26. Dezember 2001
Friede, der zur Erde kam
Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.
Geliebte im Herrn!
Die Reden der Politiker und die Predigten der Geistlichen an Weihnachten waren erfüllt von dem Wort und dem Gedanken des Friedens. „Friede den Menschen auf Erden!“, das war ja ein Teil der Engelsbotschaft. Es ist berechtigt, es ist notwendig, an Weihnachten vom Frieden zu sprechen, denn es ist ja jetzt der Friedensfürst gekommen, der das Friedensangebot macht, das beste und ehrlichste und größte, das je gemacht worden ist: „Friede den Menschen auf Erden!“
Der Herr hat in seinem irdischen Leben oft vom Frieden gesprochen. Er hat seine Jünger ausgesandt, den Menschen, denen die Frohbotschaft zuging, den Frieden zu bringen. Sie sollten, wenn sie in die Häuser traten, den Menschen sagen: „Friede sei mit euch!“ Und der Friede würde dort bleiben, wenn dort ein Kind des Friedens wäre. Als er von der Erde schied, hat er den Aposteln verheißen: „Den Frieden hinterlasse ich euch; meinen Frieden gebe ich euch.“ Als er den Jüngern nach seiner Auferstehung erschien, da war sein erster Gruß: „Friede! Friede sei mit euch!“ Und so kann der Apostel Paulus Christus schlechthin den Frieden nennen. Er ist unser Friede. Er ist unser Friede. Er bringt ihn nicht nur, er ist unser Friede; denn er hat das, was geteilt war, vereint, nämlich die sündige Welt und den erbarmenden Gott. Er ist in seiner Person selbst der Friede, weil in ihm Menschheit und Gottheit vereinigt sind in hypostatischer Union. Christus ist unser Friede, und Frieden bringt er all denen, die ihn aufnehmen, die seine Kinder werden wollen.
Aber der Friede des Herrn ist nicht ohne Bedingung. Der Friede Christi ist an zwei Bedingungen geknüpft, nämlich an die Ehre Gottes und an den guten Willen der Menschen. Friede wird nur da sein, wo Gott die Ehre gegeben wird. Man kann nur staunen, daß es Menschen gibt, die diesen Zusammenhang nicht begriffen haben, und es sind ihrer viele. Warum weigern sich denn die Parlamente, den Namen Gottes in die Verfassung der Länder zu schreiben? Warum weigern sie sich denn? Weil sie die Auswirkungen fürchten; weil sie Angst haben, daß man auf diese Anrufung Gottes zurückkommen könnte, wenn sie ihre Gesetze verfassen und ihre Beschlüsse herausgehen lassen. Man könnte ihnen diese Anrufung Gottes entgegenhalten und sagen: Was ihr da tut, das ist nicht im Einklang mit der Ehre Gottes. Man kann nur staunen, daß Kabinettssitzungen abgehalten werden, ohne daß man vorher sich zum Gebete sammelt. Was soll denn da herauskommen, wenn nicht Gott angerufen wird? Es muß einen verwundern, daß Parlamentssitzungen nicht damit begonnen werden, daß die Parlamentarier eine aufrichtige Beicht ablegen, denn damit würden sie Gott die Ehre geben. Damit würden sie zeigen, daß sie wissen, was Gott verdient, nämlich Anerkennung und Anbetung. In diesen beiden Begriffen ist die Ehre Gottes zusammengefaßt: Wir müssen Gott anerkennen, und wir müssen ihn anbeten.
Die Anerkennung Gottes besagt, daß wir ihn als den ernst nehmen, der er ist, nämlich als den Herrn Himmels und der Erde, als den Schöpfer der Menschen, als den Richter und den Seligmacher. Wer Gott nicht in dieser Weise anerkennt, der verfällt einem Götzendienst. Allah ist nicht Gott, meine lieben Freunde, Allah ist ein Götze! Er ist nicht der Gott der Offenbarung, und er ist nicht der Gott der Schöpfung. Nicht alles an dem mohammedanischen Gottesbegriff ist falsch. Wenn er als der Allmächtige und Barmherzige verehrt wird, so ist das richtig. Aber es fehlen ihm viele Eigenschaften, es fehlt ihm vor allen Dingen die Wirklichkeit, die unseren Lebensinhalt ausmacht, daß er nämlich seinen Sohn Jesus Christus als den endgültigen Offenbarer gesandt hat, nach dem ein psychisch kranker Mann wie Mohammed nicht mehr in Frage kommt. Wir müssen Gott anerkennen, und wir müssen ihn anbeten. Es muß einem angst werden vor Menschen, die Gott nicht anerkennen und anbeten. Wir müssen besorgt sein um Menschen, die das Beten verlernt haben, denn solche Menschen geben Gott nicht die Ehre. Ja, wie wollen sie dann den Frieden bewirken, wenn sie Gott nicht die Ehre geben?
Die zweite Bedingung für die Ehre Gottes und den Frieden der Menschen ist der gute Wille. Die Menschen müssen guten Willens sein. Die Engelsbotschaft spricht von den „Menschen seiner Gnade“, und die Übersetzung (bonae voluntatis – guten Willens) ist sicher nicht wörtlich, aber sie trifft den Sinn. Denn wie kann jemand in der Gnade Gottes sein, der nicht guten Willens ist? Die Gnade ruft ja den guten Willen, und die Gnade schafft ihn, wenn immer der Mensch einstimmt. Welcher Wille ist denn gut? Gut ist der Wille, der auf das Gute gerichtet ist. Wie erfahren wir denn, was gut ist? Wir erfahren es aus der Offenbarung. Ohne die Offenbarung wissen wir nicht, was gut ist. Da kommt man dann zu solchen Ansichten, wie der verstorbene Präsident des Bundesverfassungsgerichtes, der den Menschen in einem frühen Stadium als eine „himbeerartige Masse“ bezeichnete. Eine himbeerartige Masse war für diesen Präsidenten des Bundesverfassungsgerichtes der Mensch in einem frühen Stadium der Entwicklung. Man muß um das Gute wissen und das Gute wollen, und um das Gute wissen wir eben nur, wenn wir die Offenbarung annehmen, wenn wir auf die Offenbarung hören. Feuerbach hat nicht umsonst das Wort geprägt: „Der Mensch schuf Gott nach seinem Bilde!“ Wahrhaftig, das ist die ständige Versuchung des Menschen, Gott nach seinem Bilde zu schaffen, einen Gott zurechtzumachen, der ihm paßt, der zu ihm paßt, der zu seinen Wünschen und zu seinem Begehren paßt.
Der schottische Schriftsteller Bruce Marshall stellt in einem seiner Bücher einen englischen Major vor, der, wie es leider Gottes unter Offizieren nicht allzu selten ist, der Unzucht huldigte. Aber dieser Major war nicht ungläubig; er war eben schwach, und er hatte sich Gott nach seinem Bilde gemacht. Er sagte immer dem Militärgeistlichen, der ihm Vorhaltungen machte: „Gott ist ein Herr! Gott ist ein Herr!“ Das heißt, er sieht über die Unzucht hinweg. Das stimmt nicht. Dieser Major hatte sich Gott nach seinem Bilde geschaffen. Noch viel furchtbarer ist es, was der Reichsführer SS, Heinrich Himmler, im August 1943 in Posen vor SS-Offizieren sagte. Da bemerkte er in seiner Rede: „Die meisten von euch werden wissen, was es bedeutet, wenn da tausend, zehntausend Juden erschossen in einem Grabe liegen. Das durchgestanden zu haben und dabei anständig geblieben zu sein, das ist unsere Ehre.“ Nach Heinrich Himmler konnte man also anständig bleiben, wenn man unschuldige Menschen in Massen ermordete. Auch diese Menschen nahmen den guten Willen für sich in Anspruch. Sie meinten, sie müßten die Erde von einem tödlichen Feind befreien, nämlich vom Judentum. Aber diese Ansicht war falsch. Sie hatten sich wiederum Gott nach ihrem Bilde geschaffen. Sie wollten eigenmächtig bestimmen, was gut ist.
„Friede den Menschen auf Erden“ ist die Botschaft der Weihnacht. Aber dieser Friede kommt nur, wenn die Menschen Gott die Ehre geben und wenn sie sich von ihm sagen lassen, was sie tun müssen, wenn ihr guter Wille sich an dem ausrichtet, was Gott in seiner Offenbarung verkündet hat und durch die Kirche zu glauben vorstellt. Es ist ein Ruhmesblatt unserer katholischen Kirche, daß sie in all den Wirrnissen und in tausend Angriffen festgehalten hat an dem, was Gott durch Christus zu uns geredet hat. Und wenn sie sich heute gegen unerlaubte Experimente mit dem Menschen wendet, dann steht wiederum eine Abwehrfront gegen sie auf. Aber sie wird sich nicht beugen, und sie wird festhalten an dem, was Gott ihr zuspricht.
„Ehre Gott in der Höhe und Friede den Menschen auf Erden, die guten Willens sind!“ Das ist die Botschaft der Weihnacht. Gott will die gefalteten Hände und nicht die geballte Faust. Er will den Frieden, aber er will den Frieden, der in der Ergebung gegen Gottes Willen aufruht.
Amen.