Die Wahrheit verkündigen,
den Glauben verteidigen

Predigten des H.H. Prof. Dr. Georg May

Glaubenswahrheit.org  
9. Mai 2010

Beten – Das Atemholen der Seele

Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.

Geliebte im Herrn!

Der heutige Sonntag ist der Bitt-Sonntag, der Gebets-Sonntag, und auf ihn folgt die Bittwoche. Es sind das besondere Tage, in denen das in Erfüllung gehen soll, was der Herr uns soeben im Evangelium verheißen hat: „Alles, was ihr den Vater bitten werdet in meinem Namen, wird er euch geben. Bisher habt ihr um nichts gebeten in meinem Namen. Bittet, und ihr werdet empfangen.“

Bitten und Beten hängen zusammen, Bitten ist eine Form des Gebetes, aber auch nur eine Form. Man wird nicht sagen können, dass das Beten zur Lieblingsbeschäftigung der Menschen des 21. Jahrhunderts gehört. Es gab Zeiten, in denen das tägliche Gebet eine liebe Gewohnheit war, in den Familien, in der Kirche, an besonderen Gebetsstätten. Aber diese Zeit ist längst vergangen. Das Gebet spielt bei den heutigen Zeitgenossen keine große Rolle mehr. Und deswegen muss aufgefordert werden zum Gebet, muss aufgefordert werden zum Gottesdienst. Was bedeutet es, meine lieben Freunde, wenn die Statistik vermeldet: In Budenheim besuchen 8 Prozent der Katholiken den Sonntagsgottesdienst? Was das ist? Das ist die Katastrophe! Das ist das Ende! Nach allen meinen Erfahrungen – und ich bin schließlich fast 60 Jahre Priester – geht derjenige katholische Christ den Bach hinunter, der nicht mehr den Sonntagsgottesdienst hält. Er geht der Verbindung mit Gott und der Kirche verlustig. Es gilt tatsächlich das Wort, das ein junger Mann in sein Gebetbuch schrieb, als er eingezogen wurde: „Bete, sonst holt dich der Teufel!“

Das Gebet ist die Sprache des Menschen vor Gott. Es ist die eigentliche Lebensäußerung der Menschenseele in ihrem Verhältnis zum himmlischen Vater. Beten ist eine Grundforderung unseres religiösen Lebens. Es ist auch eine Herzenssache eines jeden Christen. Es ist die Ansprache des Kindes gegenüber dem Vater im Himmel, eine Lebensbedingung, ja das Atemholen der Seele. Genau das ist es: das Atemholen der Seele, weil wir wissen: Ohne Atem müßte unser Leben zugrunde gehen. Gott braucht unser Gebet nicht. Seine Seligkeit wird durch unser Gebet nicht vermehrt. Aber wir brauchen das Gebet. Wir dürfen nicht stumm bleiben vor Gott. Wir müssen anerkennen, dass er der Herr ist und wir seine Diener. Wenn wir seinsgerecht – seinsgerecht – leben wollen, dann müssen wir beten, dann müssen wir unsere Geschöpflichkeit, unsere Angewiesenheit, unser Abhängigkeit von Gott aussprechen. Genau das ist das Gebet: Anerkennung unserer Abhängigkeit, unserer Angewiesenheit, unserer Hilfsbedürftigkeit gegenüber Gott. Wer sich nicht im Gebet zu Gott bekennt, der verweigert Gott die Ausrichtung seines Lebens. Wer nicht betet, der kommt um den Sinn und Zweck seines Lebens. Dem Menschen, der nicht betet, fehlt der höchste Wert. Infolgedessen ist er nicht imstande, die Werthaftigkeit der irdischen Dinge abzuschätzen. Er besitzt keinen Maßstab für deren Beurteilung. Es gibt Menschen, die sagen: Was habe ich es nötig zu beten? Ja, gerade deshalb, weil sie meinen, es nicht nötig zu haben, haben sie es nötig.

Beten ist strenge Pflicht. Ein jeder, der betet, wird selig werden. Ein jeder, der nicht betet, wird verlorengehen. Alle Seligen sind nur deswegen im Himmel, weil sie gebetet haben, und alle Verlorenen in der Verdammnis sind nur deswegen dorthin gekommen, weil sie nicht gebetet haben. Es trennt sich von Gott, wer sich nicht im Gebet mit Gott verbindet.

Das Gebet ist die Hauptquelle jeglichen Gutes, das Werkzeug zur Erlangung des Heiles und des ewigen Lebens. Das Gebet tilgt die Sünden, schlägt die Versuchungen zurück, raubt den Verfolgungen die Kraft, bringt Trost in Niedergeschlagenheit, Wonne zur Zeit des Hochgefühls. Das Gebet schafft Nahrung für den Dürftigen, und es bringt Zugewinn für den Reichen. Der Glaube lebt vom Gebet, denn das Gebet ist praktizierter Glaube. Wer den Glauben nicht mehr im Gebet übt, der verliert den Glauben. Gebetslosigkeit führt zur Glaubenslosigkeit. Vernachlässigung des Gebetes ist immer der erste Schritt zum Unglauben. Gott gerät außer Sicht, Gott wird dem Menschen fremd. Schließlich fällt er ab. Wer nicht mehr im Gebet an Gott denkt, bei dem nehmen die schlechten Gedanken und die sündhaften Gewohnheiten ihren Anfang. Nur durch Gebet kann der Mensch den bösen Feind überwinden.

Das Gebet ist ja auch die Sprache der Schöpfung. Wir Priester beten im Laufe der Woche das gesamte Psalterium durch, und einer der schönsten Psalmen ist der 18. Da heißt es nämlich: „Die Himmel rühmen des Ewigen Ehre, das Firmament lobt seine Herrlichkeit.“ Und selbst der Philosoph von Königsberg, der mit der Religion nicht viel am Hut hatte, selbst Immanuel Kant schreibt in seiner „Kritik der praktischen Vernunft“ ein Wort, das ich nicht aufhören werde zu zitieren, nämlich er schreibt da: „Zwei Dinge erfüllen das Gemüt mit immer neuer und zunehmender Bewunderung und Ehrfurcht, je öfter und anhaltender sich das Nachdenken damit beschäftigt: der gestirnte Himmel über mir und das moralische Gesetz in mir.“ Der gestirnte Himmel über mir und das moralische Gesetz in mir. In der Tat: Die ganze Schöpfung ist in ihrer Herrlichkeit, in ihrer Ordnung, in ihrer Angepaßtheit ein Loblied auf den Schöpfer. Die Blumen des Feldes, die Vögel des Himmels, das Wachsen und Blühen jetzt in unserem Maienmonat, das ist ewige Anbetung der Natur. Die Natur preist ihren Schöpfer.

Und deswegen müssen wir auch die Anbetung pflegen. Sie ist sogar das wichtigste Gebet. Wir neigen dazu, viele Bittgebete zu sprechen. Das ist ja nicht falsch, denn wir bedürfen der Hilfe Gottes. Aber das höchste und das Gott angemessenste Gebet ist die Verherrlichung Gottes im Lob und im Dank. Wir werden ja darauf gestoßen: „Ehre sei dem Vater und dem Sohne und dem Heiligen Geiste.“ In wie vielen Liedern verherrlichen wir Gott! „Großer Gott, wir loben dich.“ „Lobe den Herrn, den mächtigen König der Ehre!“ „Nun lobet Gott im hohen Thron!“ und viele andere Lieder lehren uns die Anbetung Gottes. Vergessen wir, meine lieben Freunde, nicht die Anbetung über unseren Bitten!

Das Gebet ist auch die Sprache der ewigen Herrlichkeit, also der Vollendeten und der seligen Geister. Ihr ganzes Leben, ihr ganzes Wesen ist Anbetung. Der Apokalyptiker Johannes berichtet uns, was er gehört hat, als er den Himmel offen sah, wie die Engel und die Seligen vor Gott niederfallen und rufen: „Würdig bist du, Herr, unser Gott, Ruhm und Macht und Ehre zu empfangen, denn du hast das All geschaffen; durch dein Wort entstand es.“ Die Engel dienen Gott, aber nicht nur indem sie singen, wie wir es uns gern vorstellen, sondern indem sie ihr ganzes Leben als Lobpreis Gottes darbringen. Ihr Leben ist ein Lobpreis Gottes, ihr Wesen ist ein Lobpreis Gottes. Sie bringen Gott einen immerwährenden Kult dar. Sie existieren bloß, indem sie sich für Gott verströmen. Ihr Wesen ist Anbetung. Es geht darin auf, in schauender Liebe Gott zu preisen. Und deswegen stimmen wir in jeder Präfation der heiligen Messe in ihren Lobpreis ein: „Mit den Engeln und Erzengeln, mit den Cherubim und Seraphim rufen wir: Heilig, heilig, heilig, Herr der Heerscharen.“

Das Gebet war auch die Sprache Jesu Christi in den Tagen und Nächten seines Erdenlebens. Christus steht im Evangelium vor uns als der große Beter, der die Knie beugte vor dem Vater im Himmel. In Abenden und Nächten stand er vor dem Vater. Lukas berichtet uns, wie er sich vorbereitete auf die Berufung der Apostel. „Es geschah aber in jenen Tagen, dass er fortging auf einen Berg, um zu beten, er ganz allein. Und er betete die ganze Nacht. Nach Tagesanbruch rief er die Jünger zu sich und wählte zwölf von ihnen aus, die er Apostel nannte.“ Christus steht auch heute als unser Hoherpriester in unserer Mitte auf unseren Altären. Er betet mit uns. Was wir ihm darbringen können, das ist ja geringfügig. Aber was Christus aus unseren Gebeten macht, das ist gewaltig und groß. Wir beten nicht allein, wir beten mit dem Heiland, unserem König und unserem Gott. Und deswegen richten wir unsere Gebete immer „durch Christus“ an den Vater im Himmel. Er ist unser Mittler. Er trägt unsere Gebete zu Gott. Wenn wir beten, wenn wir mit Christus beten, dann hört er in unserem Gebet die Stimme seines Sohnes. Das macht unser Gebet so wertvoll, so einzigartig. Er bringt uns Erlösung durch unser Gebet, weil er mit uns betet.

Es gibt Einwände gegen das Gebet. Manche sagen: Ich habe keine Zeit zu beten. Meine lieben Freude, das ist der ärmste Einwand, den es gibt. Denn der Mensch hat zu allem Zeit, wozu er Zeit haben will. Es kommt darauf an, dass man sich Zeit nimmt. Die Zeit zum Gebet muss da sein, am Morgen, am Abend, auch untertags. Wie kann man den Tag beginnen, ohne sich auf Gott auszurichten? Das schönste Morgengebet, das ich kenne, lautet: „Mein Gott, laß mich diesen Tag verbringen zu deiner Ehre, zum Heile meiner Seele, zum Segen für meine Mitmenschen!“ Laß mich diesen Tag verbringen zu deiner Ehre, zum Heile meiner Seele, zum Segen für meine Mitmenschen! Und am Abend muss der erste Gedanke der Dank und der zweite die Reue sein, Dank für alles, was wir erfahren, was wir erleben, was wir erhalten durften; Reue für das, was mißglückt ist, was wir versäumt haben, war wir zerschlagen haben. Kein Tag ohne Gebet! Kein Sonntag ohne Messe! So haben wir als Kinder auf unseren Gebetszetteln gelesen. Aber was damals gesagt wurde, gilt heute genauso: Kein Tag ohne Gebet! Kein Sonntag ohne Messe!

Ich empfehle Ihnen, auch zu Hause einmal das Gebetbuch zur Hand zu nehmen. Da sind so viele, für die meisten noch unbekannte Gebete, aber schöne, ergreifende und auf die Situation zutreffende Gebete. Zeit zum Gebet muss sein. Es gibt keine wichtigere Beschäftigung. Einer meiner akademischen Lehrer, der ein Arbeitstier war, sagte einmal zu mir: „Die nichts arbeiten, die beten auch nichts, und wer viel arbeitet, der betet auch viel.“ Ich hoffe, dass das zutrifft. Wer viel arbeitet, der betet auch viel. Und tatsächlich: Wer recht zu arbeiten versteht, der weiß, dass er auch viel beten muss, denn vom Gebet kommt ja der Segen über seine Arbeit. Wie kann die Arbeit gesegnet sein, wenn sie nicht zu Gott erhoben wird? „Bete und arbeite“ lautet die Devise des heiligen Benedikt. Beten ist erhabener Dienst Gottes. Beten ist höchste Lebensäußerung des Menschen.

Aber es ist nicht die einzige. Zwei andere müssen dazu kommen. Erstens die Arbeit. Wir müssen uns rühren, wir müssen tätig sein, wir müssen uns nützlich machen. Arbeit ist Pflicht wie das Gebet. Arbeit ist Gottesdienst wie das Gebet. Wer nicht arbeiten will, dem hilft auch das Gebet nicht. Das zweite: die Selbsterziehung. Wir müssen an uns arbeiten, unsere Triebe zügeln, unsere schlechten Neigungen überwinden, Tugenden erwerben. Wer das nicht tut, dem hilft auch das Gebet nicht. „Was du nur von der Überwindung deiner Neigungen erwarten kannst, das erwarte nicht vom Gebet!“ schreibt einmal der heilige Ignatius von Loyola. Beten ersetzt weder die Arbeit noch die Selbsterziehung.

„Ich kann nicht richtig beten“, sagt mancher. Nun ja, das kann ich verstehen, wenn man nicht geübt ist, wenn man sich nicht übt im Gebete. Alles, was wir zu einer Fertigkeit bringen wollen, muss geübt werden. Wer jemals versucht hat, ein Musikinstrument zu erlernen, der weiß: Übung macht alles. So ist es aber auch im Gebet. Man muss das Gebet üben. Man muss sich über das Gebet unterrichten. Man muss lernen, wie man beten soll. Man muss sich an Vorbildern des Gebets ausrichten. Gott hat die Fähigkeit zu beten einem jeden gegeben, aber diese Fähigkeit muss ausgebildet werden. Ich empfehle immer Anfängern im Gebet, sich nach den Gebeten zu richten, die sich im Neuen Testament vorfinden. Sie werden staunen. Da gibt es eine Fülle schöner, ergreifender und vor allem kurzer Gebete. Der Blinde von Jericho schrie: „Jesus, Sohn Davids, erbarme dich meiner!“  Ja, wer kann denn das nicht beten? Jesus, Sohn Davids, erbarme dich meiner! Oder wer kann nicht beten wie der Zöllner im Tempel: „Gott, sei mir Sünder gnädig“? Wer kann das nicht beten: Sei mir Sünde gnädig? Wir können auch beten wie der Aussätzige: „Herr, wenn du willst, kannst du mich rein machen.“ O, wir möchten doch rein werden, meine lieben Freunde. Herr, wenn du willst, kannst du mich rein machen. Und wir können beten wie der Vater des besessenen Knaben: „Herr, ich glaube, aber hilf meinem Unglauben!“ Unser Glaube ist schwach, fast ein Unglaube. Deswegen: Herr, ich glaube, aber hilf meinem Unglauben! So wie diese Männer im Neuen Testament gebetet haben, so kann jeder beten. Wir müssen nur damit anfangen. Wir müssen nur wollen. Wir müssen nur die Unlust und die Trägheit überwinden. Beten ist viel wichtiger als fernsehen. Ich kann nicht beten, das Wort ist eine Irrlehre. Du kannst immer beten. Spürst du Widerwillen und Abscheu vor dem Gebet, dann bete weiter, bete dir zum Trotz, bete gegen dich. Betet ist gut, aber nur, wenn gut gebetet wird. Worte machen vor Gott, das können viele, aber beten nicht alle. Beten also mit Andacht, mit Aufmerksamkeit, mit Sammlung, mit Konzentration.

Ein letzter Einwand wird oft vorgebracht: Ich finde beim Gebet keine Erhörung. Jesus hat sich aber verpflichtet, Erhörung zu gewähren. Er hat sich verbürgt: „Alles, was ihr in meinem Namen dem Vater an Bitten vortragen werdet, wird er euch gewähren.“ Das entscheidende Wort in diesem Satz ist der Name Jesu, das Bitten im Namen Jesu. Wir müssen im Namen Jesu beten. Was heißt das? Das heißt erstens: Beten unter Anrufung Jesu, im Einklang mit Jesus, in der Verbindung mit Jesus. Wenn wir mit ihm zum himmlischen Vater gehen, dann nimmt uns der Vater an. Mit ihm, in ihm und durch ihn bringen wir dem himmlischen Vater unsere Gebete dar. Zweitens: Beten im Namen Jesu heißt in der Gesinnung Jesu beten. Ja, welche Gesinnung hatte er denn beim Gebet? Er wollte den himmlischen Vater verherrlichen. Er wollte nichts tun als das, was der Vater befiehlt und wünscht. Drittens: Beten im Namen Jesu heißt beten in der Ordnung des Heils. Ordnung des Heils, das ist der Heilsplan Gottes, das ist die Absicht, die Gott mit uns hat. Wir müssen einstimmen in den Plan Gottes. Wir müssen in der Ordnung des Heils beten, weil es ausgeschlossen ist, dass Gott uns etwas gewährt, das vom Weg zum Himmel abführt. Nichts wird im Namen Jesu gebetet, was gegen die Ordnung des Heils erbetet wird. Viertens: Beten im Namen Jesu heißt auch vertrauensvoll, zuversichtlich, nicht zweifelnd an der Macht und am Erbarmen Gottes beten. Gott ist allmächtig und barmherzig. Er kann und er will uns erhören. Man kann niemals auf den gütigen und mächtigen Gott zu viel vertrauen. „Man erhält so viel, wie man ihm vertraut“, schreibt einmal Theresia von Lisieux. Fünftens: Beten im Namen Jesu heißt auch in Ergebung in den Willen Gottes beten. „Vater, wenn es möglich ist. laß diesen Kelch vorübergehen.“ So dürfen wir beten, denn der Heiland hat auch so gebetet. Aber wir müssen gleich hinzufügen: „Wenn es nicht möglich ist, dann geschehe dein Wille.“ Sechstens: Beten im Namen Jesu heißt auch in Dankbarkeit beten, dankbar sein für alle Gaben und Gnaden und Wohltaten Gottes, für die Hilfe und Rettung von gestern und vorgestern. Jesus lehrt uns das Dankgebet. Als er den Lazarus erweckte, hat er zuerst gebetet: „Vater, ich danke dir, dass du mich erhört hast.“

Man kann nichts von der Zukunft erhoffen, wenn man nicht dankt für das, was Gott in der Vergangenheit gegeben hat. Gott will geben, aber er gibt nur den Bittenden, damit er nicht einem gebe, der das Geschenk gar nicht erfaßt. Im Gebet öffnet der Beter die Hände, und der Herr füllt sie ihm. Aber wenn er sie nicht aufmacht, kann er die Gaben nicht empfangen. Gott könnte uns zwar alles im Überfluß geben, auch ohne Gebet, wie er ja auch den vernunftlosen Tieren alles Lebensnotwendige gibt. Aber als gütiger Vater will er eben von seinen Kindern gebeten sein. Wir beten auch nicht, damit die göttlichen Beschlüsse abgeändert werden. Nein, wir beten, damit wir durch das Gebet zu erhalten verdienen, was zu geben Gott von Ewigkeit beschlossen hat. Wir dürfen um alles bitten, was man erlaubterweise wünschen kann. Wir bitten zuerst und zuoberst um Befreiung von den Sünden, um Gnade, um Erwerb der Tugenden, um Gott würdig zu dienen und um in den Himmel aufgenommen zu werden. Wir dürfen aber auch bitten um das Gelingen unserer Werke, um Segen für unsere Arbeit, um Gesundheit, um Frieden mit den Menschen. Aber es muss immer im Hintergrund sein: Das alles zur Ehre Gottes. All unsere Bitten in irdischen Dingen sind eitel, wenn dadurch nicht die Verbindung zum letzten Ziel hergestellt wird. Also: Wenn wir um Gesundheit bitten, damit wir weiter zur Ehre Gottes arbeiten können. Wenn wir um Erfolg in unseren Werken bitten, damit Gott dadurch verherrlicht werde. Also nie vergessen, wenn wir um irdische Dinge bitten, die letzte Ausrichtung, dass der Name Gottes verherrlicht werde. Nicht uns, nicht uns, sondern deinem heiligen Namen, o Herr, gib die Ehre! Das allerbeste Gebet ist: Herr, gib mir nichts, als was du willst, und tue, was und wie du willst.

Gott läßt sich viel abbitten, aber er läßt sich nichts abzwingen. er bleibt der souveräne Herr. Er erhört, wen er erhören will, und er erhört, wann er erhören will, und er erhört, wie er erhören will. Die meisten von Ihnen kennen das schöne Gebet:

„Herr, wie du willst, soll mir geschehen, und wie du willst, so will ich gehen. Hilf deinen Willen nur verstehen.

Herr, wann du willst, dann ist es Zeit, und wann du willst, bin ich bereit, heut und in alle Ewigkeit.

Herr, was du willst, das nehm ich hin, und was du willst, ist mir Gewinn. Genug, dass ich dein eigen bin.

Herr, weil du willst, so ist es gut, und weil du willst, so hab ich Mut. Mein Herz in deinen Händen ruht.“

Amen.

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