Die Wahrheit verkündigen,
den Glauben verteidigen

Predigten des H.H. Prof. Dr. Georg May

Glaubenswahrheit.org  
4. November 2007

Die Feinde des Kreuzes

Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.

Geliebte im Herrn!

„Ich habe euch schon oft gesagt, was ich jetzt unter Tränen wiederhole: Viele wandeln als Feinde des Kreuzes Christi. Ihr Gott ist der Bauch, ihr Ende ist das Verderben, ihr Ruhm besteht in ihrer Schande.“ Einer der erschütterndsten Texte, die wir vom heiligen Paulus überkommen haben, denn wir müssen bedenken: Die als Feinde des Kreuzes Christi handeln, sind nicht die Heiden. Es sind die Christen. Es sind die Christen, die dem Anspruch des Kreuzes nicht gerecht werden. Es sind die Christen, die das Kreuz verachten und die die Kreuzesnachfolge ablehnen. Deswegen weint Paulus. „Ich habe euch schon oft gesagt, was ich jetzt unter Tränen sage: Viele wandeln als Feinde des Kreuzes Christi.“

Wir können Gruppen nennen, die als Feinde des Kreuzes Christi wandeln, Christen, die als Feinde des Kreuzes Christi anzusehen sind. Es sind in erster Linie die irdisch Gesinnten. Ihr Sinnen geht auf das Irdische. Das heißt, sie befassen sich wenig oder gar nicht mit Gott. Sie sind nur beschäftigt: Was werden wir essen? Was werden wir trinken? Womit werden wir uns vergnügen? Das sind die Feinde des Kreuzes Christi. Diejenigen, die der Wollust nachgeben, der Völlerei, der Trunksucht, der Ruhmsucht, der Habsucht, der Rauchsucht und wie all diese Süchte heißen. „Brüder, ich habe euch schon oft gesagt, was ich jetzt unter Tränen wiederhole: Viele – nicht wenige! – viele wandeln als Feinde des Kreuzes Christi.“ Wir lernen daraus: Irdischer Sinn und Kreuzesnachfolge vertragen sich nicht. Ihr Sinnen (nämlich der Feinde Christi) geht auf das Irdische. Das sind diejenigen, die vor dem Kreuze fliehen, die das Kreuz geringschätzen. Ein wenig religiöser Firnis genügt nicht.

Ich freue mich immer, wenn ich um den Hals einer Frau oder eines Mannes ein Kreuzeszeichen hängen sehe. Ich freue mich immer darüber. Aber dieses Kreuz verpflichtet! Dieses Kreuz ist ein Appell, dieser Kreuz ist eine ständige Mahnung. Wehe dem, der seinem Anspruch nicht gerecht wird! Die Feinde des Kreuzes Christi werden einmal von einem der Apostel Jesu, nämlich vom Apostel Judas (dem guten Judas) wie folgt beschrieben: „Sie sind wasserlose Wolken, die von den Winden dahingetrieben werden, herbstliche Bäume ohne Frucht, zweimal gestorben, entwurzelt, wilde Meereswogen, die ihre eigene Schande wie Gischt emporwerfen, irrende Sterne, für die das Dunkel der Finsternis auf ewig aufbewahrt ist.“

„Brüder, ich habe euch schon oft gesagt, was ich jetzt unter Tränen wiederhole: Viele wandeln als Feinde des Kreuzes Christi.“ Sie leben in den Tag hinein ohne Ernst, ohne Anstrengung, ohne Opfer. Sie schieben die Bekehrung von Woche zu Woche auf. Für alles haben sie Zeit, für das Geld, für die Zeitung, für den Tratsch, für das Fernsehen. Aber der große Gott erhält nur eine Kurzvorstellung von zwei Minuten am Morgen und am Abend. Von ihnen gilt wahrhaftig: Es sind Feinde des Kreuzes Christi. Ihr Sinnen geht aufs Irdische, ihr Ende ist das Verderben.

An zweiter Stelle müssen wir als Feinde des Kreuzes Christi nennen die Namenchristen, die Taufscheinkatholiken, die religiösen Theaterspieler, die Betrüger, die ein Doppelleben führen. Ich habe es erlebt, meine Freunde, da sitzt einer Sonntag für Sonntag neben seiner Frau in der Kirchenbank, aber wohin geht er jeden Sonntag vor dem Hochamt? Zu seiner Geliebten. „Ich habe es schon oft gesagt, und ich sage es heute unter Tränen: Viele wandeln als Feinde des Kreuzes Christi.“ Alle, die sich nicht bemühen um die Nachfolge des Herrn, alle, die nicht danach streben, Tugenden zu erwerben, alle, die sich nicht mit äußerster Anstrengung bemühen, das Böse zu meiden, sie alle zählen zu den Feinden des Kreuzes Christi, denn sie schänden den Namen Jesu. Das ist es ja, was die Ungläubigen uns vorwerfen: Ihr seid ja auch nicht anders. Ich seid ja auch nicht besser. Viele wandeln als Feinde des Kreuzes Christi, und ihr Ende ist das Verderben. Immer, wenn wir unbarmherzig und lieblos sind, immer, wenn wir nur unseren Vorteil suchen und nicht den Nutzen des anderen, dann wandeln wir als Feinde des Kreuzes Christi. Der Apokalyptiker Johannes hat es deutlich ausgesprochen: „Ich kenne deine Werke. Dem Namen nach lebst du, aber du bist tot. Ich finde deine Werke nicht vollgültig vor meinem Gott.“

„Brüder, ich habe euch schon oft gesagt, was ich jetzt unter Tränen wiederhole: Viele wandeln als Feinde des Kreuzes Christi. Ihr Gott ist der Bauch, ihr Ruhm besteht in ihrer Schande, und ihr Ende ist das Verderben.“

Die dritte Gruppe, die zu den Feinden des Kreuzes Christi zählt, sind die Vermessenen. Vermessen ist, wer erwartet, Gott werde ihm die ewige Seligkeit geben auch ohne sittliche Anstrengung. Wer Verzeihung und Gnade erhofft, ohne umzukehren und ohne ernsten Willen zur Besserung, der ist vermessen. Die Vermessenen vergessen, dass Gott heilig ist, dass Gott gerecht ist, dass er wahrhaftige Umkehr und volle Hingabe des Willens und aller Kräfte fordert, dass er uns aufruft zur Nachfolge. „Wer sein Kreuz nicht auf sich nimmt und mir nachfolgt, der ist meiner nicht wert.“ Luther war so einer. Er meinte, allein der Glaube würde den Menschen retten ohne die sittliche Anstrengung. Und Calvin war auch ein Falschlehrer, wenn er erklärt, Gott habe von vornherein die Menschen in Verworfene und in Gerettete vorherbestimmt. Das sind falsche Lehren. Die Vermessenheit, meine Freunde, ist eine Sünde wider den Heiligen Geist. Sie ist die Auszehrung der religiösen Substanz. Ich glaube, es gab noch niemals so viele Vermessene wie heute. Diese Vermessenheit wird in Operetten und in Verslein den Menschen nahegebracht. Ich erinnere mich, dass in einer Operette von Emmerich Kalman der Satz vorkommt: „Himmelsvater du, drück ein Auge zu!“ Gott drückt kein Auge zu. Sein Auge ist immer wach. Und in einem anderen Verslein heißt es: „Eine kleine Sünde fällt nicht ins Gewicht, eine kleine Sünde zählt der Herrgott nicht. Eine kleine Sünde ist nicht der Rede wert, wenn sie dein Geheimnis bleibt und keiner was erfährt.“ Was für ein tödlicher Unsinn! Was für ein dummer Quatsch! Der Herrgott zählt jede Sünde. „Und ein Buch wird aufgeschlagen, treu darin ist eingetragen jede Schuld aus Erdentagen.“ Auch was geheim ist, das ist Gott nicht verborgen.

Erinnern wir uns daran, meine lieben Freunde, dass auch der Herr über Jerusalem geweint hat, weil es die Stunde seiner Heimsuchung nicht erkannt hat. Und der Apostel Paulus steht in der Nachfolge des Herrn, wenn er schreibt: „Brüder, ich habe es euch schon oft gesagt, was ich jetzt unter Tränen sage: Viele wandeln als Feinde des Kreuzes Christi. Ihr Gott ist der Bauch, ihr Ende ist das Verderben.“

Wie schwer ist unserem Herrn die Verzeihung der Sünden geworden! Wie teuer musste er die Vergebung der Sünden bezahlen! Als ob nicht die Steine von Jerusalem und die Felsen von Golgotha klagend ihre Stimme erheben würden, weil sie das Blut des Eingeborenen vom Vater trinken mussten. Ach, meine Brüder, die Vermessenheit, dieser Leichtsinn führt in die Gottvergessenheit hinein. Und es ist die schlimmste, die schlimmste Wirklichkeit unserer heutigen Zeit, dass die Christen den Glauben nicht mehr ernst nehmen, dass sie meinen, Gott werde ihnen die Verzeihung auch ohne Anstrengung geben. Das heißt den Fluch Gottes herabrufen, das heißt den Tod der Seele heraufbeschwören. „Meine Brüder und meine Schwestern, ich habe es euch schon oft gesagt, was ich heute unter Tränen wiederhole: Viele wandeln als Feinde des Kreuzes Christi. Ihr Ruhm besteht in ihrer Schande, ihr Gott ist der Bauch, ihr Ende ist das Verderben.“

Amen.

 

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