Die Wahrheit verkündigen,
den Glauben verteidigen

Predigten des H.H. Prof. Dr. Georg May

Glaubenswahrheit.org  
28. Juni 2009

Das Apostolat – Berufung zum Menschenfischen

Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.

Geliebte im Herrn!

Vor einiger Zeit schaute ein Priester einem alten Fischer bei seiner Arbeit zu. Er saß auf einer umgedrehten Kiste und flocht einen Weidenkorb. Unter seiner geschickten Hand fügten sich die Reiser zu diesem schönen Gefäß; langsam wuchs der Korb unter seinen Händen. Auf einmal, ohne einen ersichtlichen Grund, hielt der Fischer inne und sagte zu dem Priester: „Haben Sie sich schon einmal überlegt, warum Christus ausgerechnet Fischer zu Aposteln gemacht hat und nicht Handwerker oder Bauern?“ Der Priester wußte keine Antwort zu geben und wartete, wie der Fischer fortfahren würde. „Das ist nämlich so“, sagte er, „früher bin ich selbst hinausgefahren zum Fischfang. Aber jetzt bin ich alt, und jetzt besorgen es meine Söhne. Wenn man so nachts draußen ist, da kommen einem allerlei Gedanken, und ich habe mir das überlegt und die Antwort gefunden: Es konnten nur solche Leute sein, die der Herr zu Aposteln auswählte, die gewohnt sind zu schaffen und sich zu plagen, und die dann doch nichts nach Hause bringen. Wir oft bin ich nachts ausgefahren und kam mit einem leeren Schiff zurück! Wer sich da entmutigen läßt, der kann nicht Fischer sein.“ Diese Erklärung ist erstaunlich, und wenn wir näher hinsehen: sie hat etwas Wahrscheinliches für sich. Immer wenn das Evangelium vom reichen Fischfang zu verlesen ist, kommt mir diese Begebenheit in den Sinn. Ist nicht der Beruf der Fischer die beste Vorschule für den Aposteldienst gewesen, um Menschenfischer zu sein? Mühe und Plage, Enttäuschung, Erfolglosigkeit und doch ganz selbstverständliches Weitermachen. Mit unerschütterlicher Zuversicht, dass, wenn nicht heute, dann vielleicht morgen oder übermorgen doch das Ausfahren sich lohnt, ein Fang gelingen kann und gelingen wird. Auf dieser natürlich-menschlichen Voraussetzung konnte der Herr aufbauen und diese Fischer zu Menschenfischern machen.

Wir alle sind aufgerufen, apostolisch zu arbeiten, d.h. Menschen den Glauben zu bezeugen, Menschen zum Glauben zu führen, Abständige zur religiösen Praxis zu bringen, Abgefallene wieder in die Kirche zurückzuführen. Man nennt diese Tätigkeit Apostolat, eben nach der Tätigkeit der Apostel. Wir sprechen vom hierarchischen Apostolat der Bischöfe und Priester und vom Laienapostolat. Beide sind nicht gleichartig, aber sie sind gleichwertig. Solches Apostolat üben die Eltern gegenüber ihren Kindern und manchmal sogar die Kinder gegenüber ihren Eltern, die Kollegen gegenüber ihren Kameraden, die Nachbarn gegenüber ihrer Wohngemeinschaft. Durch Taufe und Firmung sind wir berufen, Menschenfischer zu sein. Das irdische Verhalten und das ewige Schicksal unserer Mitmenschen darf uns nicht kalt lassen.

Gewiß darf man eine Seele nur mit Heilandshänden anfassen, vorsichtig und nachsichtig, aber der Gedanke darf uns nicht loslassen: Wir sind mitverantwortlich für die Seelen unserer Mitmenschen. Keiner darf uns gleichgültig sein, allen müssen wir uns zuwenden. Die Heiligen mahnen uns, nicht träge zu sein. Augustinus schreibt einmal: „Packt mutig an, führt herbei, schleppt heran, wen immer ihr finden könnt. Ihr seid sicher, ihr führt sie zu dem, dessen Anblick sie nur beseligen kann.“

Um apostolisch zu wirken, muss man dafür geeignet sein. Es ist eine Gewissenfrage für uns: Sind wir tauglich? Sind wir geeignet für den Dienst Gottes an den Seelen? Wir müssen Christen sein, die vom Glauben durchdrungen sind und von der Liebe Christi gedrängt werden. Der Glaube muss die Grundlage, die Richtschnur unseres Lebens und Verhaltens sein. Man kann nur andere Menschen zu dem bekehren, was man ihnen vorlebt. Wir müssen uns also Gott anpassen und nicht der Welt. Die Apostel der Kirche werden umso mehr in der Welt wirken, je weniger sie von der Welt sind. Jede Weltbekehrung muss mit der Selbstbekehrung anfangen. Der apostolische Beruf verlangt Menschern, die der Welt gekreuzigt sind und denen die Welt gekreuzigt ist, die sich selbst verlassen, um sich Christus dranzugeben.

Der große Apostel von Berlin, Carl Sonnenschein, hat einmal in seinen Notizen zum Sonntag geschrieben: „Die Menschen müssen in unser Zimmer schauen können bis in den Remter, bis in die Schlafstuben. Unser Christentum muss sein wie ein Glaspalast. Jede Haltung, jeder Genuß, jede Nacht muss die Probe der Menschheit vertragen können. Um uns muss Licht sein, wenn unser Christentum glaubhaft sein soll. Das Christentum muss uns auf der Stirn und in den Augen geschrieben stehen. Das Christentum muss die Ölung unserer Hände, muß unser Leben sein.“ Das gilt für jeden Christen. Es gilt natürlich in besonderer Weise für den Priester. Christus muss der Lebensinhalt des Priesters sein; er muss von Beruf aus ein Menschenfischer sein. Dieser Beruf duldet kein Privatleben, keine Behaglichkeit, keine Bequemlichkeit. Das Sinnen und Trachten des Priesters muss unaufhörlich darauf ausgerichtet sein, Menschen der Hölle zu entreißen, Menschen zum Himmel zu führen, Menschen für Christus zu gewinnen. Er muss unentwegt tätig sein in seinem heiligen Berufe. Und wenn er alles getan hat, und wenn er nichts mehr tun kann, dann bleibt ihm, ich zitiere Lucie Christine, diese Seherin: „dann bleibt ihm noch eines übrig, ein Heiliger zu sein. Sehr viele verhärtete Herzen und irregegangene Geister bleiben für das Wort unempfänglich, würden sich aber offensichtlicher Heiligkeit nicht entziehen, wenn sie gezwungen wären, alle Tage ein lebendiges Beispiel vor Augen zu sehen. Das Leben der Heiligen ist voll von Bekehrungen, sie haben sie durch die bloße Ausstrahlung ihrer Heiligkeit gewirkt, obwohl sie diese zu verbergen suchten.“ So schreibt Lucie Christine in ihrer Offenbarung.

Die Arbeit im Dienste Christi ist die schwerste und entsagungsreichste, die es überhaupt auf Erden gibt; denn sie wird für eine transzendente, jenseitige, unsichtbare Wirklichkeit geleistet, die wir Gott nennen. Für seinen Herrschaftsanspruch sind die Apostel unterwegs, und das ist nicht leicht. Überall ist die Rede von den Rechten der Menschen, werden die Rechte der Menschen eingefordert. Die Apostel Christi haben nichts gegen die Rechte der Menschen, aber sie sind unterwegs für die Rechte Gottes! Sie pochen auf die Rechte Gottes, und dieses Pochen gefällt vielen Menschen nicht. Denn die Rechte Gottes begründen die Pflichten der Menschen. So nimmt es nicht wunder, wenn unsere Botschaft auf Gleichgültigkeit, Befremden, Ablehnung stößt. Es wiederholt sich, was unserem Herrn und Heiland widerfahren ist: „Das Licht leuchtete in der Finsternis, aber die Finsternis hat es nicht erkannt. Er kam in sein Eigentum, aber die Seinigen nahmen ihn nicht auf.“ Wir apostolischen Arbeiter wissen, wie schwer es ist, Menschen begreiflich zu machen, dass das Leben sich nicht erschöpft in Arbeit und Freizeit, dass es nicht nur mit Plackerei und Vergnügen angefüllt ist. Wie schwer fällt es den Menschen, den Blick zum Himmel zu wenden, sie an Gott zu erinnern, sie an das jenseitige Ziel zu ermahnen! Wie schwer ist es, Menschen zum Glauben zu führen und beim Glauben zu halten! Wie schwer ist es, christliche Überzeugungen zu begründen und sie zur Maxime des Handelns werden zu lassen!

Wie rasch können die Apostel Christi entmutigt werden! Wie viele Enttäuschungen erleben wir Priester! Jugendliche, die eifrig im Sakramentenempfang, fleißig im Besuche der katholischen Gruppenstunden waren, geben auf einmal ihre religiöse Praxis auf, gehen eine Mischehe ein und vollziehen den bürgerlichen Kirchenaustritt. Ich kannte ein Mädchen, es war gläubig, fromm, begabt, schön. Ihm ist es zu verdanken, dass der vielleicht auch Ihnen bekannte Schauspieler Emil Jannings vor seinem Tode zum katholischen Glauben konvertierte. Das war diesem Mädchen zu verdanken. Das Mädchen kam dann nach Hamburg, es lernte einen protestantischen Pfarrer kennen, es verliebte sich, es heiratete ihn und trat aus der Kirche aus. Ich hatte einen Ministranten; er war gläubig und willig. Ich sorgte dafür, dass er auf die Oberschule kam – in der DDR. Er trat in das Priesterseminar zu Erfurt ein, wurde zum Priester geweiht. Der Bischof wählte ihn zu seinem Sekretär. Aber nach einigen Jahren zog er eine Frau dem priesterlichen Dienste vor, wurde informeller Mitarbeiter des Staatssicherheitsdienstes. Und was erleben wir bei unseren Eheleuten? Ich hatte einen Schulfreund, einen gläubigen, eifrigen Jungen. Zeitweise dachte er daran, Priester zu werden. Er ging dann in den Schuldienst und heiratete ein Mädchen aus meiner Jugend. Ich hatte ihn dem Mädchen empfohlen, weil ich meinte, das sei eine gute Partie. In der Ehe entpuppte er sich als arger Egoist. Er wurde ein notorischer Ehebrecher, hielt sich eine Geliebte in Paris und fiel vom Glauben ab.

Ich habe erlebt, wie in der mitteldeutschen Diaspora nach dem Kriege Dutzende, vielleicht Hunderte von Seelsorgestellen errichtet wurden, um den vertriebenen Katholiken eine religiöse Heimat zu bieten. Doch bald bröckelte es ab. Die Gemeinden schmolzen dahin durch Flucht nach dem Westen, durch Abständigwerden, durch Abfall. Die mit unermeßlicher Mühe aufgebauten Seelsorgestellen mußten zusammengelegt, aufgegeben werden, die Anstrengungen und Opfer der Gründergegenration schienen umsonst gebracht.

Und was wir jetzt erleben, meine lieben Freunde, das wissen Sie: seit Jahrzehnten einen unaufhaltsamen Niedergang der Kirche, des Glaubens, der Religion. Leere Kirchen, verödete Beichtstühle, Gotteshäuser werden verkauft, umgewidmet, abgerissen. Unsere Gemeinden schmelzen dahin, Kinderlosigkeit und Kinderarmut in den Gemeinden, mehr Särge als Wiegen. Kaum noch katholische Ehen, dafür um so mehr nichteheliche Lebensgemeinschaften, verlassene Pfarrhäuser, unbewohnte Priesterseminare, aufgegebene Klöster, Skandale von Bischöfen, Ärgernisse von Priestern, das ist die Lage 2000 Jahre, nachdem der Logos erschienen ist.

Die Apostel Christi müssen sich fragen, wenn es überall zurückgeht, wo die Ursachen für den Rückgang liegen, wo sie selbst verantwortlich sind für die Erfolglosigkeit, für die Niederlagen, für die Mißerfolge. Der Mainzer Generalvikar Lulay sagte einmal zu mir: „Irgendetwas haben wir falsch gemacht.“ O, meine Freunde, ich fürchte, dass eine ganze Menge falsch gemacht wurde. Doch nicht alle Schuld liegt bei uns. Der katholische Glaube und die katholische Sittenlehre stellen hohe Anforderungen an den Menschen. Alle anderen Religionen machen es billiger. So nimmt es nicht wunder, dass sich Menschen gegen die Annahme diese Glaubens und jener Sittenlehre sperren oder dass sie sich davon abwenden. Sie verstopfen die Ohren, um die Botschaft des Heils nicht zu hören; sie schließen die Augen, um die Wunder Gottes in der Natur und in der Geschichte nicht zu sehen. Und nicht nur das. Die Menschen setzen dem Wirken der Kirche Widerstand entgegen, sie hemmen die Tätigkeit der Glaubensboten, sie suchen die Unternehmungen der apostolischen Arbeiter zu behindern. Es sind immer zwei Mittel, mit denen die Feinde der Kirche den Glauben und die Kirche zu unterdrücken und zu hindern suchen: Lüge und Gewalt. Das jahrtausendelange segensreiche Wirken der Kirche wird verschwiegen, die Schwächen und Fehler ihrer Glieder werden auf den Marktplätzen ausgerufen. Die entsagungsreiche Arbeit an den Seelen wird übergangen, aber das Versagen einiger wird hochgespielt.

Und dazu tritt die Gewalt. Die Gewalt tritt heute in einem demokratischen Mäntelchen auf. Die Gewalt vollzieht sich fein demokratisch mit Wahlen und Abstimmungen. Parteien und Parlamente suchen die Wirksamkeit der Kirche zu unterbinden oder zu hemmen. Einzelpersönlichkeiten und ganze Verbände setzen alles daran, um die Verbreitung des Glaubens und die Erziehung zum Glauben zu verhindern oder zu erschweren. Ein mir manchmal unbegreifliche Haß duldet nicht, dass die Königsherrschaft Christi proklamiert wird. Wahrhaftig, Niederlagen und Widerstände sind die ständigen Begleiter der Apostel Jesu Christi.

Und dennoch: Es ist für die Apostel auch noch etwas anderes notwendig außer dem Mißerfolg. Nicht nur die Erfahrung des Scheiterns, sondern auch die Erfahrung des Erfolges. Jawohl, auch das muss sein. Denn ohne Aussicht auf Erfolg, ohne Hoffnung, etwas zu erreichen, sollen die Menschenfischer nicht ans Werk gehen. Die Hoffnung auf Erfolg ist die mächtige Triebkraft des Wirkens. Mit ihrer Hilfe werden auch die Zeiten der Enttäuschung und der Entmutigung durchgehalten.

Das haben die Apostel erfahren. Ein unbegreifliches Wunder, ein Fischfang, wie ihn Petrus und seine Gefährten noch nicht erlebt hatten, Boote, die unter der Last der gefangenen Fische fast untergehen, und das zu einer Zeit, in der man überhaupt nicht auf Fischfang rechnen kann. Fische fängt man in der Nacht, wenn sie hochkommen, bei Tage sind sie untern auf dem Grunde. Aber der Herr befiehlt: „Fahrt aus! Fahrt aus bei Tage!“ Und wider alle Erfahrung, wider alle Kenntnis fährt Petrus aus. Er macht das, was scheinbar sinnlos ist, was als Zeitverschwendung und Kräftevergeudung erscheinen könnte: Er fährt aus, und er hat Erfolg. „Herr, die ganze Nacht haben wir gearbeitet und nichts gefangen. Aber auf dein Wort hin wollen wir die Netze auswerfen.“

Haben wir, meine lieben Freunde, haben wir apostolischen Arbeiter eine Hoffnung auf Erfolg? Dürfen wir auf die Wundermacht unseres Herrn rechnen? Ich meine, unsere Arbeit ist weder sinnlos noch hoffnungslos. Es gibt Konstanten unseres Wirkens, die uns niemand entreißen kann. Gott existiert, Gott kann man nicht abschaffen. Er ist jedem Angriff der Menschen entzogen. Die Feinde mögen rasen und toben, der im Himmel thront lacht ihrer. Gott bleibt der souveräne Herr der Natur und der Geschichte. Er regiert die Welt nach seinem Willen, ihm ist alles untertan. Gott lebt und stirbt nicht. Seine Existenz und seine Macht sind die unverrückbaren Grundlagen unseres apostolischen Wirkens. Gott zu bekennen und zu verkündigen wird immer notwendig sein. Es wird nie überflüssig werden. Es ist keine Zeit und keine Lage denkbar, in der es ausgeschlossen oder unzulässig wäre, Zeugnis von Gott zu geben.

Aber auch die Menschen werden immer durch ihre Herkunft von Gott und durch ihre Verwiesenheit auf Gott geprägt bleiben. Die Menschen haben eine metaphysische Anlage. Man mag sie bestreiten, man mag sie verleugnen, man mag versuchen, sie lächerlich zu machen. Die Gottgehörigkeit des Menschen wird durch Polemik nicht aufgehoben. Die Verwiesenheit des Menschen auf Gott ist und bleibt der Ansatzpunkt jeder apostolischen Arbeit. Und auch – und das sage ich mit Zittern – gegenüber den Menschen, die unsere Botschaft verspotten und abweisen, haben wir eine Aufgabe. Wir machen sie unentschuldbar. Sie haben Gottes Willen vernommen, und sie haben sich ihm verweigert. Darüber werden sie einmal Rechenschaft ablegen müssen.

Wir sind mit unserem Wirken und Mühen nicht allein. Wir haben nicht nur menschliche Mittel zur Verfügung. Wir stehen im Dienste des allherrschenden Gottes, der die Welt regiert. Der Geist Gottes schwebt auch heute über den Wassern, er befruchtet die Seelen, er lenkt die Herzen, und er ist die Kraft unserer Verkündigung. Wo Menschenmittel versagen, vermag Gott immer noch etwas zu erreichen. Er vermag die Herzen der Menschen zu durchdringen, zu bekehren. Wir apostolischen Männer und Frauen arbeiten nie allein, denn Gott arbeitet mit uns. Wir haben einen Verbündeten voller Macht und Kraft. Es ist deswegen nie aussichtslos, den apostolischen Dienst zu verrichten. Es mag viel Samen, der ausgestreut wird, verloren gehen, verdorren, unter die Dornen geraten. Es bleibt ein Teil übrig, der aufgeht und Frucht bringt. Eltern verzagen leicht, wenn sie sich jahrelang, jahrzehntelang darum bemüht haben, ihre Kinder auf den Weg des Heils zu lenken, und der Erfolg scheinbar ausgeblieben ist. Ich sage ihnen: Nicht aufgeben, nicht verzagen! Nichts ist umsonst, was im Dienste Gottes geschieht. Nichts ist umsonst, was für Gott getan und gelitten wird. Solange man in diesem Fleische wandelt, darf man an keines Menschen Bekehrung verzweifeln. Wir Priester wissen nicht, was unser Wort und unser Beispiel wirkt. Aber wie wissen, dass nichts vergeblich ist, was um Gottes willen in reiner Absicht getan und verkündet wird.

Die Erfolge unseres Apostolates sind selten und dünn. Aber es wäre falsch, zu meinen, es gäbe gar keine Erfolge. Denken wir an so manche evangelische Pastoren und Theologieprofessoren, die den Weg zu unserer Kirche gefunden haben. Ich bin mit einem von ihnen befreundet, mit dem Professor Mörstadt aus Oslo. Er hat ein Buch über seine Bekehrung geschrieben. Ausgerechnet in einer Position der Schwäche, in der sich unsere Kirche heute befindet, zieht sie hochstehende, suchende Menschen an. Ich erinnere an Frauen wie Christa Meves, Gabriele Kuby, Maria von Welser, die den Weg zu unserer Kirche gefunden haben, ausgerechnet heute! Man muss an manche Bekehrungen von Schauspielern und Fernsehredakteuen denken, also von Personen, die zu einer sehr gefährdeten Gruppe gehören. Auch sie fanden den Weg zum Glauben. In den Vereinigten Staaten gibt es einen reichen Mann, der will eine ganze Stadt bauen nur für Katholiken.

Der Nachwuchs für den apostolischen Beruf ist schwach, aber er ist nicht zum Stillstand gekommen. Auch heute entschließen sich junge Männer für den Priester- und Ordensstand, auch heute finden Mädchen den Weg zur vollkommenen Hingabe im Ordensberuf. Aus dem Sumpfe sprossen Blumen! Wir wissen um die Schwäche und die Müdigkeit von Bischöfen und Priestern. Aber es gibt nicht nur Verzagen und Verzagtheit. Auch heute finden sich in unserer Kirche Männer, die gleich Propheten aufstehen und der Welt einen Spiegel vorhalten, die wie Jonas in Ninive zur Umkehr rufen und vom nahen Gottesgericht nicht schweigen. Wir haben heute einen obersten Hirten. meine lieben Freunde, der gegen eine ganze Welt von Feinden unverbrüchlich den vollen katholischen Glauben lehrt. Gläubiger Gehorsam wagt das scheinbar Sinnlose und erntet einen Erfolg, der unter den gegebenen Voraussetzungen nicht zu erwarten war. Wunder und Zeichen hat es zur Zeit Jesu gegeben. Sie sind die erhabene Sprache, die Gott vor gläubigen und bereiten Herzen redet. Wunder und Zeichen bezeugen uns, dass bei Gott kein Ding unmöglich ist. Wenn Zeichen und Wunder heute vielleicht selten sind, dann liegt das nicht daran, dass der Arm des Herrn verkürzt ist, sondern dass wir nicht würdig sind, sie zu empfangen. „Apostel Christi“, so höre ich den Herrn zu uns sprechen, „Apostel Christi: Fahrt hinaus und werft die Netze aus!“ Sein Befehl ist unsere Pflicht, ist aber auch unsere Zuversicht. Es ist und bleibt sinnvoll, heute apostolisch zu arbeiten, hinauszufahren auf die hohe See und die Netze auszuwerfen. Es ist auch heute nicht aussichtslos, Menschenfischer zu sein. Die Menschen eines schwachen Glaubens warten auf den Frieden, um dann zu handeln, wie sie sagen. Die Apostel eines starken Glaubens aber säen in die Stürme hinein, um in den guten Zeiten ernten zu können.

Amen.

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