Die Wahrheit verkündigen,
den Glauben verteidigen

Predigten des H.H. Prof. Dr. Georg May

Glaubenswahrheit.org  
6. September 2009

Ohne Glaube, Religion und Kirche geht es nicht

Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.

Geliebte im Herrn!

„Es geht auch ohne das.“ Was ist damit gemeint? Die Religion, die Kirche. „Es geht auch ohne das.“ So sagen die Menschen. Die Meinung ist heute weit verbreitet: Wir brauchen weder Religion noch Kirche. Es geht auch ohne das. Das größte Ärgernis für die Menschen ist die Kirche. Verständlich. Ohne die Kirche kann man sich über Gott eine Vorstellung machen, wie man will, und ohne die Kirche kann man sich auch über die Gebote Gottes einbilden, was immer man will. Die Kirche faßt Gott und seine Gebote in präzise Gesetze, und deswegen ist sie lästig. Sie muss verschwinden. „Es geht auch ohne das.“ Wirklich?

Meine lieben Freunde, keine geistige Bewegung, keine Idee kommt ohne eine Institution und ohne eine Organisation aus. Es braucht Menschen und Mittel, um eine Idee, eine Erfindung im Gedächtnis festzuhalten und für ihre Ausführung zu sorgen. Es gibt Akademien der Wissenschaften, die seit Jahrhunderten bestehen. Sie dienen dem Austausch der Gelehrten der verschiedenen Fachrichtungen. Es gibt eine Shakespeare-Gesellschaft. Sie sorgt dafür, dass das Werk Shakespeares lebendig bleibt. Auch die Bewegung Jesu kann nicht ohne Institution und nicht ohne Organisation bestehen. Seine Wahrheit und seine Gnade bedürfen der Becken, die sie festhalten, und der Kanäle, die sie zu den Empfängern leiten. Ohne Menschen und ohne Mittel versandet die Gnade, zerfließt der Glaube, macht sich jeder seine eigene Religion zurecht. Jesus hat selbst dafür gesorgt, dass seine Wirksamkeit nicht untergeht. Er hat Apostel berufen und Jünger bestellt, die sein Werk weitertragen sollten. Er hat eine Kirche gegründet. Wer Jesus und die Kirche trennt, der zerreißt etwas, was unbedingt zusammengehört.

Doch da höre ich den Einwand: Die Kirche von heute ist weit entfernt von der schlichten Gemeinschaft der Jünger, die mit Jesus in Galiläa und Judäa wanderten, seine Predigten hörten und Zeugen seiner Wunder waren. Ganz recht. Aber kann eine Bewegung, kann eine Gemeinde, die sich in Zeit und Raum in unerhörter Weise ausbreitet, in den Formen verharren, in denen sie gestiftet wurde? Muss sie nicht den Gesetzen der Entwicklung gehorchen? Der Eichbaum ist von der Eichel gewaltig verschieden, aber jeder Eichbaum ist aus einer Eichel entstanden.

Da sagte mir ein junger Mann: „Ja, aber die Sexualmoral der Kirche, wo ist denn die von Jesus gegeben? Wo steht sie in der Heiligen Schrift? Hat Jesus die Gebote der Sexualmoral festgelegt?“ Jesus hat viele Gebote nicht gegeben, weil er die Gebote vorfand. Er fand sie im Alten Testament. Da steht auch geschrieben, dass Homosexualität eine tödliche Sünde ist. Das brauchte Jesus nicht zu sagen. Außerdem wußte Jesus, dass es ein sittliches Naturgesetz gibt, dass der Wille Gottes durch das Gewissen in das Herz des Menschen eingeschrieben ist. Davon brauchte er nicht zu sprechen. Die Gebote, die sittlichen Gebote des Alten Bundes haben Gott zum Gesetzgeber und gelten weiter, und das Naturgesetz, das sittliche Naturgesetz gilt für alle Zeiten. An ihnen hat Jesus nie gerüttelt. Außerdem hat er Grundsätze aufgestellt, aus denen sich die Gebote ergeben. Er hat das Organ geschaffen, das Gottes Willen auslegt, ein Organ, dem er den Heiligen Geist verheißen hat. Was die Kirche über die Sexualmoral verkündet, das ist Gottes Wille!

Deswegen müssen wir sagen, Religion und Kirche, Christus und Kirche gehören untrennbar zusammen. Wer ja zu Jesus sagt, kann nicht nein zur Kirche sagen. Man weist hin auf die Priester in Irland, wo eben eine Anzahl von Priestern sich verfehlt hat. Schlimm genug. Mein Abscheu vor diesem Vergehen ist mindestens genauso groß wie die Genugtuung derer, die sich darüber freuen. Aber was besagt dieser Hinweis? Gibt es eine Einrichtung, die keine Versager kennt? Verzichtet der junge Mann, der das zu mir sagte, verzichtet er künftig auf Ärzte und Krankenhäuser, weil bei den Ärzten und in den Krankenhäusern allerlei Unredlichkeit vorkommt, weil sich Ärzte bezahlen lassen, wenn sie Patienten in Krankenhäuser einweisen? Verzichtet er deswegen auf Krankenhäuser? Hundert Universitätsprofessoren haben Doktortitel verkauft, wie die Presse berichtet. Geht er deswegen nicht zur Universität, weil Universitätsprofessoren betrügen? Im Staat gibt es unfähige und bestechliche Politiker. Sie richten großen Schaden an für das Volk. Es gibt viele liebedienerische und feige Politiker, die vor fremden Mächten auf dem Bauche liegen und die eigenen Interessen des Volkes vergessen. Aber niemand tritt aus dem Staate aus. Jeder weiß: Ich bin mit dem Staate verbunden, auch mit den Fehlern und Versäumnissen der Politiker.

Und so ist es auch in der Kirche. Man muss an der Kirche festhalten trotz aller Schwächen und trotz allen Versagens von Menschen. „Es geht auch ohne das.“ So sagen viele, und ihr Gewissen scheint in Ruhe zu sein. Das Essen schmeckt nachher genauso wie vorher, wenn man aus der Kirche ausgetreten ist. Das Herz schlägt weiter. Aber ich stelle zwei Fragen: Wie lange kommt man ohne Gott, ohne Religion, ohne Kirche aus? Und: Wie lebt man ohne Gott, ohne Religion, ohne Kirche?

Wie lange kommt man ohne Gott, ohne Religion, ohne Kirche aus? Gewiß, Fehler der Physik machen sich rascher bemerkbar als Fehler in der Metaphysik. Wenn die Statik eines Hauses nicht stimmt, bricht es zusammen. Wenn der Mensch nicht mehr zur Kirche geht, lebt er weiter, vielleicht sogar vergnügter, vielleicht sogar billiger. Eine Zeitlang halten die alten Bindungen, denn es ist eine Tatsache: Auch die Abständigen, auch die Abgefallenen sind noch vom Christentum gezeichnet. Selbst die Gottlosen leben noch von der Offenbarung Gottes, ob sie es sich eingestehen oder nicht. Auch die Entchristlichten bewahren noch eine Erinnerung an die Kirche. Die Kräfte der Offenbarung sind es, von denen der Einzelne, von denen die Gesellschaft, von denen die Menschheit lebt. Nehmen wir die Ehe. Immer noch gilt die Ehe bei der Masse der Bevölkerung als die Verbindung eines Mannes mit einer Frau. Das ist christliches Erbe, die Einehe. Aber die Einrichtung lockert sich. Die Ehescheidung, die Ehescheidung vom Ehebande, die der Protestantismus eingeführt hat, ist im Schwange. Man kann abwechseln. Man kann von einer Frau zur anderen gehen oder von einem Mann zum anderen. Und bald wird es Männern gestattet sein, mehrere Frauen zu haben. Es gibt ja schon einschlägige Gerichtsentscheidungen, wonach es Mohammedanern in Deutschland gestattet sein soll, mehrere Frauen zu haben. Warum nur den Mohammedanern? Auch der Begriff der Ehe schmilzt dahin. Wir haben jetzt die sogenannte Homo-Ehe, die Verbindung zwischen zwei Homosexuellen, zwei Schwulen oder zwei Lesben. Man sieht, wie das christliche Erbe immer mehr dahinschmilzt. Man hält noch an der Menschenwürde fest. Dass der Mensch, jeder Mensch, einen überragenden Wert hat, das ist christliches Erbe, denn Gott hat den Menschen nach seinem Bild und Gleichnis geschaffen, und Christus hat sein Blut für die Menschheit vergossen. Daher stammt die Würde des Menschen. Aber wie lange wird dieses Verständnis von Menschenwürde noch tragen? Wird sie nicht schon dem Fötus abgesprochen, dem Embryo? Der Mangel an Nachkommenschaft in unseren Landen ist erschreckend. Die Alterspyramide ist höchst ungünstig: wenige Junge, viele Alte. Wie lange noch? Wann werden die Jungen sagen: Wir können die Last der Alten nicht mehr tragen? Der Gnadentod, die Euthanasie, ist bereits offen oder versteckt eine übliche Praxis. Alte, Kranke, Behinderte suchen den Tod oder werden von anderen dem Tode überantwortet. Noch sind es Einzelfälle. Ich fürchte, dass diese Praxis sich immer mehr ausbreiten wird, bis es eines Tages üblich sein wird, sogenannte unnütze Menschen zu beseitigen. Ohne Gott, ohne Religion, ohne Kirche sind die alten Menschen bald nur noch Friedhofsgemüse! Die Gottlosen leben von den Resten der Offenbarung, die noch im Volke vorhanden sind. Ich habe soeben ein Buch gelesen über das Zuchthaus Brandenburg in der Zeit des Dritten Reiches. In diesem Zuchthaus war auch eine kommunistische Frau, die viel gelitten hat, und diese Frau hatte den Grundsatz: Lieber Unrecht leiden als Unrecht tun. Ja, meine Freunde, das ist ja kein kommunistischer Grundsatz, das ist ein christlicher Grundsatz. Diese Kommunistin lebte vom Rest des Christentums, der auch in ihr noch war. Lieber Unrecht leiden als Unrecht tun, das ist kein kommunistisches Prinzip. Ein Stein, auf den lange die Sonne geschienen hat, bleibt noch geraume Zeit warm, auch wenn die Sonne untergegangen ist. Auch unsere Gesellschaft lebt noch von den Resten des Christentums. Es kommt nur nichts Christliches mehr nach. Aber warten Sie ab: Wenn es so weitergeht wie jetzt in 30, 40, vielleicht 100 Jahren, dann wird die furchtbare Saat aufgegangen sein, die heute gesät wird. Die Wirkungen, welche der Abfall dann zeitigt, werden sein wie ein vernichtender Orkan, verglichen mit einem Frühlingswind.

„Es geht auch ohne das.“ So sagen sie. Es geht auch ohne Religion. Man kann auch ohne Gott leben, auch ohne Kirche. Aber fragen Sie nicht, wie man lebt! Es bleibt wahr, was in dem Roman „Die Brüder Karamasow“ von Dostojewski steht: „Wenn es keinen Gott gibt, dann ist alles erlaubt.“ Selbstverständlich, denn ein Gesetz braucht einen Gesetzgeber. Wenn Gott die Gesetze der Moral nicht gibt, die menschlichen Moralgesetze sind unverbindlich. Kein Mensch kann den anderen verpflichten, moralisch zu leben, nur Gott kann es. Die Gebote „Du sollst..“ oder „Du darfst nicht…“ stammen von Gott. Ohne diese Gebote fällt alles dahin.

Vor einiger Zeit reiste ein französischer Senator von den Pyrenäen nach Paris. Er stieg ab in einem Hotel und mietete ein Hotelzimmer für den ganzen Monat. Als der Besitzer das Geld in die Hand nahm, fragte er, ob er ihm eine Quittung ausstellen solle. Der Senator antwortete: „Wozu? Gott hat es gesehen.“ „Glauben Sie an Gott?“ fragte der Besitzer den Senator. „Ja, selbstverständlich. Sie nicht?“ „Nein, Herr Senator, ich glaube nicht daran.“ „Ja dann geben Sie mir eine Quittung!“

Ohne Gott ist alles erlaubt. Da wachsen die Selbstmordziffern, da zerbrechen die Ehen, da stirbt die Treue, da hört die Liebe auf, da machen sich Brutalität, Gier und Rücksichtslosigkeit breit. Ja, wir kommen ohne Gott aus! Aber fragen Sie nicht, wie! Da verderben die Kinder. Unsere Kinder, meine lieben Freunde. Heute gibt es Kliniken, in denen sich die Geburten zu Abtreibungen wie 1 : 10 verhalten. 40 Prozent der Hortkinder einer Großstadt stammen aus geschiedenen Ehen. In einer Stadt wie Innsbruck hat sich in wenigen Jahren die Zahl der Hunde verdoppelt und die Zahl der Geburten halbiert. Es geht auch ohne Gott, aber fragen Sie nicht, wie! Welche Verheerungen richtet der Sexualkundeunterricht in unseren Kindern an! Ein Unterricht ohne Gott, ohne Kirche, ohne Religion. Im Jahre 2007 wurden 23.000 Kinder wegen Komasaufen in die Kliniken eingewiesen, 23.000 Kinder wegen Komasaufen! Der 1. Mai ist der Tag der Arbeit. Er soll ein froher Tag sein, ein Tag des Dankes. Aber wie vollzieht sich der 1. Mai in Berlin? 273 Polizisten wurden verletzt durch Ausschreitungen und Krawalle, 273 Polizisten. Die Polizeigewerkschaft hält den Verantwortlichen vor, die Polizisten zur Steinigung freigegeben zu haben. Es wird immer unerträglicher. Die Verhältnisse werden immer schlimmer. Ich sehe den Zeitpunkt gekommen, wo die Polizei nicht mehr Herr der Lage sein wird.

Sie kennen vielleicht (oder auch nicht) den bedeutenden jüdischen Professor Viktor Frankl. Er war Gefangener in drei Konzentrationslagern, hat aber überlebt und dann in Wien gewirkt und gelehrt. Viktor Frankl schreibt: „Die Insassen (der Konzentrationslager) überstanden diese Zeit nicht durch die Ideen, mit denen die Psychoanalyse die Welt überflutete, sondern durch die Suche nach dem religiösen Sinn ihrer Lage und indem sie lernten, durch Leiden Gott näher zu kommen.“ Ja, das ist es. Die Kirche lehrt leiden. Von der Kirche kann man lernen, wie man sich im Leiden verhalten soll. Und wie steht es heute? Soeben, in dieser Woche hat eine Erzieherin festgestellt: „Die Menschen heute haben keine Leidensfähigkeit mehr.“ Ja, warum denn nicht? Weil sie keinen Glauben haben!

Vor 2000 Jahren schrieb ein Mann, der vom Lichte des Evangeliums noch nicht erleuchtet war, den Satz: „Wenn die Männer die Religion verspotten und die Frauen schamlos werden, dann beginnt das Ende.“ Der Mann hieß Seneca und war der Erzieher des Kaisers Nero. Er wußte nichts von einem anderen Manne, der vor kurzem in Palästina einen grausamen Tod erlitten hatte. Er kannte ihn nicht. Aber es ist kein Zweifel: Wenn er ihn gekannt hätte, dann hätte er dem Satz, den dieser Mann gesprochen hat, zugestimmt, nämlich dem Satze: „Wenn ihr nicht umkehrt, werdet ihr alle zugrunde gehen!“

Amen.

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