Die Wahrheit verkündigen,
den Glauben verteidigen

Predigten des H.H. Prof. Dr. Georg May

Glaubenswahrheit.org  
22. Februar 1998

Die Bedeutung der menschlichen Ehre

Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.

Geliebte im Herrn!

Gott hat uns in der Schöpfung und in der Erlösung eine doppelte Würde gegeben: die natürliche und die übernatürliche Gottebenbildlichkeit. Diese Würde sollen wir betätigen. Wenn wir sie betätigen, entsteht aus der Würde die Ehre. Die Ehre ist nicht in uns; die Ehre ist ein Urteil der Gesellschaft über uns. Die Ehre ist die äußere Anerkennung persönlicher oder mit der Person verbundener Vorzüge in der wenigstens moralischen Gegenwart des Geehrten. Die Ehre, die öffentlich kundgemacht wird, nennt man den guten Ruf. Wenn jemand in der öffentlichen Meinung ehrenhaft ist, dann hat er einen guten Ruf. Die unterste Stufe des guten Rufes ist der gute Name. Er kann von jedem beansprucht werden, der sich nicht offenkundig dieses Anspruches unwürdig gemacht hat.

Die Ehre ist ein Teil unserer Persönlichkeit. Und deswegen fällt sie, fällt die Sorge für sie unter die Pflichten der Selbstliebe. Die Ehre ist nämlich von großer Bedeutung, individualethisch, sozialethisch und religiös. Die individualethische Bedeutung der Ehre liegt darin, daß sie für den einzelnen ein Vehikel der Tugend ist. Ehre sollte nur der haben, der tugendhaft ist, oder derjenige, der ein Amt oder eine Würde bekleidet, die ihn zum Repräsentanten einer Gemeinschaft oder Gottes machen. Wenn uns die Ehre lieb ist, dann müssen wir tugendhaft sein. Die Ehre soll uns aber lieb sein; also sollen wir uns auch bemühen, uns in den Tugenden auszubilden. Die Ehre ist individualethisch ein Förderungsmittel der Tugend. Sie hält uns zurück, uns so zu verhalten, daß wir in Schande kommen. Sie treibt uns an, unser Verhalten so einzurichten, daß wir von den Menschen als ehrenhaft bezeichnet werden. Das ist legitim, das ist von Gott so gewollt.

Die Ehre ist auch sozialethisch von großer Bedeutung; denn die Ehre des einen treibt den anderen an, es ihm gleichzutun. Der Mensch will sich von den anderen nicht allzusehr unterscheiden, und wenn alle unehrenhaft sind, dann ist es naheliegend,  daß die Menschen sich ebenso verhalten wie die Unehrenhaften, d.h. daß sie nicht mehr nach Tugenden streben, sondern sich in der allgemeinen Gemeinheit wohlfühlen. Dagegen, wenn wir uns in ehrenhaften Kreisen bewegen, wenn wir unter Menschen sind, die Ehre tragen, werden wir uns bemühen, es ihnen gleichzutun, um nicht aufzufallen, aber auch, um die Schönheit der Tugend, die die Ehre ja begründen soll,  uns selbst zu erwerben. Die Ehre ist also sozialethisch ebenfalls ein Hilfsmittel und ein Förderungsmittel der Tugend.

Die Ehre ist schließlich auch religiös von Bedeutung, denn Gott legt mit ehrenhaften Verehrern Ehre ein. Wenn Gott Verehrer hat, die ehrenhaft handeln und die Ehre verdienen, dann wird auch ihm Ehre zuteil. Die Ehre Gottes ist ja unser erstes Anliegen. „Ehre dem Vater und dem Sohn und dem Heiligen Geist“ beten wir hundert- und tausendfach. Wir wollen seine Ehre vermehren. Sein Name soll geheiligt werden. Aber wie denn? Durch unser ehrenhaftes Verhalten, dadurch, daß wir selbst ehrenhaft sind und uns der Ehre würdig machen. Also die Ehre ist auch religiös von großer Bedeutung.

Aus der Bedeutung der Ehre ergibt sich die Pflicht, für die Ehre zu sorgen. Gott hat den Ehrtrieb in unsere Seele eingeprägt und gibt damit zu verstehen, daß es ihm recht ist, wenn wir uns so verhalten, daß wir Ehre verdienen. Wir sollen unsere persönliche Ehre befördern; das heißt: Wir sollen uns so verhalten, daß wir unter den gutgesinnten Menschen ehrenhaft dastehen, daß gutgesinnte Menschen uns Ehre erweisen. Das ist oft und oft in der Heiligen Schrift gesagt. Der Heiland spricht in der Bergpredigt sogar davon: „So leuchte euer Licht vor den Menschen, damit sie eure guten Werke sehen und euren Vater im Himmel preisen.“ Wir haben es also nicht notwendig, unsere guten Werke zu verleugnen. Es ist sogar in einem gewissen Sinne wünschenswert, daß die Menschen die guten Werke sehen, eben, damit sie nicht uns, aber den Vater im Himmel preisen, der der Urheber dieser guten Werke durch die Macht seiner Gnade ist.

Auch der Apostel Paulus hat oft Wert und Bedeutung der Ehre, aber auch Recht und Pflicht, für die Ehre zu sorgen, hervorgehoben. „Vergeltet niemandem Böses mit Bösem! Seid auf das Gute bedacht, nicht nur vor Gott, sondern auch vor allen Menschen!“ Nicht nur vor Gott, also im Geheimen, im Verborgenen, sondern auch vor allen Menschen, also offen und öffentlich. „Habet womöglich, soviel an euch liegt, Frieden mit allen Menschen! Rächet euch nicht, sondern laßt dem Zorngericht Gottes Raum! Vielmehr, wenn dein Feind Hunger hat, speise ihn; wenn ihn dürstet, tränke ihn! Dann, wenn du das tust, sammelst du feurige Kohlen auf sein Haupt. Laß dich nicht vom Bösen überwinden, sondern überwinde das Böse durch das Gute!“ Zu dieser Stelle im Römerbrief kommt eine andere im zweiten Brief an die Korinther. „Niemand wollen wir irgendeinen Anstoß geben, damit nicht unser Amt getadelt werde. Vielmehr wollen wir uns in allen Dingen als Gottes Diener erweisen durch viele Geduld in Trübsal, Nöten, Ängsten, Schlägen, Gefängnissen, Aufständen, Mühen, Nachtwachen, Fasten, in Lauterkeit, in Erkenntnis, in Langmut, in Güte, im Heiligen Geiste, in aufrichtiger Liebe, durch wahrhaftige Lehre, in der Kraft Gottes.“ Also niemandem Anstoß geben, d.h. Anlaß, uns die Ehre zu versagen; sich niemals so verhalten, daß die Menschen uns die Ehre entziehen müssen. Und noch einmal im Brief an die Philipper schreibt der Apostel: „Tut alles ohne Murren und Zaudern, so werdet ihr tadellos und lauter Kinder Gottes ohne Fehl inmitten eines verkehrten und verderbten Geschlechtes, unter dem ihr leuchtet wie Sterne im Weltall.“ Auch hier wiederum die Forderung, durch das Leben Zeugnis für Gottes Kraft abzulegen. Leuchten wie Sterne im Weltall, das sollen wir Christen in unseren Gesellschaften tun.

Die Pflicht, für die Ehre zu sorgen, ergreift über die persönliche Ehre auch die Standesehre. Ein jeder Stand hat ja seine Ehre, der Arbeiter, der Handwerker, der Beamte, der Kaufmann, der Arzt, der Priester. Es gibt eine Standesehre, d.h. eine Ehre, die dem Stande als solchem gebührt, wenn sich die Vertreter dieses Standes standesgemäß verhalten. Die Standesehre eines Kaufmannes besteht eben darin, daß die Menschen ihn als einen redlichen Kaufmann bezeichnen, daß er nicht Waren manipuliert, daß er nicht das Verfallsdatum ändert, um seine veralteten Waren noch anzubringen. Das gehört zu seiner Standesehre. Zur Standesehre eines Arztes gehört, daß er keinen Rezeptbetrug betreibt, daß er nicht Leistungen bei der Krankenkasse abrechnet, die er nicht erbracht hat.

Der Satan weiß um die Bedeutung der Standesehre. Deswegen sucht er die Standesehre seiner Feinde, also derer, die zu Gottes Schar gehören, zu vernichten. Er sucht vor allem die Standesehre des Klerus zu untergraben. Kein Stand auf dieser Erde wird so beobachtet und so verdächtigt wie der katholische Klerus. Das ist leicht erklärlich. Denn kein Stand auf dieser Erde hat eine solche Botschaft auszurichten, die den irdisch gesinnten Menschen so widerwärtig ist wie die katholische Glaubens- und Sittenlehre, die so anspruchsvoll ist wie die katholische Glaubens- und Sittenlehre. Deswegen sucht man diese Lehre zu entschärfen und um ihre Wirkung zu bringen, indem man die verdächtigt, die siw vortragen. Man wirft dem Klerus vor, er sei selbstsüchtig, eigennützig, unaufrichtig; er glaube selbst nicht an das, was er verkündige. Man verdächtigt ihn vor allen Dingen in Sachen der geschlechtlichen Sittlichkeit. Das ist ja ein besonders heikler Punkt, denn die meisten Menschen haben Schwierigkeiten auf diesem Gebiet, wie wir wissen. Und so möchten sie niemanden vor sich sehen, der diesen Schwierigkeiten einigermaßen gewachsen ist. So werden die Geistlichen verdächtigt, den Zölibat nicht zu halten. Der Augsburger Pastoraltheologe, selbst ein Priester, behauptet, in Deutschland seien 25 Prozent der Geistlichen homosexuell – eine unerhörte, unbeweisbare und völlig lügnerische Behauptung. Aber sie wird kolportiert. Sie können sie nachlesen in der Hauszeitschrift der Jesuiten, in den „Stimmen der Zeit“. Auf diese Weise wird der Klerus um sein Renommee, um sein Ansehen gebracht, und wenn er erst einmal als verächtlich und betrügerisch dargestellt wird, dann ist es um seine Verkündigung, um seine Botschaft geschehen. Der Satan weiß, was er tut, wenn er die Standesehre des Klerus zu vernichten trachtet.

Es gibt auch eine Standesehre als Christen. Auch hier setzt der böse Feind an. Er sucht die Standesehre der Christen zu zerstören. Er tut es beispielsweise, indem er ihnen Vorwürfe macht, die in die Zeit des Dritten Reiches zurückweisen. Die Christen hätten versagt, die Christen hätten kollaboriert mit den Verbrechern des Regimes, die Christen hätten keinen Widerstand geleistet. Meine lieben Freunde, auf diesem Gebiete lasse ich mir von niemandem etwas vormachen. Ich habe ein Buch von vielen hundert Seiten über dieses Thema geschrieben, und ich habe jahrelang darüber geforscht und kann nur sagen: Es gibt keine einzige Großgruppe in Deutschland, die sich in der Zeit des Dritten Reiches so bewährt hätte wie die praktizierenden Katholiken. Ich sage noch einmal: Es gibt keine einzige Großgruppe in Deutschland, die sich in der Zeit des Dritten Reiches so bewährt hätte wie die aktiven, praktizierenden Katholiken. Niemand hat sich von der Ideologie des Nationalsozialismus so wenig beeinflussen lassen wie dieser genannte Personenkreis. Niemand war an den Untaten des Regimes so wenig beteiligt wie die praktizierenden Katholiken. Niemand hat so viele Opfer gebracht wie die praktizierenden Katholiken. Niemand hat so viel für die unschuldig Verfolgten getan wie die praktizierenden Katholiken. Der Jude Horkheimer hat einmal eine Untersuchung anstellen lassen, wer sich denn am meisten der verfolgten Juden angenommen habe. Das Ergebnis war erstaunlich: Es waren die praktizierenden Katholiken. Von allen Gruppen der Bevölkerung hat niemand so viel für die verfolgten Juden getan wie die praktizierenden Katholiken. Das hat der Jude Horkheimer festgestellt.

Diese Schmähungen ergreifen auch unseren Heiligen Vater, Papst Pius XII. Sie gingen vor allem aus von dem protestantischen Schriftsteller Hochhuth, der in einem Machwerk, „Der Stellvertreter“ genannt, diesen Papst verdächtigte, aus Eigennutz zur Verfolgung der Juden geschwiegen zu haben und dadurch die Juden dem Unheil überliefert zu haben. Dieses kümmerliche Machwerk ist von A bis Z erfunden und erlogen. Der Heilige Vater Pius XII. hat dank seiner Möglichkeiten so viel für diese verfolgte Personengruppe getan wie kein anderer Mensch auf dieser Erde. Er hat nach dem Zeugnis jüdischer Schriftsteller Tausende und Abertausende von verfolgten Juden gerettet. Wenn der Papst in der Öffentlichkeit einen Protest gegen die Judenverfolgungen erhoben hätte, was hätte das für einen Sinn gehabt? Dürfen wir uns bei unseren Aktionen nicht fragen: Was wird das für Auswirkungen haben? Welche Auswirkungen hätte es gehabt, wenn der Papst auf der Balustrade von St. Peter in Rom die Judenverfolgungen des nationalsozialistischen Regimes öffentlich angeprangert hätte? Welche Folgen hätte das gehabt? Zwei mit Sicherheit. Einmal wären die Verfolgungsmaßnahmen des Regimes gesteigert worden. Denn wer hätte schon im Deutschen Reich des Nationalsozialismus auf den Papst gehört? Die Regierenden, die kirchen- und katholikenfeindlich waren, gewiß nicht. Und ihnen brauchte man die Schändlichkeit ihres Tuns nicht vorzuhalten; sie wußten davon, deswegen haben sie es ja geheimgehalten. Also eine Wirkung auf die Regimeangehörigen wäre nicht zu erwarten gewesen. Aber nach dem Kriege hätte man gesagt: Hätte der Papst stillgeschwiegen, dann wären die Juden nicht so verfolgt worden. Gerade weil er gesprochen hat, deswegen ist die Verfolgung verschärft worden. Er hat einen Fehler begangen, indem er gesprochen hat. Er hätte schweigen sollen, dann wäre die Verfolgung weniger schlimm ausgegangen. Außerdem wäre mit Sicherheit eine Folge seines öffentlichen Protestes gewesen, daß die deutschen Katholiken noch mehr zu leiden gehabt hätten, als sie ohnehin schon hatten. Denn die Juden waren von den Nationalsozialisten als die erbittertsten Feinde des deutschen Reiches hingestellt worden, und die Deutschen glaubten in der Mehrheit daran. Wenn also nun der Papst als Oberhaupt der Katholiken sich öffentlich an die Seite der angeblich verbrecherischen Juden gestellt hätte, dann wäre das für das Regime ein Anlaß gewesen, die deutschen Katholiken noch mehr zu verfolgen, als es sowieso schon der Fall war. Zu leiden hätten also die Katholiken gehabt, ohne daß eine positive, gute Wirkung von diesem Protest zu erwarten gewesen wäre.

Nein, meine lieben Freunde, diese Kampagne, die Hochhuth eröffnet hat und die nicht aufhört, diese Kampagne ist vom Haß, vom protestantischen und natürlich auch vom atheistischen Haß gegen die katholische Kirche eingegeben. Hier soll das Oberhaupt verunglimpft werden, um die Kirche in Mißkredit zu bringen, um die Gläubigen unsicher zu machen, um ihnen den Stolz auf diesen großen Papst zu nehmen und sie auf diese Weise von ihrer Kirche abspenstig zu machen. Wir haben allen Anlaß, die Ehre dieses Papstes, die Ehre unserer Kirche, die Ehre der praktizierenden Katholiken in der Zeit des Dritten Reiches in Schutz zu nehmen.

Man muß die Ehre verteidigen, wenn sie angegriffen wird. Man muß sie auch wiederherstellen, wenn sie verletzt worden ist. Wenn die Ehre unschuldig in Mitleidenschaft gezogen wird, dann genügt es gewöhnlich, die Sache aufzuklären, den wahren Sachverhalt zu schildern und dann die Dinge zurechtzurücken. Wenn wir dagegen schuldhaft unsere Ehre verletzt haben, dann richtet sich die Rehabilitation nach dem Ausmaß der Schuld. Wenn wir nur unachtsam waren, dann genügt es gewöhnlich, sich zu entschuldigen und um Verzeihung zu bitten. Wenn wir dagegen durch einen Fehler, durch einen Mißgriff, durch eine Verfehlung unsere Ehre gekränkt haben, dann muß man durch erneuten Eifer und erneute Pflichttreue sich die Achtung der Menschen wieder zu erwerben suchen. Und wenn es ein schwerer Fehler war, dann muß man durch doppelte Anstrengung, durch doppeltes Bemühen die Ehre wieder zu erringen bemüht sein. Wir müssen die Ehre, die wir verloren haben, nach Kräften wieder zu erringen versuchen.

Mit der Ehre eng verwandt ist eine andere Tugend, die Demut. Die Demut regelt nämlich das Streben nach Ehre. Das Streben nach Ehre wird leicht ungeordnet; es gibt den Ehrgeiz, es gibt die Ehrsucht, und das sind Mängel und Fehler. Um sie zu regeln, ist die Demut da. Die Demut besteht darin, daß wir uns nicht mehr Ehre zukommen lassen, als unserer Tüchtigkeit und Würdigkeit entspricht. Die Demut ist also auch ein Stück Wahrhaftigkeit. Wir wollen nicht mehr Ehre haben, als uns zusteht. Wir wollen auch den anderen die Ehre geben, die sie beanspruchen dürfen. Auch das gehört zur Demut, daß wir anderen Ehre erweisen, auch wenn es uns schwerfällt, daß wir anderen Ehre in dem Maße geben, auf den sie Anspruch haben können. Wir sollen den anderen nicht verdächtigen, sondern uns selbst möglichst als fehlbar und gering ansehen. „Gebrechlich sind wir alle“, schreibt das Buch von der Nachfolge Christi, „aber halte niemanden für gebrechlicher als dich selbst!“ Der heilige Bernhard unterscheidet drei Stufen der Demut: die pflichtmäßige, die freiwillige und die überfließende. Die pflichtmäßige Demut besteht darin, daß wir uns dem Höheren unterwerfen und dem Gleichen nicht vorziehen. Die freiwillige Demut besteht darin, daß wir uns über den Geringeren nicht stellen, daß wir darauf verzichten, uns über den Geringeren zu stellen. Die überfließende Demut besteht darin, daß wir uns unter den Geringeren stellen.

Die Demut wiederum hat ihre Ergänzung in der Hochsinnigkeit. Man soll demütig sein, aber gleichzeitig auch hochsinnig. Hochsinnig sein heißt, sich großer Dinge – nicht aus eigener Kraft, sondern aus der Kraft Gottes – für würdig erachten. Hochsinnig ist derjenige, der sich, wenn er auf Gott und seine Gnade schaut, hoher Dinge für fähig erachtet. Diese Hochsinnigkeit ist das Kennzeichen der großen Seelen, und sie sollte uns als Ergänzung der Demut wertvoll sein.

Es gibt eine berechtigte Ehrliebe, ja sie ist sogar eine Tugend. Aber die Ehrliebe darf nicht zum Ehrgeiz und zur Ehrsucht werden, daß wir die Dinge tun, um von den Menschen gesehen zu werden und um selbst gepriesen zu werden. Nein, wir sollen die Ehre zu erhalten versuchen, die wir verdienen, ohne aber unser Handeln davon abhängig zu machen, ob die Menschen uns Ehre zollen oder nicht. Wer zu sehr nach Ehre strebt, ist in Gefahr, daß seine Handlungen verdorben werden. „Wollte ich noch Menschen gefallen, dann wäre ich nicht Christi Diener“, schreibt der Apostel Paulus. „Wollte ich noch Menschen gefallen, dann wäre ich nicht Christi Diener.“ Denn die Dienerschaft Christi bedingt, daß man häufig Menschen nicht gefällt. Wer es Gott recht machen will, macht es oft den Menschen nicht recht. Das sollten sich die Bischöfe mal merken! Wir müssen es Gott recht machen und nicht den Menschen. Die Sucht, beliebt zu sein, verdirbt unsere besten Handlungen.

Die Aufgabe, die uns gestellt ist, nüchtern, gerecht und fromm in dieser Welt zu leben, kann uns in Konflikt mit Menschen bringen. Wir müssen Gott mehr gehorchen als den Menschen, und wir dürfen unser Handeln nicht von den Erwartungen der Menschen abhängig machen. Wir müssen es abhängig machen von den Erwartungen Gottes. Wir müssen Gott verherrlichen durch unser Handeln. „Werdet ihr um des Namens Christi willen geschmäht“ – und das kann geschehen –, „dann Heil euch! Denn der Geist der Herrlichkeit, der Geist Gottes ruht dann auf euch.“

Amen.

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