Die Wahrheit verkündigen,
den Glauben verteidigen

Predigten des H.H. Prof. Dr. Georg May

Glaubenswahrheit.org  
1. Juni 2009

Die Wirkung des Heiligen Geistes

Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.

Geliebte im Herrn!

Wir sprachen gestern von der Verheißung des Geistes und von seiner Herabkunft. Wir wollen heute reden von der Wirkung des Geistes. Der Geist ist gekennzeichnet durch das Feuer. Das Feuer ist sein Sinnbild, ist das Zeichen seiner Gegenwart. Feuer besagt zweierlei. Einmal weist es hin auf die göttliche Gnade, die alles Unheilige verbrennt, und zum anderen weist es hin auf das Gericht, in dem die Bösen umkommen.

Am ersten Pfingstfest stellte sich Petrus vor die erregte Menschenmenge, die sich um das Haus versammelt hatte und wissen wollte, was geschehen war, und legte Zeugnis ab für Christus. Von den übrigen Aposteln erfahren wir Ähnliches. Aus der Feigheit der Jünger wurde Kraft und Mut, aus ihrer Schwäche wurde Mündigkeit und Verantwortung, aus ihrer Ehrsucht wurde Liebe, aus ihrer Verzagtheit wurde Freude im Geiste. Es ist völlig unerklärlich und unbegreiflich, wie zwölf armselige Kerle von Galiläa, Fischer und Arbeiter, sich aufmachen konnten, eine ganze Welt zu bekehren. Das ist völlig unerklärlich und unbegreiflich, wenn man nicht an den Heiligen Geist glaubt. Die Kraft von oben war über sie gekommen und ermächtigte sie, das zu unternehmen, was aussichtslos erschien.

Die Jünger sind anders geworden; sie sind eingedrungen in das Verständnis Christi. Der Heilige Geist hat ihnen das Christusgeheimnis erschlossen. Petrus steht jetzt zu Christus in einer neuen Weise, wie ein vollkommen Wissender, wie einer, der aus dem Letzten erkannt hat und nun fähig ist zu lehren, wie einer, der Macht hat, der Autorität besitzt, der mit Autorität und Macht verkündet. Er redet nicht über Jesus, sondern er spricht aus seiner Nähe heraus. Sein Verhältnis zu Jesus ist ein anderes geworden als vorher, und er selbst ist auch ein anderer geworden. Er ist nicht mehr ein Suchender, ein sich Hingebender, ein Fragender, sondern er ist ein Glaubender geworden, nicht dadurch, dass er studiert hat, nicht dadurch, dass er etwas erlebt hat, nicht dadurch, dass er sich wieder in die Gewalt bekommen hat, sondern weil der Heilige Geist gekommen ist und ihm die Augen für Christus aufgetan hat.

Was die Jünger innerlich empfangen haben, das drängt nach außen. Sie legen in der Öffentlichkeit Zeugnis für Christus ab. In der Auferstehung und Himmelfahrt hatte sich Jesus nur einem kleinen Kreis vertrauter Zeugen geoffenbart. Jetzt aber soll das Geheimnis Christi durch die verwandelten Jünger bis an die Grenzen der Erde getragen werden. Jetzt tritt der Zustand ein, von dem Jesus gesagt hat: „Fürchtet euch nicht vor ihnen, denn nichts ist verborgen, was nicht offenbar, nichts geheim, was nicht bekannt wird. Was ich euch im Finsteren sage, das kündet im Lichte, und was euch ins Ohr geflüstert wird, das predigt von den Dächern!“ So wird der Heilige Geist zum Verherrlicher Christi. Er gibt den Seinen ein, zu reden, an was sie nicht gedacht haben. Er stärkt sie, wenn sie vor die Hohen Räte und vor die Gerichte geführt werden. Und das hält bis heute an, meine lieben Freunde. Lesen Sie einmal, was Sophie Scholl vor dem Blutrichter Roland Freisler bekannt hat. Mutig und tapfer sagte sie: „Ihr denkt ja alle so wie wir, bloß ihr habt nicht den Mut, es auszusprechen.“ Und als der katholische Rechtsanwalt Josef Wirmer vor Freisler stand und von ihm zum Tode verurteilt wurde, da höhnte ihn Freisler: „Jetzt kommen Sie in die Hölle.“ Wirmer entgegnete ironisch – ironisch! – : „Es wird mir ein Vergnügen sein, wenn Sie bald nachkommen.“ Da hat der Heilige Geist seine Zeugen ertüchtigt und ermannt.

Auf besondere Weise legt der Heilige Geist Zeugnis ab von Christus durch die Heilige Schrift. Die Heilige Schrift ist das Buch des Heiligen Geistes. Als der Kapuzinerpater Henne in Münster seine Übersetzung des Alten Testamentes herausgab, die wir als Studenten benutzt haben, da ließ er auf die erste Seite drucken: „Dem Heiligen Geiste, der durch die Propheten gesprochen hat.“ So ist es recht. Er, der Heilige Geist, ist der primäre Autor, er ist auch der primäre Interpret der Schrift. Wer die Schrift verstehen will, braucht nicht nur methodische Kenntnisse, er braucht den Heiligen Geist, und er braucht den Heiligen Geist vor den methodischen Erkenntnissen. Wer die Schrift verstehen will, muss sich an den Heiligen Geist halten. Wer sich nicht vom Heiligen Geist darüber belehren läßt, was die Schrift wirklich meint, der geht in die Irre.

Das Zeugnis des Heiligen Geistes ruft zur Entscheidung. Den einen wird es zum Heil, den anderen zum Gericht, nämlich denen, die nicht an den Namen des eingeborenen Sohnes Gottes glauben. Indem der Heilige Geist Christus verherrlicht, heiligt er auch die, die an Christus glauben. Er gestaltet die Christusgläubigen nach Christus um. In ihm ist Christus den Seinen nahe. Mit seinem verklärten Leib ist er imstande, den Heiligen Geist ausströmen zu lassen zu denen, die ihm glauben. Der vom Heiligen Geist verwandelte Leib Christi ist den Gesetzen des Raumes und der Zeit entrückt. Er ist glühend geworden von der Liebe, die vom Heiligen Geiste kommt. Der Heilige Geist hat die menschliche Natur Christi gleichsam geöffnet wie einen verschlossenen Raum, so dass wir mit ihm in Gemeinschaft treten können. Im Heiligen Geist ist der verklärte Christus selbst den Seinen gegenwärtig. Aus ihm strömt der Heilige Geist in die Kirche ein und in jeden Gläubigen. Ein jeder Gläubige wird zum Tempel des Heiligen Geistes.

Und dieser Geist wirkt die Gemeinschaft. Er wird der Gemeinschaft der Jünger, der Kirche, gesandt, damit er die Gemeinsamkeit wirkt, indem er die Einzelnen immer stärker mit Christus und untereinander verbindet. Der Heilige Geist zielt auf eine umfassende Gemeinschaft, die Gemeinschaft im Heiligen Geiste. Er ist ja das Lebensprinzip dieser Gemeinschaft; er ist die Seele der Kirche – das Haupt ist Christus. Der Heilige Geist lebt also primär in der Gemeinschaft, und der Einzelne wird als Glied der Gemeinschaft von ihm erfaßt. Das ist die Wirkung des Heiligen Geistes an denen, die an Gott, die an Christus glauben.

Der Heilige Geist will allen Menschen das Heil bringen, aber nicht alle lassen sich von ihm ergreifen. Deswegen wird der Heilige Geist zum Ankläger und zum Richter für diejenigen, die nicht an den Namen des eingeborenen Sohnes Gottes glauben. Auch diese furchtbare Aufgabe dient der Verherrlichung Gottes. Sie zeigt, dass Gott kein Hampelmann ist. Der Geist überführt die Welt von der Sünde, von der Gerechtigkeit und vom Gerichte. Er überführt sie von der Sünde, weil sie sich weigert, Jesus als den gottmenschlichen Mittler zu glauben. Man soll doch nicht so tun, als gäbe es nicht genügend Beweise für die Gottessohnschaft des Nazareners. Es gibt sie! Die Beweise liegen vor. Aber sie werden von jenen, die nicht glauben wollen, zerzaust und eliminiert. Doch der Geist läßt sich das nicht gefallen. Er zeigt auf, weshalb die Welt ungläubig ist, weil sie sich in ihren Lüsten nicht stören lassen wollen, weil ihr die Gebote Gottes lästig sind. Die Parlamente von Berlin und Straßburg mögen noch so viele Beschlüsse gegen Gottes Ordnung fassen, der Geist hört nicht auf, ihnen vorzuhalten, dass sie Unrecht tun. Er hört auch nicht auf, ihnen zu zeigen, dass sie das Unheil heraufbeschwören. Das Unheil kommt von Berlin und von Straßburg! Er überführt diese gottvergessenen Wichtigtuer von der Sünde. Statt dass sie sich zu Christus bekennen, verfassen sie Grundordnungen und Gesetze, die dem Willen Gottes widersprechen.

Der Heilige Geist überführt die Welt auch von der Gerechtigkeit. Der, den sie verachten und den sie ermorden würden, wenn sie es noch heute vermöchten, er ist ihnen entrissen. Er ist unangreifbar für die Feinde. Er thront im Himmel, und er ist ihre Macht entzogen. Sie würden ihn von neuem erwürgen, wenn sie es könnten, aber er ist nicht in ihrer Macht gegeben. Der Heilige Geist überführt die Welt von der Gerechtigkeit, weil sich die Menschheit, weil sich das Christentum durch das Toben der Atheisten den Namen Jesu nicht rauben läßt, weil sich seine Kirche aus den Katakomben immer wieder erhebt, weil sich die Stimme der Wahrheit nicht ersticken läßt. Das ist das Überführungswerk des Heiligen Geistes. An seiner Spitze steht unser Heiliger Vater, der gelegen oder ungelegen die Wahrheit verkündet, begeifert von katholischen Theologen, geschmäht von den Atheisten.

 Der Heilige Geist überführt die Welt auch vom Gericht. Er zeigt, dass der Fürst dieser Welt längst gerichtet ist. Seitdem Christus da war, gibt es keinen Zweifel mehr für das, was gut und was böse ist. Es ist unmöglich geworden, das Laster als gleichberechtigt mit der Tugend auszugeben. Das wird fortwährend versucht. Jetzt soll in das Grundgesetz eine Bestimmung aufgenommen werden, dass gleichgeschlechtliche Lebensgemeinschaften mit der Ehe in eins zu setzen sind. Nein! Gott und sein Widersacher stehen nicht auf derselben Ebene. Der Satan ist der Verderber des Menschengeschlechtes, und wer ihm dient, der richtet das Menschengeschlecht zugrunde. Gott hat ihn aus dem Himmel gestoßen. Er ist der Feind Gottes und als solcher gebrandmarkt. Jeder, der will, kann es wissen: Im Namen des Teufels ist kein Heil! Der Geist überführt die Welt vom Gericht. Es ist bereits ergangen, aber es ist noch nicht allen sichtbar. Wartet nur ab, wenn sich eure gewollte Kinderlosigkeit voll auswirkt! Wartet nur ab, wenn sich die Armee der Ungeborenen gegen euch erheben wird! Wartet nur ab, wenn über das Laster der Homosexualität die Zerstörung von Sodom und Gomorrha kommt! Dann hält der Heilige Geist in aller Öffentlichkeit Gericht, dann überführt er die gottlose Welt, dann kommt der Tag der Vergeltung.

Die Verherrlichung Christi und die Heiligung der Gläubigen durch den Geist, die von ihm gesteuerte Erschließung des Christusgeheimnisses steht unter dem gleichen Gesetz, dem das Reich Gottes für diese ganze Weltzeit unterworfen ist. Es ist da, aber seine letzte Vollendung, seine unverhüllte Herrschaft steht noch aus. Das Zeugnis des Heiligen Geistes trägt Christi Sieg in die Öffentlichkeit der Welt, aber so, dass dies nur von denen gehört und verstanden wird, denen es gegeben ist und die gewillt sind, es anzunehmen. Auch den vom Heiligen Geist in alle Wahrheit eingeführte Jüngern bleibt die Schau, die volle Schau versagt, solange sie fern vom Herrn pilgern. Auch sie sind auf den Glauben verwiesen, auf immerwährende Entscheidung für Gott inmitten der Ärgernisse dieser Welt. Aber der Heilige Geist gibt ihnen den neuen Sinn, mit dem sie Christus erkennen als den, der er ist, nämlich als den vom Vater gesandten Erlöser und Heiland. Der Geist der Herrlichkeit bewahrt die Jünger nicht vor Leiden, Tod und Untergang. Er legt gerade im Martyrium Zeugnis ab von dem Sieg Christi. Aber das Leiden, der Tod, der Untergang, das ist der Weg zur unverhüllten Herrlichkeit. Der Geist bezeugt unserem Geiste, dass wir Kinder Gottes sind, wenn aber Kinder, dann auch Erben, Erben Gottes und Miterben Christi.

Ich bin der Ansicht, dass die Leiden dieser Zeit nicht zu vergleichen sind mit der künftigen Herrlichkeit, die an uns offenbar werden soll.

Amen.

Schrift
Seitenanzeige für große Bildschirme
Anzeige: Vereinfacht / Klein
Schrift: Kleiner / Größer
Druckversion dieser Predigt