Die Wahrheit verkündigen,
den Glauben verteidigen

Predigten des H.H. Prof. Dr. Georg May

Glaubenswahrheit.org  
18. Januar 2009

Über die rechte Erziehung der Jugend

Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.

Geliebte im Herrn!

„Wer die Jugend hat, der hat die Zukunft.“ So sagt ein Wort, das seit jeher einen großen Wahrheitsgehalt für sich gehabt hat. Wer die Jugend hat, der hat die Zukunft. Wer hat die Jugend? Sie kennen alle in Ihrem Umkreis Jugendliche und wissen, wie es in ihnen und um sie aussieht. Die Gefahren der Jugend sind ungeheuer, und viele, zu viele Jugendliche gleiten ab, erliegen den Gefahren und gehen Gott und seiner Kirche verloren. Ein Kommunist hat einmal höhnend gerufen: „Die alten Leute überlassen wir euch; die Jugend ist unser. Mit uns zieht die neue Zeit!“ Und ein Mann namens Joseph Goebbels, Propagandaminister des Dritten Reiches, hat das Wort geprägt: „Früher sagte man: Wer die Jugend hat, der hat die Zukunft. Wir drehen das Wort um und sagen: Wer die Zukunft hat, der hat die Jugend!“

Wer, meine lieben Freunde, wird die Jugend haben? Welcher Anteil wird unserer Kirche daran beschert sein? Wir wissen, die Kirche ist die von Gott berufene Erzieherin der Jugend. Sie hat ein Erziehungsrecht, sie hat eine Erziehungsaufgabe, sie hat ein Erziehungsziel, und sie hat die Erziehungsmittel. Die Kirche hat ein Erziehungsrecht. Der Herr selbst hat es ihr gegeben, als er sprach: „Gehet hin, zieht zu allen Völkern, lehret sie und macht sie zu meinen Jüngern.“ Das ist die Erziehungsurkunde, die Gott selbst der Kirche ausgestellt hat. Und er hat ihr verheißen: „Ich bin bei euch alle Zeit bis ans Ende der Welt.“ Mit dieser Urkunde hat Christus die übernatürliche Mutterschaft der Kirche begründet. Denn wer die Taufe spendet und dadurch aus Geschöpfen Gotteskinder macht, und wer die Lehre Christi vermittelt an Menschen, die vorher an andere Götter geglaubt haben, der ist wahrhaftig mit einer geistlichen Mutterschaft ausgestattet. Die Kirche hat ein Erziehungsrecht, weil sie die geistliche Mutter der Kinder, der Menschen ist.

Die Kirche hat ein Erziehungsziel. Man muss wissen, wohin man die Menschen führen will. Es muss eine Richtung angegeben werden. Und das Erziehungsziel der Kirche liegt fest. Es ist das erlöste Gotteskind. Aus Adam sind wir, aus Christus zu sein ist unsere heilige Berufung. Die Kirche will die Menschen dazu führen, dass sie ihr Knie vor Christus beugen, dass sie dem Gekreuzigten ähnlich werden, dass sie Christus in sich ausbilden. Vor einiger Zeit kam einmal ein junger Mann in ein Kartäuserkloster. Die Kartäuser sind bekanntlich der strengste Orden der katholischen Kirche. Der Prior fragte ihn: „Was suchen Sie hier? Was wollen Sie werden?“ Der junge Mann antwortete: „Ich möchte Christus nachfolgen und ein guter Kartäuser werden.“ Der Prior entgegnete: „Sie sollen Christus werden! Sie sollen ein zweiter Christus werden. Sie sollen so werden, wie Christus war.“ Das ist eigentlich nicht nur Aufgabe eines guten Kartäusers; es ist die Sendung einer jeden Christen. Er soll ein Christus werden. Das ist das Erziehungsziel der Kirche.

Die Kirche besitzt aber auch die Erziehungsmittel. Das erste und oberste Erziehungsmittel der Kirche ist die Gnade. Gnade ist jede geistliche Gabe, die Gott uns zu unserem übernatürlichen Ziele verleiht: die heiligmachende Gnade und die helfende Gnade. Der Mensch ist schwach, aber in der Gnade wird er stark. „Alles“ – alles! – sagt der Apostel, „alles vermag ich in dem der mich stärkt.“ Man kann nur staunen, wenn Menschen sagen und klagen: Ich schaffe es nicht, ich kann die Gebote nicht halten. Sie sind zu schwer für mich. Du kannst, wenn du willst! Du kannst, weil du mußt! Und die Gnade ist bei dir. Alles kann ich in dem, der mich stärkt.

Die Gnade Gottes wird von uns aufgenommen, und sie vermag uns zu Helden zu machen. Es ist tatsächlich richtig, wenn Friedrich Nietzsche uns zuruft: „Wirf den Helden in deiner Seele nicht weg!“ Heldenverehrung ist uns aufgegeben. Wir sollen keine Kaninchenseelen sein, sondern großherzige, weitherzige Menschen, die nach hohen Zielen streben, die sich nicht mit Billigem zufrieden geben, keine Schleimer, keine Angeber, sondern Menschen, die nach dem heldischen Ideal streben, das Christus ihnen vorgelebt hat. Dieses Ziel müssen wir im Auge behalten. Wirf den Helden in deiner Seele nicht weg! Unser Ziel muss sein die Ehre Gottes und das Heil der Menschen. Das ist das höchste Ziel, das einem Menschen gesetzt werden kann.

Die Kirche ist Erzieherin mit ihrer Lehre. Meine lieben Freunde, auf die letzten Fragen, die dem Menschen gestellt sind, weiß die Kirche eine Antwort. Mit ihrer Lehre gibt sie eine abschließende, eine befriedigende, eine den Menschen wahrhaft erfüllende Antwort. In ihrer Lehre von Gott, dass Gott existiert, dass er der allmächtige Schöpfer, dass er der barmherzige Vater ist, dass er rettet und richtet, dass unser Leben in seiner Hand ruht, dass wir geschaffen sind, ihm zu dienen und ihn zu lieben, dass wir ihn  aber auch fürchten wegen seiner Heiligkeit und wegen seiner Gerechtigkeit. Das alles vermittelt uns die Kirche. Sie belehrt uns über den Menschen, dass er nicht eine sinnlose Leidenschaft ist, dass er nach dem Bilde Gottes geschaffen ist, dass er unsterblich ist, dass Gott ihm die Welt anvertraut hat zu treuen Händen, dass er einst Rechenschaft legen muss von seiner Verwaltung, das lehrt uns die Kirche. Sie lehrt uns auch, wie wir sittlich handeln sollen, dass unser Handeln nur gut ist, wenn es drei Bedingungen gehorcht, wenn es drei Kriterien erfüllt. Die Handlung selbst muss erstens sittlich einwandfrei sein, es müssen zweitens ihre Umstände sittlich einwandfrei sein, und es muss drittens der Zweck sittlich einwandfrei sein. Handlung, Umstände, Zweck . „Bonum ex integra causa, malum ex quolibet defectu.“ So haben wir in unserem Studium gelernt. Das Gute ist nur dann vorhanden, wenn alle drei Elemente zusammenkommen. Wenn nur eines fehlt, ist die Handlung nicht mehr gut. Um ein Beispiel zu bilden: Wer einen Todkranken zu Hause hat, der in jedem Augenblick betreut werden muss, der muss eben von seinen Angehörigen verlangen, dass sie bei ihm bleiben. Und wenn sie darüber die Messe versäumen, dann ist das keine Sünde. Die Umstände gebieten eben in einem solchen Falle, dass man bei dem Sterbenden bleibt. Bonum ex integra causa, malum ex quolibet defectu. Die Kirche lehrt uns auch, dass es in sich schlechte Handlungen gibt, die durch keinen noch so guten Zweck geheiligt werden. Gott verspotten ist immer schlecht, auch wenn man dadurch sein Leben retten kann. Es gibt in sich schlechte Handlungen, die durch keinen noch so guten Zweck geheiligt werden.

Die Kirche ist Erzieherin in ihrem Gottesdienst. Mancher von uns denkt mit Freude an Gottesdienste in seiner Jugend zurück, an feierliche, an erhebende Gottesdienste, an ergreifende Prozessionen. Mir sagte einmal eine alte Dame: „Ich freue mich immer schon auf das Fronleichnamsfest, auf die schöne Prozession, die in meiner Jugend einen unauslöschlichen Eindruck in mir hervorgerufen hat.“ Und der Sonntag, meine lieben Freunde, dass die Kirche uns den Sonntag schenkt, was ist das ein erzieherischer Gut, der Sonntag, der geheiligt werden muss, der nicht nur von Arbeit freizuhalten ist (von Erwerbsarbeit), sondern der auch durch Gebet und Gottesdienst geheiligt werden muss. Das ist es, was Sie Ihren Kindern von Jugend auf einerziehen müssen, dass sie den Sonntag heiligen. Der Sonntagsgottesdienst muss dem jungen Menschen zu einer lieben und selbstverständlichen Gewohnheit werden, ohne Ausnahme, ohne Auswahl. Jede Nichterfüllung des Sonntagsgebotes schwächt die Kraft, das Gebot am nächsten Sonntag zu erfüllen. Die Gründe für das Fernbleiben vom Gottesdienst werden immer schwächer. Der katholische Christ geht religiöse zugrunde, wenn er den Sonntagsgottesdienst ausfallen läßt. Der Mensch verkommt, wenn er keine Feierkleider mehr anzieht.

Die Kirche erzieht durch die heilige Beicht. O meine Freunde, welches wichtige, welches unersetzliche Erziehungsmittel ist die gute Beicht! Welch ein Glück ist es, beichten zu dürfen, denn Beicht macht leicht. Dass das Kind sich seiner Fehler bewußt wird, dass es sie bereuen lernt, dass es sie ausspricht, das ist ein ganz elementares Erziehungsmittel. Der erfahrene Jugendseelsorger weiß, was durch die Beichte an Werten geschaffen und an Unheil verhindert worden ist. Gutes wecken, Anlagen fördern, das ist die Kraft und die Wirkung der heiligen Beicht. Wieviel Mut wird Jugendlichen gemacht, wenn sie in der Beichte das wunderbare Wort hören: „Deine Sünden sind dir vergeben.“ Welche Not wird ihnen abgenommen. O meine lieben Freunde, ich halte es für eines der verderblichsten Ergebnisse der nachkonziliaren Entwicklung, dass die Beicht zum verlorenen Sakrament geworden ist. Ich habe andere Erfahrungen. Ich habe als Seelsorger eine große Schar von Jugendlichen gehabt, von Jungen und Mädchen, die alle vier Wochen treu, redlich, vollständig und aufrichtig ihre Sünden gebeichtet haben. Ich habe es erlebt. Das ist tröstlich. Aber natürlich Beichte als sakramentales Geschehen, nicht Bußandacht. Die Bußandacht ist der Abtreiber des Bußsakramentes. Persönliches Bekenntnis, nicht allgemeine Geständnisse; Einzelabsolution, nicht Kollektivabsolution. Wer sich nicht regelmäßig von der Schuld befreien läßt, meine lieben Freunde, verhärtet im Gewissen. Die Beichte schafft zu ihrem Teil den katholischen Menschen, demütig, ehrfürchtig, einsichtig, schuldbewußt.

Und was soll ich sagen über die heilige Kommunion als Erziehungsmittel? Hier tritt der göttliche Erzieher selber an, um den Menschen zu erziehen. In der frühen und häufigen und würdigen heiligen Kommunion nimmt er die Erziehungsaufgabe in seine Hände. Wir wissen von Tarcisius, der als Christusträger in den Tod gegangen ist in der Kraft des heiligen Sakramentes. Die heilige Kommunion ist ein unüberbietbares Heilmittel – richtig angewendet! Das heißt: mit gehöriger Disposition, mit Vorbereitung, mit Selbstprüfung, mit vorhergehender Beicht, mit ehrfürchtigem Empfang. Mir graut, wenn ich sehe, daß die heilige Kommunion ausgeteilt wird, wie man im Kino die Kinokarten austeilt. In der heiligen Kommunion wächst die lebendige persönliche Beziehung zu Christus. Da wird Zweisprache gehalten mit dem Herrn, der in unser Herz kommt. Da wachsen wahrhaftig Christus und Christ zusammen.

Die Kirche hat ein Erziehungsrecht, sie hat ein Erziehungsziel, sie hat eine Erziehungsaufgabe und die Erziehungsmittel. Aber sie ist nicht die einzige Erzieherin. Neben sie treten zwei andere, nämlich die Familie und der Staat. Die Familie ist nach Gottes Willen ein unersetzlicher Erzieher. Diejenigen, die dem Kind das Leben schenken, sind auch berufen, berechtigt und befugt, dem Kinde die Erziehung zu vermitteln. Es gibt ein natürliches Erziehungsrecht der Eltern und der Familie. Und wenn die Eltern und die Familie auf dem Stande sind, den Gott von ihnen haben will, dann sind die die wichtigste Erzieherin neben der Kirche. Freilich, wir müssen Familien haben, die dieser Aufgabe gewachsen sind. Wir wissen alle, dass die Familie in die Krise geraten ist. Verbindungen ohne Dauer. Der Fußballspieler Lothar Matthäus, so spottete eine Zeitung, „der Lothar Matthäus hat seinen vierten Bund für das Leben geschlossen.“ Den vierten Bund für das Leben! Und wie sieht es mit dem Herrn Sarkozy aus? Solche Patchwork-Familien, wie man heute sagt, sind kaum berufen, die Erziehungsarbeit zu leisten, die man Familien zumuten muss. Wir haben so viele Familien, wo die Kinder abgeschoben werden. Die Eltern haben keine Zeit für sie; sie müssen Geld verdienen. Wir haben so viele Familien, wo deswegen nicht erzogen wird, weil die Eltern selber nicht erzogen sind. Wie soll man andere erziehen, wenn man selbst nicht erzogen ist? Viele wissen auch nicht, wie man Kinder erziehen soll. Dressur ist keine Erziehung. Dressur ist für Tiere angemessen, aber nicht für Menschen. Erziehung ist nur dann vorhanden, wenn in den Zöglingen heilsame Gewohnheiten und Überzeugungen gebildet werden, Überzeugungen, also fest verwurzelte Lebensanschauungen, die niemals erlöschen. In den Seelen der Kinder muss die Gewißheit und die Berechtigung der Religion und der Gebote Wurzeln schlagen. Die Kinder müssen die Einsicht gewinnen, die Einsicht, dass Gebet und Gottesdienst unerläßlich sind. Sie müssen geführt werden, dass sie die Gebote als Schutz und als Fürsorge Gottes begreifen. Grundsätze müssen die Kinder vermittelt erhalten. Kein Tag ohne Gebet, kein Sonntag ohne Messe, kein Fest ohne sakramentale Beicht. Und den Willen muss man in ihnen üben, den Willen. Denn der Wille entscheidet über unser Schicksal. Ein fester Wille tut überall Wunder. Wir müssen also den Willen bilden, den Willen stählen, den Willen üben, indem man Ziele setzt und nicht nachläßt, bis sie erreicht sind. Ziele müssen erreichbar sein, aber erreichbare Ziele muss man auch erreichen. Man muss sich Überwindungen vornehmen und darf nicht aufhören, bis es geschafft ist. Die Eltern müssen den Kinder Eigenschaften vorleben, die sie an ihnen sehen möchten. Sie müssen die Tugenden erziehen, die sie den Kindern anerziehen möchten. Sie müssen vorleben, nicht bloß vorsagen.

Ich habe vor mir, meine lieben Freunde, eine Todesanzeige um einen Vater. In dieser Todesanzeige heißt es: „Wir trauern um den Menschen, der uns warmherzig umsorgt hat, der uns Werte vermittelt und sie gelebt hat, der uns immer ein Vorbild war.“

Zur Familie tritt ergänzend der Staat hinzu. Er soll das Gemeinwohl fördern, und dazu gehört eben auch, dass er die Familie schützt, dass er Maßnahmen ergreift, um die Familien in den Stand zu setzen, die Erziehungsarbeit zu leisten. Dass er auch die Familie überwacht, denn wie wir wissen, ist der Mißbrauch und das Unrecht an Kindern weit verbreitet. Die Kinder müssen nach menschenwürdigen Grundsätzen erzogen werden. Im Notfall muss der Staat einer Familie die Kinder entziehen. Er muss über die öffentliche Sittlichkeit wachen, im Fernsehen, im Internet. Meine lieben Freunde, das ist unsere westliche Welt: In England, Schottland und Wales fahren 600 Omnibusse durch die Straßen, und auf ihnen sind Schilder angebracht: „Wahrscheinlich gibt es keinen Gott. Mach dir keine Sorgen mehr, genieße das Leben.“ 600 Omnibusse mit dieser Aufschrift! Und in Spanien macht man es nach. In Barcelona fahren sie herum, in Madrid fahren sie herum, und bald werden sie in Genua herumfahren. Das ist unsere westliche Welt. Mit der wollen wir den Osten und den Islam überzeugen. Da kann man nur lachen!

Der Staat ist auch verantwortlich für die Schule. Die Schule ist notwendig, denn Bildung ist unentbehrlich. Bildung ist die Fähigkeit, Wesentliches vom Unwesentlichen zu unterscheiden. Nicht die Bildung ist dem Glauben feind, sondern die Halbbildung. Nicht das Wissen ist eine Gefahr, sondern das ungenügende Wissen. Nichts sitzt so tief wie die Oberflächlichkeit. In diesen Tagen haben 68 Schulleiter in Berlin-Mitte einen Brief an den Bürgermeister geschrieben, an den Herrn Wowereit, über die unhaltbaren Zustände in ihren Schulen. Kriminalität, Angriffe auf Lehrer, Schmierereien, das ist die Wirklichkeit der Schulen in Berlin-Mitte. Der Staat hat sich bei der Erziehung einer Sache besonders angenommen, nämlich der Sexualerziehung. Es ist nicht falsch, Kinder über das Geheimnis der Geschlechtlichkeit aufzuklären, Kindern zu vermitteln, was es um Zeugung und was es um Geschlechtslust ist. Aber es genügt nicht, ihnen Praktiken für die Empfängnisverhütung beizubringen, sondern sie müssen auch über die sittlichen Normen unterrichtet werden, denen die Sexualität untersteht. Bloße Kenntnisse über die Vermeidung der Empfängnis sind keine geeignete Sexualerziehung. Die Sexualerziehung muss zur Enthaltsamkeit führen, zur Beherrschung des Triebes. Auch die Erholung, meine lieben Freunde, ist eine Notwendigkeit. Die Freizeit muss sein, aber sie muss der Menschenwürde entsprechen und mit der Sittlichkeit übereinstimmen. Die Erholung darf nicht Gelegenheit zum Abgleiten ins Böse bieten. Sie darf nicht Gelegenheit für die Sünde bieten. Wer mit dem Teufel scherzen will, der wird sich nicht lange freuen können mit Christus. Mit der Schlange spielt man nicht ohne Gefahr. Und ich halte nichts davon, die Parole auszugeben, zu genießen. Die Genußsucht frißt alles, am meisten das Glück. „Genießen macht gemein“, sagt einer, der es verstehen mußte, nämlich Goethe. Genießen macht gemein. Genießen ist ein gefährliches Wort. „Wir leben, um uns auszubilden“, schreibt einmal der Dichter Theodor Storm. Jede Freude, die gegen Gott streitet, verwandelt sich in eine Plage.

 Meine lieben Freunde, die Zöglinge sind unser kostbarstes Gut. Was wir ihnen vermitteln, das ist das Pfand, das wir in ihre Seelen legen, mit dem wir einmal vor Gott treten sollen. Wir sollen ihm sagen können: „Keinen von denen, die du mir gegeben hast, habe ich verloren. Alle habe ich zu dir geführt, mein Gott.“ Wir können nicht abwarten, bis später das Leben für die Religion erzieht. Nein, die Religion muss für das Leben erziehen. Meine lieben Freunde, laßt den Kindern das Himmelreich der Religion!

Amen.

Schrift
Seitenanzeige für große Bildschirme
Anzeige: Vereinfacht / Klein
Schrift: Kleiner / Größer
Druckversion dieser Predigt