Die Wahrheit verkündigen,
den Glauben verteidigen

Predigten des H.H. Prof. Dr. Georg May

Glaubenswahrheit.org  
25. Juli 2004

Der Mißbrauch der Religionsgeschichte

Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.

Geliebte im Herrn!

Wenn Sie die Religionsbücher Ihrer Kinder und Enkel durchblättern, dann stoßen Sie auf die erstaunliche Tatsache, dass dort nicht nur von der Offenbarung Alten und Neuen Testamentes die Rede ist, sondern auch von fremden Religionen. Da sieht man, wie sich indische Gläubige im Ganges waschen; man sieht Mohammedaner, welche die Kaaba in Mekka umschreiten; man findet buddhistische Mönche mit ihren farbigen Gewändern und man stößt auf tibetische Gebetsfahnen. Warum sollen Kinder nicht auch fremde Religionen kennenlernen, könnte man fragen. Dazu sind drei Bemerkungen notwendig.

1. Christliche Kinder sollen zuerst und vor allem und gründlich ihre eigene Religion kennenlernen. Aber daran fehlt es sehr. Kein Geringerer als der Kardinal Kasper hat gesagt: „Das religiöse Wissen ist in Deutschland auf einem Tiefstand, wie er noch nie erreicht war.“ Man soll zuerst die eigene Religion kennen und dann vielleicht auch andere. Aber die Kenntnis der Offenbarungsreligion ist konkurrenzlos wichtig und darf nicht neben der Kenntnis anderer Religionen zurückgesetzt werden.

2. Die fremden Religionen werden so hingestellt, als ob sie gleich gültige Ausformungen der religiösen Anlage des Menschen wären. Der eine hat eben diese Religion, der andere jene, je nachdem, wo er aufgewachsen ist und wie er erzogen wurde. Nein! Es kommt nicht darauf an, dass man irgendeine Religion hat, es kommt darauf an, dass man die richtige Religion hat, die gottgewollte, die von Gott gestiftete, und dazu trägt dieses Nebeneinanderstellen verschiedener Religionen nicht bei. Die Kinder können sehr leicht die Überzeugung gewinnen, es ist ganz egal, was einer glaubt, die eine Religion ist soviel wert wie die andere.

3. Von der christlichen Religion werden in den Religionsbüchern auch sehr düstere Seiten aufgezeigt. Es werden Verfehlungen und Schwächen und ungünstige Tatsachen der christlichen religion, der katholischen Kirche erwähnt. Von den fremden Religionen wird nichts Ungünstiges dargestellt. Sie werden nur in ihren positiven Seiten vor den Kindern ausgebreitet, so dass sie unter Umständen die Überzeugung gewinnen könnten, die sind ja viel besser, die sind ja viel nützlicher, die sind ja viel hilfreicher als die christliche Religion. Das sind die drei Gefahren, die ich in dieser Darstellung fremder Religionen in den Religionsbüchern eurer Kinder und Enkel sehe.

Selbstverständlich hat es eine Berechtigung, Religionen zu vergleichen. Es gibt eine eigene Wissenschaft, die Religionswissenschaft oder Religionsgeschichte, welche die verschiedenen Religionen in ihren Formen und ihren Erscheinungen vor den Menschen ausbreitet. Sie zeigt Parallelen, Vorstufen, Beeinflussungen zwischen den verschiedenen Religionen. Sie zeigt den Zusammenhang der Religionen mit ihrer Umwelt. Maß und Bedeutung der Beeinflussung der christlichen Religion durch andere Religionen werden allerdings sehr verschieden und gegensätzlich beurteilt.

Noch einmal: Die religionsgeschichtliche und die religionswissenschaftliche Forschung hat ihre Berechtigung. Sie muß sich grundsätzlich allen religiösen Strömungen der Umwelt des Alten und des Neuen Testamentes offen halten. Es ist ja möglich, dass das Christentum sich Bausteine fremder Religionen einverleibt hat. Warum soll das Christentum nicht Richtiges übernehmen, was sich in anderen Religionen findet? Dagegen ist nichts einzuwenden.

Die religiöse Anlage ist in allen Menschen gleich. Jeder Mensch hat eine Befähigung, zu Gott zu finden, und diese religiöse Anlage hat Formen, Ausdrücke, Begriffe, Anschauungen hervorgetrieben, die in den verschiedenen Religionen ähnlich sind und teilweise bei jeder Religion vorkommen. Das ist nicht zu verwundern. Wenn bei allen die religiöse Anlage vorhanden ist, wird auch ihre Ausformung sich in den verschiedenen Religionen ähneln. So vermögen die religionswissenschaftlichen Forschungen eine tiefere Kenntnis, ein besseres Verständnis der Bibel beider Testamente zu vermitteln. Sie lehren uns die Umwelt kennen, in der das Alte Testament und das Neue Testament entstanden sind. Sie können uns Gleichnisse, Vorgänge und Erscheinungen aus den biblischen Berichten besser erklären. Die Religionswissenschaft hat auch ihre Bedeutung für die Mission. Wenn wir Mission betreiben, müssen wir die fremden Religionen kennen, und diese Kenntnis vermag uns die Religionswissenschaft zu vermitteln. Wir können an die richtigen Elemente der fremden Religionen anknüpfen, um ihre falschen zu eliminieren. Das hat der heilige Paulus schon getan. Er kam einmal nach Athen, und er durchstreifte die Stadt und sah die vielen Tempel und Altäre. An einer Stelle fand er einen Altar, der dem „unbekannten Gott“ geweiht war, dem unbekannten Gott. Ja, sagte er, da habt ihr recht, den unbekannten Gott künde ich euch. So hat er angeknüpft an die religiösen Erscheinungen seiner Umwelt.

Freilich muß man die Grenzen der religionswissenschaftlichen Betrachtungsweise sehen. Die christliche Religion ist in gewisser Hinsicht konkurrenzlos, denn sie stammt nicht von unten, sondern von oben. Sie ist nicht von Menschen erfunden, sondern von Gott geschenkt. Dieser Ursprung hebt die christliche Religion über alle anderen Religionen hinweg. Sie ist in einem echten Sinne unvergleichlich. Die Offenbarungsreligion bestätigt das Richtige, was sich auch in fremden Religionen findet, aber sie korrigiert auch das Falsche, was diese Religionen ausgebildet haben.

Ähnlichkeiten zwischen den Religionen sind keine Abhängigkeiten. Ähnlichkeiten ergeben sich eben aus der gemeinsamen  religiösen Anlage. Es hat im Laufe der Wissenschaftsgeschichte Erfindungen gegeben, die zu gleicher Zeit von verschiedenen Männern und Frauen gemacht wurden, ohne dass man sagen kann, der eine ist von dem anderen abhängig. Im Jahre 1885/86 erfanden zwei Deutsche unabhängig voneinander den Kraftwagen, Carl Benz und Gottlieb Daimler. Keiner wusste vom anderen, aber jeder hat auf seine Weise sein erfinderisches Genie benutzt, um den Kraftwagen, die ersten Prototypen, unvollkommen selbstverständlich, zu erstellen. Konvergenzen, Annäherungen sind keine Abhängigkeiten. Daran müssen wir uns halten, wenn wir von der Religionsgeschichte sprechen.

Außerdem gibt es einen Missbrauch der Religionsgeschichte. Sehen Sie, meine lieben Freunde, ich habe in meinem Studium diese ungläubigen Bücher gelesen, und ich bin Gott dankbar, dass ich sie gelesen habe. Seitdem scheine ich unanfechtbar für den Unglauben zu sein. Man sieht die Fadenscheinigkeit des Unglaubens; man erkennt seine Unhaltbarkeit; man sieht die Vorurteile, aus denen er besteht, und das ist eben bei der Religionsgeschichte der Fall. Da wird zum Beispiel behauptet: Ja, in der Religionsgeschichte, da gibt es auch Wunder, die beispielsweise Appolonius von Tiana oder Kaiser Vespasian gewirkt hat, und die sind genau so unglaubwürdig wie die Wunder im Evangelium. Meine lieben Freunde, diese Behauptung ist durch nichts bewiesen. Es gibt überhaupt keinen irgendwie erkennbaren Zusammenhang zwischen den angeblichen Wundern in anderen Religionen und den wirklichen Wundern im Evangelium. Man geht weiter her und sagt: Ja, der Knabe Moses wurde von einer Tochter des Pharaonen gerettet, als er wie die jüdischen Knäblein in Ägypten ermordet werden sollte, und diese Geschichte hat das Vorbild abgegeben für die Rettungsgeschichte Jesu; dieser wurde nach Ägypten verbracht, um nicht mit den Knäblein durch Herodes getötet zu werden. Eine reine, ohne jeden Beweis hingestellte Behauptung, eine freche, eine unverschämte Behauptung! Als ob eine alttestamentliche Erzählung ein neutestamentliches Geschehen hervorgetrieben habe; als ob man Jesus zugeschrieben hat, was an Moses geschehen ist.

Oder ein anderes Beispiel, wie man die Religionsgeschichte missbraucht. Die Propheten Elias und Elisäus haben nach dem Alten Testament Tote erweckt. Ja, sagt man jetzt, da Jesus auch ein Prophet war, hat man ihm ebenfalls Totenerweckungen zugeschrieben. Zugeschrieben! Er hat sie nicht getan, sondern man hat ihm, um die Propheten des Alten Bundes zu überbieten, wunderbare Erscheinungen, vor allem Totenerweckungen, künstlich und unwahrhaftig zugeschrieben. Diese Behauptungen, meine lieben Freunde, sind durchweg erfunden und unhaltbar. Es hat nirgends einen Beweis dafür gegeben, dass ein wirklicher Zusammenhang zwischen den religionsgeschichtlichen Parallelen und dem Christusgeschehen besteht.

Die Religionen haben wohl allesamt ein höchstes Wesen angenommen, einen Hochgott, der alle anderen Götter überragt. Das ist ein Zeichen dafür, dass die religiöse Anlage des Menschen notwendig dazu kommt, aus der Geschichte und aus der Natur auf Gott zuschließen. Das ist ja sogar eine Lehre der katholischen Kirche, dass man aus der Natur und aus der Geschichte auf den Schöpfer schließen kann, und das haben eben die Menschen fremder Religionen getan. Sie haben ein höchstes Wesen angenommen. Aber die christliche Religion weiß mehr von diesem höchsten Wesen als die fremden Religionen. Sie weiß vor allem Richtigeres von diesem höchsten Wesen. Die neutestamentliche Offenbarung korrigiert die Vorstellungen vom höchsten Wesen. Ich zitiere einige Texte.

Im Römerbrief schreibt Paulus: „Was man von Gott erkennen kann, ist ihnen offenbar. Sein unsichtbares Wesen, seine ewige Macht und Göttlichkeit sind seit Erschaffung der Welt durch das Licht der Vernunft an seinen Werken zu erkennen. Deshalb sind sie nicht zu entschuldigen. Denn obwohl sie Gott erkannten, haben sie ihn doch nicht als Gott geehrt noch ihm gedankt, sondern wurden töricht in ihren Gedanken. Ihr unverständiges Herz wurde verfinstert. Sie meinten weise zu sein und sind Toren geworden. Die Herrlichkeit des unvergänglichen Gottes vertauschten sie mit dem Bilde von vergänglichen Menschen, Vögeln, vierfüßigen und kriechenden Tieren.“ Hier weist Paulus auf die Verirrungen hin, in die die heidnischen Völker bei ihrer Gottesverehrung gefallen sind. Sie vertauschten den unvergänglichen Gott mit vergänglichen Menschen, Vögeln, vierfüßigen und kriechenden Tieren. Oder an einer anderen Stelle nennt er die Götzen der Heiden stumm. Das heißt, sie haben einen Mund, und sie können nicht sprechen; sie haben kein Leben. Wieder an einer anderen Stelle sagt Paulus von den heidnischen Göttern: „Ein jeder soll seine Gattin besitzen in Heiligkeit und Ehrbarkeit, nicht in leidenschaftlicher Lust wie die Heiden, welche Gott nicht kennen.“ Hier spricht Paulus den Heiden die Kenntnis Gottes ab: „…welche Gott nicht kennen.“ Sie haben Götzen, aber sie haben nicht Gott. Sie haben sich Gottheiten geschaffen nach ihrem eigenen Bilde, aber sie sind nicht vorgedrungen zum wahren transzendenten Wesen Gottes.

Die heidnischen Religionen haben auch das Gespür gehabt, dass man beten muß, dass man Gott ehren, anerkennen muß, dass man zu ihm rufen darf, dass man ihn bitten und zu ihm flehen darf. Die Ahnung des Numinosen, die im Menschen lebt, treibt eben mit einer gewissen Konsequenz Gebete hervor, die Anerkennung und Unterwerfung ausdrücken. Aber auch zu diesem Thema weiß das Neue Testament etwas zu sagen. In der Bergpredigt erklärt der Heiland: „Wenn ihr betet, sollt ihr nicht plappern wie die Heiden.“ Die Heiden plappern. „Wenn ihr betet, sollt ihr nicht plappern wie die Heiden. Denn diese meinen erhört zu werden, wenn sie viele Worte machen.“ Hier geißelt er die heidnische Frömmigkeit. Sie wollen Gott zur Erhörung ihrer Wünsche zwingen, indem sie Gebete häufen, indem sie plappern, indem sie viele Worte machen, und sie denken, dadurch seien sie der Erhörung gewiß. Das weist der Herr in der Bergpredigt ab.

Die Heiden haben auch gewusst, dass es beim Gebet nicht bleiben darf. Sie haben erkannt, dass man Gott etwas übereignen muß, dass man Gott etwas schenken muß, dass man etwas aus dem eigenen Vermögen, aus dem eigenen Eigentum aussondern muß, um es Gott zu übereignen, nämlich dass man Opfer darbringen muß. Und so haben sie Opfer dargebracht. Sie haben Körner auf den Altar gelegt und verbrannt; sie haben Garben zum Opfer gebracht; sie haben Tiere, Tauben, Schafe, Rinder geopfert. Ja, sie haben Menschen geopfert, um die erzürnten Götter zu versöhnen.

Zu diesem Opferdienst hat das Neue Testament ebenfalls einiges zu sagen, etwa im Hebräerbrief: „Unmöglich nimmt das Blut von Stieren und Böcken Sünden hinweg.“ Unmöglich nimmt das Blut von Stieren und Böcken Sünden hinweg. Diese Opfer erreichen nicht, was sie ersehnen, nämlich die Entsündigung des Menschen. Sie sind nicht fähig, das zu bewirken, was die Menschen mit ihnen erstreben. An einer anderen Stelle schreibt der Apostel Paulus: „Was die Heiden opfern, das opfern sie den bösen Geistern und nicht Gott.“ Ihr Opfer hat nicht das richtige Ziel. Es kommt beim Opfer darauf an, dass man die richtige Vorstellung von Gott hat, dann wird man auch richtig opfern. Aber die Heiden haben nicht die richtige Vorstellung von Gott. Was sie opfern, das opfern sie den Göttern, den bösen Geistern und nicht Gott.

Ein weiteres Element, das die natürlich religiöse Anlage des Menschen hervorgetrieben hat, sind Waschungen. Der Mensch hat immer gespürt, dass man sich durch Sünden beschmutzt, dass man durch Unrecht in der Seele eine Kränkung der Seele herbeiführt und dass man davon frei werden möchte. Und da haben die Menschen zu dem gegriffen, was von körperlichem Schmutz befreit, nämlich zum Wasser. So wie Wasser von körperlichem Schmutz befreit, so haben sie ihre Zuflucht auch genommen zu Wasser, das von dem seelischen Schmutz befreien soll. Sie haben, wenn man so sagen kann, Taufen erfunden. Aber diese Taufen des religionsgeschichtlichen Umfelds vermögen das nicht zu leisten, was ihre Anwender damit bezwecken. Selbst die Taufe Johannes des Täufers war nur eine Vorbereitung auf das eigentliche Taufgeschehen im Christentum. Paulus kam einmal nach Ephesus, und dort traf er einige Jünger. Er fragte sie: „Habt ihr den Heiligen Geist empfangen, als ihr gläubig wurdet?“ Sie antworteten: „Nein. Wir haben nicht einmal gehört, dass es einen Heiligen Geist gibt.“ Da fragte er weiter: „Welche Taufe habt ihr dann empfangen?“ „Die Taufe des Johannes“, erwiderten sie. „Ja“, erklärte dann Paulus, „Johannes hat eine Bußtaufe gespendet und dem Volke gesagt, sie sollten an den, der nach ihm kommt, glauben, nämlich an Jesus.“ Da sie dies hörten, ließen sie sich taufen auf den Namen des Herrn Jesus. Jetzt hatten sie die rechte Taufe. Jetzt hatten sie die einzige Taufe, die wirklich von der Sünde, vom Elend und vom Schmutz der Sünde befreien konnte. Und im Römerbrief erklärt Paulus noch ganz genau, warum allein die christliche Taufe kräftig ist, von Sünden zu befreien, weil sie nämlich ein Zusammenwachsen mit Jesus besagt. Die Taufe, die der Christ empfängt, ist Taufe auf den Tod und auf die Auferstehung Jesu. „Da wir der Sünde gestorben sind, wie sollten wir in ihr noch leben? Oder wisst ihr nicht, dass wir alle, die wir auf Christus Jesus getauft sind, auf seinen Tod getauft worden sind, denn mitbegraben sind wir mit ihm durch die Taufe auf den Tod, damit, wie Christus auferstanden ist von den Toten durch die Herrlichkeit des Vaters, so auch wir in einem neuen Leben wandeln.“

Die nichtchristlichen Religionen, die fremden Religionen, haben auch eine Ethik ausgebildet, also sittliche Gebote und Verbote. Sie haben eine Ahnung davon gehabt, dass Gott der Schöpfer und der Garant der Sittlichkeit ist, dass die Gebote nur dann eine Begründung haben, wenn sie von Gott kommen. Das haben sie geahnt. Und so haben sie eine Ethik geschaffen, also eine Summe von Geboten und Verboten, die teilweise übereinstimmen. Diese Ethik stammt teilweise aus der Uroffenbarung, teilweise aus dem Gewissen, aus der Erfahrung oder aus Übernahme von anderen Religionen. Aber diese Ethik ist eben unzulänglich. Der Mensch ist ja immer in Gefahr, die Gebote abzuschleifen, zu vermindern, alles Beschwerliche und Lästige abzustreifen. Das haben die fremden Religionen getan. Und deswegen verfallen sie und ihre Ethik auch dem Verdikt der christlichen Offenbarung. So schreibt Paulus im Römerbrief, weil die Heiden eben den wahren Gott nicht gekannt haben: „Darum überließ sie Gott schändlichen Leidenschaften. Ihre Weiber vertauschten den natürlichen Verkehr mit dem widernatürlichen. Ebenso verließen auch die Männer den natürlichen Umgang mit der Frau und entbrannten in wilder Gier gegeneinander. Männer verübten Schamloses aneinander und empfingen den gebührenden Lohn für ihre Verirrung an sich selbst. Weil sie die Gotteserkenntnis verwarfen, überließ sie Gott ihrer verworfenen Gesinnung, so dass sie taten, was nicht recht ist. Bosheit, Unzucht, Habsucht, Schlechtigkeit, Neid, Mord, Hader, Arglist, Tücke, Verleumder, Gottesfeinde, Spötter, Stolze, Prahler, Erfinder von Bösem, widerspenstig gegen die Eltern, unvernünftig, ungeordnet, ohne Liebe, ohne Treue, ohne Erbarmen.“ Das alles sind die Folgen einer falschen Ethik, die von falschen Religionen aufgestellt wurde.

Um noch ein letztes Beispiel zu erwähnen, wie das Neue Testament über die Ethik der Heiden denkt. Der Herr warnt die Christen, seine Anhänger, seine Jünger vor ängstlichem Sorgen. „So fragt nicht, was ihr essen und was ihr trinken sollt, und lasst euch nicht beunruhigen, denn nach all dem trachten die Heiden.“ Die Heiden sind eben nur an materiellen Werten interessiert: Essen, Trinken, Reisen, Urlaub machen, das ist das einzige, was die Heiden erstreben – auch die Heiden von heute! Ihre Ethik ist unzulänglich, und dementsprechend muß sie durch die neutestamentliche Ethik, durch die Ethik Christi ersetzt werden.

Meine lieben Freunde! Die Mittel, die der Mensch hat, um seine Beziehung zur Gottheit auszudrücken, sind nicht unbegrenzt. Deswegen sind sie auch in den verschiedenen Religionen ähnlich: Höchstes Wesen, Gebet, Opfer, Waschung, Ethik, Knien, Hände falten. Das alles kommt in den verschiedenen Religionen vor. Was daran richtig ist, das wird durch die christliche Religion bestätigt. Aber das ist eben der einzige gottgegebene Maßstab, um die fremden Religionen zu beurteilen, die christliche Religion. Das ist der einzige Maßstab, der richtigerweise an diese Religionen angelegt wird. Und deswegen sind die Religionen entweder rührende oder abstoßende Weisen, wie man zu Gott kommen will, wie man versucht, in Verbindung mit der Gottheit zu treten. Aber nur eine Religion führt zu Gott.

Papst Paul VI. schrieb in seiner Ermahnung „Evangelii nuntiandi“: „Durch unsere Religion wird wirklich die echte und lebendige Verbindung mit Gott hergestellt, welche die anderen Religionen nicht herstellen können, auch wenn es scheinen mag, dass sie sozusagen ihre Arme zum Himmel ausstrecken.“ Schöner kann man es kaum sagen. Durch unsere Religion wird wirklich die echte und lebendige Verbindung mit Gott hergestellt, welche die anderen Religionen nicht herstellen können, auch wenn es scheinen mag, dass sie sozusagen ihre Arme zum Himmel ausstrecken.

Die Religionen vor Christus standen im Advent. Sie warteten auf den Erlöser und hatten damit eine Vorläuferfunktion. Sie waren zu diesem Zeitpunkt insofern berechtigt, als die Offenbarung noch nicht geschehen war. Nach dem Erscheinen des Erlösers stehen die fremden Religionen nicht mehr im Advent, sondern im Widerstand gegen die Offenbarungsreligion. Ihre Stunde ist abgelaufen; sie haben ihr Daseinsrecht verwirkt. Jetzt gilt der Satz: „Es ist in keinem anderen Namen Heil zu gewinnen als im Namen Jesu, denn einer allein ist der Herr, einer allein ist der Höchste, Jesus Christus, in der Herrlichkeit Gottes des Vaters.“

Amen.

Schrift
Seitenanzeige für große Bildschirme
Anzeige: Vereinfacht / Klein
Schrift: Kleiner / Größer
Druckversion dieser Predigt