Die Wahrheit verkündigen,
den Glauben verteidigen

Predigten des H.H. Prof. Dr. Georg May

Glaubenswahrheit.org  
13. März 2011

Die Herrschaft des Fürsten dieser Welt

Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.

Geliebte im Herrn!

Die Großen des Alten Testamentes kamen aus der Wüste, von wo sie gesandt wurden, Gottes Aufträge an das Volk zu erfüllen. Moses, der politische Führer, Elias, der große Prophet. In der Wüste hatten sie Kraft gesammelt für ihre Sendung. Und so wird auch Christus in die Wüste geführt – vom Geiste Gottes. Vom Geiste Gottes, jawohl. Der heilige Papst Gregor der Große hebt eigens hervor, dass es nicht ein beliebiger Geist war, sondern der Geist Gottes. Er führte ihn in die Wüste, damit er dort erprobt würde, damit er dort mit dem Teufel zusammentreffen und ihn überwinden könne, damit er so das sieghafte Beginnen seiner Messianität vor aller Welt dokumentieren könne. Hier stoßen Gott und Satan zusammen. Der Satan entwickelt sein Regierungsprogramm, und Christus stellt daneben den Willen des Vaters, dem er zu gehorchen hat.

Der erste Angriff des Versuchers knüpft an das Nahrungsbedürfnis Jesu an. Er hat vierzig Tage und vierzig Nächte gefastet; er hungert. Und da er in der Gefahr ist, zu verhungern, deswegen sinnt ihm der Verführer an, seine Wundermacht in den Dienst der Selbsterhaltung zu stellen. Er will Jesus veranlassen, die messianische Kraft, die in ihm ist, in seinem eigenen Interesse zu benutzen und dadurch dem Vater ungehorsam zu werden. Er soll also seine Vollmacht mißbrauchen. Dazu möchte ihn der Satan verleiten. Und er begründet es mit einem biblischen Zitat: „Wenn du Gottes Sohn bist, dann sprich, dass diese Steine Brot werden!“ Er kann es, wenn er will. Der Herr weist seinen Angriff ebenfalls mit einem biblischen Zitat zurück: „Nicht vom Brot allein lebt der Mensch, sondern von jedem Wort, das aus dem Munde Gottes kommt.“ Das heißt, Gott kann den Menschen durch sein Wort, das ja verknüpft ist mit seinem allmächtigen Willen, er kann ihn durch sein Wort am Leben erhalten, auch ohne Brot.

Über den konkreten Anlaß der Versuchung Jesu hinaus lernen wir hier den ersten Regierungsgrundsatz Satans kennen, den er dem Menschen der Macht empfiehlt, nämlich die Menschen satt machen. Zuerst natürlich die Parteigenossen und die Parteianhänger, aber darüber hinaus auch andere. Die Menschen satt machen, die Menschen zufrieden machen, ihnen alles Beste geben und alles Beschwerliche abnehmen, so regiert man. So wird man beliebt, so wird man gewählt. Also fort mit der Unauflöslichkeit der Ehe! Fort mit der Schwangerschaft! Weg mit dem Balg! Fort mit dem Kind im Mutterleib! Der sozialdemokratische Abgeordnete Herbert Wehner hat einst den Frauen gesagt: „Die Frauen können sich auf die SPD verlassen.“ Ja, wahrhaftig, das können sie, denn niemand braucht zu befürchten, dass die SPD den Schutz des ungeborenen Kindes hochhält. Niemand muss sich Sorgen machen, dass die SPD die Freiheit zur Abtreibung einschränkt. Die Frauen können sich wahrhaftig auf die SPD verlassen.

Den Menschen alles leicht machen. So regiert man: Auswählen, wer leben darf, und auswählen, wer sterben muss. Ein Embryo wird nach einer künstlichen Befruchtung auf Erbkrankheiten untersucht. Wenn solche vorhanden oder wahrscheinlich sind, wird es vernichtet, wenn nicht, wird es in die Gebärmutter eingepflanzt. Die Zahlen sind eindeutig. Einem Embryo, das bis zur Geburt kam, stehen 33 gegenüber, die vorher vernichtet wurden. „Auf gutem Kurs!“ steht auf allen Wahlplakaten. Den Menschen alles leicht machen. In der Bildung alles Beschwerliche beseitigen. Eine Schule für alle, ob begabt oder unbegabt, ob faul oder fleißig, keine Auslese, alle gleich, Einheitsschule. Keine hohen Anforderungen, den Wissensstoff reduzieren, die Fächer vermindern, abwählen können, gute Noten für schlechte Leistungen geben, keinen durchfallen lassen.

Es gab eine Zeit, in der die Kinder nach vier Grundschuljahren rechnen, lesen und schreiben konnten, und zwar fehlerfrei. Heute können das Schüler nicht, die 10 Jahre die Schule besucht haben. Die Handwerksmeister beklagen sich, dass nach Hauptschulabschluß die Lehrlinge, die sie einstellen, weder das Rechnen noch das Lesen beherrschen, vom Schreiben ganz zu schweigen. Den Menschen alles leicht machen, so regiert man, so wird man gewählt. „Auf gutem Kurs!“ steht auf den Plakaten. Hauptsache jedem das Abitur, auch wenn es nur durch Verminderung der Leistungsanforderungen geschafft werden kann. Wer keines hat, soll trotzdem zum Universität gehen können. Universitätsstudium ohne Abitur! Das ist der neueste Schlager. Sodann: Das Studium so leicht wie möglich machen, Begrenzung des Wissensstoffes, Reduzierung der Studienzeit.

Die Folgen dieser Praktiken sind offensichtlich. Die Hochschulforscherin Elke Mittendorf erklärte dieser Tage: „Als Lebensentwurf zählt unter Studierenden heute überwiegend, das Leben zu genießen und sein eigenes Ding durchzuziehen.“ Das Leben zu genießen und sein eigenes Ding durchzuziehen. So regiert man, so wird man gewählt. „Auf gutem Kurs!“ steht an den Straßenkreuzungen. Den Menschen alles leicht machen. Mit 18 Jahren volljährig. Als das eingeführt wurde, sagte ein Abgeordneter: „Es ist alles falsch, was wir machen. Aber wir machen es trotzdem.“ Mit 17 Jahren Führerschein, mit 16 Jahren wahlmündig. Die Kinder und die Jugendlichen sollen machen können, was sie wollen. Und sie machen, was sie wollen. Jeder zweite 15-Jährige in Deutschland trinkt sich regelmäßig einen Rausch an. Im Jahre 2009 mußten 26.000 Kinder in der Klinik ausgenüchtert werden.

Nur nichts verlangen, alles durchgehen lassen. „Mehr Lebensqualität“ verlangte Willy Brandt. Mehr Lebensqualität. Über die Hälfte der produzierten Lebensmittel weltweit landet auf dem Müll, bevor sie auf den Teller kommen. In Deutschland werden jedes Jahr zehn bis zwanzig Millionen Tonnen Lebensmittel vernichtet. Der Landwirt muss von 5 t Kartoffeln 2 ½ t wegwerfen; sie sind nicht „marktwürdig“, wie das heute heißt. Jedes 5. Brot landet auf dem Müll. Dafür immer mehr Staatsdiener, immer mehr Angestellte. In Brüssel, in Luxemburg und in Straßburg sitzen Heerscharen von Beamten, hochbesoldet. Sie beschäftigen sich mit allen möglichen Dingen, z.B. wie lang ein Kondom sein kann. Das wird dort geregelt, wie lang ein Kondom sein darf. „Auf gutem Kurs!“ steht auf den Wahlplakaten.

Die zweite Versuchung des Satans proklamiert auch seine zweite Regierungsmethode, nämlich der Herr soll eine Gefahr herbeiführen, um durch diese Gefahr das wunderbare Eingreifen Gottes hervorzurufen. Er soll sich auf die Zinne des Tempels begeben, dort herunterfallen lassen im Gleitflug. Unten stehen Tausende von Männern und Frauen, und dann ist er der große Held, der Übermensch. Er will also, dass Jesus den göttlichen Schutz mißbraucht. Er will ihn zum Mißbrauch dieses Schutzes reizen und dadurch mit Gott entzweien. Was er will, das ist eine frevelhafte Herausforderung Gottes. Er arbeitet wieder mit der Bibel: „Er hat ja den Engeln befohlen, dass sie dich beschützen, dass sie dich auf den Händen tragen, damit dein Fuß nicht an einen Stein stoße.“ Der Herr antwortet ebenfalls mit einem Zitat: „Du sollst den Herrn, deinen Gott, nicht versuchen!“

Das ist die zweite Regierungsmethode: die Menschen unterhalten mit Sensationen. Kino, Radio, Fernsehen ohne Rücksicht auf die Folgen. Jeder kann alles sehen, auch das Schlimmste, auch das Ekelhafteste, auch das Verführerischste. Jeder kann im Internet surfen, wie er will. Auch das Dümmste kann er sehen, auch das Niederziehendste, auch das Vergiftetste, vor allem Pornographie. Sexuelle Geschehnisse mit sexueller Reizwirkung, das ist ein Bestandteil unserer Freizeit- und unserer Unterhaltungskultur geworden: Pornographie. Man rechnet in Deutschland mit einer halben Million Pornographiesüchtiger, und die Zahl nimmt zu. Das Fernsehen fördert frühen Sex, wie eine Untersuchung der Universität Wisconsin in Amerika festgestellt hat. Der Aldi-Erpresser, der jetzt vor Gericht steht, sagte aus, er habe die Anregung zu seiner Tat, der Erpressung, aus dem Fernsehen bezogen. Aus dem Fernsehen beziehen die Leute noch anderes, nämlich sie beziehen daraus ihre Weltanschauung: Es sich bequem machen auf dieser Welt, vergnügt sein. Man gönnt sich ja sonst nichts. Vor allem aber Vergnügen auf dem geschlechtlichen Gebiet. Sexualität für alle, so früh wie möglich, so oft wie möglich, so lange wie möglich, auch so abwechslungsreich wie möglich. In den Schulen wird verpflichtende Sexualkunde gelehrt, Sexualkundeunterricht erteilt. Dort lernen die Kinder, wie man sich geschlechtlich betätigt und gleichzeitig die Folgen vermeidet. Sicheren Sex, die Pille in die Schultasche. Ab 14 Jahren können Mädchen allein zum Frauenarzt gehen und sich die Pille verschreiben lassen. Bis zum 18. Lebensjahr werden die Kosten dafür von der Krankenkasse übernommen. Unterhaltung, Vergnügen, Genuß, so regiert man. „Auf gutem Kurs!“ Die erhabensten und erhebendsten Bühnenstücke werden verhunzt. In Frankfurt wird in der Oper „Palestrina“ Stalin mit einer Tiara des Papstes vorgeführt. In Salzburg wird die Szene von der Wolfsschlucht im „Freischütz“ von Weber als Ort militaristischer und sexueller Rituale hingestellt. In Berlin, in der Komischen Oper, wird die berühmte, die wunderbare Oper „Armida“ von Gluck in Pornographie umgesetzt. Das alles unter dem Namen Kunst. Unterhaltung, aber nach Maßgabe Satans, Unterhaltung vor allem auf Kosten der Religion. Das Christentum, die katholische Kirche, das Priestertum wird unaufhörlich madig gemacht, das alles im Namen der Freiheit: Pressefreiheit. Kunstfreiheit, Meinungsfreiheit. Jawohl, damit die höchsten Werte der gläubigen Menschen schutzlos und wehrlos aller Verhöhnung, aller Verunglimpfung preisgegeben werden können. Unterhaltung ohne Rücksicht auf Verluste! Christoph Schlingensief spricht in seinem Bühnenstück „Kirche der Angst“ die Wandlungsworte, fügt eigene Kommentare hinzu und teilt abschließend Oblaten aus. In diesem Stück heißt es: „Papa ist schon weg, Mama soll auch noch weg, sie soll ihr Haus mitnehmen und ihre ganze Kirchenscheiße.“ Kunst! Satanische Kunst! Im Jahre 1983 ißt in Bayern eine Schwester Oberin, eine Nonne, einen Apfel. Sie läßt daraufhin einen fahren. Und weil sich der Herrgott am Kreuze ob der Geruchsbelästigung nicht die Nase zuhalten kann, wirft er den ersten Nagel ab, dann auch den zweiten, den dritten und vierten und steigt herunter aus seiner Leidensposition. Das ist das Bühnenstück „Das Gespenst“ von Herbert Achterbusch. Die Menschen unterhalten, aber nicht mit Religion! Denn die Religion ist nicht unterhaltsam. Religion darf keine Rolle spielen. Religion ist ein Störfaktor. Also die Öffentlichkeit von Religion freihalten. Der Europäische Menschenrechtsgerichtshof hat ein Urteil gefällt, wonach Kreuze in staatlichen Schulen Italiens einen Verstoß gegen die Religionsfreíheit darstellen. Religionsfreiheit ist also danach nur dort vorhanden, wo man frei ist von Religion. Der öffentliche Raum ist für Areligiöse und Antireligiöse und Unreligiöse reserviert. Man spürt: Satan regiert.

Der dritte Angriff Satans zeigt Jesus alle Reiche der Welt mit allem, was die Herrschaft darüber an äußerem Glanz, an berauschendem Machtbewußtsein, an Reichtum und Genuß bieten kann. Er bietet ihm das an in der Erwartung, dass Jesus zugreifen könnte, dass er der verführerischen Macht dieses Angebotes nicht widerstehen kann. Aber er hat eine Bedingung, nämlich: Er soll ihm, dem Teufel als Vasall huldigen. Er soll vor ihm niederfallen. Er soll also nicht der leidende Gottesknecht sein, sondern er soll seine Macht, seine politische Macht aufbieten, er soll im Sinne des politische Messias handeln, er soll irdischen Glanz und Genußleben haben und auf diese Weise eine Messianität nach Art des Teufels bezeigen.

Auch dies, meine Freunde, eine Regierungsmethode Satans. Sie besteht darin, den Menschen Versprechungen machen, sich in Versprechungen überbieten. Es muss immer noch besser werden, immer noch sozialer, immer gerechter, immer leichter, immer bequemer. „Auf gutem Kurs!“ steht auf den Plakaten. In der Politikwerbung wird mit zwei Mitteln gearbeitet, einmal mit Versprechen und mit Abschrecken. Mit uns wird alles besser. Mit dem politischen Gegner wird alles schlechter. Hauptsache, an der Futterkrippe bleiben, die Macht behalten, das Volk, den Staat ausnutzen. Kürzere Wochenarbeitszeit, keine längere Lebensarbeitszeit, mehr Freizeit, mehr Urlaub, immer mehr Leistungen auf Kosten des Staates und immer weniger Anforderungen an die Staatsbürger. Geld ausgeben auf Kosten der kommenden Generationen. Ende 2009, meine lieben Freunde, hatte der Staat in Deutschland Schulden in Höhe von 1,69 Billionen Euro, 1,69 Billionen Euro. Eine Billion sind 1000 Milliarden, 1 Milliarde sind 1000 Millionen. Aber an jeder Straßenecke hängt ein Schuld: „Auf gutem Kurs!“

Versprechen. Jeder kann über sein Leben verfügen, wie er will. Man kann Schluß machen, wenn man nicht mehr weiter weiß. Selbstmord, Beihilfe zum Selbstmord, Tötung auf Verlangen, alles steht zur Auswahl. In der Zeit des Nationalsozialismus sprach man von Euthanasie, Sterbehilfe für unheilbar kranke Menschen, für Schwerstverletzte, Lebensmüde, Unerwünschte, Überflüssige. Im Volke ist die Stimmung dafür schon bereitet. 50 Prozent der katholischen Christen, 50 Prozent der katholischen Christen sprechen sich für Euthanasie aus. Bald wird sie gesetzlich genehmigt werden. Wir sind auf gutem Kurs, belehren uns die Wahlplakate.

Meine lieben Freunde, das Regierungsprogramm Satans steht fest: Es Menschen bequem und leicht machen, sie unterhalten auf Kosten der Religion, ihnen Versprechungen machen, auch wenn sie unerfüllbar sind. Der Herr hat die Versuchungen überwunden. An ihm ist der Fürst dieser Welt gescheitert. Aber in unserer Massendemokratie ist es anders. Da siegt nicht der Herr, der Sohn Gottes, sondern der Satan, der Fürst dieser Welt. Sein Regierungsprogramm leuchtet allen ein. „Mach dir’s auf der Erde schön, kein Jenseits gibt’s, kein Wiedersehn!“ So wird es weitergehen. Glauben Sie, dass Präsidenten, Minister, Abgeordnete zur Vernunft kommen? Glauben Sie, dass die Massendemokratie fähig ist, die Riesenprobleme zu lösen? Ich glaube es nicht. Ich fürchte, es wird weitergehen wie bisher. Es den Menschen recht machen, aber nicht Gott, den Willen Gottes mißachten, verspotten, verhöhnen, dem Willen des Satans folgen, gehorchen. Es wird so weitergehen, fürchte ich, bis Gott mit dem Schlüssel auf den Tisch klopft und sagt: „Jetzt wird Schluß gemacht, meine Herren!“

Amen.

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