Die Wahrheit verkündigen,
den Glauben verteidigen

Predigten des H.H. Prof. Dr. Georg May

Glaubenswahrheit.org  
29. Januar 1995

Die von Gott gegebene Aufgabe der Frau in der Ehe

Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.

Geliebte im Herrn!

Kurze Zeit vor seinem Martertod hat der Apostel Petrus einen Brief an die Gemeinden in Kleinasien geschrieben, worin er auch ein Wort an die Frauenwelt richtet. Wir haben am vergangenen Sonntag gesehen, daß in diesem Brief ein einziger Satz den Männern gilt. Aber mehrere Sätze finden sich in diesem Brief, die an die Frauen gerichtet sind, an die Gattinnen. Wie war es damals? Die Frauen waren die ersten, welche die Heilsbotschaft von Christus Jesus angenommen haben. Nicht alle Männer folgten ihnen auf dem Weg ins Christentum. Diejenigen, die sich dem Worte Gottes verschlossen, waren selbstverständlich leicht mißtrauisch gegen den Glauben ihrer Frauen, und die Frau mußte versuchen, sie von der Qualität und Güte ihres Glaubens zu überzeugen.

Die Situation hat sich nicht allzu viel gewandelt. Trotz aller Änderungen, die in den vergangenen Jahrhunderten und Jahrzehnten sich zugetragen haben, ist auch heute noch die Frauenwelt aufgeschlossener für die Religion als die Männerwelt. Auch heute noch bilden in unseren Gemeinden die Frauen die Mehrzahl der treuen, zuverlässigen, frommen Gottesdienstbesucher. Die Männer sind zu einem erheblichen Teil anders eingestellt. Deswegen ist es auch heute die Aufgabe der Frauen, ihre Männer zu gewinnen, zu gewinnen für die Wertschätzung der heiligen Religion, zu gewinnen für die Praxis des religiösen Lebens, zu gewinnen für ein einträchtiges Eheleben aus dem Glauben.

Der Apostel Petrus mahnt die Frauen, es als ihre höchste und schönste Bestimmung anzusehen, die Männer für ein gläubiges, zuverlässiges, eifriges religiöses Leben zu gewinnen. Wie sollen sie das anstellen? Er spricht dazu von den Waffen der Frau und von dem Schmuck der Frau. Die Waffen, die er der Frau in die Hand legt, sind andere, als sich mancher vielleicht vorstellt. Die Frau soll nicht unaufhörlich auf den Mann einreden. Das hat in der Regel wenig Wirkung, kann sogar das Gegenteil bewirken, weil der Mann sich gegen dieses lästige Auf-ihn-Eindringen zur Wehr setzt und erst recht verhärtet gegen die heilige Religion. Es sei nichts gegen das Wort gesagt. Worte sind wichtig und notwendig, wenn es die rechten Worte sind, wenn sie zur rechten Zeit gesprochen sind. Aber Worte allein genügen nicht, sondern Petrus fordert die Frauen auf, ihre Männer zu gewinnen durch ihren Wandel. Das Beispiel redet lauter als die Worte. Es predigt vor allen Dingen eindringlicher als Worte. In der Ehe fallen ja alle Hüllen. Hier kennt man sich, wie man sich sonst nirgends und niemals kennenlernt. In der Ehe durchschaut einer den anderen bis in die letzten Tiefen. Deswegen ist es entscheidend, daß die Frau, wenn diese Tiefen bloßliegen, ein Wesen zeigt, das dem Manne anziehend, erwärmend und gewinnend vorkommt.

Wie soll der Wandel nach dem Apostel Petrus ausgerichtet sein, um den Mann zu gewinnen? Er beginnt mit der Dienstwilligkeit. Eine Gattin muß dienstwillig, fleißig, unermüdlich und rastlos tätig sein. Sie muß ihr Haus in Ordnung halten. Das ist eine unbedingte Voraussetzung für alles, was darauf aufbaut. Die Frau muß in dienstwilligem Gehorsam ihre Pflicht im Haus gegenüber dem Gatten und gegenüber den Kindern tun. Diese Aufgabe ist so beanspruchend, daß ich mich manchmal frage, wie es möglich sein soll, neben ihr noch einen vollen auswärtigen Beruf auszuüben, ob das nicht eine Zeitverirrung ist, die die Frau unbedingt aus dem Haus herausnehmen will, um sie in einen Beruf hineinzuzwängen, wo dann der Schaden selbstverständlich dem Haus, dem Gatten und den Kindern zufällt. In jedem Falle: Petrus fordert die dienstwillige Bereitschaft der Frau, ihr Haus und ihre Familie in Ordnung zu halten.

An zweiter Stelle verlangt er einen lauteren Wandel. Lauter ist ein Wandel, wenn er rein ist. Rein im umfassenden Sinne ist ein Wandel, wenn er selbstlos, ehrlich, von sittlichen Grundsätzen geprägt ist. Rein heißt frei von aller Beimischung des Bösen, frei von aller Beimischung der Selbstsucht. Die Frau soll ihren Dienst verrichten mit lauterem Herzen. Alles was Unehrlichkeit, Verstecktheit, Doppelleben bedeutet, muß dem Wandel der Frau fern sein. Ihr Leben muß durchsichtig wie eine Quelle sein, dann ist es lauter nach dem Willen des Apostels Petrus.

Und schließlich das Dritte: Er verlangt als Waffe der Frau, daß sie in heiliger Gottesfurcht lebt. Ach, meine lieben Freunde, das ist ein Begriff, der aus dem Sprachschatz der nachkonziliaren Kirche weitestgehend verbannt ist. Gottesfurcht – wer spricht heute von Gottesfurcht? Die Briefe der Apostel sprechen davon. Wir müssen ihre Botschaft hören und aufnehmen. Es ist damit die heilige Gottesfurcht gemeint, nicht die knechtische Furcht, die nur aus Angst vor der Strafe das Böse meidet, sondern die heilige Ehrfurcht, die es aus Liebe zu Gott ablehnt, etwas zu tun, was Gott betrüben könnte; diese heilige Scheu, irgendwie Gott zu kränken, ihm zu nahe zu treten, ihn zu beleidigen. Diese heilige Scheu muß in der Frau sein. Das bedeutet einen sittlichen Wandel in jedem Bezug, im Denken, im Reden und im Tun. Heilige Gottesfurcht muß sie durchdringen. Wir beten immer, wenn wir die heilige Messe von einer heiligen Frau feiern: „Confige timore tuo carnes meas“ – Durchbohre mein Fleisch mit der Furcht vor dir! Wahrhaftig, das ist ein Gebet für die Frauen. Durchbohre mich mit der Furcht vor dir, mit heiliger Gottesfurcht, die sich scheut, das Böse zu tun, aus Liebe zu dem heiligen, gewaltigen Gott! Das sind also nach Petrus die Waffen der Frau. Ihr Wandel soll den Mann für den christlichen Glauben gewinnen, der Wandel soll ihn überzeugen. Wenn sie dienstfertig ist, wenn sie lauter ihr Leben verbringt und wenn sie in heiliger Gottesfurcht lebt.

Er spricht aber auch vom Schmuck der Frau, und zwar sagt er zunächst, was diesen Schmuck nicht ausmacht. Der Schmuck einer christlichen Frau, so sagt Petrus, ist nicht eine kunstvolle Frisur, sind nicht kostbare Geschmeide, auch nicht prächtige Kleider. Wohlgemerkt, Petrus sagt nichts dagegen, daß eine Frau ihre Haare pflegt, er sagt nichts dagegen, daß sie sich schmückt, er sagt nichts gegen anziehende Kleider. Er sagt nur: Das ist selbstverständlich, das tun auch die Heiden, das ist noch nicht christlich. Und wir können sagen, all das ist notwendig. Eine Frau soll sich schmücken, sie soll sich pflegen, sie soll ordentlich und adrett daherkommen. Das ist sie sich, ihrem Gatten, ihren Kindern und ihrer Umgebung schuldig. Diese Dinge sind zweifellos gottgewollt und durchaus am Platze. Aber sie sind nur natürlich, sie sind noch nicht übernatürlich. Petrus fordert deswegen, daß die Frau sich schmücke mit übernatürlichen Schmuckgegenständen. Und was ist das? Er sagt, das ist ein innerliches, verborgenes Leben. Ein innerliches, verborgenes Leben. Das sind die Dinge, die man nicht sieht wie den Schmuck und die Frisur, sondern die im Herzen ruhen. Das ist die Herzensbildung. Das sind die Tugenden, die sich eine Frau erworben hat. Das macht ihren inneren Schmuck aus. Eine Frau soll geschmückt sein mit inneren Werten.

Innere Werte erwirbt man durch ständiges Bemühen. Wir alle kommen mit Schwächen und Fehlern auf die Welt, und leider Gottes vermehren wir sie oft noch im Laufe des Lebens. Deswegen bedarf es der immerwährenden Arbeit an sich selbst, um ein innerlicher, an inneren Werten reicher Mensch zu werden. Ich habe im Lauf meiner jahrzehntelangen Tätigkeit an der Universität auch viele Studentinnen kennengelernt und muß sagen, daß ich bei denen, die äußerlich nicht so anziehend waren, nicht selten höhere, bessere Charaktereigenschaften gefunden habe als bei den schönen. In jedem Falle verlangt Petrus, daß die Frau sich schmücke mit inneren Werten, und er nennt einen ausdrücklich, nämlich sie sollen sanften und milden Gemütes sein. Die Sanftmut ist ebenfalls eine vergessene Tugend. Heute heißt es: „Laß dir nichts gefallen!“ So spricht nicht der Mund Christi und seiner Apostel. Petrus fordert ein sanftes, mildes Gemüt. Was ist Sanftmut? Sanftmut ist der vernünftig geregelte Affekt des Zornes. Sanftmütig ist, wer aus Liebe zu Gott sich nicht aufregt, wenn ihm Unrecht geschieht. Der Sanftmütige schweigt und bleibt höflich und dienstfertig, auch bei erlittenem Unrecht. Wer sanftmütig ist, gewinnt den Zornigen, er bricht den Zorn. Und umgekehrt: Der Zornige fühlt sich bestätigt, wenn der andere ebenfalls zornig wird. Dann fühlt er sich in seinem Zorn gerechtfertigt. Er kommt aber zur Einsicht, falls ein Funke von Vernunft und Edelmut in ihm ist, wenn er auf die Sanftmut des anderen stößt.

Das scheint nicht selten ein Grund für den Streit in den Ehen zu sein, daß zu viele – Männer wie Frauen! – Öl ins Feuer gießen, daß sie den Zorn mit Zorn beantworten, statt ihn mit Sanftmut zum Erlöschen zu bringen. Überhaupt muß man an die Tugend der Sanftmut noch einige andere Ermahnungen knüpfen. Dazu gehört auch, daß die Frauen die Männer in Ruhe lassen. Es gibt Frauen, die fortwährend auf ihre Männer einreden, die ihnen keine Rast gönnen, die sie mit allen Kleinigkeiten behelligen. Daß das die Männer unglücklich macht und zum Zorne reizt, ist gar keine Frage. Frauen haben, so scheint es, eine Begabung für die kleinen Dinge und manchmal auch für die kleinlichen Dinge. Und es scheint das fast manchmal eine Rache zu sein, daß sie sich an kleinlichen Dingen festbeißen, statt großmütig darüber hinwegzugehen.

Zur Sanftmut gehört auch das Nachgebenkönnen. Das richtet sich an beide Partner. Jeder muß nachgeben können, denn wie soll denn eine gemeinsame Aktion in der Familie zustandekommen, wenn jeder auf seinem, dem anderen widersprechenden Willen beharrt? Nachgiebigkeit ist von beiden verlangt. Aber man muß das der Frau besonders sagen, weil sie sich ja leicht vom Mann überfahren vorkommt und dann trotzig auf einer Position zu beharren geneigt ist. Nachgiebigkeit ist nicht Schwäche, meine lieben Christen, Nachgiebigkeit ist innere Stärke. Man besiegt nämlich das eigene Sich-durchsetzen-Wollen, man besiegt den Trotz, der in einem aufsteigt, man wird Herr über das eigene Sich-behaupten-Wollen. Es hat keinen Zweck, zu fragen: Warum soll ich nachgeben, wenn ich im Recht bin? Ja, wenn es der andere nicht einsieht?! Du kannst vielmals im Recht sein, aber wenn es der andere nicht einsieht, dann hilft es nichts, und wenn eine Gemeinsamkeit in der Ehe, in der Familie sein soll, dann muß einer von beiden nachgeben. Ich sage nicht, daß es der Klügere sein muß, sondern daß es der christlichere Gatte sein muß, der nachgeben soll.

Die Waffen der Frau und der Schmuck der Frau. Der Schmuck der Frau sind innerliche Werte, ist vor allem die Sanftmut. Viele Frauen haben sich diese Mahnungen des Apostels zu eigen gemacht und dadurch ihre Männer gewonnen. Vor wenigen Jahren besuchte ich mit dem lieben Herrn Stamm ein Klassentreffen, wo ich Mitschüler fand, die ich seit fast 50 Jahren nicht mehr gesehen hatte. Da war auch einer dabei, der mir durch seine Frömmigkeit auffiel. Ich sagte: „Lieber Peter, du hast dich doch früher überhaupt nicht religiös betätigt.“ „Das stimmt“, sagte er. „Na, und wie ist die Wendung eingetreten?“ „Das verdanke ich meiner Frau. Meine Bekehrung verdanke ich meiner Frau“, sagte er zu mir, der jetzt ein gläubiger und tieffrommer katholischer Mann ist. Die Frau hatte ihn durch ihren Wandel und durch den Schmuck ihrer Tugenden gewandelt. Solche Beispiele hat es von Anfang an in der Kirche gegeben. In alten lateinischen Inschriften aus dem 1. Jahrhundert wird das Bild solcher Frauen gezeichnet. Zum Beispiel in Syrakus: „Euskia, die etwa 25 Jahr makellos, gut und würdig lebte, starb am Feste meiner Herrin Luzia. An sie reicht kein Menschenlob, so christlich, so gläubig und vollkommen war sie. Sie hat ihrem Mann viel Gutes erwiesen.“ So hat ein Gatte seiner Frau auf das Denkmal geschrieben. Und ein anderer: „Flavius Crispinus weiht dieses Grabmal der Aurelia Anias, seiner wohlverdienten Gattin, die 28 Jahre alt geworden ist. 9 Jahre hatte ich sie zur Gattin in aller Liebe, ohne daß sie je meinem Herzen weh getan. Leb wohl, meine Teure, lebe in Frieden mit den Heiligen, lebe mit Christus!“ Diese herrlichen Zeugnisse sollten wir uns zu Herzen nehmen und uns bemühen, das Beispiel dieser frommen Gattinnen nachzuahmen. Wenn wir wieder Frauen haben, die die Ermahnungen des Apostels Petrus sich zu Herzen nehmen, die seine Waffen anwenden, um die Männer zu gewinnen, und die sich mit den Schmuckgegenständen ausstatten, die er empfiehlt, dann braucht uns um die Zukunft unserer Kirche nicht bange zu sein.

Amen.

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