Die Wahrheit verkündigen,
den Glauben verteidigen

Predigten des H.H. Prof. Dr. Georg May

Glaubenswahrheit.org  
16. Oktober 2005

Der Auftrag der Kirche

Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.

Geliebte im Herrn!

Am vergangenen Sonntag haben wir erkannt, dass Christus eine Kirche gestiftet hat. Allen Unkenrufen ungläubiger Theologen zum Trotz ist es uns gewiß geworden: Die Kirche ist das Geschöpf Gottes. Aber heute müssen wir die Frage stellen: Wozu hat Christus die Kirche gestiftet? Welches ist ihre Aufgabe? Was ist der Zweck der Kirche? Das Erste Vatikanische Konzil hat darauf die Antwort gegeben. Es hat im Jahre 1870 erklärt: „Der ewige Hirt der Seelen wollte das Werk der Erlösung zu einem dauernden machen und beschloß deshalb, die Kirche zu bauen, in der alle Gläubigen wie im Hause des lebendigen Gottes von dem einen Band des Glaubens und der Liebe umschlossen würden.“ Das also ist der Zweck der Kirche; das Werk der Erlösung soll beständig gemacht werden. Die Kirche soll das Erlösungswerk fortsetzen. Sie hat keine andere Aufgabe, als Jesus selbst sie hatte. Und welches war seine Aufgabe? Sie war eine dreifache. Er sagt es in drei Worten.

1. „Dazu bin ich geboren und in die Welt gekommen, dass ich der Wahrheit Zeugnis gebe.“ Er war Lehrer der Wahrheit. Dazu ist er gekommen, dass er die Wahrheit den Menschen bringt.

2. Ich bin gekommen, dass sie das Leben haben und dass sie es in Fülle haben.“ Christus kam, um uns das göttliche Leben, die heiligmachende Gnade, in seinem blutigen Opfer erworben, zu vermitteln.

3. „Ich bin dazu gekommen, um zu suchen und selig zu machen, was verloren war.“ Christus ist der gute Hirt. Er geht den verlorenen Schafen nach und trägt sie heim, heilt sie und bringt sie zu ihrer Herde zurück.

Diese dreifache Aufgabe hat auch die Kirche. Sie hat ein Lehramt, sie hat ein Priesteramt und sie hat ein Hirtenamt.

Die Kirche hat ein Lehramt. Ja, der Heiland gab ja seinen Aposteln den Lehrauftrag: „Gehet hin in alle Völker und lehret sie – lehret sie! – alles halten, was ich euch gesagt habe.“ „Predigt das Evangelium allen Geschöpfen“, so sagt der Herr nach der Auferstehung, und: „Ihr sollt meine Zeugen sein in Jerusalem und Judäa und Galiläa bis an die Grenzen der Erde.“ Das war der Lehrauftrag, den Jesus den Aposteln gegeben hat. Und sie haben ihn aufgenommen, und sie haben ihn ausgeführt. Schon am Pfingsttage tritt Petrus vor die Menge und hält die erste große Missionspredigt. Keine Gewalt konnte sie Vom Glaubenszeugnis abhalten, kein Drohung konnte sie einschüchtern. „Wir können unmöglich von dem schweigen, was wir gesehen und gehört haben“, so sagen sie dem Hohen Rat, als er sie zur Stille, zum Schweigen verpflichten will. Nein, nicht einmal die Pflicht der Liebe konnte sie hindern, das Evangelium zu verkünden. Als sie sahen, dass der Dienst an den Armen ihnen zu viel Zeit und Kraft kostete, da haben sie die Diakone bestellt, die Diakone, die dem Tisch dienen sollten, während sie das Wort Gottes verkünden. Und schließlich haben sie auch ihren Lehrauftrag weitergegeben. Vier von den Jüngern Jesu haben ein Evangelium geschrieben, Matthäus, Markus, Lukas und Johannes. Die Apostel haben Missionare bestellt, den Paulus und den Barnabas, und diese wiederum haben Bischöfe aufgestellt, die Herde Gottes zu weiden, und ihnen Aufträge gegeben. „Ich beschwöre dich vor Gott“, schreibt Paulus an seinen Schüler Timotheus, „ich beschwöre dich vor Gott, dass du das Wort verkündest, gelegen oder ungelegen. Was du gehört hast von mir, das vertraue zuverlässigen Männern an.“ Damit ist das Traditionsprinzip in der Kirche begründet, wie es im 2. Timotheusbrief heißt. So trägt die Kirche die Wahrheit Gottes weiter, von Jahrhundert zu Jahrhundert, unbeirrt und nie vergessend. Eben erleben wir es wieder in der Bischofssynode, wie die Kirche im Heiligen Vater und seinem Mitarbeiterstab die Wahrheit verteidigt. Der Kardinal Arinze hat feierlich bekräftigt: „Es ist nicht Menschensatzung, sondern es ist Gottes Wort, dass der Kommunionunwürdige nicht kommunizieren kann.“ Das ist die Sprache der ewigen Wahrheit. Wer nicht frei von schwerer Sünde ist, ist unfähig, würdig, fruchtbar die heilige Kommunion zu empfangen. Die Kirche ist autoritär. Sie biegt sich nicht vor den Winden. Sie unterwirft sich nicht Meinungsumfragen. Sie ruft nicht unreife Jugend zur Höhe des Lehramtes. Sie löscht auf den Tafeln ihrer Gesetze nicht die Form der Verpflichtung: „Du sollst!“ So will es die Struktur des Dogmas.

Und so ist die Kirche Lehrerin bis heute geblieben in der alltäglichen Verkündigung wie in der feierlichen Lehrentscheidung. Wir wissen, dass die Kirche im Besitz der Unfehlbarkeit ist. Die ganze Kirche kann niemals in Irrtum verfallen, denn sonst hätten die Pforten der Hölle sie überwältigt; dann wäre das Wort des Herrn unnütz geworden: „Ich bin bei euch.“ Nein, die Kirche kann niemals als ganze in den Irrtum verfallen, und zur Garantie ihrer Wahrheit hat der Herr ein unfehlbares Lehramt aufgestellt. Jawohl: Unfehlbar! Wenn der Papst als oberster Hirt und Lehrer der Kirche spricht, wenn er hervorhebt, dass er jetzt die ganze Fülle seiner Gewalt in Anspruch nimmt, wenn er erklärt, dass es eine endgültige und niemals aufzuhebende Entscheidung ist, dann ist er als Einzelperson, aber oberster Repräsentant der Kirche im Besitz der Unfehlbarkeit, die der ganzen Kirche zukommt.

Neben ihm könnte – könnte – auch ein Allgemeines Konzil, also die Bischöfe, die mit ihm vereint sind, unfehlbare Wahrheiten verkünden. Das ist zuletzt geschehen im Jahre 1870. Damals hat das Erste Vatikanische Konzil zwei Dogmen verkündet, nämlich erstens, dass der Papst die Unfehlbarkeit besitzt, und zweitens, dass er den Universalepiskopat über die ganze Kirche innehat. Seitdem hat kein Konzil mehr unfehlbar gesprochen. Das letzte Konzil war ein Pastoralkonzil, das Wahrheiten dargelegt hat, aber an keiner Stelle in Anspruch genommen hat, unfehlbar zu verkünden.

Die Fähigkeit der Kirche, letzte, endgültige, unfehlbare Lehrentscheidungen zu fällen, ist unbedingt notwendig. Es gibt keine Verständigungsmöglichkeit auf dem Boden der Wahrheit ohne ein Organ der Wahrheit. Wenn man im Protestantismus lehrt, die Schrift lege sich selber aus, da kann man darüber nur lachen. Wie macht es ein Buch, dass es sich selber auslegt? Es muss ein Organ der Wahrheit da sein, ein lebendiges Lehramt, und das eben ist in unserer Kirche gegeben. Wenn das Christentum zugleich Gemeinschaft und Wahrheit ist und für alle Zeiten bestimmt ist, dann muss es einen unfehlbaren Lehrer haben. Und so soll es sein, und so muss es bleiben. Ich wiederhole noch einmal, was ich vor einigen Wochen gesagt habe: Ich zahle keine Kirchensteuer für eine Kirche, die nicht unfehlbar ist.

Die Kirche verkündet nicht immer in feierlicher Weise ihre Wahrheit durch Dogmatisierungen von Päpsten oder Konzilien, sondern sie verkündet die Wahrheit vornehmlich in der alltäglichen Lehrverkündigung, also in den Lehräußerungen des Papstes, in den Lehräußerungen der Bischöfe, in den Katechesen und in den Predigten der Priester, in den Gebeten und Liedern, in den Katechismen. Das ist die alltägliche Weise, wie sie die Wahrheit den Menschen darlegt. Auch diese ordentliche Lehrverkündigung nimmt an der Unfehlbarkeit teil. Wieso? Nun, der einzelne Bischof und der einzelne Priester ist natürlich nicht unfehlbar. Aber wenn alle Bischöfe und Priester gemeinsam vor dem ganzen Erdenrund einheitlich als Gottes Wort verkünden, was anzunehmen ist, was die Gläubigen als Glaubenswahrheit annehmen müssen, dann besitzt auch dieses ordentliche, alltägliche Lehramt die Unfehlbarkeit. Das ist ein majestätisches Wort, aber dieses Wort ist von Gott der Kirche übermacht. Er hat der Kirche das unfehlbare Lehramt gegeben. „Ich bin bei euch alle Tage bis ans Ende der Welt.“ Er steigt nicht mehr aus der Kirche. Und er hat den Heiligen Geist verheißen und gesandt, dass er die Kirche in die Wahrheit einführe. Und so haben die Apostel auf dem Ersten Apostelkonzil in Jerusalem beschlossen. „Es hat uns und dem Heiligen Geiste gefallen.“ Es hat uns und dem Heiligen Geiste gefallen, nämlich das zu beschließen, was jetzt vorgelegt wird.

Die zweite Aufgabe der Kirche ist das Priesteramt. In einem gewissen Sinne kann man sogar sagen, das ist ihre heiligste Aufgabe. Denn es war auch die heiligste Aufgabe des Herrn. Er wollte Priester sein, Priester auf ewig. Und er hat dieses Priesteramt in der Stunde vor seinem Tode, in der letzten Stunde, in der Nacht vor seinem Tode, im Kreise seiner Apostel ausgeübt und den Aposteln übergeben. Da hat er das Kreuzesopfer vorweggenommen in der ersten heiligen Messe, die je auf Erden gefeiert wurde: „Nehmet hin und esset, das ist mein Leib, der für euch geopfert wird. Nehmet hin und trinket, das ist mein Blut, das für euch vergossen wird.“ Und dann kam der Auftrag: „Tut das zu meinem Gedächtnis!“ Was ihr mich eben habt tun sehen, tut das zu meinem Gedächtnis. Und die Apostel haben den Befehl und den Wunsch ihres Meisters ausgeführt. Schon im 2. Kapitel der Apostelgeschichte heißt es: „Sie verharrten im Brotbrechen und im Gebet.“ Brotbrechen ist nichts anderes als die heilige Messe. Sie verharrten im Brotbrechen und im Gebet. Von Paulus lesen wir, dass er in Troas, also in Kleinasien, betete, predigte und das Brot brach. Und den Korinthern hat er im 11. Kapitel seines ersten Briefes Anweisungen für die würdige Feier des heiligen Messopfers gegeben. Dieses Opfer muss fortdauern bis zum Ende der Zeiten. Christus bleibt Priester in Ewigkeit, und seine Kirche ist priesterlichen Wesens. Sie ist priesterlichen Wesens im Beten und im Opfern.

Meine lieben Freude, es ist doch ein beglückender Gedanke, nein, es ist eine beglückende Wirklichkeit, dass unaufhörlich aus den Herzen der Gläubigen und der Priester Gebete zu Gott emporsteigen. Es gibt doch auch heute Einzelpersonen und ganze Familien, die das Gebet pflegen, die zueinander zusammenkommen, um das Gebet zu üben. Und was soll ich von den Priestern sagen? Der Priester, der weiß, was er ist, der betet jeden Tag Stunden. Mindestens zwei Stunden umfasst täglich das Gebet des Priesters. Das ist seine heilige Aufgabe. Und wenn die Nacht sich herabsenkt, dann stehen die Mönche in ihren Zellen auf und eilen in die Kirche und bringen Gott das Lob- und Dankgebet und auch das Bittgebet dar. Wahrhaftig, wieviel Ehre wird dadurch Gott erwiesen! Welche Gnade wird auf die Erde herabgerufen! Welchen Segen kann die Erde dadurch empfangen!

Aber noch wunderbarer als das Gebet ist die Feier des heiligen Opfers. In ununterbrochener Stunde kreist das Opferfeuer um die ganze Erde. Überall wird das heilige Messopfer auf den Altären dargebracht. Es umspannt die ganze Kirche. Christus ist der Priester, und Christus ist das Opfer, aber der ganze Christus, also das Haupt und die Glieder. Christus opfert, aber mit ihm die Kirche. Christus wird geopfert, aber mit ihm die Kirche.

Wir wissen, es gibt ein amtliches, und es gibt ein Laienpriestertum. Das amtliche Priestertum ist unbedingt notwendig, damit das heilige Opfer vollzogen werden kann. Nur der Priester hat in der Weihe die Vollmacht erhalten, Leib und Blut Christi gegenwärtig zu setzen. In seine Hände ist diese unsagbare Gewalt gelegt. Die Apostel haben diese Gewalt nur an bestimmte Personen weitergegeben, nicht an alle. Und so nimmt dieses herrliche Opfer seinen Gang und ruft Segen auf die Erde herab. In der Nachfolge Christi, da stehen die schönen Worte: „Wenn der Priester das heilige Opfer darbringt, ehrt er Gott, erfreut die Engel, erbaut die Kirche, hilft den Lebenden, erwirkt den Verstorbenen Ruhe und macht sich selbst aller Güter teilhaftig.“ Ich wiederhole noch einmal diese ergreifenden Worte: Wenn der Priester das heilige Opfer darbringt, ehrt er Gott, erfreut die Engel, erbaut die Kirche, hilft den Lebenden, erwirkt den Verstorbenen Ruhe und macht sich selbst aller Güter teilhaftig. Das ist das größte Glück, meine lieben Freunde, des katholischen Priesters, täglich das heilige Messopfer darzubringen. Das ist sein größtes Glück. Und von dieser Darbringung des Opfers darf er nie lassen. Im Jahre 1615 kam aus Frankreich ein katholischer Priester, Ogilvie, nach Schottland, das ja damals schon protestantisch war. Er kam nach Schottland, um für die verbliebenen Katholiken das heilige Messopfer zu feiern. Auf Betreiben des Erzbischofs von Edinburgh wurde er gefangen genommen, vor Gericht gestellt und zum Tode verurteilt. Man legte ihm die Frage vor, wie er sich anmaßen könne, auf Schottlands Boden die Messe zu feiern, die der König doch verboten habe. Da gab Ogilvie die Antwort: „Christus, der König Himmels und der Erde, hat gesagt: Das tut zu meinem Andenken. Der König von Schottland sagt: Das tut nicht. Urteilt selbst, wem mehr zu gehorchen ist, diesem König oder jenem!“

Und nicht nur der Priester opfert, meine lieben Freunde, sondern wir alle, die wir hier versammelt sind, opfern mit dem Priester. Jawohl, auch die Gläubigen sind ein heiliges Priestertum, wenn auch ein Laienpriestertum, abhängig vom Amtspriestertum. Aber sie sind ein heiliges Priestertum, und sie legen gleichsam mit dem Priester die Hände an die Patene und bringen das Opfer mit ihm dar. So setzt das Priestertum der Kirche, vereint mit den Gläubigen, das Werk Christi fort, die Menschen sich einzugliedern und zu heiligen. Sie sollen eine würdige Opfergabe für den Vater im Himmel sein. Das ist ihr priesterlicher Dienst.

Drittens hat die Kirche das Hirtenamt. Der Herr hat nach seiner Auferstehung am See Genesareth die Apostel um sich versammelt und zu ihnen gesagt, zum Ersten der Apostel: „Weide meine Lämmer, weide meine Schafe!“ In Petri Hand gab er die ganze Herde, dass er als guter Hirte sie leite. Aber auch die anderen Apostel hat er an der Hirtengewalt teilnehmen lassen. „Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch. Was ihr binden und lösen werdet, das wird gebunden und gelöset sein. Gehet hin in alle Völker und lehret sie alles halten, was ich euch geboten habe.“ Jawohl, auch die übrigen Apostel sind Hirten. Was ist ein Hirt? Das Bild ist uns heute wenig vertraut, weil über unsere Fluren nur noch selten Hirten wandeln. Aber was tut ein Hirt? Nun, er führt seine Herde, er hält sie zusammen, er wehrt dem Wolfe und dem Räuber. Er führt sie auf die Weide und gibt ihnen Trank. Er bewahrt sie vor Absturz und nimmt sich der kranken an. Er trägt sie heim, geht den verlorenen nach. Er sammelt sie und leidet mit ihnen und führt sie. Das ist die Aufgabe eines Hirten. Und so haben die Apostel ihren Hirtendienst verstanden. Wir kennen die ergreifenden Worte, die Petrus in seinem ersten Briefe geschrieben hat: „Die Ältesten unter euch ermahne ich als Mitältester: Weidet die Herde Gottes und habt acht auf sie, nicht gezwungen, sondern freiwillig, nach Gottes Willen, nicht schmählichen Gewinnes wegen, sondern gerne.“ Das ist also die Aufgabe des Hirtenamtes in er Kirche geblieben, die äußere Leitung und die verantwortungsbewusste Sorge für die Seelen.

Dieses Hirtenamt nimmt unser Heiliger Vater wahr für die gesamte Kirche. Er gibt Weisungen, er erlässt das Kirchenrecht, er verfasst Enzykliken, in denen er seine Herde mit dem Brot der Wahrheit speist, er feiert das Messopfer, er spendet die Sakramente, er weiht Bischöfe. Das alles ist Hirtendienst, den unser Heiliger Vater wahrnimmt. Und die Bischöfe tun es in ihrer Diözese ähnlich. Sie leiten sie, sie überwachen sie, sie sorgen dafür, dass die Lehre rein erhalten wird und dass die Gottesdienste würdig gefeiert werden. Wenn ein Bischof sein Amt richtig versteht, dann ist er wie ein gütiger Vater in seiner Diözese. Auf seinen Visitations- und Firmungsreisen nimmt er sich seiner Herde an. Er sammelt sie um sich, er mahnt, er tröstet, er richtet auf, er betet für sie, er segnet sie. Das ist die Tätigkeit des Hirten, der sich richtig versteht.

Ähnlich wiederum ist auch die Tätigkeit des Pfarrers. Meine lieben Freunde, wenn man Priester werden will, dann kann man eigentlich nur einen Wunsch haben: Pfarrer zu werden. Denn der Pfarrer, das ist der Prototyp des Priesters. Er ist der Hirt seiner Herde. Es ist ein beglückender Gedanke, dass er seine Herde leiten, führen, nähren und an Quellen sättigen darf. Ihm obliegt die ganze Seelsorge, ihm obliegt der Gottesdienst, ihm obliegt die Verkündigung der Wahrheit. Wenn ein Pfarrer seine Aufgabe richtig versteht, dann ist er wie ein Vater seiner Familie. Wir sprechen ja von der Pfarrfamilie. Dann freut er sich mit den Frohen und trauert mit den Trauernden; dann verzeiht er den Fehlenden und sucht die Verirrten auf; dann dankt er Gott für die Frommen und sühnt für die Sünder; dann tröstet er die Kranken und hilft den Armen; dann führt er die Jugend mit seinem starken Arm und schließt die ganze Gemeinde zusammen. Wahrhaftig, meine lieben Freunde, ein Priester, der Pfarrer ist, hat die schönste Aufgabe, die man sich auf Erden denken kann: Mitwirken mit dem Hirten und Bischof unserer Seelen, mit Jesus Christus. Denn er ist und bleibt der oberste Hirte der Kirche. Er, der Unsichtbare, wirkt mit seinen Hirten mit. Alle Kraft, die sie haben, alle Leistungen, die sie vollbringen, haben ihre Wurzel im Bischofsamte und Priesteramte Jesu Christi. Er sei gelobt und gepriesen in alle Ewigkeit.

Amen.

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