Die Wahrheit verkündigen,
den Glauben verteidigen

Predigten des H.H. Prof. Dr. Georg May

Glaubenswahrheit.org  
17. Oktober 2021

Der Kampf des Christen

Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.

Geliebte im Herrn!

Im Schreiben an die Gemeinde in Ephesus fordert sie Paulus auf, die Waffenrüstung Gottes anzulegen, damit sie den Nachstellungen des Teufels entgehen könne. Damit ist der Hauptgegner des geistlichen Kampfes des Christen genannt. Aber er ist nicht der einzige Gegner. Satan hat zahlreiche Mitarbeiter, Diener und Knechte. Der Kampf entsteht, wo und wenn immer das Evangelium Christi verkündigt und gelebt wird. Denn das Evangelium ist anspruchsvoll, es erhebt hohe und schwere Forderungen. Darum stößt es auf Widerstand. Damit ist der Kampf eröffnet. Der Herr lässt keinen Zweifel, welcher Art seine Sendung ist. „Meinet nicht, ich sei gekommen, Frieden auf die Erde zu bringen. Ich bin nicht gekommen, Frieden zu bringen, sondern das Schwert.“ Wir wollen sehen, welches die Gegner sind, die uns anfallen und gegen die wir uns wehren müssen. Es sind an erster Stelle jene Menschen, die man Nihilisten nennt. Die Nihilisten verneinen die Möglichkeit allgemein gültiger Erkenntnis, entwerten alle bisher geltenden obersten Werte und verwerfen alle bestehenden Glaubenssätze. Die Nihilisten behaupten die radikale Sinnlosigkeit und Absurdität der Welt und des menschlichen Verhaltens. Santiago Zabala, Philosoph an der Universität Potsdam, erklärt, es sei vorbei mit der Wahrheit (im Sinne der Übereinstimmung einer Erkenntnis mit ihrem Gegenstand), es gebe nur noch die angebliche Annäherung an die Wahrheit im Konsens. Der französische Philosoph Claude Lévi-Strauss machte das Bekenntnis: „Ich bin fest davon überzeugt, dass das Leben keinen Sinn hat, dass nichts irgendeinen Sinn hat.“

Den Nihilisten gesellen sich die Atheisten zu. Atheisten leugnen die Existenz Gottes. Der kämpferische Atheismus versteht jede Religion als eine für das Glück der Menschen schädliche Verirrung. Von dem Philosophen La Mettrie stammt der Spruch, dass die Welt niemals glücklich sein werde, wenn sie nicht atheistisch werde. Der französische Ministerpräsident Jules Ferry erklärte: Mein Zweck ist die Organisation der Menschheit ohne Gott. In Darwins Evolution ist Gott ein Fremdkörper, der ausgeschieden werden muss. Richard Rorty sagt, Religion habe in der Demokratie nichts zu suchen. Michael Schmidt-Salomon hat ein Ferkel-Buch geschrieben; darin karikiert er die Weltreligion aus der Sicht eines Schweins. In der Gegenwart ist das Christentum nach wie vor der häufigste Feind der Gottlosen. Der in Berlin lehrende Philosoph Herbert Schnädelbach hat ein Buch geschrieben mit dem Titel „Der Fluch des Christentums“. Darin führt er aus: Was gut ist am Christentum, entstammt dem Judentum, der Rest ist entweder nicht der Rede wert oder gar höchst schädlich. Der Schriftsteller KarlHeinz Deschner legte eine vielbändige „Kriminalgeschichte des Christentums“ vor. In der Deutschen Demokratischen Republik wurde der Kampf gegen das Christentum von Staat und Partei geführt. Mit allen Mitteln der Agitation und Propaganda sowie mit Druck und Verlockung wurde die Bevölkerung vom Christentum abzubringen versucht. Vierzig Jahre Herrschaft der Sozialistischen Einheitspartei haben ein weitgehend entchristliches Land hinterlassen. Die neuen Atheisten beschränken sich nicht darauf, religionsfeindliche Bücher zu schreiben. Sie machen vielmehr auch mobil gegen religiöse Empfindungen und Werthaltungen. In dem Maße, in dem sie politische Macht gewinnen, suchen sie die Religion und ihre Äußerungen zu erwürgen: keine öffentlichen Gottesdienste, keine christlichen Schulen, kein Religionsunterricht an staatlichen Schulen, kein Recht der Ärzte, sich nicht an Abtreibungen und Euthanasie zu beteiligen. Atheistische Gruppen werben für den kollektiven Kirchenaustritt.

Zu den äußeren Feinden der Kirche gesellen sich die inneren. Das sind jene, die vorgeben, Glieder der Kirche zu sein, sich äußerlich nicht von ihr trennen, aber die Kirche von innen her zu zersetzen suchen. Sie höhlen die Glaubenswahrheiten aus, erklären die Sittenlehre der Kirche für überholt, rütteln an der Ordnung der Kirche, vor allem an ihrer hierarischen Gestalt. Der gegenwärtig gefährlichste Angriff auf die Kirche geht von dem sogenannten Synodalen Weg aus. Dieses Unternehmen ist auf den Umsturz der Kirche in dogmatischer, moralischer und rechtlicher Sicht gerichtet. Die Mehrzahl der deutschen Bischöfe hat sich verirrt. Sie sind keine zuverlässigen Zeugen der kirchlichen Lehre mehr.

Im Menschen selbst, in jedem Menschen, auch im christlichen Menschen befindet sich ein Feind der Religion, des Glaubens, der Kirche. Es ist die Neigung zum Bösen, die Folge der Erbsünde. Nun wird die Erbsünde getilgt durch die Macht und die Versöhnung Gottes, die in dem großen Sakrament der Wassertaufe wirksam wird. Doch die Straffolge der Erbsünde, die Schwächung der Natur, bleibt auch nach Aufhebung der Erbschuld bestehen. Sie wirkt im Getauften als ein Anreiz zur Sünde. Die Feinde des Glaubens bedienen sich dieser Ansatzstelle, um die Gläubigen vom Glauben abzubringen. Niemand ist mehr gefährdet, in den Unglauben zu fallen, als der Mensch, der sich den Trieben und schlechten Neigungen überlässt. Die Unsittlichkeit zieht den Menschen in die Ungläubigkeit.

Die Gläubigen haben ständig Kontakt mit Andersgläubigen und Nichtgläubigen. Diese Nähe kann relativistische Folgen haben. Die starke Dauerpräsenz zehrt an der Substanz der eigenen Person. Die Gläubigen müssen sich daher wehren. Nicht das Beschweigen von Alternativen, sondern die Auseinandersetzung mit ihnen festigt die eigene Perspektive. Wir Gläubigen müssen uns mit den Argumenten der Ungläubigen beschäftigen, um ihnen im öffentlichen und privaten Diskurs entgegentreten zu können. Wir Christen sind weder wehrlos noch sprachlos. Wir haben Argumente, treffende, durchschlagende Argumente, mit denen wir den Feinden Gottes und der Kirche entgegentreten können. Zu einigen ihrer Anwürfe will ich kurz Stellung nehmen.

Es ist nicht wahr, dass es keine bleibende Wahrheit gibt und dass wir unfähig sind, sie zu erkennen. Wenn dieser Satz zuträfe, höbe er sich selbst auf. Tatsächlich gibt es wahre und bleibende Erkenntnisse, die sich in allen Zeiten durchhalten und jeder Veränderung widerstehen. Das gilt zunächst für die Naturwissenschaften. Der Satz des Pythagoras trotzt jeder Vergänglichkeit. Der stärkste Einwand gegen den Nihilismus des Denkens und des Seins ist die Technik. Wenn unser Wissen und unsere Begriffe nichts mehr in der Wirklichkeit repräsentieren, dann wäre eine funktionierende Technik nicht mehr möglich. Dann müsste die neugebaute Schiersteiner Brücke einstürzen. Es gibt aber auch eine bleibende Wahrheit in der Metaphysik, in dem wesenhaft Unerfahrbaren und Unwandelbaren. Kein Mensch wird uns weismachen können, die Welt sei von allein entstanden. Jedes Ding hat seine Ursache, die außerhalb dieses Dinges existiert. Wenn ein Ding sich selbst die Existenz geben könnte, müsste es noch vor seiner Existenz existieren. Darin aber liegt ein Widerspruch. Auch die ganze Welt muss eine Ursache ihrer Existenz haben, die außerhalb ihrer selbst und bereits vor ihrer Entstehung existierte. Wir nennen sie Gott.

Es ist nicht wahr, dass es keinen Gott gibt und dass die Wissenschaft dafür den Beweis liefere. Diesen Beweis hat noch nie ein Mensch geliefert. Der Atheismus wächst nicht aus sich selbst heraus, aus der Kraft seiner Argumente, sondern er wächst durch die Verwirrung und die Verführung von Menschen, die ihren religiösen Glauben verloren haben. Der Atheist selbst ist ein glaubender Mensch. Er glaubt zwar nicht an Gott, aber er glaubt daran, dass es Gott nicht gibt, und das muss er glauben, denn er kann es nicht beweisen. Die Atheisten glauben hartnäckig an Zufall und Notwendigkeit. Das Argument der Evolutionsbiologen, dass sich alles durch Zufall und Notwendigkeit erklärt, übersieht etwas Entscheidendes. Notwendigkeit bedeutet Gesetzmäßigkeit, Gesetze aber setzen einen Gesetzgeber voraus, und das ist Gott. Die Natur folgt den Gesetzen und erlässt keine Gesetze.

Es ist nicht wahr, dass die Theorie der Weltentstehung und die Schöpfungsberichte der Heiligen Schrift sich ausschließen. Die Schöpfungsberichte im ersten Buch der Bibel sind die Verpackung eines theologischen Kerns und konkurrieren mit keiner empirischen Naturwissenschaft. Sie bieten keinerlei konkrete Angaben über den äußeren Hergang der Erschaffung, sondern lediglich schriftstellerische Ausdrucksmittel für die darin enthaltenen religiös-sittlichen und heilsgeschichtlichen Aussagen.

Es ist nicht wahr, dass der religiöse Glaube am Leid der Welt scheitert, dem Gott angeblich teilnahmslos oder gar hilflos zusieht. Der Glaube ist nicht sprachlos gegenüber dem Leid in der Welt, im Menschenleben. Ein sehr großer Teil des Leids in der Welt geht vom Menschen aus. Es ist der Preis unserer Freiheit. Gott stattete den Menschen mit der Freiheit aus. Er sollte das Gute aus eigener Bejahung vollbringen. Dafür nahm Gott in Kauf, dass er die Freiheit auch missbraucht. Gott lässt das Leid sodann zu um der Läuterung willen. Er gab dem Menschen die Erkenntnis seiner Schuld und die Fähigkeit zur Bekehrung. Das Leid wird so zur Vorbereitung auf die Erlösung. Weiter schenkte Gott dem leidenden Menschen die Hoffnung. Sie ist die Zuversicht auf die Hilfe und die Rettung Gottes. Er verlässt den leidenden Menschen nicht. Die Hoffnung gibt das Vertrauen, aller Schwierigkeiten in Gottes Kraft Herr zu werden. Schließlich verheißt Gott den Menschen das ewige Leben. Mögen sie auf Erden noch so schreckliche Schicksale erleiden. Gott heißt sie auf die Ewigkeit blicken. Es gibt einen Ausgleich, es gibt einen Lohn für gottergeben ertragenes Leid. Die Hoffnung auf das ewige Leben relativiert das Leid dieser Welt.

Es ist nicht wahr, dass Jesus von Nazareth lediglich ein liberaler humanitärer Gutmensch war. Das unvoreingenommene Verhör der Zeugen des Lebens Jesu bestätigt die Aussagen der christlichen Glaubensbekenntnisse, wonach der Sohn Gottes vom Himmel herabgestiegen ist, um die Menschen durch sein Lehren und Leiden von Sünde und Schuld zu erlösen.

Es ist nicht wahr, dass der Kirche geholfen werden kann, wenn sie sich nach den Vorstellungen des Demokratismus umgestaltet. In jeder Demokratie bilden sich Parteien. Parteien werben um Anhänger. Wie die Menschen sind, hat jene Partei größere Aussicht auf Zuwachs, die ihnen zeitliche Vorteile und sittliche Erleichterungen verspricht. Die Wahrheit ist den meisten Menschen das gleichgültigste. Wenn in der Kirche über Normen des Glaubens und des Handelns abgestimmt wird, gewinnt jene Gruppierung, die es den Menschen angenehm und bequem machen will. Seitdem ein Mann namens Adolf Hitler da war, sollte der Irrtum überwunden sein, dass Weisheit, Wahrheit und Recht bei der Mehrheit seien. Diese Beobachtung trifft voll auf den unseligen Synodalen Weg zu. Hier werden die Weichen gestellt für die Errichtung einer weiteren protestantischen Denomination, die früher einmal die katholische Kirche war. Dieses Abbruchsunternehmen sollte so bald wie möglich eingestellt werden.

Es ist nicht wahr, dass dem Menschen geholfen wird, wenn die Gebote der christlichen Sittlichkeit abgeschafft oder erleichtert werden. Diese Gebote garantieren seine Aufgabe und seine Würde. Sie beruhen auf dem Willen des ewigen Gottes und werden durch keinen Einwand überholt. Die sittliche Menschennatur bedarf des Kampfes und der Selbstverleugnung, damit sie ihre Kräfte voll entfaltet. Das schmerzliche Ringen hält das Bewusstsein im Menschen wach, dass er hienieden nicht auf Ruhe und Vollendung hoffen darf, vielmehr unermüdlich weiterstreben muss, um im Jenseits den vollen Frieden zu finden. Meine lieben Freunde! Uns Christen ist der Kampf von Christus aufgegeben. Der Kampf gegen die Feinde unserer heiligen Religion, unserer geliebten Kirche, unseres ewigen Heils. Wir müssen die Wahrheit verteidigen und den Irrtum abwehren. Durch das Zeugnis unseres lauteren gläubigen Lebens. Durch solides religiöses Wissen. Durch furchtloses Bekenntnis. Um dem Gegner begegnen zu können, muss man erstens Wissen haben. Wissen ist Macht. Ich fordere Sie auf, meine lieben Freunde, erwerben Sie Wissen um unsere heilige Religion! Es gibt zahlreiche, verständlich geschriebene Bücher über die Glaubens- und Sittenlehre, über die Geschichte und das Recht der Kirche, über das Verhältnis von Glauben und Naturwissenschaft. Aber man muss sie lesen. Um den Gegnern begegnen zu können, muss man zweitens Mut haben. Mut ist der entschlossene Einsatz zur Überwindung drohender Gefahr. Im Dienst der Überzeugung riskiert der Mutige eigene gesellschaftliche oder wirtschaftliche Nachteile. Lassen Sie nicht feige zu, dass unsere Mutter, die Kirche, verlacht und geschmäht wird. Geben Sie nicht furchtsam zu, dass unser Herr karikiert und verunglimpft wird. Am Eingang so mancher Kirche in Bayern steht der Herr an der Geißelsäule, gebunden und geschunden. Lassen wir ihn nicht allein leiden! Machen wir seine Sache zu der unserigen!

Amen.

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