Die Wahrheit verkündigen,
den Glauben verteidigen

Predigten des H.H. Prof. Dr. Georg May

Glaubenswahrheit.org  
9. Juli 2006

Die Opfermesse

Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.

Geliebte im Herrn!

Am vergangenen Sonntag hatten wir den ersten Teil der heiligen Messe betrachtet, die sogenannte Vormesse. Der Name ist nicht falsch, weil er darauf hindeutet, dass er die Vorbereitung ist auf das, was dann kommt, auf die Opfermesse. Die Vormesse enthält Gebete und Lesungen, will uns also die Wahrheit Gottes vermitteln. Wenn wir dann damit erfüllt sind, können wir in das Opfer des Herrn eintreten: die Opfermesse. Die Opfermesse besteht aus drei Teilen, der Opferbereitung, der Opferhandlung und dem Opfermahl – Opferbereitung, Opferhandlung, Opfermahl.

Zuerst also die Opferbereitung. Wir bringen Gaben zum Altar, Opfergaben, Gaben, die für ein Opfer bestimmt sind, Gaben, aus denen das Opfer Christi sogar hervorwächst und ohne die das Opfer Christi nicht gegenwärtig gesetzt werden kann. Deswegen kann ich die Diffamierung des Wortes Opferung für diesen Vorgang nicht mitmachen. Es ist tatsächlich eine Opferung, wobei man aber immer sich bewusst sein muss: Die Kirche sieht die ganze Messe als eine Einheit. Wenn wir diese Gaben von Brot und Wein zu Gott erheben, dann sieht sie dahinter schon die Verwandlung, die Christus an diesen Gaben bewirkt. Brot und Wein haben eine tiefe Bedeutung. Brot ist unser Grundnahrungsmittel; vom Brote leben wir. Und das bieten wir Gott an. Zugleich aber ist Brot, weil es ja durch die Tätigkeit der Menschen auf den Feldern gewachsen ist, auch Sinnbild unserer Arbeit, unserer Mühen und unserer Tränen. Das alles bieten wir Gott an. Der Wein wiederum ist kein Nahrungsmittel, aber ein Gegenstand, der Freude bereitet, Freude bereiten kann. In mäßigem Umfange genossen, ist der Wein tatsächlich ein Freudenstifter. Er ist für die freudigen Stunden unseres Lebens geeignet. Und so sagen diese Gaben sinnbildlich aus, was wir im Kirchenlied singen: „O Herr, in diesen Gaben, die dankbar wir dir weih’n, laß alles, was wir haben, vor dir ein Opfer sein. Nimm unser Tun und Streben, Gedanken, Herz und Sinn, nimm unser ganzes Leben, o Gott, nimm alles hin!“

Diese Gaben von Brot und Wein werden dann Gott geweiht. Der Priester nimmt das Brot auf der Patene und hält es Gott entgegen: „Nimm, heiliger Vater, allmächtiger, ewiger Gott, diese makellose Opfergabe gnädig an für meine unzähligen Fehler, Sünden und Nachlässigkeiten, für alle Anwesenden und für alle Christgläubigen, die lebendigen und die verstorbenen, dass sie mir und ihnen zum Heile gereiche für das ewige Leben.“ Anschließend wird auch der Kelch, mit Wasser gemischt, dem Herrn dargeboten, denn wie das Wasser mit dem Wein vermischt wird, so sollen wir am göttlichen Leben Christi teilhaben. Das ist der Sinn dieser Mischung. Der Priester hält auch diese Opfergabe dem Herrn entgegen und betet: „Wir opfern dir, o Herr, den Kelch des Heiles, uns zum Segen und der ganzen Welt zum Heile.“

Ich sagte schon, dass für manche Liturgisten die Opferungsgebete eine große Schwierigkeit bedeuten. Wenn man sie als solche und in sich betrachtet, da könnte man tatsächlich zu Zweifeln an ihrer Berechtigung gelangen; denn wir sind ja nicht mehr im Alten Bunde. Da hat man Brot und Wein und Stiere und Lämmer und Tauben geopfert und glaubte dadurch das Heil zu gewinnen. Das ist nicht mehr das Fall. Wir opfern heute eine andere Opfergaben, nämlich unseren Herrn Jesus Christus. Also das wäre ein Missverständnis, wenn wir von diesen Gaben, Brot und Wein, das Heil erwarten würden. Aber das tun wir ja gar nicht. Die Opferungsgebete beziehen sich nur zunächst auf Brot und Wein, aber sie schauen über diese Gaben hinaus auf die Gabe, die aus ihnen wird, nämlich auf Christus, auf seinen Leib und sein Blut. Nur so kann man die Worte „unbeflecktes Opfer“ und „Kelch des Heiles“ verstehen. Das ist Brot und Wein nicht in sich, sondern das ist Brot und Wein, weil daraus der Leib und das Blut Christi geschehen. Also die erflehten Gnaden erhoffen wir nicht von der Darbringung des Brotes und des Weines, sondern die erflehten Gaben erhoffen wir aus der Kraft des eucharistischen Opfers, für welches diese Elemente bestimmt sind.

Im Anschluß an diese Aufopferung von Brot und Wein opfern wir uns selber. Denn die Gaben bedeuten wenig, wenn nicht unser Selbstopfer damit verbunden wird. In diesen Gaben müssen wir uns selber Gott darbringen. „Im Geiste der Demut und mit zerknirschtem Herzen mögen wir – wir! – Aufnahme finden, o Gott, vor dir, und unser Opfer werde heute vor deinem Angesicht so vollbracht, dass es dir wohlgefalle.“ Also wir sind selbst eine Opfergabe, und wir sollen es sein. Diese Selbstaufopferung ist unentbehrlich für die Beteiligung am Messopfer.

Die Gaben werden dann eingehüllt in Weihrauchwolken. Der Weihrauch hat eine sinnbildliche Bedeutung, nämlich wie er nach oben steigt, so sollen unsere Gebete und unsere Aufopferung zu Gott emporsteigen. Auch die Händewaschung hat eine sinnbildliche Bedeutung. Unser Opfer soll rein sein. Das Wasser ist nun einmal das Element, das uns Reinheit beschert. „In Unschuld wasche ich meine Hände, in Unschuld will ich vor dir wandeln.“ Und dann betet der Priester noch einmal dieses schöne, ergreifende Gebet, in dem er die Gläubigen bittet, mit ihm zu beten, dass sein Opfer wohlgefällig werde, und das Volk antwortet: „Der Herr nehme das Opfer an aus deiner Hand zum Lob und Ruhme seines Namens, zu unserem Segen und zur Wohlfahrt für seine ganze Kirche.“

Wenn Sie die Meßtexte aufmerksam verfolgen, dann stellen Sie fest, dass dort oft und oft – ich weiß nicht, wie oft, vielleicht acht- bis zehnmal – um Annahme des Opfers gebeten wird. Ja, warum denn? Ist nicht das Opfer Christi der Annahme sicher? Wissen wir nicht, dass Gott das Opfer seines Sohnes angenommen hat und uns dadurch die Erlösung bereitet hat? Warum flehen wir dann um Annahme des Opfers? Nicht, weil wir im Zweifel seien, ob Gott das Opfer seines Sohnes annehmen wird, sondern weil wir darum flehen, dass er unser Opfer annehmen wird, dass er das Opfer, das wir darbringen, wohlgefällig annehmen möge. Die Annahme des Opfers Christi ist sicher, aber die Annahme unseres Opfers nicht ganz. Denn nur, wenn wir in das Opfer Christi eingehen durch Selbstopferung, wird unser Opfer wohlgefällig vor Gott. Das ist also die Opferbereitung oder auch schlicht Opferung genannt.

Der zweite Akt der Opfermesse ist die Opferhandlung. Hier opfert sich, und das ist das Entscheidende, Christus für uns zur Verherrlichung des Vaters. Unser Opfer ist Christus. Wir sind nicht mehr im Alten Bund. Wir sind im Neuen Bunde, und dieses Opfer des Neuen Bundes heißt Christus. Es hat alle alttestamentlichen Opfer abgelöst. Wir gedenken des Opfers Christi, seines Todes, seiner Auferstehung, seiner Himmelfahrt. Nicht nur des Todes, denn der Tod war ja an sich nicht eindeutig. Erst die Auferstehung macht uns gewiß, dass es ein Sühnetod für andere war, nicht ein Verbrechertod, wie ihn die Verbrecher rechts und links vom Kreuze gestorben sind. Deswegen müssen wir nicht nur des Todes gedenken, sondern auch der Auferstehung und der Himmelfahrt. Dieser jetzt im Himmel geborgene Christus ist unser Opfer. Und er opfert sich, nicht nur, wie die Protestanten meinen, indem wir an sein Opfer denken. Nein, er opfert sich in dieser Stunde. Christus lebt, er lebt als der Geopferte und sich Opfernde, und er erneuert seine Opfergesinnung in jeder heiligen Messe, d.h. er opfert sich erneut dem himmlischen Vater, nicht indem er von neuem leidet, sondern indem er sein einmaliges Leiden erneut dem Vater im Himmel darbietet – indem er sein einmaliges Leiden erneut dem himmlischen Vater darbietet.

Daran erinnern uns diese Gebetsgruppen, die vor und nach der Wandlung im Missale stehen. Vor der Wandlung bitten wir, dass Gott diese Gaben huldvoll annehmen möge und zu einem wohlgefälligen, gesegneten Opfer machen möge, dass sie Leib und Blut seines vielgeliebten Sohnes werden. Nachher bitten wir darum, dass Gott diese reine, heilige, makellose Opfergabe annehme, wie er einst die Opfer des Abel, des Abraham und des Melchisedech angenommen hat, ja, dass ein Engel komme und unser Opfer hinauftrage auf den himmlischen Altar, damit wir alle mit dem Gnadensegen des Himmels erfüllt werden. Und diese Opferung Christi geschieht für uns. Diese Zielrichtung des Opfers Christi wird durch je drei Gebete vor und nach der Wandlung angedeutet. Das ganze Gottesreich, ja die ganze Schöpfung wird unter das Kreuz gerufen. Sie alle sollen sich opfern und mit Christus geopfert werden. Und so kommt es dann eben, dass wir zuerst beten für die ganze streitende Kirche, für die Bischöfe und Priester, für den Heiligen Vater, der heute seine schwere Mission in Spanien vollbringt. Dann beten wir für die im Gotteshaus versammelte Opfergemeinde und für Menschen, die uns besonders nahe stehen oder besonders aufgetragen sind, vor allem für die Notleidenden. Schließlich rufen wir noch alle Heiligen des Himmels herbei, dass sie mit uns beten und für uns eintreten. Nach der Wandlung beten wir für die Armen Seelen, für die Verstorbenen. Wir rufen den Segen des Kreuzes über sie herab. Ganz ergreifend, meine lieben Freunde, es gibt evangelische Christen, die katholisch geworden sind mit der Begründung: „In dieser Religion kann ich für meine Verstorbenen beten.“ Das wirksamste Gebet für die Verstorbenen ist die Feier der heiligen Messe. Dann betet der Priester auch für sich selber, für sich, diesen „unwürdigen Diener“, und schließlich für alle Gaben der sichtbaren Schöpfung, die eben gesegnet sein mögen und für die, die sie empfangen und genießen, ein Segen sein mögen. So steht die ganze Schöpfung unter dem Kreuz und soll an dem Opfersegen teilhaben.

Das alles geschieht zur Verherrlichung des Vaters. Die Verherrlichung Gottes wird ja im Wandlungsteil der heiligen Messe deutlich, im „Sursum corda“ und der Präfation. Die Präfation ist ein einziger Lobgesang auf Gottes Machttaten und Herrlichkeit. Und am Schluß des Wandlungsteiles kommt noch einmal der große Lobruf: „Durch ihn und mit ihm und in ihm ist dir, Gott, allmächtiger Vater, in der Einheit des Heiligen Geistes alle Ehre und Verherrlichung.“ Das ist also ein letztes Zusammenfassen unseres Opferns und Betens und Emporheben zu Gott.

Der dritte Akt der Opfermesse ist das Opfermahl. Diejenigen, die mit Christus geopfert haben, sollen nun auch an der Opfergabe teilhaben durch Essen, durch Genießen, durch Aufnehmen. Sie sollen als Freunde Gottes an seinem Tische essen. Als Antwort auf unsere Menschengabe gibt uns Gott seine Gottesgabe, das Brot des ewigen Lebens und den Kelch des ewigen Heiles. Deswegen gehört die Kommunion zur Vollendung der Messe. Vor einigen Tagen rief mich ein Geistlicher an und fragte, warum die Kommunion stattfinden muss. Ja, sie muss deswegen stattfinden, weil zum Opfer das Opfermahl gehört, und derjenige, der das Opfer vollzogen hat an erster Stelle, der Priester also, er muss, wenigstens er, die heilige Kommunion empfangen.

Die heilige Kommunion wird eingeleitet durch ein Tischgebet. Ja tatsächlich, wir haben ein Tischgebet, ein eucharistisches Tischgebet, das ist das Vaterunser. Das Vaterunser steht deswegen an dieser Stelle, weil es in der vierten Bitte heißt: „Unser tägliches Brot gib uns heute.“ Die Kirche sieht auch hier nicht so sehr das irdische Brot, das zum Unterhalt des Leibes dient, sondern das himmlische Brot. „Unser tägliches himmlisches Brot gib uns heute.“ Das ist der Grund, warum das Vaterunser vor der heiligen Kommunion steht. Es ist das Tischgebet der Kinder Gottes.

Mit diesem Gebet eng verbunden ist das Rufen um Frieden. Viermal, an vier Stellen wird jetzt, vor der heiligen Kommunion um Frieden gerufen. Friede ist eben nicht nur die Ruhe und die Ordnung, sondern ist der Zustand des Heiles. Friede ist Heil. Und deswegen wird viermal um Frieden gebetet: „Gib barmherzig Frieden in unseren Tagen“, so heißt es dann nach dem Vaterunser. „Der Friede des Herrn sei allezeit mit euch.“ „Lamm Gottes, gib uns den Frieden!“ „Meinen Frieden gebe ich euch. Nicht wie die Welt ihn gibt, gebe ich ihn euch.“ Frieden soll also sein. Das Meßopfer soll Frieden bringen, die heilige Kommunion soll ein Friedensmahl sein, ein Mahl der Liebe und des Friedens. Friede mit Gott und Friede untereinander soll uns zum Tische des Herrn begleiten.

Ich mache noch auf etwas aufmerksam. Die ganze heilige Messe richtet sich an den Vater im Himmel. Immer ist der Vater der Angesprochene. Aber vor der heiligen Kommunion ändert sich die Richtung unseres Betens; da wird der Sohn angesprochen, da richten sich unsere Gebete an Christus, schon vom Agnus Dei an. Das ist also eine Blickveränderung, die aus der Tatsache begründet ist, dass wir eben in der heiligen Kommunion den Sohn Gottes in seiner verklärten Gestalt empfangen.

Der Priester bricht die Hostie. Die Liturgiker neigen dazu, das alles möglichst simpel zu erklären. Sie sagen: Das war früher notwendig, weil man große Brote hatte, die mussten dann eben verteilt werden. Die Kirche hat ganz andere Gedanken damit verbunden. Die Brechung ist ein Hinweis auf das Sterben Christi. Sie ist ein Hinweis auf seinen heilbringenden Tod, und die Versenkung eines Teiles in das heilige Blut ist ein Hinweis auf die Auferstehung, wo sich die Seele Christi mit dem Leibe wieder vereinigt hat. So ist das zu verstehen. Die primitive Angabe, dass eine Brechung stattfinden musste, damit jeder etwas bekommen kann, ist ja lächerlich. Nein, die Brechung bereitet die beiden letzten Gebete, den Genuß des Opfermahles vor. In unserer Messe sprechen wir dreimal: „O Herr, ich bin nicht würdig.“ Es soll das eben besonders eindringlich sein, denn manchmal sind wir ja beim ersten „O Herr ich bin nicht würdig“ mit unseren Gedanken ganz woanders. Aber beim zweiten werden wir dann aufmerken, und vor allem beim dritten werden wir dann mit innerer, zerknirschter Gesinnung dieses Gebet sprechen: „Ich bin nicht würdig, aber sprich nur ein Wort, so wird meine Seele gesund.“ Wenn der Priester dann die Gabe austeilt, da spricht er in unserer heiligen Messe: „Der Leib unseres Herrn Jesus Christus bewahre deine Seele zum ewigen Leben.“ Da wird der Zweck dieser Speisung deutlich ausgesprochen. „Der Leib unseres Herrn Jesus Christus bewahre deine Seele zum ewigen Leben.“ Die Kommunion ist ein pharmakon athanasias, wie der heilige Ignatius es genannt hat, ein Heilmittel für die Unsterblichkeit. Die neue Spendeformel in der anderen Messe lautet: „Der Leib Christi“, und der Empfänger soll sprechen: „Amen“. Das ist nicht falsch, aber es ist nicht so aussagekräftig. Die Formel, die wir haben: „Der Leib unseres Herrn Jesus Christus bewahre deine Seele zum ewigen Leben“ ist inhaltsreicher, und deswegen möchte ich sie nicht missen.

Nach dem Empfang der heiligen Kommunion findet eine Danksagung statt. Zwei Gebete betet der Priester während der Reinigung des Kelches. „Was wir mit dem Munde empfangen haben, o Herr, das laß uns mit reinem Herzen aufnehmen.“ „Dein Leib, o Herr, und dein Blut, bleibe stets in meinem Herzen.“ Das sind wunderbare Dankgebete für das, was uns von Gott bereitet wurde. Die Danksagung ist verhältnismäßig kurz, aber sie ist nur deswegen kurz, weil sie mit der Feier der Messe nicht beendet sein soll. Unser Tagewerk soll auch eine Danksagung an Gott sein, eine Danksagung im Wort und in der Tat. Der Priester spricht dann die Entlassungsformel, wie man sie genannt hat: „Ite missa est.“ Aber ich sagte schon, ich übersetze das Missa als Sendung. Es kommt ja von mittere, und das heißt senden. Seid gesandt! Ihr sollt jetzt gewissermaßen Christusträger sein. Ihr sollt hinausgehen in die Welt als solche, die sich mit Christus verbunden haben und die ihm künftig dienen wollen. Geht hin, ihr seid gesandt! Tragt Christus in die Welt hinaus, den ihr empfangen habt! Das Opfer ist nämlich nicht zu Ende. Es setzt sich fort im Opfer des ganzen Tages.

Dann gibt der Priester seinen Segen. An Gottes Segen ist alles gelegen, sowohl im natürlichen wie im übernatürlichen Bereich. Und dann geschieht etwas, was den Liturgisten schon immer ein Dorn im Auge war, nämlich es wird das Schlußevangelium gebetet aus Johannes, der Prolog aus dem Johannesevangelium. Das haben sie überhaupt nicht verstanden, dass man ein Evangelium beten, als Schlußgebet verrichten kann. Meine lieben Freunde, der einzige Satz, um dessentwillen das Johannesevangelium am Schluß gebetet wird, lautet: „Und das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt. Und wir haben seine Herrlichkeit gesehen, die Herrlichkeit des Eingeborenen vom Vater, voll der Gnade und Wahrheit.“ Deswegen steht das Schlußevangelium am Ende der heiligen Messe. Wir haben seine Herrlichkeit in dieser heiligen Messe gesehen. Wir haben seine Wahrheit gesehen in der Vormesse, und wir haben seine Gnade gesehen in der Hauptmesse.

Das letzte Wort der heiligen Messe lautet: „Dank sei Gott.“ Die Messe ist ein Anlaß, sich bei Gott zu bedanken, dass er gekommen ist, dass er bei uns geblieben ist, dass er sich geopfert hat, dass er sich uns immer wieder hingibt, das ist wahrhaft Anlaß genug, zu danken. Aber mit diesem Dank soll unsere Danksagung nicht abgeschlossen sein. Jeder Tag soll einen Dank am Ende haben, und unser Leben soll einmal enden mit den Worten: Dank sei Gott für alles, was er über mich hat kommen lassen, womit er mich geführt hat, was ich ihm schuldig bin.

Meine lieben Freunde, der Aufbau der heiligen Messe ist nicht ganz einfach. Man muss schon sich in die Struktur der Messe vertiefen, und ich kann es deswegen verstehen und habe es nie verurteilt, wenn einfache Menschen nicht das Messbuch in der Hand haben bei der heiligen Messe, sondern sich einfach dem Gedanken überlassen, der entscheidend ist: Christus geht durch sein Opfer zum himmlischen Vater, und ich gehe mit ihm. Ich rufe zu ihm: „Nimm mich mit! Mein Heiland, nimmt mich mit!“ Meine lieben Freunde, wer so die ganze Messe gebetet hätte, der hätte gut gebetet, der hätte die Messe gut mitgefeiert. Mein Heiland, du gehst zum Vater. Nimm mich mit und laß mich nicht zurück! Wer so betet, der betet gut.

Amen.

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