Die Wahrheit verkündigen,
den Glauben verteidigen

Predigten des H.H. Prof. Dr. Georg May

Glaubenswahrheit.org  
17. August 2008

Das unfehlbare Lehramt der Kirche

Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.

Geliebte im Herrn!

Es war am Karfreitagmorgen. Christus wird durch die Stadt Jerusalem zum Lithostratos geführt. Dort wartet sein Richter auf ihn, der römische Landpfleger Pontius Pilatus. Er weiß sich im Besitz der Macht. Hinter ihm steht das römische Reich, und vor ihm steht ein armer, gepeitschter Sklave, ein Mann, besudelt von Blut und Schmerz. „Bist du der König der Juden?“ Es klingt Verwunderung, Erstaunen, vielleicht sogar Mitleid aus diesem Worte: Du sollst der König der Juden sein? Jesus richtet seinen Blick auf ihn und sagt: „Mein Reich ist nicht von dieser Welt.“ Pilatus und die Juden rechnen nur mit den Reichen dieser Welt. Pilatus weiß sich als Abgesandter des machtvollen römischen Reiches, und die Juden träumen von einem Groß-Juda, das eine Weltmacht werden soll und das vom Strom bis an die Grenzen des Taurus reichen soll. Der Herr fügt hinzu, als ihn Pilatus noch einmal fragt: „Bist du ein König?“: „Ja, ich bin ein König. Dazu bin ich geboren und in die Welt gekommen, dass ich der Wahrheit Zeugnis gebe. Jeder, der aus der Wahrheit ist, hört auf meine Stimme.“ Jesus ist ein König, ein König der Wahrheit. Wahrheit in diesem Sinne ist die offenbare Wirklichkeit Gottes. Er ist der gottgesandte Zeuge der offenbaren, in ihm geoffenbarten Wirklichkeit Gottes.

„Was ist Wahrheit?“ entgegnet ihm Pilatus. Daraus klingt die müde Skepsis der Unerkennbarkeit der Wahrheit, vielleicht auch der Stolz, sich einer Wahrheit zu beugen, oder die Feigheit, die sich der Wahrheit entziehen will. Was ist Wahrheit? Viele Menschen wollen von einer feststehenden, von einer bleibenden, von einer unveränderlichen Wahrheit nichts wissen. Diese Erscheinung war vor 50 Jahren auf Kreise außerhalb unserer Kirche beschränkt. Heute hat sie Theologen unserer Kirche ergriffen. Sie sprechen vom Wandel der Wahrheit; sie wollen nicht sich einer feststehenden Wahrheit, nicht dem König der Wahrheit beugen. Was ist Wahrheit? Wahrheit ist die Übereinstimmung der Erkenntnis mit der Wirklichkeit, und diese Wahrheit ist zuallererst in Gott. Gott ist die Wahrheit. Das heißt: Er hat ein Bild der Wirklichkeit, das der Wirklichkeit entspricht. Noch mehr: Er hat ein Bild der Wirklichkeit, nach dem er die Wirklichkeit gestaltet. Die Wirklichkeit entspricht seinem Schöpfungsplan. Die Schöpfung ist gestaltet nach dem Ideal, nach den Ideen, die Gott in sich trägt. Das ist die Wahrheit in Gott. Die Schöpfung entspricht dem Plane Gottes.

Nun schafft Gott den Menschengeist, und der Menschengeist ist ja ein Abbild des göttlichen Geistes. Er soll die Wahrheit erkennen, und das ist ihm in erstaunlichem Maße gelungen. Wir können dankbar und stolz sein auf die Errungenschaften des menschlichen Geistes. Sie betreffen vor allem die Güter dieser Erde, die Schöpfung, die Technik. Das sind alles wunderbare Errungenschaften des menschlichen Geistes. Wenn der Mensch nicht fähig wäre, die Wahrheit zu erkennen, dann wäre die Technik unmöglich, denn die Technik muss sich der Wirklichkeit, der Natur, den Gesetzen der Natur anschließen. Aber auf anderen Gebieten haben die Erbsünde und die Leidenschaften der Menschen weniger zur Wahrheitsfindung beigetragen. Die Menschen sind auf diesen Gebieten von ihren Interessen geleitet, und so haben sie Gott nicht zu erkennen gewusst, obwohl er ihnen offenbar war, und sie haben seinen Willen nicht zu erkennen verstanden, obwohl er ihnen zugänglich war. Leidenschaften, Lüste, Interessen haben sie auf Abwege geführt. Sie haben Gott zu Fetischen gemacht, mit Tieren verglichen, ein goldenes Kalb sich als Gott geschaffen, so dass in dieser Ratlosigkeit mancher das Wort des Pilatus wiederholt hat: „Was ist Wahrheit?“ Und so hat der große, der herrliche Plato, einmal gesagt oder geschrieben: „Wir müssen warten, dass irgendeiner kommt und uns unterrichtet über die Art und Weise, wie wir im Hinblick auf die Götter und die Mitmenschen zu handeln haben. Nur Gott kann Aufklärung geben.“ So hat der weise Plato geschrieben.

Wenn das schon für die natürliche Erkennbarkeit Gottes gilt, dann erst recht für das innergöttliche Leben. In das innergöttliche Leben vermag der menschliche Geist bei allem Bemühen nicht einzudringen. Das innergöttliche Wesen kann nur von Gott selbst geoffenbart werden. „Kein Auge hat es gesehen, kein Ohr hat es gehört, was Gott denen bereitet hat, die ihn lieben.“ Da muss Gott selbst kommen, um uns Aufschluß über sein inneres Leben zu geben, und das nennen wir Offenbarung. Offenbarung ist ein Geschehen in Wort und Tat, in dem Gott selbst uns über sich, über sein Leben, über seinen Willen belehrt. Offenbarung ist das In-Erscheinung-Treten der Wahrheit Gottes. Diese Offenbarung vollzog sich im Alten Bunde hauptsächlich durch Propheten. Sie haben den Willen Gottes dem Volke Gottes unterbreitet. „Oft und vielmals hat Gott einstmals durch die Propheten geredet, am Ende der Tage aber durch seinen Sohn.“ Das ist der Unterschied, den die Mohammedaner nicht zugeben wollen, dass Christus nicht nur der letzte der Propheten ist, sondern der auf Erden erschienene Sohn Gottes. „Durch Jesus Christus kam die Wahrheit“, sagt Johannes, weil er die Wahrheit ist. „Wir haben sein Wirken gesehen, voll der Gnade und Wahrheit.“ So schließt er sein Evangelium. Und Jesus selbst bezeugt es immer wieder, etwa bei dem Gespräch mit Nikodemus: „Wir reden, was wir wissen. Wir tun euch kund, was wir gesehen haben.“ Ja, der Eingeborene, der am Herzen des Vaters geruht hat, der vermag Kunde von ihm zu bringen. Und so kann Jesus von sich sagen: „Ich bin die Wahrheit. Ich bringe sie nicht nur; ich bin die personale Wahrheit.“

Zwischen der Wahrheit Gottes, die uns in der Offenbarung zugänglich ist, und den Erkenntnissen des menschlichen Geistes kann ein wahrer Widerspruch nie bestehen. Denn das eine wie das andere stammt von Gott. Wenn irgendwo ein Widerspruch zu entstehen scheint, dann liegt das entweder darin, dass die Menschen sich irren oder dass die Offenbarung falsch ausgelegt wird. Ein echter Widerspruch zwischen der Wirklichkeit und Wahrheit Gottes und den Erkenntnissen des Menschen ist ausgeschlossen. „Dazu bin ich in die Welt gekommen, dass ich der Wahrheit Zeugnis gebe.“

Und das ist der Wille Gottes, dass die Wahrheit bei den Menschen bleibe. Sie soll nicht untergehen; sie soll nicht verfälscht werden. Deswegen hat der Herr ein Lehramt eingesetzt, ein unfehlbares Lehramt, das die Wahrheit Gottes bewahrt. Das ist die Kirche, die ein unfehlbares Lehramt in sich trägt. Der Berliner Großstadtapostel Carl Sonnenschein, ein unvergleichlicher Mann, hat einmal den schönen Satz geschrieben: „Ich bezahle keine Kirchensteuer für eine Kirche, die auf ihrem Fachgebiet nicht unfehlbar ist.“ Ich füge hinzu: Ich auch nicht! Seinen Aposteln hat der Herr dieses Lehramt übertragen. Er nennt sie ja das „Licht der Welt“, das Licht, weil sie die Wahrheit tragen. „Wer euch aufnimmt, nimmt mich auf. Wo man euch nicht aufnimmt, da schüttelt auch noch den Staub von den Füßen. Ich sage euch: Jener Stadt wird es erträglicher ergehen als Sodoma und Gomorrha.“ Aber freilich, so müssen wir fragen: Herr, bedenkst du, was du tust, indem du uns fehlbaren Menschen auslieferst? Indem du uns auf die Verkündigung fehlbarer Menschen verpflichtest? Nein, sagt der Herr, nein: Wer euch hört, hört mich. Nicht ihr seid es, die da reden, sondern der Geist Gottes ist es, der in euch und durch euch redet. Er hat der Kirche einen Garanten gegeben, einen Bürgen der Wahrheit. Wir nennen ihn den Heiligen Geist. „Er wird euch alles lehren und euch an alles erinnern, was ich euch gesagt habe.“ Nicht Menschenwissen garantiert die Wahrheit, sondern die Kraft des Geistes. Gottes Heiliger Geist selbst trägt Sorge, dass die Wahrheit in der Kirche nicht untergeht. „Gehet hin in alle Völker und lehret sie, machet sie zu meinen Schülern. Und ich bleibe bei euch alle Tage bis ans Ende der Welt.“ Und zugleich auch die Drohung: „Wer glaubt und sich taufen lässt, der wird gerettet werden. Wer nicht glaubt, wird verdammt werden.“

So haben die Christen, so haben die Apostel den Auftrag Christi übernommen. So haben sie mit ihrem Zeugnis für die Wahrheit bereitgestanden. Die jüdische Behörde versuchte sie zum Schweigen zu bringen mit Drohungen, mit Peitschenschlägen. Und was sagt Petrus vor dem Hohen Rat: „Urteilt selbst, ob es recht ist, Menschen mehr zu gehorchen als Gott! Wir können nicht schweigen von dem, was wir gesehen und gehört haben.“ Und der Apostel Paulus, das auserwählte Werkzeug, das Gott zu den Heiden geschickt hat, Paulus sagt: „Wenn ein Engel vom Himmel kommt und ein anderes Evangelium verkündet, als ich es verkündet habe, der sei im Banne!“ Der Apostel Paulus weiß, dass er zu überliefern hat, was er selbst überkommen hat. Im 1. Korintherbrief steht der fundamentale Satz, der das Traditionsprinzip der katholischen Kirche formuliert: „Ich habe euch überliefert, was ich selbst überkommen habe.“ Die Frohe Botschaft muss so weitergetragen werden, wie sie von den Altvorderen vorgetragen worden ist. Und als Paulus in Milet die Vorsteher der Kirche von Ephesus versammelt, da sagt er zu ihnen: „Seid wachsam! Wachet über die Reinerhaltung der Lehre Christi!“

Die Kirche hat zu allen Zeiten sich gegen Irrlehrer wehren müssen. Es gibt keine einzige Periode der Kirchengeschichte, in der nicht Irrlehrer aufgetreten wären. Und die Kirche hätte es leicht gehabt, sich mit den Irrlehrern zu arrangieren, sie irgendwie in sich aufzunehmen, wie mir neulich ein Theologieprofessor sagte: „Die Kirche hätte auch mit Küng noch in ihren Reihen leben können.“ Nein, das kann sie nicht. Sie muss die Irrlehrer ausscheiden. Als der große, gewaltige Arius auftrat im 4. Jahrhundert und immer mehr Anhang gewann und die Staatsmacht ihn stützte, da schien die Lehre Christi, da schien das Evangelium verdunkelt zu werden. Aber siehe da, in Nizäa versammelten sich im Jahr 325 318 Bischöfe und formulierten die Lehre über Christus: „Gott von Gott, wahrer Gott vom wahren Gott. Gezeugt, nicht geschaffen. Eines Wesens mit dem Vater.“ Und so hat sich die Kirche in allen Jahrhunderten abgesetzt von den Irrtümern. So laut auch die Irrlehre klingen mag, die Stimme der Kirche dringt durch. Sie bleibt bei ihrer Lehre.

Wo, meine lieben Freunde, treffen wir auf das Lehramt der Kirche? Nun ja, zunächst in den Priestern und Theologen. Sie sind zwar nicht das Lehramt, aber sie haben teil am Lehramt. Das Lehramt sendet sie aus, gibt ihnen die kanonische Sendung, wacht über sie und kontrolliert sie, wenn es seine Aufgabe recht erfüllt. Wenn Priester und Theologen Falsches lehren, ist es Pflicht der Träger des Lehramtes, sie zurechtzuweisen, im Notfalle sie auszuscheiden aus der Kirche. Die Gläubigen haben das Recht, Irriges lehrenden Verkündigern zu widersprechen und sie den Bischöfen anzuzeigen. Die Träger des Lehramtes sind die Bischöfe. Sie sind authentische, d.h. mit Autorität begabte Zeugen der Wahrheit. Sie sind die Träger des Lehramtes. An sie sind wir gewiesen, auf sie müssen wir hören. Aber nur unter einer Bedingung, nämlich dass sie Gottes Wahrheit vortragen. Und wenn sie dies nicht tun? Wir haben Mittel, Wahres von Falschem zu unterscheiden. Wenn ein Bischof Irriges lehrt, halten wir uns an die Tradition. Die überkommene Lehre der Kirche steht fest, und wenn wir uns an sie halten, bleiben wir in der Wahrheit. Wir kennen die Urkunden der Lehrverkündigung. Es gibt Bücher, in denen die Lehrentscheide der Kirche gesammelt sind, auch in deutscher Sprache. An ihnen können wir nachprüfen, ob ein Bischof in der Lehrtradition der Kirche steht oder ob er aus ihr herausgefallen ist. Und wenn sich der Bischof durch die Vorhaltungen des Volkes nicht umstimmen lässt, dann haben wir ein letztes Mittel: Wir wenden uns an den Heiligen Vater. Ihm untersteht die gesamte Lehre der Kirche; er ist der oberste Hirt, auch in der Lehre. Er besitzt ein unfehlbares Lehramt.

Wie äußert sich das unfehlbare Lehramt der Kirche? Nun, es kann sich auf zweifache Weise äußern, einmal durch die ordentliche Lehrverkündigung und zum anderen durch die außerordentliche Lehrverkündigung. Wenn alle Bischöfe einheitlich mit dem Papst eine Lehre als zum Glauben der Kirche gehörig verkünden, dann gehört sie zum Glauben der Kirche, und dann ist das ein Dogma. Es gibt eine Dogmatisierung durch das ordentliche allgemeine Lehramt der Kirche. Es gibt aber auch einen anderen Weg, wie Glaubenswahrheiten festgestellt werden, nämlich durch das außerordentliche Lehramt. Wenn ein Allgemeines Konzil mit dem Papst an der Spitze oder wenn der Papst allein mit seiner höchsten Lehrautorität eine Wahrheit als vom Heiligen Geist geoffenbart der ganzen Kirche zu glauben vorlegt, dann ist das eine Dogmatisierung, dann entsteht dadurch ein Dogma. Wir haben es am vergangenen Freitag von dieser Stelle aus gehört: Die letzte Dogmatisierung, die letzte Feststellung eines Glaubenssatzes, der von allen zu halten ist, war die Verkündigung der Aufnahme Mariens mit Leib und Seele in den Himmel. Am 1. November 1950, mit Tag und Stunde können wir angeben, dass der Geist der Wahrheit durch Pius XII. uns ein Dogma, das Dogma von der Assumptio Beatae Mariae Virginis, beschert hat.

Es ist irrig, wenn man meint, ein Konzil sei mehr wert als der Spruch des Papstes. Ein Konzil ist gefüllter, weil eben viele Bischöfe versammelt sind, aber es ist nicht mächtiger. Es ist auch irrig, zu meinen, ein Konzil stehe über dem Papst. Es kann ein Konzil nur geben mit dem Papst. Ein Konzil, das sich vom Papst löst, ist kein Konzil mehr, sondern eine Bischofsversammlung. Ihr fehlt das Haupt, sie ist kopflos. Der ganze Streit über die Superiorität, über die Überlegenheit des Konzils über den Papst, ist sinnlos. Wenn der Papst einer konziliaren Entscheidung nicht beitritt, dann ist das Konzil leer, dann ist die Entscheidung unverbindlich. Es kann keine Konzilsentscheidung geben, der die Zustimmung des Papstes fehlt. Der Papst vermag auch Konzilsbeschlüsse zu ändern. Alles, was kein Dogma ist, ist dem Papste zur Veränderung preisgegeben. Es ist deswegen töricht, wenn heute gesagt wird, Benedikt XVI. gehe hinter das Konzil zurück. Erstens tut er das nicht und zweitens, wenn er es täte, wäre es sein gutes Recht. Nicht das Konzil steht über dem Papst, sondern der Papst ist der oberste Herr auch des Konzils.

Und so ist es immer in der Kirche geglaubt worden, auch gegen alle Anwürfe. Am Anfang des 2. Jahrhunderts schreibt Ignatius von Antiochien, als er auf dem Wege nach Rom war, um von den Tieren zerrissen zu werden: „Was die römische Kirche, die Vorsitzende des Liebesbundes, lehrt und vorschreibt, das will auch ich unantastbar halten.“ Und der heilige Irenäus, der ja nur wenig später gelebt hat, schreibt in seinem Buch „Gegen die Häresien“: „Mit dieser Kirche Roms muss wegen ihres höheren Vorrangs eine jede Kirche übereinstimmen.“ Papst Zosimus erklärt im Jahre 417: „An Unserem Urteilsspruch kann keiner etwas ändern.“ Und so entstand das schöne Wort: „Roma locuta, causa finita“ – Wenn Rom gesprochen hat, dann ist die Sache erledigt.

Und worüber, meine lieben Freunde, worüber hat das kirchliche Lehramt zu bestimmen? Es hat zu wachen über die Reinerhaltung der von Christus an die Apostel übergebenen Offenbarungswahrheit, auch über alle geschichtlichen, philosophischen und das praktische Leben betreffenden Wahrheiten, die in unlösbarem Zusammenhang mit der Offenbarung stehen. Das Lehramt hat ebenso über das Sittengesetz zu wachen, denn das Sittengesetz ist ein Bestandteil der Glaubenslehre. Es heißt immer in den Verkündigungen der Kirche, dass, wenn der Papst als oberster Lehrer entscheidet „in Glaubens- und Sittenfragen“, die Gläubigen daran gebunden sind. Hier haben manche Schwierigkeiten. Die Sittenlehre der Kirche erscheint ihnen zu anspruchsvoll. Sie schneidet ja tief ein in Leben, nicht wahr, vor allem, wo es um die geschlechtliche Sittlichkeit geht. Aber, meine Freunde, Grundsätze dürfen nicht daran gemessen werden, ob sie schwer oder leicht sind. Grundsätze müssen daran gemessen werden, ob sie richtig sind. Man dient den Menschen am besten, wenn man der Wahrheit dient.

So steht gewaltig das Lehrgebäude der Kirche vor uns. Bricht ein Dogma heraus, stürzt der ganze Bau zusammen. Entweder du nimmst jedes Dogma gläubig an, oder du verwirfst Christus. Das ist die Alternative. Dogmen sind gewaltig wie Gott, wie die ewige Wahrheit. Sie haben auf dem Amboß gelegen und sind durch die Jahrhunderte geschmiedet worden. Für den Glauben sterben zu dürfen, war stets die höchste Sehnsucht Tausender. Wir können der Kirche sagen: Führe sie heran, deine flores martyrum, deine Blüten der Martyrer, deine Söhne und Töchter, die im glutenden Rot ihres Blutes für den Glauben Zeugnis abgelegt haben. Die Scharen aus der Arena Roms. Alle, die den heiligen Boden unseres Vaterlandes befruchtet haben, wie Bonifatius. Die Martyrer Englands, die nur einem einzigen Dogma hätten abzuschwören brauchen, um ihr Leben zu retten. Aber sie haben ihm nicht abgeschworen. Die Neuchristen und die Glaubensboten in den weiten Missionsgebieten Japans bis Kanadas. Schließlich die Martyrer der jüngeren Zeit in Mexiko, in Russland, in Spanien, in China. Sie alle haben mit ihrem Blute Zeugnis gelegt für die Wahrheit, die Gott durch Christus uns übermacht hat. An ihr wollen wir festhalten bis zum letzten Atemzug unseres Lebens.

Amen.

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