunde, dass Israel in seiner Gesamtheit den Messias abgelehnt hat, ist unumstößlich, ist unbezweifelbar und läßt sich durch keine Manipulation biblischer Texte aus der Welt schaffen. Wir singen mit Recht bei der Aussetzung des Allerheiligsten: „Laßt uns tiefgebeugt verehren dieses heil’ge Sakrament. Dieser Bund wird ewig währen. und der Alte hat ein End.“ Durch sein am Kreuze vergossenes Blut hat Christus einen neuen Bund zwischen Gott und den Menschen gestiftet. Beim Letzten Abendmahle sagt er das: „Das ist der Neue Bund.“ Einen neuen Bund kann es nur geben, wenn der alte Bund vergangen ist. Niemand hat diesen Zusammenhang schärfer herausgearbeitet als der Apostel Paulus. Der Alte Bund ist hinfällig, der Neue Bund begründet. Mit dem Bund hat auch das Bundesvolk gewechselt. Das alte Bundesvolk war Israel, das neue Bundesvolk sind alle, die sich zu Christus dem Heiland bekennen.

Fast 2000 Jahre sind seit jener ersten Einladung vergangen. Der König hat seine Knechte, seine Sendboten, in alle Welt geschickt. Kein Erdteil ist von ihm ausgelassen worden. Überallhin wurde die Botschaft getragen: „Es ist bereit. Das Mahl ist bereitet. Kommt zur Hochzeit! Die Erlösung ist vollbracht, das Reich Gottes auf Erden begründet. Die Gnadenbrunnen sind gefüllt, die Braut Christi und ihr Bräutigam harren auf die Menschen.“ Dieser Ruf ist vom ersten Papst, Petrus, am ersten Pfingstfest der versammelten Menge verkündet worden. Viele sind dem Rufe gefolgt, Millionen haben sich in das Reich Gottes eingliedern lassen. Es gab einmal eine Zeit, die das „christliche Mittelalter“ genannt wurde. Und tatsächlich die ganze damals bekannte Welt christlich geworden war. Aber dabei ist es nicht geblieben. Es kam die mörderische Bewegung des Islam. Er hat das Licht des Glaubens in Afrika und Asien ausgelöscht. Hunderte von Diözesen verbrannten in seinem Gluthauch. Jetzt setzt er an, das christliche Abendland zu erobern. Aber nicht genug damit, auch aus dem Abendland selbst kam die Zersetzung des Glaubens. Dieselbe Christenheit, die der Herr gewonnen hatte, hat in ihrem Schoße die Keime genährt, die zu ihrem Verderben beitrugen. Viele waren des Mahles nicht wert, ganze Länder haben sich von Christus abgewandt. Der Heilige Vater war vor wenigen Wochen in Tschechien. 70 Prozent der Tschechen sind vom Christentum abgefallen – 70 Prozent!

Und ist nicht so vieles, was dem Leben der Gegenwart sein Gepräge gibt, die ganze Friedlosigkeit im Inneren und im Äußeren, die Mißachtung fundamentaler Sittengesetze, die Absage an den persönlichen Gott, die laute Propaganda des Kirchenaustritts, ist das nicht alles eine einzige große Ablehnung der Einladung Gottes zum Gastmahl in seinem Reiche? Während unsere Missionare sich bemühen, ferne Völker zum Glauben zu führen, wenden sich die alten christlichen Kulturvölker wieder von Christus ab – des Mahles nicht wert! 120.000 katholische Christen haben im vergangenen Jahr den Austritt aus der Kirche erklärt – 120.000! Eine ganze Großstadt ist abgefallen.

Dunkle Wolken liegen über diesen Völkern, nicht erst seit gestern. Schon seit Jahrhunderten haben ideologische Bewegungen, die vornehmlich aus Frankreich und aus England ihren Ausgang nahmen, die Menschen vom Christentum abzuführen versucht. Ich nenne nur die Bewegungen des Bolschewismus, des Marxismus, des Liberalismus, der Aufklärung, der feindlichen, der gottfeindlichen Aufklärung. Was haben die Völker des Abendlandes aus dem Erbe Christi gemacht? Und was das Schlimmste ist: Die Zerstörung kommt vielfach von innen. Die eigenen Theologen machen das Christentum  madig, machen die Christen im Glauben unsicher. In unserer Kirche, in unserer deutschen Kirche gibt es Tausende von Bediensteten, welche die Dogmen der Kirche als fromme Legenden betrachten, die feindselig gegen den Papst sind, den deutschen Papst, und die Beliebigkeit des Sittlichen verkünden. Die Kirche wird geschmäht und verdächtigt. In der Kirche St. Bonifaz in Mainz wurde dieser Tage ein Musical aufgeführt, wo die Kirche madig gemacht wurde. Die ganze Kirchengeschichte wurde verdächtigt und in den Staub gezogen. Das geschieht in einer katholischen Kirche im Bistum Mainz!

Während unsere Kirche von innen her zersetzt wird, breitet sich der Islam unaufhaltsam aus. Unsere Kirche betreibt Dialog mit dem Islam. Der Islam betreibt Mission! Christen sammeln Geld, um den Mohammedanern Moscheen zu bauen. Die Mohammedaner verbieten den Christen in ihren Ländern, auch nur das Kreuzzeichen zu machen. In verbrecherischer Dummheit werden den Muslimen immer weitere Positionen eingeräumt, von denen aus sie sich ausbreiten können. Es ist nicht zuviel gesagt: Wir befinden uns in der Phase der Selbstzerstörung der Kirche.

Das sind Dinge, meine lieben Freunde, die uns zutiefst angehen; denn jeder von uns trägt mit an der Verantwortung für die Erhaltung des Christentums in der Menschheit. Jeder muss sich fragen: Was habe ich getan für die Bewahrung und Verbreitung des Glaubens? Was habe ich getan, um die Menschen meiner Umgebung in der Kirche zu halten oder zur Kirche zu führen? Keine Ausreden! Keine Ausreden! Da höre ich sagen: Man kann nichts tun als beten. Das ist falsch! Man kann mehr tun als beten, und man muss mehr tun als beten. Was können wir tun? Wir können unserer Umgebung furchtlos den Glauben bezeugen; wir können werben für unsere Kirche; wir können sie verteidigen gegen ungerechte Angriffe. Dazu braucht es freilich Wissen. Wir müssen uns Wissen aneignen. Es gibt viele Bücher, die uns dieses Wissen vermitteln können. Warum werden sie nicht erworben? Wir können Bekannten und Unbekannten gutes Schrifttum zukommen lassen. Mein verstorbener Bruder war schwer krank. Aber er hat Hunderte von Schriften versandt, um die Menschen zum Glauben zu führen. Er hat Tausende von Mark und Euro aufgewendet, um dieses Schriftenapostolat zu betreiben. Wir können Briefe schreiben an Die Zeitungen, an die Rundfunkanstalten, an das Fernsehen, in denen wir fordern, dass die christlichen Belange berücksichtigt werden, in denen wir auch vernehmlich gegen die Verunglimpfung unserer Religion protestieren. Wir können mehr tun als beten. Wir müssen mehr tun.

Noch unmittelbarer bedrängt uns die Frage, wenn wir dieses Gleichnis vom Hochzeitsmahl hören: In welcher Verfassung sind wir selbst im Hochzeitssaale? Nicht nur derjenige ist des Mahles unwert, der den Ruf überhört, der die Einladung verachtet, sondern auch der, welcher das hochzeitliche Kleid von sich warf, das ihm bei seinem Eintritt in die Kirche geschenkt wurde, die heiligmachende Gnade. Gott hat uns durch die Taufe verliehen, dass wir eine lebendige Verbindung mit Christus haben. Er läßt uns teilhaben an seiner Gottesnatur. Er gibt uns Anteil an seinem Erlösungswerk und an seinen Verheißungen. Wie leichtfertig gehen wir mit dem hochzeitlichen Gewande um, wie leichtfertig mit der Hochzeitsgnade, mit der heiligmachenden Gnade? Wir vertrösten uns nach der Sünde und schieben die Beichte auf, statt sogleich wieder durch eine gute Beicht in den Gnadenstand zurückzukehren. Viele treiben ein frevelhaftes Spiel mit der Barmherzigkeit Gottes. Der Besitz der heiligmachenden Gnade, meine lieben Freunde, ist für dieses Leben und ist für den Tod entscheidend. Wenn wir ohne dieses Gewand in den Hochzeitssaal Christi treten wollen, dann müssen wir die Worte hören: „Bindet ihm Hände und Füße!“ Die Hände und Füße, die der Mensch nicht rühren wollte für Gott und seine Kirche.

Und dann hat Christus noch ein Wort hinzugefügt, das man nicht ohne Bangen lesen kann: „Viele sind berufen, wenige aber auserwählt.“ Auch hier versuchen sogenannte Schrifterklärer den furchtbaren Ernst dieses Wortes zu verharmlosen. Aber es läßt sich nicht verharmlosen. Die Zahl derer, an die der Ruf Jesu zum Gottesreich ergeht, ist groß, denn dieser Ruf ergeht an alle. Klein ist dagegen die Zahl der Auserwählten, nämlich die Zahl derer, die das Heil wirklich erlangen. Es sind jene, die dem Ruf Gottes Gehorsam leisten. Nur wenige folgen dem an sie ergehenden Ruf und erlangen das Heil. Wer dieses Wort entschärfen will, der sei an andere Worte erinnert, die dasselbe sagen: Eng ist die Pforte und schmal der Weg, der ins Leben führt, und wenige sind es, die es finden.“ Eng ist die Pforte und schmal der Weg, der ins Leben führt, und wenige sind es, die ihn finden. Die Straße, die zum Verderben führt, ist breit und bequem, und die Zahl derer, die auf ihr wandeln, ist groß. Die Pforte aber, durch die man ins Leben eingeht, ist eng, und der Weg zum Leben ist schmal. Das heißt: beschwerlich. Schon das Finden dieses Weges ist schwierig und gelingt nur wenigen. Es ist Sache des Glaubens, eines reifen, eines mündigen, eines lebendigen Glaubens. Nur durch den Glauben wird Jesus als der Messias erkannt, und nur durch den Glauben und die von ihm verkündeten Gebote kann man zum Leben eingehen. „Willst du zum Leben eingehen, so halte die Gebote!“ Eng ist die Pforte und schmal der Weg, der zum Leben führt. Das ist eines der düstersten Worte des ganzen Evangeliums.

Lassen wir uns, meine lieben Freunde, nicht durch die trügerische Heilsrede, nicht durch den trügerischen Heilsoptimismus der falschen Propheten einschläfern! Es ist nicht wahr, dass alle, alle, alle in den Himmel kommen. Es ist nicht wahr! Eng ist die Pforte und schmal der Weg, der zum Leben führt, und wenige sind es, die ihn finden. Mir ist, als hörte ich heute die Worte aus dem Epheserbrief des Apostels Paulus: „Wach auf, du Schläfer, steh auf von den Toten, und Christus wird dich erleuchten.“

Amen.

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